Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.2. Ach edler Schatz verzeih es mir, Daß ich so spät bin kommen, Die grosse Lieb aus Herzens Begier Hat mich dazu gezwungen. Jezt liegt mein Schatz, mein edler Schatz Gar sanft in seinem Bettchen, Ey möcht ich ihn ganz inniglich Mit meiner Musik wecken. Erweck ich sie, erschreck ich sie, Es müß mich herzlich reuen, Ach könnte ich doch bey ihr seyn, Und ruhn in ihren Armen. Sie hat zwey Cristallinisch Stein, Auf Elfenbein auch Purpur, Solt ihr geschehn daran ein Leid, So spräng mein Herz in Stücken. Vision. (Mündlich.) Ueber den Kirchhof gieng ich allein Zu meines Liebchens Kämmerlein, Und als ich wollt von dannen gehn, Da hielt es mich, ich mußt da stehn. Ein Seel stand traurig an eim Grab, Und schrie mit heller Stimm hinab, 2. Ach edler Schatz verzeih es mir, Daß ich ſo ſpaͤt bin kommen, Die groſſe Lieb aus Herzens Begier Hat mich dazu gezwungen. Jezt liegt mein Schatz, mein edler Schatz Gar ſanft in ſeinem Bettchen, Ey moͤcht ich ihn ganz inniglich Mit meiner Muſik wecken. Erweck ich ſie, erſchreck ich ſie, Es muͤß mich herzlich reuen, Ach koͤnnte ich doch bey ihr ſeyn, Und ruhn in ihren Armen. Sie hat zwey Criſtalliniſch Stein, Auf Elfenbein auch Purpur, Solt ihr geſchehn daran ein Leid, So ſpraͤng mein Herz in Stuͤcken. Viſion. (Muͤndlich.) Ueber den Kirchhof gieng ich allein Zu meines Liebchens Kaͤmmerlein, Und als ich wollt von dannen gehn, Da hielt es mich, ich mußt da ſtehn. Ein Seel ſtand traurig an eim Grab, Und ſchrie mit heller Stimm hinab, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0023" n="13"/> <lg n="5"> <head>2.</head><lb/> <l>Ach edler Schatz verzeih es mir,</l><lb/> <l>Daß ich ſo ſpaͤt bin kommen,</l><lb/> <l>Die groſſe Lieb aus Herzens Begier</l><lb/> <l>Hat mich dazu gezwungen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Jezt liegt mein Schatz, mein edler Schatz</l><lb/> <l>Gar ſanft in ſeinem Bettchen,</l><lb/> <l>Ey moͤcht ich ihn ganz inniglich</l><lb/> <l>Mit meiner Muſik wecken.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Erweck ich ſie, erſchreck ich ſie,</l><lb/> <l>Es muͤß mich herzlich reuen,</l><lb/> <l>Ach koͤnnte ich doch bey ihr ſeyn,</l><lb/> <l>Und ruhn in ihren Armen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Sie hat zwey Criſtalliniſch Stein,</l><lb/> <l>Auf Elfenbein auch Purpur,</l><lb/> <l>Solt ihr geſchehn daran ein Leid,</l><lb/> <l>So ſpraͤng mein Herz in Stuͤcken.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Viſion</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Muͤndlich.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">U</hi>eber den Kirchhof gieng ich allein</l><lb/> <l>Zu meines Liebchens Kaͤmmerlein,</l><lb/> <l>Und als ich wollt von dannen gehn,</l><lb/> <l>Da hielt es mich, ich mußt da ſtehn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein Seel ſtand traurig an eim Grab,</l><lb/> <l>Und ſchrie mit heller Stimm hinab,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
2.
Ach edler Schatz verzeih es mir,
Daß ich ſo ſpaͤt bin kommen,
Die groſſe Lieb aus Herzens Begier
Hat mich dazu gezwungen.
Jezt liegt mein Schatz, mein edler Schatz
Gar ſanft in ſeinem Bettchen,
Ey moͤcht ich ihn ganz inniglich
Mit meiner Muſik wecken.
Erweck ich ſie, erſchreck ich ſie,
Es muͤß mich herzlich reuen,
Ach koͤnnte ich doch bey ihr ſeyn,
Und ruhn in ihren Armen.
Sie hat zwey Criſtalliniſch Stein,
Auf Elfenbein auch Purpur,
Solt ihr geſchehn daran ein Leid,
So ſpraͤng mein Herz in Stuͤcken.
Viſion.
(Muͤndlich.)
Ueber den Kirchhof gieng ich allein
Zu meines Liebchens Kaͤmmerlein,
Und als ich wollt von dannen gehn,
Da hielt es mich, ich mußt da ſtehn.
Ein Seel ſtand traurig an eim Grab,
Und ſchrie mit heller Stimm hinab,
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/23>, abgerufen am 22.02.2025. |