Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Alte Prophezeihung eines nahen Krieges, der aber mit dem Frühling endet. (Badische Wochenschrift 1806. S. 256.) Es wird am Sankt Mattheus Tag Die Sonne treten in die Wag', Des sey die Armuth recht beklagt; Der Friede wird ihr abgesagt, Und auch darzu dem ganzen Land. Der alte Feind ist wohl bekannt, Er zieht daher von Mitternacht, Mit großer Heereskraft und Macht, Quartier macht ihm ein wild Gesind, Der kalte Regen der rauhe Wind, Dann flüchte jeder in die Gruben Kartoffeln, Kraut, gelb, weiße Ruben. Mit Erd soll man die Reben decken, Wenn Frosch und Mücken sich verstecken; Wenn Kröt und Natter sich verkrochen Dann wird der wilde Feind anpochen. Vor ihm wird Storch und Schwalbe fliehen, Der tapfre Kranich weiter ziehen, Sein Vortrab kömmt mit kalten Reifen, Dann soll das Volk zur Rüstung greifen, Schnell Fenster und auch Ofen flicken, Die Stuben verstreichen und verzwiken, Die Thür mit Tuch und Filz beschlagen, Die Federbetten herbei auch tragen, Das Dach mit Stroh und Ziegel bessern, Kein Krebs mehr fangen in Gewässern, Kein G'sell und Bub soll bei Ungnaden 2. Band. 5.
Alte Prophezeihung eines nahen Krieges, der aber mit dem Fruͤhling endet. (Badiſche Wochenſchrift 1806. S. 256.) Es wird am Sankt Mattheus Tag Die Sonne treten in die Wag', Des ſey die Armuth recht beklagt; Der Friede wird ihr abgeſagt, Und auch darzu dem ganzen Land. Der alte Feind iſt wohl bekannt, Er zieht daher von Mitternacht, Mit großer Heereskraft und Macht, Quartier macht ihm ein wild Geſind, Der kalte Regen der rauhe Wind, Dann fluͤchte jeder in die Gruben Kartoffeln, Kraut, gelb, weiße Ruben. Mit Erd ſoll man die Reben decken, Wenn Froſch und Muͤcken ſich verſtecken; Wenn Kroͤt und Natter ſich verkrochen Dann wird der wilde Feind anpochen. Vor ihm wird Storch und Schwalbe fliehen, Der tapfre Kranich weiter ziehen, Sein Vortrab koͤmmt mit kalten Reifen, Dann ſoll das Volk zur Ruͤſtung greifen, Schnell Fenſter und auch Ofen flicken, Die Stuben verſtreichen und verzwiken, Die Thuͤr mit Tuch und Filz beſchlagen, Die Federbetten herbei auch tragen, Das Dach mit Stroh und Ziegel beſſern, Kein Krebs mehr fangen in Gewaͤſſern, Kein G'ſell und Bub ſoll bei Ungnaden 2. Band. 5.
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Alte Prophezeihung eines nahen Krieges,
der aber mit dem Fruͤhling endet.
(Badiſche Wochenſchrift 1806. S. 256.)
Es wird am Sankt Mattheus Tag
Die Sonne treten in die Wag',
Des ſey die Armuth recht beklagt;
Der Friede wird ihr abgeſagt,
Und auch darzu dem ganzen Land.
Der alte Feind iſt wohl bekannt,
Er zieht daher von Mitternacht,
Mit großer Heereskraft und Macht,
Quartier macht ihm ein wild Geſind,
Der kalte Regen der rauhe Wind,
Dann fluͤchte jeder in die Gruben
Kartoffeln, Kraut, gelb, weiße Ruben.
Mit Erd ſoll man die Reben decken,
Wenn Froſch und Muͤcken ſich verſtecken;
Wenn Kroͤt und Natter ſich verkrochen
Dann wird der wilde Feind anpochen.
Vor ihm wird Storch und Schwalbe fliehen,
Der tapfre Kranich weiter ziehen,
Sein Vortrab koͤmmt mit kalten Reifen,
Dann ſoll das Volk zur Ruͤſtung greifen,
Schnell Fenſter und auch Ofen flicken,
Die Stuben verſtreichen und verzwiken,
Die Thuͤr mit Tuch und Filz beſchlagen,
Die Federbetten herbei auch tragen,
Das Dach mit Stroh und Ziegel beſſern,
Kein Krebs mehr fangen in Gewaͤſſern,
Kein G'ſell und Bub ſoll bei Ungnaden
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/77>, abgerufen am 03.03.2025. |