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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Sich fürder mehr im Flusse baden.
Den Lustgärtnern wird abgesagt,
Barfus, Hemdärmel wird verjagt,
Die Nankinghosen ziehn ab zu Haufen,
Die leinen Kittel auch entlaufen,
Die Strohhüt sind betrübt und trauren,
Und von den Dörfern knarrn die Bauren,
Auf Karren leis das Holz herzu;
Die Köhler halten auch kein Ruh,
Sie bringen große Wagen voll Kohlen.
Dann zieht der Feind ganz unverholen
Daher mit kaltschneidender Luft,
Wald und Heck stehn ganz in Duft,
Ein Nacht schnell Wonn und Freud zerstört.
Nun endlich wird das Volk empört,
Das Vieh flüchten sie in die Ställ,
Das Volk sich also wapnet schnell
In Pelz, Rauchmützen und Filzsoken,
Pelzschu, Handschu recht unerschrocken,
Auch zieht es mit großem Heer
Dem Winter zu thun Gegenwehr.
Zähnklappern, Zittern geht da los,
Husch Hüsch, ist ein Geschreie groß,
In weiß Montur kleidt sich der Nachen,
In blau die Mäuler, in roth die Nasen.
Der Feind wirft einen großen Schnee,
Sein Brücken schimmert auf Fluß und See,
Er stickt die Fisch boshafter weis;
Da haun wir Löcher in das Eis.
Der Feind bringt Schollen und Wassergüß,
Schwellt an mit Eises Fluth die Flüß,

Sich fuͤrder mehr im Fluſſe baden.
Den Luſtgaͤrtnern wird abgeſagt,
Barfus, Hemdaͤrmel wird verjagt,
Die Nankinghoſen ziehn ab zu Haufen,
Die leinen Kittel auch entlaufen,
Die Strohhuͤt ſind betruͤbt und trauren,
Und von den Doͤrfern knarrn die Bauren,
Auf Karren leis das Holz herzu;
Die Koͤhler halten auch kein Ruh,
Sie bringen große Wagen voll Kohlen.
Dann zieht der Feind ganz unverholen
Daher mit kaltſchneidender Luft,
Wald und Heck ſtehn ganz in Duft,
Ein Nacht ſchnell Wonn und Freud zerſtoͤrt.
Nun endlich wird das Volk empoͤrt,
Das Vieh fluͤchten ſie in die Staͤll,
Das Volk ſich alſo wapnet ſchnell
In Pelz, Rauchmuͤtzen und Filzſoken,
Pelzſchu, Handſchu recht unerſchrocken,
Auch zieht es mit großem Heer
Dem Winter zu thun Gegenwehr.
Zaͤhnklappern, Zittern geht da los,
Huſch Huͤſch, iſt ein Geſchreie groß,
In weiß Montur kleidt ſich der Nachen,
In blau die Maͤuler, in roth die Naſen.
Der Feind wirft einen großen Schnee,
Sein Bruͤcken ſchimmert auf Fluß und See,
Er ſtickt die Fiſch boshafter weis;
Da haun wir Loͤcher in das Eis.
Der Feind bringt Schollen und Waſſerguͤß,
Schwellt an mit Eiſes Fluth die Fluͤß,

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[66/0078] Sich fuͤrder mehr im Fluſſe baden. Den Luſtgaͤrtnern wird abgeſagt, Barfus, Hemdaͤrmel wird verjagt, Die Nankinghoſen ziehn ab zu Haufen, Die leinen Kittel auch entlaufen, Die Strohhuͤt ſind betruͤbt und trauren, Und von den Doͤrfern knarrn die Bauren, Auf Karren leis das Holz herzu; Die Koͤhler halten auch kein Ruh, Sie bringen große Wagen voll Kohlen. Dann zieht der Feind ganz unverholen Daher mit kaltſchneidender Luft, Wald und Heck ſtehn ganz in Duft, Ein Nacht ſchnell Wonn und Freud zerſtoͤrt. Nun endlich wird das Volk empoͤrt, Das Vieh fluͤchten ſie in die Staͤll, Das Volk ſich alſo wapnet ſchnell In Pelz, Rauchmuͤtzen und Filzſoken, Pelzſchu, Handſchu recht unerſchrocken, Auch zieht es mit großem Heer Dem Winter zu thun Gegenwehr. Zaͤhnklappern, Zittern geht da los, Huſch Huͤſch, iſt ein Geſchreie groß, In weiß Montur kleidt ſich der Nachen, In blau die Maͤuler, in roth die Naſen. Der Feind wirft einen großen Schnee, Sein Bruͤcken ſchimmert auf Fluß und See, Er ſtickt die Fiſch boshafter weis; Da haun wir Loͤcher in das Eis. Der Feind bringt Schollen und Waſſerguͤß, Schwellt an mit Eiſes Fluth die Fluͤß,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/78>, abgerufen am 22.11.2024.