Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Die schwarz dem kleinen Kindlein war, Weil es noch nicht getaufet war; Auf der dritten war wohl geschrieben: Sie sind all bei Gott, die sich lieben. Den Herrn, den gräbt man wieder aus, Legt ihn zum Annelein ins Gotteshaus, Da liegen vier Leichen zusammen, Das Gott erbarme. Amen! Edelkönigs-Kinder. (Mitgetheilt von H. Schlosser.) Es waren zwei Edelkönigs-Kinder, Die beiden die hatten sich lieb, Beisammen konten sie dir nit kommen, Das Wasser war viel zu tief. Ach Liebchen köntest du schwimmen, So schwimme doch her zu mir, Drey Kerzlein wollt ich dir anstecken, Die selten auch leuchten dir. Da saß ein loses Nönnechen, Das that, als wenn es schlief, Es that die Kerzlein ausblasen, Der Jüngling vertrank so tief. Ach Mutter herzliebste Mutter, Wie thut mir mein Häuptchen so weh, Könt ich ein kleine Weile Spazieren gehn längst der See. Ach Tochter herzliebste Tochter, Allein solst du da nit gehn, Die ſchwarz dem kleinen Kindlein war, Weil es noch nicht getaufet war; Auf der dritten war wohl geſchrieben: Sie ſind all bei Gott, die ſich lieben. Den Herrn, den graͤbt man wieder aus, Legt ihn zum Annelein ins Gotteshaus, Da liegen vier Leichen zuſammen, Das Gott erbarme. Amen! Edelkoͤnigs-Kinder. (Mitgetheilt von H. Schloſſer.) Es waren zwei Edelkoͤnigs-Kinder, Die beiden die hatten ſich lieb, Beiſammen konten ſie dir nit kommen, Das Waſſer war viel zu tief. Ach Liebchen koͤnteſt du ſchwimmen, So ſchwimme doch her zu mir, Drey Kerzlein wollt ich dir anſtecken, Die ſelten auch leuchten dir. Da ſaß ein loſes Noͤnnechen, Das that, als wenn es ſchlief, Es that die Kerzlein ausblaſen, Der Juͤngling vertrank ſo tief. Ach Mutter herzliebſte Mutter, Wie thut mir mein Haͤuptchen ſo weh, Koͤnt ich ein kleine Weile Spazieren gehn laͤngſt der See. Ach Tochter herzliebſte Tochter, Allein ſolſt du da nit gehn, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0264" n="252"/> <lg n="15"> <l>Die ſchwarz dem kleinen Kindlein war,</l><lb/> <l>Weil es noch nicht getaufet war;</l><lb/> <l>Auf der dritten war wohl geſchrieben:</l><lb/> <l>Sie ſind all bei Gott, die ſich lieben.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Den Herrn, den graͤbt man wieder aus,</l><lb/> <l>Legt ihn zum Annelein ins Gotteshaus,</l><lb/> <l>Da liegen vier Leichen zuſammen,</l><lb/> <l>Das Gott erbarme. Amen!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Edelkoͤnigs</hi>-<hi rendition="#g">Kinder</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Mitgetheilt von H. Schloſſer.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s waren zwei Edelkoͤnigs-Kinder,</l><lb/> <l>Die beiden die hatten ſich lieb,</l><lb/> <l>Beiſammen konten ſie dir nit kommen,</l><lb/> <l>Das Waſſer war viel zu tief.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ach Liebchen koͤnteſt du ſchwimmen,</l><lb/> <l>So ſchwimme doch her zu mir,</l><lb/> <l>Drey Kerzlein wollt ich dir anſtecken,</l><lb/> <l>Die ſelten auch leuchten dir.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Da ſaß ein loſes Noͤnnechen,</l><lb/> <l>Das that, als wenn es ſchlief,</l><lb/> <l>Es that die Kerzlein ausblaſen,</l><lb/> <l>Der Juͤngling vertrank ſo tief.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ach Mutter herzliebſte Mutter,</l><lb/> <l>Wie thut mir mein Haͤuptchen ſo weh,</l><lb/> <l>Koͤnt ich ein kleine Weile</l><lb/> <l>Spazieren gehn laͤngſt der See.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ach Tochter herzliebſte Tochter,</l><lb/> <l>Allein ſolſt du da nit gehn,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0264]
Die ſchwarz dem kleinen Kindlein war,
Weil es noch nicht getaufet war;
Auf der dritten war wohl geſchrieben:
Sie ſind all bei Gott, die ſich lieben.
Den Herrn, den graͤbt man wieder aus,
Legt ihn zum Annelein ins Gotteshaus,
Da liegen vier Leichen zuſammen,
Das Gott erbarme. Amen!
Edelkoͤnigs-Kinder.
(Mitgetheilt von H. Schloſſer.)
Es waren zwei Edelkoͤnigs-Kinder,
Die beiden die hatten ſich lieb,
Beiſammen konten ſie dir nit kommen,
Das Waſſer war viel zu tief.
Ach Liebchen koͤnteſt du ſchwimmen,
So ſchwimme doch her zu mir,
Drey Kerzlein wollt ich dir anſtecken,
Die ſelten auch leuchten dir.
Da ſaß ein loſes Noͤnnechen,
Das that, als wenn es ſchlief,
Es that die Kerzlein ausblaſen,
Der Juͤngling vertrank ſo tief.
Ach Mutter herzliebſte Mutter,
Wie thut mir mein Haͤuptchen ſo weh,
Koͤnt ich ein kleine Weile
Spazieren gehn laͤngſt der See.
Ach Tochter herzliebſte Tochter,
Allein ſolſt du da nit gehn,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |