Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Schnell Rath wird hier der beste seyn,
Wir reiten unsre Strassen.

Der Bischof von Hildesheim sprach:
"Käm ich wieder in meine Stadt,
"Wollt mich des freuen mehrn.
"Dieser Hechte wir essen nicht,
"Die Gräten stechen sehre."


Klage der Churfürstin, Frauen Sybille
von Sachsen
.

(Von Peter Watzdorf aus der Reformationszeit.)

Ach Gott mich thut verlangen,
Nach dem, der jezt gefangen,
Den liebsten Fürsten mein,
Daß ich ihn so muß meiden,
Bringt mir ein herzlich Leiden;
Ach Gott hilf ihn aus dieser Pein.
Er ist in Kaisers Händen,
Mein Gott thu es bald wenden,
Dem Kaiser gieb den Muth,
Daß er recht thu bedenken,
Woher komm dieses Zänken,
Dem Fürsten geb wieder sein Gut.
Ob er was hätt verbrochen,
Fürwahr ist g'nug gerochen,
Land, Leut hat man verderbt,

Schnell Rath wird hier der beſte ſeyn,
Wir reiten unſre Straſſen.

Der Biſchof von Hildesheim ſprach:
„Kaͤm ich wieder in meine Stadt,
„Wollt mich des freuen mehrn.
„Dieſer Hechte wir eſſen nicht,
„Die Graͤten ſtechen ſehre.“


Klage der Churfuͤrſtin, Frauen Sybille
von Sachſen
.

(Von Peter Watzdorf aus der Reformationszeit.)

Ach Gott mich thut verlangen,
Nach dem, der jezt gefangen,
Den liebſten Fuͤrſten mein,
Daß ich ihn ſo muß meiden,
Bringt mir ein herzlich Leiden;
Ach Gott hilf ihn aus dieſer Pein.
Er iſt in Kaiſers Haͤnden,
Mein Gott thu es bald wenden,
Dem Kaiſer gieb den Muth,
Daß er recht thu bedenken,
Woher komm dieſes Zaͤnken,
Dem Fuͤrſten geb wieder ſein Gut.
Ob er was haͤtt verbrochen,
Fuͤrwahr iſt g'nug gerochen,
Land, Leut hat man verderbt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="21">
              <pb facs="#f0123" n="111"/>
              <l>Schnell Rath wird hier der be&#x017F;te &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Wir reiten un&#x017F;re Stra&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="22">
              <l>Der Bi&#x017F;chof von Hildesheim &#x017F;prach:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ka&#x0364;m ich wieder in meine Stadt,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wollt mich des freuen mehrn.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die&#x017F;er Hechte wir e&#x017F;&#x017F;en nicht,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die Gra&#x0364;ten &#x017F;techen &#x017F;ehre.&#x201C;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Klage der Churfu&#x0364;r&#x017F;tin</hi>, <hi rendition="#g">Frauen Sybille<lb/>
von Sach&#x017F;en</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Von Peter Watzdorf aus der Reformationszeit.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>ch Gott mich thut verlangen,</l><lb/>
              <l>Nach dem, der jezt gefangen,</l><lb/>
              <l>Den lieb&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten mein,</l><lb/>
              <l>Daß ich ihn &#x017F;o muß meiden,</l><lb/>
              <l>Bringt mir ein herzlich Leiden;</l><lb/>
              <l>Ach Gott hilf ihn aus die&#x017F;er Pein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Er i&#x017F;t in Kai&#x017F;ers Ha&#x0364;nden,</l><lb/>
              <l>Mein Gott thu es bald wenden,</l><lb/>
              <l>Dem Kai&#x017F;er gieb den Muth,</l><lb/>
              <l>Daß er recht thu bedenken,</l><lb/>
              <l>Woher komm die&#x017F;es Za&#x0364;nken,</l><lb/>
              <l>Dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten geb wieder &#x017F;ein Gut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ob er was ha&#x0364;tt verbrochen,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;rwahr i&#x017F;t g'nug gerochen,</l><lb/>
              <l>Land, Leut hat man verderbt,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0123] Schnell Rath wird hier der beſte ſeyn, Wir reiten unſre Straſſen. Der Biſchof von Hildesheim ſprach: „Kaͤm ich wieder in meine Stadt, „Wollt mich des freuen mehrn. „Dieſer Hechte wir eſſen nicht, „Die Graͤten ſtechen ſehre.“ Klage der Churfuͤrſtin, Frauen Sybille von Sachſen. (Von Peter Watzdorf aus der Reformationszeit.) Ach Gott mich thut verlangen, Nach dem, der jezt gefangen, Den liebſten Fuͤrſten mein, Daß ich ihn ſo muß meiden, Bringt mir ein herzlich Leiden; Ach Gott hilf ihn aus dieſer Pein. Er iſt in Kaiſers Haͤnden, Mein Gott thu es bald wenden, Dem Kaiſer gieb den Muth, Daß er recht thu bedenken, Woher komm dieſes Zaͤnken, Dem Fuͤrſten geb wieder ſein Gut. Ob er was haͤtt verbrochen, Fuͤrwahr iſt g'nug gerochen, Land, Leut hat man verderbt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/123
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/123>, abgerufen am 21.12.2024.