Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.Das Glöcklein es klinget nicht eben so hell, Denn ihm ist zerschossen sein gelbliges Fell, Das silberne Bräutlein ist uns doch geblieben, Es thuet uns winken, was hilft das Betrüben. Wer sich in Preussischen Dienst will begeben, Der muß sich sein Lebtag kein Weibchen nicht nehmen: Er muß sich nicht fürchten vor Hagel und Wind, Beständig verbleiben und bleiben geschwind. Das Straßburger Mädchen. Fliegendes Blat. Es trug das schwarzbraun Mädelein Viel Becher rothen Wein, Zu Straßburg auf der Straßen, Begegnet ihr allda Ein wunderschöner Knab, Er thut sie wohl anfassen. "Laß ab, laß ab, ey lasse ab, "Mein wunderschöner Knab, "Mein Mütterlein thut schelten, "Verschütte ich den Wein, "Den rothen kühlen Wein, "Der Wein thut sehr viel gelten." Bald hat das schwarzbraun Mädelein, Verloren ihr Pantöffelein, Das Gloͤcklein es klinget nicht eben ſo hell, Denn ihm iſt zerſchoſſen ſein gelbliges Fell, Das ſilberne Braͤutlein iſt uns doch geblieben, Es thuet uns winken, was hilft das Betruͤben. Wer ſich in Preuſſiſchen Dienſt will begeben, Der muß ſich ſein Lebtag kein Weibchen nicht nehmen: Er muß ſich nicht fuͤrchten vor Hagel und Wind, Beſtaͤndig verbleiben und bleiben geſchwind. Das Straßburger Maͤdchen. Fliegendes Blat. Es trug das ſchwarzbraun Maͤdelein Viel Becher rothen Wein, Zu Straßburg auf der Straßen, Begegnet ihr allda Ein wunderſchoͤner Knab, Er thut ſie wohl anfaſſen. „Laß ab, laß ab, ey laſſe ab, „Mein wunderſchoͤner Knab, „Mein Muͤtterlein thut ſchelten, „Verſchuͤtte ich den Wein, „Den rothen kuͤhlen Wein, „Der Wein thut ſehr viel gelten.“ Bald hat das ſchwarzbraun Maͤdelein, Verloren ihr Pantoͤffelein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0198" n="189"/> <lg n="5"> <l>Das Gloͤcklein es klinget nicht eben ſo hell,</l><lb/> <l>Denn ihm iſt zerſchoſſen ſein gelbliges Fell,</l><lb/> <l>Das ſilberne Braͤutlein iſt uns doch geblieben,</l><lb/> <l>Es thuet uns winken, was hilft das Betruͤben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wer ſich in Preuſſiſchen Dienſt will begeben,</l><lb/> <l>Der muß ſich ſein Lebtag kein Weibchen nicht nehmen:</l><lb/> <l>Er muß ſich nicht fuͤrchten vor Hagel und Wind,</l><lb/> <l>Beſtaͤndig verbleiben und bleiben geſchwind.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Das Straßburger Maͤdchen</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">Fliegendes Blat.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s trug das ſchwarzbraun Maͤdelein</l><lb/> <l>Viel Becher rothen Wein,</l><lb/> <l>Zu Straßburg auf der Straßen,</l><lb/> <l>Begegnet ihr allda</l><lb/> <l>Ein wunderſchoͤner Knab,</l><lb/> <l>Er thut ſie wohl anfaſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>„Laß ab, laß ab, ey laſſe ab,</l><lb/> <l>„Mein wunderſchoͤner Knab,</l><lb/> <l>„Mein Muͤtterlein thut ſchelten,</l><lb/> <l>„Verſchuͤtte ich den Wein,</l><lb/> <l>„Den rothen kuͤhlen Wein,</l><lb/> <l>„Der Wein thut ſehr viel gelten.“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Bald hat das ſchwarzbraun Maͤdelein,</l><lb/> <l>Verloren ihr Pantoͤffelein,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0198]
Das Gloͤcklein es klinget nicht eben ſo hell,
Denn ihm iſt zerſchoſſen ſein gelbliges Fell,
Das ſilberne Braͤutlein iſt uns doch geblieben,
Es thuet uns winken, was hilft das Betruͤben.
Wer ſich in Preuſſiſchen Dienſt will begeben,
Der muß ſich ſein Lebtag kein Weibchen nicht nehmen:
Er muß ſich nicht fuͤrchten vor Hagel und Wind,
Beſtaͤndig verbleiben und bleiben geſchwind.
Das Straßburger Maͤdchen.
Fliegendes Blat.
Es trug das ſchwarzbraun Maͤdelein
Viel Becher rothen Wein,
Zu Straßburg auf der Straßen,
Begegnet ihr allda
Ein wunderſchoͤner Knab,
Er thut ſie wohl anfaſſen.
„Laß ab, laß ab, ey laſſe ab,
„Mein wunderſchoͤner Knab,
„Mein Muͤtterlein thut ſchelten,
„Verſchuͤtte ich den Wein,
„Den rothen kuͤhlen Wein,
„Der Wein thut ſehr viel gelten.“
Bald hat das ſchwarzbraun Maͤdelein,
Verloren ihr Pantoͤffelein,
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