Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rehefeldt, Tobias: Mori lucrum. Leipzig, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche
gehen sollen/ wenn vns der Todt nicht schrecklich/ sondern
vielmehr lieblich vnd anmütig seyn sol. Wenn wir aber den
Viererley
Ingredien-
tia
wieder
des Todes
Schrecken.
sachen fleissig nachdencken/ so werden vns darinnen fürnem-
lich viererley stück an die Hand gegeben.

Das erste ist devota Christi Salvatoris contempla-
1.
Christi An
blick.
tio, daß wir vor allen dingen vns vmbsehen nach vnserem
Herren vnd Heiland Jesu Christo/ vnd zu demselben vnsere
Augen richten vnd wenden. Denn zugleicher weise/ wie es dort
Num. 21.N. 21. zugieng/ da die Jsraeliten in der Wüsten von den few-
rigen Schlangen waren gebissen worden/ kondte jhnen auff
keine andere Wege geholffen werden/ als daß sie jhre Augen
richteten zu der ehernen Schlangen/ welche Moses auff Got-
tes Befehl hatte müssen auffrichten: Also ist kein besser Re-
cept vnd Artzney wieder des Todes Gifft Furcht vnd Schre-
cken/ als der A[n]blick vnsers lieben HErrn vnd Heylandes Je-
Cbristus ist
das süsse
Holtz des
Lebens.
Exempel
der heiligen
denen der
Anblick
Christi wie-
der den todt
zu statten
kommen.
Pauli.
su Christi/ der ist das dulce lignum vitae, das süsse Holtz des
Lebens/ der alle bitterkeit des Todes vertreiben kan. Dessen
haben wir nu ein Exempel an dem Apostel Paulo da derselbe
zu Rom gefangen sas/ vnd es seine Widersacher darauff spie-
leten/ daß Er mit der Haut bezahlen solte/ Lieber/ was thut
Paulus in solcher TodesGefahr? Da höret gel: Er richtet
seine Augen stracks zu seinem Herren Christo/ vnnd hat an
demselben seine besondere Frewde vnd Ergetzung. Darumb
spricht er allhier: Christus ist mein Leben. Vnd zwar so ist
Paulus nicht der erste gewesen/ der sich in Todesnoth vnnd
Gefahr an dem HErrn Christo erlustiget hat/ sondern da ha-
ben wir viel dergleichen Exempel beydes im Alten vnd Newen
Jacobi
Gen. 49.
Testament Als Gen 49. lesen wir von dem Ertzvater Jacob/
da derselbe auff seinem Todtbette lag/ vnd diese Welt geseg-
nen wolte/ da wuste er kein besser frewden objectum wider den

Todt

Chriſtliche
gehen ſollen/ wenn vns der Todt nicht ſchrecklich/ ſondern
vielmehr lieblich vnd anmuͤtig ſeyn ſol. Wenn wir aber den
Viererley
Ingredien-
tia
wieder
des Todes
Schrecken.
ſachen fleiſſig nachdencken/ ſo werden vns darinnen fuͤrnem-
lich viererley ſtuͤck an die Hand gegeben.

Das erſte iſt devota Chriſti Salvatoris contempla-
1.
Chriſti An
blick.
tio, daß wir vor allen dingen vns vmbſehen nach vnſerem
Herren vnd Heiland Jeſu Chriſto/ vnd zu demſelben vnſere
Augen richtẽ vnd wenden. Denn zugleicher weiſe/ wie es dort
Num. 21.N. 21. zugieng/ da die Jſraeliten in der Wuͤſten von den few-
rigen Schlangen waren gebiſſen worden/ kondte jhnen auff
keine andere Wege geholffen werden/ als daß ſie jhre Augen
richteten zu der ehernen Schlangen/ welche Moſes auff Got-
tes Befehl hatte muͤſſen auffrichten: Alſo iſt kein beſſer Re-
cept vnd Artzney wieder des Todes Gifft Furcht vnd Schre-
cken/ als der A[n]blick vnſers lieben HErrn vnd Heylandes Je-
Cbriſtus iſt
das ſuͤſſe
Holtz des
Lebens.
Exempel
der heiligen
denen der
Anblick
Chriſti wie-
der den todt
zu ſtatten
kommen.
Pauli.
ſu Chriſti/ der iſt das dulce lignum vitæ, das ſuͤſſe Holtz des
Lebens/ der alle bitterkeit des Todes vertreiben kan. Deſſen
haben wir nu ein Exempel an dem Apoſtel Paulo da derſelbe
zu Rom gefangen ſas/ vnd es ſeine Widerſacher darauff ſpie-
leten/ daß Er mit der Haut bezahlen ſolte/ Lieber/ was thut
Paulus in ſolcher TodesGefahr? Da hoͤret gel: Er richtet
ſeine Augen ſtracks zu ſeinem Herren Chriſto/ vnnd hat an
demſelben ſeine beſondere Frewde vnd Ergetzung. Darumb
ſpricht er allhier: Chriſtus iſt mein Leben. Vnd zwar ſo iſt
Paulus nicht der erſte geweſen/ der ſich in Todesnoth vnnd
Gefahr an dem HErrn Chriſto erluſtiget hat/ ſondern da ha-
ben wir viel dergleichen Exempel beydes im Alten vnd Newen
Jacobi
Gen. 49.
Teſtament Als Gen 49. leſen wir von dem Ertzvater Jacob/
da derſelbe auff ſeinem Todtbette lag/ vnd dieſe Welt geſeg-
nen wolte/ da wuſte er kein beſſer frewden objectum wider den

Todt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p><pb facs="#f0010" n="[10]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche</hi></fw><lb/>
gehen &#x017F;ollen/ wenn vns der Todt nicht &#x017F;chrecklich/ &#x017F;ondern<lb/>
vielmehr lieblich vnd anmu&#x0364;tig &#x017F;eyn &#x017F;ol. Wenn wir aber den<lb/><note place="left">Viererley<lb/><hi rendition="#aq">Ingredi<choice><abbr>e&#x0303;</abbr><expan>en</expan></choice>-<lb/>
tia</hi> wieder<lb/>
des Todes<lb/>
Schrecken.</note>&#x017F;achen flei&#x017F;&#x017F;ig nachdencken/ &#x017F;o werden vns darinnen fu&#x0364;rnem-<lb/>
lich viererley &#x017F;tu&#x0364;ck an die Hand gegeben.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head/>
            <p>Das er&#x017F;te i&#x017F;t <hi rendition="#aq">devota Chri&#x017F;ti Salvatoris contempla-</hi><lb/><note place="left">1.<lb/>
Chri&#x017F;ti An<lb/>
blick.</note><hi rendition="#aq">tio,</hi> daß wir vor allen dingen vns vmb&#x017F;ehen nach vn&#x017F;erem<lb/><hi rendition="#k">He</hi>rren vnd Heiland Je&#x017F;u Chri&#x017F;to/ vnd zu dem&#x017F;elben vn&#x017F;ere<lb/>
Augen richte&#x0303; vnd wenden. Denn zugleicher wei&#x017F;e/ wie es dort<lb/><note place="left">Num. 21.</note>N. 21. zugieng/ da die J&#x017F;raeliten in der Wu&#x0364;&#x017F;ten von den few-<lb/>
rigen Schlangen waren gebi&#x017F;&#x017F;en worden/ kondte jhnen auff<lb/>
keine andere Wege geholffen werden/ als daß &#x017F;ie jhre Augen<lb/>
richteten zu der ehernen Schlangen/ welche Mo&#x017F;es auff Got-<lb/>
tes Befehl hatte mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auffrichten: Al&#x017F;o i&#x017F;t kein be&#x017F;&#x017F;er Re-<lb/>
cept vnd Artzney wieder des Todes Gifft Furcht vnd Schre-<lb/>
cken/ als der A<supplied>n</supplied>blick vn&#x017F;ers lieben HErrn vnd Heylandes Je-<lb/><note place="left">Cbri&#x017F;tus i&#x017F;t<lb/>
das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Holtz des<lb/>
Lebens.<lb/>
Exempel<lb/>
der heiligen<lb/>
denen der<lb/>
Anblick<lb/>
Chri&#x017F;ti wie-<lb/>
der den todt<lb/>
zu &#x017F;tatten<lb/>
kommen.<lb/>
Pauli.</note>&#x017F;u Chri&#x017F;ti/ der i&#x017F;t das <hi rendition="#aq">dulce lignum vitæ,</hi> das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Holtz des<lb/>
Lebens/ der alle bitterkeit des Todes vertreiben kan. De&#x017F;&#x017F;en<lb/>
haben wir nu ein Exempel an dem Apo&#x017F;tel Paulo da der&#x017F;elbe<lb/>
zu Rom gefangen &#x017F;as/ vnd es &#x017F;eine Wider&#x017F;acher darauff &#x017F;pie-<lb/>
leten/ daß Er mit der Haut bezahlen &#x017F;olte/ Lieber/ was thut<lb/>
Paulus in &#x017F;olcher TodesGefahr? Da ho&#x0364;ret gel: Er richtet<lb/>
&#x017F;eine Augen &#x017F;tracks zu &#x017F;einem <hi rendition="#k">He</hi>rren Chri&#x017F;to/ vnnd hat an<lb/>
dem&#x017F;elben &#x017F;eine be&#x017F;ondere Frewde vnd Ergetzung. Darumb<lb/>
&#x017F;pricht er allhier: Chri&#x017F;tus i&#x017F;t mein Leben. Vnd zwar &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
Paulus nicht der er&#x017F;te gewe&#x017F;en/ der &#x017F;ich in Todesnoth vnnd<lb/>
Gefahr an dem HErrn Chri&#x017F;to erlu&#x017F;tiget hat/ &#x017F;ondern da ha-<lb/>
ben wir viel dergleichen Exempel beydes im Alten vnd Newen<lb/><note place="left">Jacobi<lb/>
Gen. 49.</note>Te&#x017F;tament Als Gen 49. le&#x017F;en wir von dem Ertzvater Jacob/<lb/>
da der&#x017F;elbe auff &#x017F;einem Todtbette lag/ vnd die&#x017F;e Welt ge&#x017F;eg-<lb/>
nen wolte/ da wu&#x017F;te er kein be&#x017F;&#x017F;er frewden <hi rendition="#aq">objectum</hi> wider den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Todt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[10]/0010] Chriſtliche gehen ſollen/ wenn vns der Todt nicht ſchrecklich/ ſondern vielmehr lieblich vnd anmuͤtig ſeyn ſol. Wenn wir aber den ſachen fleiſſig nachdencken/ ſo werden vns darinnen fuͤrnem- lich viererley ſtuͤck an die Hand gegeben. Viererley Ingrediẽ- tia wieder des Todes Schrecken. Das erſte iſt devota Chriſti Salvatoris contempla- tio, daß wir vor allen dingen vns vmbſehen nach vnſerem Herren vnd Heiland Jeſu Chriſto/ vnd zu demſelben vnſere Augen richtẽ vnd wenden. Denn zugleicher weiſe/ wie es dort N. 21. zugieng/ da die Jſraeliten in der Wuͤſten von den few- rigen Schlangen waren gebiſſen worden/ kondte jhnen auff keine andere Wege geholffen werden/ als daß ſie jhre Augen richteten zu der ehernen Schlangen/ welche Moſes auff Got- tes Befehl hatte muͤſſen auffrichten: Alſo iſt kein beſſer Re- cept vnd Artzney wieder des Todes Gifft Furcht vnd Schre- cken/ als der Anblick vnſers lieben HErrn vnd Heylandes Je- ſu Chriſti/ der iſt das dulce lignum vitæ, das ſuͤſſe Holtz des Lebens/ der alle bitterkeit des Todes vertreiben kan. Deſſen haben wir nu ein Exempel an dem Apoſtel Paulo da derſelbe zu Rom gefangen ſas/ vnd es ſeine Widerſacher darauff ſpie- leten/ daß Er mit der Haut bezahlen ſolte/ Lieber/ was thut Paulus in ſolcher TodesGefahr? Da hoͤret gel: Er richtet ſeine Augen ſtracks zu ſeinem Herren Chriſto/ vnnd hat an demſelben ſeine beſondere Frewde vnd Ergetzung. Darumb ſpricht er allhier: Chriſtus iſt mein Leben. Vnd zwar ſo iſt Paulus nicht der erſte geweſen/ der ſich in Todesnoth vnnd Gefahr an dem HErrn Chriſto erluſtiget hat/ ſondern da ha- ben wir viel dergleichen Exempel beydes im Alten vnd Newen Teſtament Als Gen 49. leſen wir von dem Ertzvater Jacob/ da derſelbe auff ſeinem Todtbette lag/ vnd dieſe Welt geſeg- nen wolte/ da wuſte er kein beſſer frewden objectum wider den Todt 1. Chriſti An blick. Num. 21. Cbriſtus iſt das ſuͤſſe Holtz des Lebens. Exempel der heiligen denen der Anblick Chriſti wie- der den todt zu ſtatten kommen. Pauli. Jacobi Gen. 49.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523844/10
Zitationshilfe: Rehefeldt, Tobias: Mori lucrum. Leipzig, 1615. , S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523844/10>, abgerufen am 03.12.2024.