[Spaltenumbruch]
überkommet eine wurtzel wie der Wegerich/ so sich nicht tieff in die erde pflantzet/ auß welcher ein haariger/ zarter/ holer und span- nen-hoher stengel entstehet/ der mit vielen/ weichen/ braunen blättern besetzet ist/ am stengel erscheinen geährte blumen/ deren et- liche zwischen den blättern/ andere aber auf dem gipffel des stengels gesehen werden. Er wächßt auff den Matten/ Feldern und Ae- ckeren/ wird auch in den Gärten gezielet. Dieses kraut änderet sich an den blätteren und blumen/ die blätter werden bißweilen breiter/ und zu zeiten schmäler/ auch ein we- nig zerkerfft/ die blume wird gemeiniglich himmelblau/ selten aber aschenfarb/ offt leibfarb. An vielen orten/ sonderlich umb Dillingen/ auff sumpffichten Wiesen fin- det man ihne groß und schön mit weissen blumen. Man solle ihne im Brachmonat im Newmond einsamlen/ wenn die Sonn in Zwilling gehet/ vor ihrem auffgang.
2. Der gelbe Guldengünsel/ Consolida media flore luteo, C. B. ist kleiner als die vo- rigen/ hat runde gekerffte blätter/ und trägt ein gelbe blum/ scheinet nur eine andere art vorigen Geschlechts zu seyn.
3. Der Jtaliänische Guldengünsel/ Conso- lida media coerulea Alpina, C. B. An Consolida media Genevensis. J. B. überkommet ein zas- lichte wurtzel/ der stengel ist viereckicht/ ge- striemt/ ein wenig haarig/ schuhs-hoch/ und mit etlichen ablangen blättern begabet/ die werden schmal/ dick/ rauch und am umb- kreiß gekerfft/ sie hangen an länglichten stie- len/ und stehen je zwey blätter gegen einan- der über. Auff dem gipffel des stengels er- scheint die geährte himmel-blawe blum. Man findet ihne auff dem Berg Baldo in Jta- lien/ wie auch umb Genff.
Eigenschafft.
Der Guldengünsel ist mit einem subtilen nitrosisch-balsamischen saltz/ und vielen irr- dischen theilgen begabet; hat daher die ei- genschafft zu kühlen/ zu eröffnen/ zu säube- ren/ und zu heilen/ auch wohl das gerunne- ne geblüt/ und andere zähe feuchtigkeiten zu zertheilen; man muß es im Mäy und Brachmonat einsamlen.
Gebrauch.
Der Guldengünsel hat gleiche krafft und würckung/ wie die Braunellen/ darumb er auch in solchen Kranckheiten gebraucht wird/ von welchen im vorher gehenden Ca- pitul meldung geschehen.
Gerunnen Blut/ Gelbsucht/ Verstopf- fung der Leber und Miltz/ inwendige Wunden/ Darm- brüch.
Ein handvoll des Guldengünsels in einer Maß frisches Brunnwassers gesotten/ und darvon getruncken/ zertheilet das gerunnen Blut/ dienet wider die Gelbsucht/ Ver- stopffung der Leber und Miltzs/ heilet die in- wendigen Wunden und Därmbrüch.
Das destillierte Guldengünsel-wasser hat gleiche würckung/ so man insonderheit mor- gens nüchtern/ und Abends zwey stund vor Frantzösi- sche Schä- den.dem Nachtessen/ 5. oder 6. loth trincket: die Frantzösischen Schäden damit gewaschen/ bringet sie zur heilung.
STeingünsel heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen]- [fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Symphy- tum petraeum, Consolida petraea, Alum Plinii. Jtaliänisch/ Simphito petreo.
Gestalt.
Der Steingünsel hat ein lange/ röthlich- te wurtzel/ die ist fast fingers-dick/ auß wel- cher viel zarte/ dünne ästlein kommen/ so mit kleinen schmalen blättlein besetzt sind/ gleich wie der Quendel/ seine blumen werden blau/ eines guten geruchs und süssen geschmacks. Er wächßt gemeiniglich auff den Steinfel- sen und ungebawten orten.
Eigenschafft.
Der Steingünsel ist mittelmässiger Na- tur: hat ein milt-scharfflichtes/ alkalisches saltz bey sich/ und dadurch die eigenschafft zu eröffnen/ zu reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
Die Blum des Steingünsels in demSchleim und Spei- chel im Mund. Mund gekewet/ ziehet den Schleim und Speichel im Mund an sich.
CAPUT LXXXIV. Berg-Sanickel.Sanicula Alpina.
Namen.
BErg-Sanickel oder Bären-öhrlein heißt Lateinisch/ Auricula ursi, Sani- cula al pina, Arthritica alpina, Lunaria arthritica, Paralytica alpina, Primula veris pa- chyphyllos. Jtaliänisch/ Orechia orso. Jn Oestereich nennet man ihne wolschmecken- de Schlüsselblum. Jn dem Schweitzerland wird er genennt Flüeblum/ dieweil er auff
den
Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch]
uͤberkommet eine wurtzel wie der Wegerich/ ſo ſich nicht tieff in die erde pflantzet/ auß welcher ein haariger/ zarter/ holer und ſpan- nen-hoher ſtengel entſtehet/ der mit vielen/ weichen/ braunen blaͤttern beſetzet iſt/ am ſtengel erſcheinen geaͤhrte blumen/ deren et- liche zwiſchen den blaͤttern/ andere aber auf dem gipffel des ſtengels geſehen werden. Er waͤchßt auff den Matten/ Feldern und Ae- ckeren/ wird auch in den Gaͤrten gezielet. Dieſes kraut aͤnderet ſich an den blaͤtteren und blumen/ die blaͤtter werden bißweilen breiter/ und zu zeiten ſchmaͤler/ auch ein we- nig zerkerfft/ die blume wird gemeiniglich himmelblau/ ſelten aber aſchenfarb/ offt leibfarb. An vielen orten/ ſonderlich umb Dillingen/ auff ſumpffichten Wieſen fin- det man ihne groß und ſchoͤn mit weiſſen blumen. Man ſolle ihne im Brachmonat im Newmond einſamlen/ wenn die Sonn in Zwilling gehet/ vor ihrem auffgang.
2. Der gelbe Guldenguͤnſel/ Conſolida media flore luteo, C. B. iſt kleiner als die vo- rigen/ hat runde gekerffte blaͤtter/ und traͤgt ein gelbe blum/ ſcheinet nur eine andere art vorigen Geſchlechts zu ſeyn.
3. Der Jtaliaͤniſche Guldenguͤnſel/ Conſo- lida media cœrulea Alpina, C. B. An Conſolida media Genevenſis. J. B. uͤberkommet ein zaſ- lichte wurtzel/ der ſtengel iſt viereckicht/ ge- ſtriemt/ ein wenig haarig/ ſchuhs-hoch/ und mit etlichen ablangen blaͤttern begabet/ die werden ſchmal/ dick/ rauch und am umb- kreiß gekerfft/ ſie hangen an laͤnglichten ſtie- len/ und ſtehen je zwey blaͤtter gegen einan- der uͤber. Auff dem gipffel des ſtengels er- ſcheint die geaͤhrte him̃el-blawe blum. Man findet ihne auff dem Berg Baldo in Jta- lien/ wie auch umb Genff.
Eigenſchafft.
Der Guldenguͤnſel iſt mit einem ſubtilen nitroſiſch-balſamiſchen ſaltz/ und vielen irꝛ- diſchen theilgen begabet; hat daher die ei- genſchafft zu kuͤhlen/ zu eroͤffnen/ zu ſaͤube- ren/ und zu heilen/ auch wohl das gerunne- ne gebluͤt/ und andere zaͤhe feuchtigkeiten zu zertheilen; man muß es im Maͤy und Brachmonat einſamlen.
Gebrauch.
Der Guldenguͤnſel hat gleiche krafft und wuͤrckung/ wie die Braunellen/ darumb er auch in ſolchen Kranckheiten gebraucht wird/ von welchen im vorher gehenden Ca- pitul meldung geſchehen.
Gerunnen Blut/ Gelbſucht/ Verſtopf- fung der Leber und Miltz/ inwendige Wunden/ Darm- bruͤch.
Ein handvoll des Guldenguͤnſels in einer Maß friſches Brunnwaſſers geſotten/ und darvon getruncken/ zertheilet das gerunnen Blut/ dienet wider die Gelbſucht/ Ver- ſtopffung der Leber und Miltzs/ heilet die in- wendigen Wunden und Daͤrmbruͤch.
Das deſtillierte Guldenguͤnſel-waſſer hat gleiche wuͤrckung/ ſo man inſonderheit mor- gens nuͤchtern/ und Abends zwey ſtund vor Frantzoͤſi- ſche Schaͤ- den.dem Nachteſſen/ 5. oder 6. loth trincket: die Frantzoͤſiſchen Schaͤden damit gewaſchen/ bringet ſie zur heilung.
STeinguͤnſel heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen]- [fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Symphy- tum petræum, Conſolida petræa, Alum Plinii. Jtaliaͤniſch/ Simphito petreo.
Geſtalt.
Der Steinguͤnſel hat ein lange/ roͤthlich- te wurtzel/ die iſt faſt fingers-dick/ auß wel- cher viel zarte/ duͤnne aͤſtlein kommen/ ſo mit kleinen ſchmalen blaͤttlein beſetzt ſind/ gleich wie der Quendel/ ſeine blumen werden blau/ eines guten geruchs und ſuͤſſen geſchmacks. Er waͤchßt gemeiniglich auff den Steinfel- ſen und ungebawten orten.
Eigenſchafft.
Der Steinguͤnſel iſt mittelmaͤſſiger Na- tur: hat ein milt-ſcharfflichtes/ alkaliſches ſaltz bey ſich/ und dadurch die eigenſchafft zu eroͤffnen/ zu reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
Die Blum des Steinguͤnſels in demSchleim und Spei- chel im Mund. Mund gekewet/ ziehet den Schleim und Speichel im Mund an ſich.
CAPUT LXXXIV. Berg-Sanickel.Sanicula Alpina.
Namen.
BErg-Sanickel oder Baͤren-oͤhrlein heißt Lateiniſch/ Auricula urſi, Sani- cula al pina, Arthritica alpina, Lunaria arthritica, Paralytica alpina, Primula veris pa- chyphyllos. Jtaliaͤniſch/ Orechia orſo. Jn Oeſtereich nennet man ihne wolſchmecken- de Schluͤſſelblum. Jn dem Schweitzerland wird er genennt Fluͤeblum/ dieweil er auff
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[816/0832]
Das Vierte Buch/
uͤberkommet eine wurtzel wie der Wegerich/
ſo ſich nicht tieff in die erde pflantzet/ auß
welcher ein haariger/ zarter/ holer und ſpan-
nen-hoher ſtengel entſtehet/ der mit vielen/
weichen/ braunen blaͤttern beſetzet iſt/ am
ſtengel erſcheinen geaͤhrte blumen/ deren et-
liche zwiſchen den blaͤttern/ andere aber auf
dem gipffel des ſtengels geſehen werden. Er
waͤchßt auff den Matten/ Feldern und Ae-
ckeren/ wird auch in den Gaͤrten gezielet.
Dieſes kraut aͤnderet ſich an den blaͤtteren
und blumen/ die blaͤtter werden bißweilen
breiter/ und zu zeiten ſchmaͤler/ auch ein we-
nig zerkerfft/ die blume wird gemeiniglich
himmelblau/ ſelten aber aſchenfarb/ offt
leibfarb. An vielen orten/ ſonderlich umb
Dillingen/ auff ſumpffichten Wieſen fin-
det man ihne groß und ſchoͤn mit weiſſen
blumen. Man ſolle ihne im Brachmonat
im Newmond einſamlen/ wenn die Sonn in
Zwilling gehet/ vor ihrem auffgang.
2. Der gelbe Guldenguͤnſel/ Conſolida
media flore luteo, C. B. iſt kleiner als die vo-
rigen/ hat runde gekerffte blaͤtter/ und traͤgt
ein gelbe blum/ ſcheinet nur eine andere art
vorigen Geſchlechts zu ſeyn.
3. Der Jtaliaͤniſche Guldenguͤnſel/ Conſo-
lida media cœrulea Alpina, C. B. An Conſolida
media Genevenſis. J. B. uͤberkommet ein zaſ-
lichte wurtzel/ der ſtengel iſt viereckicht/ ge-
ſtriemt/ ein wenig haarig/ ſchuhs-hoch/
und mit etlichen ablangen blaͤttern begabet/
die werden ſchmal/ dick/ rauch und am umb-
kreiß gekerfft/ ſie hangen an laͤnglichten ſtie-
len/ und ſtehen je zwey blaͤtter gegen einan-
der uͤber. Auff dem gipffel des ſtengels er-
ſcheint die geaͤhrte him̃el-blawe blum. Man
findet ihne auff dem Berg Baldo in Jta-
lien/ wie auch umb Genff.
Eigenſchafft.
Der Guldenguͤnſel iſt mit einem ſubtilen
nitroſiſch-balſamiſchen ſaltz/ und vielen irꝛ-
diſchen theilgen begabet; hat daher die ei-
genſchafft zu kuͤhlen/ zu eroͤffnen/ zu ſaͤube-
ren/ und zu heilen/ auch wohl das gerunne-
ne gebluͤt/ und andere zaͤhe feuchtigkeiten
zu zertheilen; man muß es im Maͤy und
Brachmonat einſamlen.
Gebrauch.
Der Guldenguͤnſel hat gleiche krafft und
wuͤrckung/ wie die Braunellen/ darumb er
auch in ſolchen Kranckheiten gebraucht
wird/ von welchen im vorher gehenden Ca-
pitul meldung geſchehen.
Ein handvoll des Guldenguͤnſels in einer
Maß friſches Brunnwaſſers geſotten/ und
darvon getruncken/ zertheilet das gerunnen
Blut/ dienet wider die Gelbſucht/ Ver-
ſtopffung der Leber und Miltzs/ heilet die in-
wendigen Wunden und Daͤrmbruͤch.
Das deſtillierte Guldenguͤnſel-waſſer hat
gleiche wuͤrckung/ ſo man inſonderheit mor-
gens nuͤchtern/ und Abends zwey ſtund vor
dem Nachteſſen/ 5. oder 6. loth trincket: die
Frantzoͤſiſchen Schaͤden damit gewaſchen/
bringet ſie zur heilung.
Frantzoͤſi-
ſche Schaͤ-
den.
CAPUT LXXXIII.
Steinguͤnſel. Symphytum petræum.
[Abbildung Steinguͤnſel. Symphytum petræum.
]
Namen.
STeinguͤnſel heißt Griechiſch/ ___-
____, _. Lateiniſch/ Symphy-
tum petræum, Conſolida petræa, Alum
Plinii. Jtaliaͤniſch/ Simphito petreo.
Geſtalt.
Der Steinguͤnſel hat ein lange/ roͤthlich-
te wurtzel/ die iſt faſt fingers-dick/ auß wel-
cher viel zarte/ duͤnne aͤſtlein kommen/ ſo mit
kleinen ſchmalen blaͤttlein beſetzt ſind/ gleich
wie der Quendel/ ſeine blumen werden blau/
eines guten geruchs und ſuͤſſen geſchmacks.
Er waͤchßt gemeiniglich auff den Steinfel-
ſen und ungebawten orten.
Eigenſchafft.
Der Steinguͤnſel iſt mittelmaͤſſiger Na-
tur: hat ein milt-ſcharfflichtes/ alkaliſches
ſaltz bey ſich/ und dadurch die eigenſchafft
zu eroͤffnen/ zu reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
Die Blum des Steinguͤnſels in dem
Mund gekewet/ ziehet den Schleim und
Speichel im Mund an ſich.
Schleim
und Spei-
chel im
Mund.
CAPUT LXXXIV.
Berg-Sanickel. Sanicula Alpina.
Namen.
BErg-Sanickel oder Baͤren-oͤhrlein
heißt Lateiniſch/ Auricula urſi, Sani-
cula al pina, Arthritica alpina, Lunaria
arthritica, Paralytica alpina, Primula veris pa-
chyphyllos. Jtaliaͤniſch/ Orechia orſo. Jn
Oeſtereich nennet man ihne wolſchmecken-
de Schluͤſſelblum. Jn dem Schweitzerland
wird er genennt Fluͤeblum/ dieweil er auff
den
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/832>, abgerufen am 04.07.2024.
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