Die blumen der gelben Nägel-Veyeln sind mit einem balsamischen/ milt-flüchti- gen/ saltzichten öl begabet/ und haben also die eigenschafft zu wärmen/ zu tröcknen/ die Haupt-flüsse zu zertheilen/ das Hertz zu stärcken/ Schmertzen zu stillen/ zu erweichen/ zu zertheilen/ zu säubern/ zu heilen/ die mo- natliche Reinigung zu befürdern/ die Leibs- frucht und das Nachbürdlein abzutreiben.
Gebrauch.
Diese Nägel-Veieln werden füglich un- Haupt-und Schlag- flüsse.der alle die Artzneyen/ so da wider die Schlag- flüsse dienen/ mitgenommen. Man kan auch also eine Essentz mit Kirschen-Brantenwein davon außziehen/ und auff 15. biß 20. tropffen davon offt in Wein wider die Flüsse einneh- men.
Versteckte monatliche reinigung der Weiber
Wider die versteckte monatliche Reini- gung der Weiber. Nim Alant-wurtzel/ Calmuß/ Entzian-wurtzel jedes ein loth/ Beyfuß-kraut/ Roßmarin/ weissen Andorn/ gelbe Nägel-Veielblumen jedes ein kleine handvoll/ Lorbeer ein halb loth/ Zimmet und Saffran jedes ein quintlein. Zerschneide al- les/ und binde es in ein säcklein/ schütte da- rüber zwey maß alten weissen Wein/ lasse es vier und zwantzig stund stehen/ alsdenn trincke man alle morgen nüchter ein glaßvoll davon.
Schwangere Weiber sollen sich vor den gelben Nägel-Veieln hüten/ denn sie die Leibs-frucht abtreiben.
Schwache erkaltete Glieder und Mutter/ Schlag.
Die in den Apothecken zubereitete Con- serva Cheiri, oder der gelbe Nägel-Veieln Zucker/ stärcket und erwärmet die schwachen und erkalteten Glieder des Leibs/ insonder- heit aber die Mutter/ und bewahret für dem Schlagfluß.
Das gelbe Nägel-Veiel-öl wehret dem Auffsteigen der Mutter schwere kindsnöth.Auffsteigen der Mutter/ und befürdert die Geburt in den Kinds-nöthen/ so man den undern Leib warmlicht mit ansalbet/ daher die Hebammen jederzeit dieses Oel bey han- den haben sollen. Dieß Oel stillet auch den Darmgichtjungen Kindern die Darmgicht/ so man ih- nen das bäuchlein warmlicht darmit ansal- bet.
Kaltes Haupt und Mutter/ versteckte monatliche reinigung der Weiber todte frucht zuruck blei- bende Aff- ter- oder Nachge- burt/ Schlag/ verlohrne Sprach.
Das destillierte gelbe Nägel-Veieln-was- ser stärcket und erwärmet das kalte Haupt und die Mutter/ befürderet die versteckte monatliche Reinigung der Weiber/ die tod- te Frucht und Affter- oder Nachgeburt gewal- tiglich/ verhütet den Schlag/ und bringet wider die verlohrne Sprach/ man kan da- von nach belieben ein paar loth trincken.
Weisse und braun-rothe Nägel-Veiel. Leucojum album & purpureum.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die weisse Nägel-Veiel/ Leucojum in- canum majus, C. B. hyemale & diu durans, pur- pureum, roseum, ac etiam album, J. B. hat ih- ren namen bekommen/ nicht von ihren blu- men/ denn sie nicht allezeit weisse trägt/ son- deren dieweil sie grawe oder aschen-farbe blätter hat. Der stengel wird hart/ gerad/ ästig/ rund/ und zwey oder drey schuh hoch. Jhre blätter sind länglicht/ weiß/ weich und [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Weisse und braun-rothe Nägel- Veiel.Leucojum album & purpureum. haarig/ wie das Wollkraut. Auff dem ober- sten theil der stengeln erscheinen im Früh- ling vier-blättige Blumen/ gemeiniglich schneeweiß/ und zu zeiten aschen-farb/ denen schmale und länglichte schöttlein nachfol- gen/ darinn der breite und rothe same liget/ die wurtzel ist lang/ starck/ weiß/ scharff und etwas zaßlicht.
2. Ein kleinere art wird in den Gärten angetroffen/ so im ersten Jahr vom samen auffgehet/ und ihre blumen im Brach- oder Hewmonat herfür bringet/ sie ist in allem kleiner/ riechet wohl/ und leidet keine frost/ derohalben so bald der same zeitig wird/ ver- dirbt der stock mit einander/ dahero muß man den samen vor dem Winter auffhe- ben/ und sie alle Jahr gegen dem Frühling erneweren: Leucojum incanum minus, C. B. aestivum flore purpureo & roseo ac albo, J. B.
3. Die weisse überauß wohlriechende Veiel/ Leucojum album odoratissimum folio viridi, C. B. hyemale, diu durans, flore albo, fo- lio viridi & livido glabro, J. B. hat ein zer- spaltene wurtzel/ der stengel wird grün-ästig und bißweilen kleinen fingers dick/ die blät- ter sind dick/ grün/ gläntzend/ und den ge- meinen gelben Nägel-Veilen ähnlich. Jhre Blumen erscheinen weiß/ vierblättig/ und riechen insonderheit gegen Abend trefflich wohl/ dahero man sie in Teutschland Bi- sam-Nägelein nennet: Den Blumen folgen lange/ dicklichte und grüne schöttlein nach/ welche zwischen dem häutlein ein doppelten samen in sich halten. Sie bleibt etliche Jahr/ so man sie im Winter in dem Keller auff- behält.
Die braun-rothe Nägel-Veiel/ komt mit der gemeinen weissen überein/ allein sind
die
E e e e e 3
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
Eigenſchafft.
Die blumen der gelben Naͤgel-Veyeln ſind mit einem balſamiſchen/ milt-fluͤchti- gen/ ſaltzichten oͤl begabet/ und haben alſo die eigenſchafft zu waͤrmen/ zu troͤcknen/ die Haupt-fluͤſſe zu zertheilen/ das Hertz zu ſtaͤrcken/ Schmertzen zu ſtillen/ zu erweichen/ zu zertheilen/ zu ſaͤubern/ zu heilen/ die mo- natliche Reinigung zu befuͤrdern/ die Leibs- frucht und das Nachbuͤrdlein abzutreiben.
Gebrauch.
Dieſe Naͤgel-Veieln werden fuͤglich un- Haupt-uñ Schlag- fluͤſſe.der alle die Artzneyen/ ſo da wider die Schlag- fluͤſſe dienen/ mitgenommen. Man kan auch alſo eine Eſſentz mit Kirſchen-Brantenwein davon außziehen/ und auff 15. biß 20. tropffen davon offt in Wein wider die Fluͤſſe einneh- men.
Verſteckte monatliche reinigung der Weiber
Wider die verſteckte monatliche Reini- gung der Weiber. Nim Alant-wurtzel/ Calmuß/ Entzian-wurtzel jedes ein loth/ Beyfuß-kraut/ Roßmarin/ weiſſen Andorn/ gelbe Naͤgel-Veielblumen jedes ein kleine handvoll/ Lorbeer ein halb loth/ Zimmet und Saffran jedes ein quintlein. Zerſchneide al- les/ und binde es in ein ſaͤcklein/ ſchuͤtte da- ruͤber zwey maß alten weiſſen Wein/ laſſe es vier und zwantzig ſtund ſtehen/ alsdenn trincke man alle morgen nuͤchter ein glaßvoll davon.
Schwangere Weiber ſollen ſich vor den gelben Naͤgel-Veieln huͤten/ denn ſie die Leibs-frucht abtreiben.
Schwache erkaltete Glieder uñ Mutter/ Schlag.
Die in den Apothecken zubereitete Con- ſerva Cheiri, oder der gelbe Naͤgel-Veieln Zucker/ ſtaͤrcket und erwaͤrmet die ſchwachen und erkalteten Glieder des Leibs/ inſonder- heit aber die Mutter/ und bewahret fuͤr dem Schlagfluß.
Das gelbe Naͤgel-Veiel-oͤl wehret dem Auffſteigen der Mutter ſchwere kindsnoͤth.Auffſteigen der Mutter/ und befuͤrdert die Geburt in den Kinds-noͤthen/ ſo man den undern Leib warmlicht mit anſalbet/ daher die Hebammen jederzeit dieſes Oel bey han- den haben ſollen. Dieß Oel ſtillet auch den Daꝛmgichtjungen Kindern die Darmgicht/ ſo man ih- nen das baͤuchlein warmlicht darmit anſal- bet.
Kaltes Haupt und Mutter/ verſteckte monatliche reinigung der Weiber todte fꝛucht zuruck blei- bende Aff- ter- oder Nachge- burt/ Schlag/ verlohrne Sprach.
Das deſtillierte gelbe Naͤgel-Veieln-waſ- ſer ſtaͤrcket und erwaͤrmet das kalte Haupt und die Mutter/ befuͤrderet die verſteckte monatliche Reinigung der Weiber/ die tod- te Frucht und Affter- oder Nachgeburt gewal- tiglich/ verhuͤtet den Schlag/ und bringet wider die verlohrne Sprach/ man kan da- von nach belieben ein paar loth trincken.
Weiſſe und braun-rothe Naͤgel-Veiel. Leucojum album & purpureum.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Die weiſſe Naͤgel-Veiel/ Leucojum in- canum majus, C. B. hyemale & diu durans, pur- pureum, roſeum, ac etiam album, J. B. hat ih- ren namen bekommen/ nicht von ihren blu- men/ denn ſie nicht allezeit weiſſe traͤgt/ ſon- deren dieweil ſie grawe oder aſchen-farbe blaͤtter hat. Der ſtengel wird hart/ gerad/ aͤſtig/ rund/ und zwey oder drey ſchuh hoch. Jhre blaͤtter ſind laͤnglicht/ weiß/ weich und [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Weiſſe und braun-rothe Naͤgel- Veiel.Leucojum album & purpureum. haarig/ wie das Wollkraut. Auff dem ober- ſten theil der ſtengeln erſcheinen im Fruͤh- ling vier-blaͤttige Blumen/ gemeiniglich ſchneeweiß/ und zu zeiten aſchen-farb/ denen ſchmale und laͤnglichte ſchoͤttlein nachfol- gen/ darinn der breite und rothe ſame liget/ die wurtzel iſt lang/ ſtarck/ weiß/ ſcharff und etwas zaßlicht.
2. Ein kleinere art wird in den Gaͤrten angetroffen/ ſo im erſten Jahr vom ſamen auffgehet/ und ihre blumen im Brach- oder Hewmonat herfuͤr bringet/ ſie iſt in allem kleiner/ riechet wohl/ und leidet keine froſt/ derohalben ſo bald der ſame zeitig wird/ ver- dirbt der ſtock mit einander/ dahero muß man den ſamen vor dem Winter auffhe- ben/ und ſie alle Jahr gegen dem Fruͤhling erneweren: Leucojum incanum minus, C. B. æſtivum flore purpureo & roſeo ac albo, J. B.
3. Die weiſſe uͤberauß wohlriechende Veiel/ Leucojum album odoratisſimum folio viridi, C. B. hyemale, diu durans, flore albo, fo- lio viridi & livido glabro, J. B. hat ein zer- ſpaltene wurtzel/ der ſtengel wird gruͤn-aͤſtig und bißweilen kleinen fingers dick/ die blaͤt- ter ſind dick/ gruͤn/ glaͤntzend/ und den ge- meinen gelben Naͤgel-Veilen aͤhnlich. Jhre Blumen erſcheinen weiß/ vierblaͤttig/ und riechen inſonderheit gegen Abend trefflich wohl/ dahero man ſie in Teutſchland Bi- ſam-Naͤgelein nennet: Den Blumen folgen lange/ dicklichte und gruͤne ſchoͤttlein nach/ welche zwiſchen dem haͤutlein ein doppelten ſamen in ſich halten. Sie bleibt etliche Jahr/ ſo man ſie im Winter in dem Keller auff- behaͤlt.
Die braun-rothe Naͤgel-Veiel/ komt mit der gemeinen weiſſen uͤberein/ allein ſind
die
E e e e e 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0789"n="773"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Kraͤuteren.</hi></fw><lb/><cb/></div><divn="3"><head><hirendition="#b">Eigenſchafft.</hi></head><lb/><p>Die blumen der gelben Naͤgel-Veyeln<lb/>ſind mit einem balſamiſchen/ milt-fluͤchti-<lb/>
gen/ ſaltzichten oͤl begabet/ und haben alſo<lb/>
die eigenſchafft zu waͤrmen/ zu troͤcknen/ die<lb/>
Haupt-fluͤſſe zu zertheilen/ das Hertz zu<lb/>ſtaͤrcken/ Schmertzen zu ſtillen/ zu erweichen/<lb/>
zu zertheilen/ zu ſaͤubern/ zu heilen/ die mo-<lb/>
natliche Reinigung zu befuͤrdern/ die Leibs-<lb/>
frucht und das Nachbuͤrdlein abzutreiben.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Gebrauch.</hi></head><lb/><p>Dieſe Naͤgel-Veieln werden fuͤglich un-<lb/><noteplace="left">Haupt-uñ<lb/>
Schlag-<lb/>
fluͤſſe.</note>der alle die Artzneyen/ ſo da wider die Schlag-<lb/>
fluͤſſe dienen/ mitgenommen. Man kan auch<lb/>
alſo eine Eſſentz mit Kirſchen-Brantenwein<lb/>
davon außziehen/ und auff 15. biß 20. tropffen<lb/>
davon offt in Wein wider die Fluͤſſe einneh-<lb/>
men.</p><lb/><noteplace="left">Verſteckte<lb/>
monatliche<lb/>
reinigung<lb/>
der Weiber</note><p>Wider die verſteckte monatliche Reini-<lb/>
gung der Weiber. Nim Alant-wurtzel/<lb/>
Calmuß/ Entzian-wurtzel jedes ein loth/<lb/>
Beyfuß-kraut/ Roßmarin/ weiſſen Andorn/<lb/>
gelbe Naͤgel-Veielblumen jedes ein kleine<lb/>
handvoll/ Lorbeer ein halb loth/ Zimmet und<lb/>
Saffran jedes ein quintlein. Zerſchneide al-<lb/>
les/ und binde es in ein ſaͤcklein/ ſchuͤtte da-<lb/>
ruͤber zwey maß alten weiſſen Wein/ laſſe<lb/>
es vier und zwantzig ſtund ſtehen/ alsdenn<lb/>
trincke man alle morgen nuͤchter ein glaßvoll<lb/>
davon.</p><lb/><p>Schwangere Weiber ſollen ſich vor den<lb/>
gelben Naͤgel-Veieln huͤten/ denn ſie die<lb/>
Leibs-frucht abtreiben.</p><lb/><noteplace="left">Schwache<lb/>
erkaltete<lb/>
Glieder uñ<lb/>
Mutter/<lb/>
Schlag.</note><p>Die in den Apothecken zubereitete <hirendition="#aq">Con-<lb/>ſerva Cheiri,</hi> oder der gelbe Naͤgel-Veieln<lb/>
Zucker/ ſtaͤrcket und erwaͤrmet die ſchwachen<lb/>
und erkalteten Glieder des Leibs/ inſonder-<lb/>
heit aber die Mutter/ und bewahret fuͤr dem<lb/>
Schlagfluß.</p><lb/><p>Das gelbe Naͤgel-Veiel-oͤl wehret dem<lb/><noteplace="left">Auffſteigen<lb/>
der Mutter<lb/>ſchwere<lb/>
kindsnoͤth.</note>Auffſteigen der Mutter/ und befuͤrdert die<lb/>
Geburt in den Kinds-noͤthen/ ſo man den<lb/>
undern Leib warmlicht mit anſalbet/ daher<lb/>
die Hebammen jederzeit dieſes Oel bey han-<lb/>
den haben ſollen. Dieß Oel ſtillet auch den<lb/><noteplace="left">Daꝛmgicht</note>jungen Kindern die Darmgicht/ ſo man ih-<lb/>
nen das baͤuchlein warmlicht darmit anſal-<lb/>
bet.</p><lb/><noteplace="left">Kaltes<lb/>
Haupt und<lb/>
Mutter/<lb/>
verſteckte<lb/>
monatliche<lb/>
reinigung<lb/>
der Weiber<lb/>
todte fꝛucht<lb/>
zuruck blei-<lb/>
bende Aff-<lb/>
ter- oder<lb/>
Nachge-<lb/>
burt/<lb/>
Schlag/<lb/>
verlohrne<lb/>
Sprach.</note><p>Das deſtillierte gelbe Naͤgel-Veieln-waſ-<lb/>ſer ſtaͤrcket und erwaͤrmet das kalte Haupt<lb/>
und die Mutter/ befuͤrderet die verſteckte<lb/>
monatliche Reinigung der Weiber/ die tod-<lb/>
te Frucht und Affter- oder Nachgeburt gewal-<lb/>
tiglich/ verhuͤtet den Schlag/ und bringet<lb/>
wider die verlohrne Sprach/ man kan da-<lb/>
von nach belieben ein paar loth trincken.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Weiſſe und braun-rothe Naͤgel-Veiel.</hi><lb/><hirendition="#aq">Leucojum album & purpureum.</hi></head><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Geſchlecht und Geſtalt.</hi></head><lb/><p>1. Die weiſſe Naͤgel-Veiel/ <hirendition="#aq">Leucojum in-<lb/>
canum majus, <hirendition="#i">C. B.</hi> hyemale & diu durans, pur-<lb/>
pureum, roſeum, ac etiam album, <hirendition="#i">J. B.</hi></hi> hat ih-<lb/>
ren namen bekommen/ nicht von ihren blu-<lb/>
men/ denn ſie nicht allezeit weiſſe traͤgt/ ſon-<lb/>
deren dieweil ſie grawe oder aſchen-farbe<lb/>
blaͤtter hat. Der ſtengel wird hart/ gerad/<lb/>
aͤſtig/ rund/ und zwey oder drey ſchuh hoch.<lb/>
Jhre blaͤtter ſind laͤnglicht/ weiß/ weich und<lb/><cb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Weiſſe und braun-rothe Naͤgel-<lb/>
Veiel.</hi><hirendition="#aq">Leucojum album &<lb/>
purpureum.</hi></hi></head><lb/></figure> haarig/ wie das Wollkraut. Auff dem ober-<lb/>ſten theil der ſtengeln erſcheinen im Fruͤh-<lb/>
ling vier-blaͤttige Blumen/ gemeiniglich<lb/>ſchneeweiß/ und zu zeiten aſchen-farb/ denen<lb/>ſchmale und laͤnglichte ſchoͤttlein nachfol-<lb/>
gen/ darinn der breite und rothe ſame liget/<lb/>
die wurtzel iſt lang/ ſtarck/ weiß/ ſcharff und<lb/>
etwas zaßlicht.</p><lb/><p>2. Ein kleinere art wird in den Gaͤrten<lb/>
angetroffen/ ſo im erſten Jahr vom ſamen<lb/>
auffgehet/ und ihre blumen im Brach- oder<lb/>
Hewmonat herfuͤr bringet/ ſie iſt in allem<lb/>
kleiner/ riechet wohl/ und leidet keine froſt/<lb/>
derohalben ſo bald der ſame zeitig wird/ ver-<lb/>
dirbt der ſtock mit einander/ dahero muß<lb/>
man den ſamen vor dem Winter auffhe-<lb/>
ben/ und ſie alle Jahr gegen dem Fruͤhling<lb/>
erneweren: <hirendition="#aq">Leucojum incanum minus, <hirendition="#i">C. B.</hi><lb/>
æſtivum flore purpureo & roſeo ac albo, <hirendition="#i">J. B.</hi></hi></p><lb/><p>3. Die weiſſe uͤberauß wohlriechende<lb/>
Veiel/ <hirendition="#aq">Leucojum album odoratisſimum folio<lb/>
viridi, <hirendition="#i">C. B.</hi> hyemale, diu durans, flore albo, fo-<lb/>
lio viridi & livido glabro, <hirendition="#i">J. B.</hi></hi> hat ein zer-<lb/>ſpaltene wurtzel/ der ſtengel wird gruͤn-aͤſtig<lb/>
und bißweilen kleinen fingers dick/ die blaͤt-<lb/>
ter ſind dick/ gruͤn/ glaͤntzend/ und den ge-<lb/>
meinen gelben Naͤgel-Veilen aͤhnlich. Jhre<lb/>
Blumen erſcheinen weiß/ vierblaͤttig/ und<lb/>
riechen inſonderheit gegen Abend trefflich<lb/>
wohl/ dahero man ſie in Teutſchland Bi-<lb/>ſam-Naͤgelein nennet: Den Blumen folgen<lb/>
lange/ dicklichte und gruͤne ſchoͤttlein nach/<lb/>
welche zwiſchen dem haͤutlein ein doppelten<lb/>ſamen in ſich halten. Sie bleibt etliche Jahr/<lb/>ſo man ſie im Winter in dem Keller auff-<lb/>
behaͤlt.</p><lb/><p>Die braun-rothe Naͤgel-Veiel/ komt<lb/>
mit der gemeinen weiſſen uͤberein/ allein ſind<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e e e e 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[773/0789]
Von den Kraͤuteren.
Eigenſchafft.
Die blumen der gelben Naͤgel-Veyeln
ſind mit einem balſamiſchen/ milt-fluͤchti-
gen/ ſaltzichten oͤl begabet/ und haben alſo
die eigenſchafft zu waͤrmen/ zu troͤcknen/ die
Haupt-fluͤſſe zu zertheilen/ das Hertz zu
ſtaͤrcken/ Schmertzen zu ſtillen/ zu erweichen/
zu zertheilen/ zu ſaͤubern/ zu heilen/ die mo-
natliche Reinigung zu befuͤrdern/ die Leibs-
frucht und das Nachbuͤrdlein abzutreiben.
Gebrauch.
Dieſe Naͤgel-Veieln werden fuͤglich un-
der alle die Artzneyen/ ſo da wider die Schlag-
fluͤſſe dienen/ mitgenommen. Man kan auch
alſo eine Eſſentz mit Kirſchen-Brantenwein
davon außziehen/ und auff 15. biß 20. tropffen
davon offt in Wein wider die Fluͤſſe einneh-
men.
Haupt-uñ
Schlag-
fluͤſſe.
Wider die verſteckte monatliche Reini-
gung der Weiber. Nim Alant-wurtzel/
Calmuß/ Entzian-wurtzel jedes ein loth/
Beyfuß-kraut/ Roßmarin/ weiſſen Andorn/
gelbe Naͤgel-Veielblumen jedes ein kleine
handvoll/ Lorbeer ein halb loth/ Zimmet und
Saffran jedes ein quintlein. Zerſchneide al-
les/ und binde es in ein ſaͤcklein/ ſchuͤtte da-
ruͤber zwey maß alten weiſſen Wein/ laſſe
es vier und zwantzig ſtund ſtehen/ alsdenn
trincke man alle morgen nuͤchter ein glaßvoll
davon.
Schwangere Weiber ſollen ſich vor den
gelben Naͤgel-Veieln huͤten/ denn ſie die
Leibs-frucht abtreiben.
Die in den Apothecken zubereitete Con-
ſerva Cheiri, oder der gelbe Naͤgel-Veieln
Zucker/ ſtaͤrcket und erwaͤrmet die ſchwachen
und erkalteten Glieder des Leibs/ inſonder-
heit aber die Mutter/ und bewahret fuͤr dem
Schlagfluß.
Das gelbe Naͤgel-Veiel-oͤl wehret dem
Auffſteigen der Mutter/ und befuͤrdert die
Geburt in den Kinds-noͤthen/ ſo man den
undern Leib warmlicht mit anſalbet/ daher
die Hebammen jederzeit dieſes Oel bey han-
den haben ſollen. Dieß Oel ſtillet auch den
jungen Kindern die Darmgicht/ ſo man ih-
nen das baͤuchlein warmlicht darmit anſal-
bet.
Auffſteigen
der Mutter
ſchwere
kindsnoͤth.
Daꝛmgicht
Das deſtillierte gelbe Naͤgel-Veieln-waſ-
ſer ſtaͤrcket und erwaͤrmet das kalte Haupt
und die Mutter/ befuͤrderet die verſteckte
monatliche Reinigung der Weiber/ die tod-
te Frucht und Affter- oder Nachgeburt gewal-
tiglich/ verhuͤtet den Schlag/ und bringet
wider die verlohrne Sprach/ man kan da-
von nach belieben ein paar loth trincken.
Weiſſe und braun-rothe Naͤgel-Veiel.
Leucojum album & purpureum.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Die weiſſe Naͤgel-Veiel/ Leucojum in-
canum majus, C. B. hyemale & diu durans, pur-
pureum, roſeum, ac etiam album, J. B. hat ih-
ren namen bekommen/ nicht von ihren blu-
men/ denn ſie nicht allezeit weiſſe traͤgt/ ſon-
deren dieweil ſie grawe oder aſchen-farbe
blaͤtter hat. Der ſtengel wird hart/ gerad/
aͤſtig/ rund/ und zwey oder drey ſchuh hoch.
Jhre blaͤtter ſind laͤnglicht/ weiß/ weich und
[Abbildung Weiſſe und braun-rothe Naͤgel-
Veiel. Leucojum album &
purpureum.
]
haarig/ wie das Wollkraut. Auff dem ober-
ſten theil der ſtengeln erſcheinen im Fruͤh-
ling vier-blaͤttige Blumen/ gemeiniglich
ſchneeweiß/ und zu zeiten aſchen-farb/ denen
ſchmale und laͤnglichte ſchoͤttlein nachfol-
gen/ darinn der breite und rothe ſame liget/
die wurtzel iſt lang/ ſtarck/ weiß/ ſcharff und
etwas zaßlicht.
2. Ein kleinere art wird in den Gaͤrten
angetroffen/ ſo im erſten Jahr vom ſamen
auffgehet/ und ihre blumen im Brach- oder
Hewmonat herfuͤr bringet/ ſie iſt in allem
kleiner/ riechet wohl/ und leidet keine froſt/
derohalben ſo bald der ſame zeitig wird/ ver-
dirbt der ſtock mit einander/ dahero muß
man den ſamen vor dem Winter auffhe-
ben/ und ſie alle Jahr gegen dem Fruͤhling
erneweren: Leucojum incanum minus, C. B.
æſtivum flore purpureo & roſeo ac albo, J. B.
3. Die weiſſe uͤberauß wohlriechende
Veiel/ Leucojum album odoratisſimum folio
viridi, C. B. hyemale, diu durans, flore albo, fo-
lio viridi & livido glabro, J. B. hat ein zer-
ſpaltene wurtzel/ der ſtengel wird gruͤn-aͤſtig
und bißweilen kleinen fingers dick/ die blaͤt-
ter ſind dick/ gruͤn/ glaͤntzend/ und den ge-
meinen gelben Naͤgel-Veilen aͤhnlich. Jhre
Blumen erſcheinen weiß/ vierblaͤttig/ und
riechen inſonderheit gegen Abend trefflich
wohl/ dahero man ſie in Teutſchland Bi-
ſam-Naͤgelein nennet: Den Blumen folgen
lange/ dicklichte und gruͤne ſchoͤttlein nach/
welche zwiſchen dem haͤutlein ein doppelten
ſamen in ſich halten. Sie bleibt etliche Jahr/
ſo man ſie im Winter in dem Keller auff-
behaͤlt.
Die braun-rothe Naͤgel-Veiel/ komt
mit der gemeinen weiſſen uͤberein/ allein ſind
die
E e e e e 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/789>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.