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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] was runtzlichte/ zugespitzte blättlein ohne
stielein erscheinen/ zwischen welchen die bla-
wen einblättigen/ aber in vier schnitte ge-
trennten blümlein/ mit weissen Näbelein/
und schönen Linien gestreifft/ an kurtzen stie-
lein herfür kommen/ welche inwendig ein
sehr dünnes Viol-braunes stielein/ neben
zwey zäserlein mit weissen köpflein/ haben.
Das Kelchlein des Blümleins ist vier-blät-
tig. Die Samen-gefäßlein sind flach und
zwey-hölig. Blühet im Mäy bey Muttentz
und Mönchenstein in den Dornbüschen umb
Basel; Hat einen bitterlichten geschmack/
aber keinen geruch. Die blättlein/ so oben
an den Gertlein sich finden/ sind öffters mit
länglichten stielein begabet.

Eigenschafft.

Der Gamanderlein hat ein bitteres/ alka-
lisches/ groblichtes Saltz/ neben wenig bal-
samisch-ölichten theilgen/ und hiemit die ei-
genschafft zu tröcknen/ gelind zu wärmen/
den Flüssen zu widerstehen/ das Gehirn und
die Nerven zu stärcken/ die Verstopffung
der Leber/ Miltz/ Faulfleisches und Mutter
zu eröffnen/ allen Schleim zu verzehren/
auch Wunden und Schäden zu säubern und
zu heilen. Man muß es im Brachmonat
gegen dem Vollmond einsamlen/ und wer-
den die blätter und blümlein allein gebraucht.

Gebrauch.
Stätiger
Husten/
schwerlich
harnen/
versteckte
monatliche
reinigung
der weiber/
verstopfftes
Miltz/ an-
fangende
Wasser-
sucht/ vier-
tägi Fie-
ber/ gerun-
nen Blut/
Würm/
weisser fluß
der erkalte-
ten weibern.
Brüch/ drey
und viertä-
gig Fieber.

Gamanderlein zwey hand voll in einer
maß weissen Wein gesotten/ durchgesiegen
und darvon getruncken/ ist gut denen/ so stä-
tigs husten/ und schwerlich harnen: befür-
deret die monatliche Reinigung der Weiber/
eröffnet das harte und verstopffte Miltz/ weh-
ret der anfangenden Wassersucht und vier-
tägigem Fieber/ zertheilet das gerunnene
Blut im Leib/ tödet die Würm/ und ist ein
dienliche Artzney den erkalteten Weibern/
so mit dem weissen Fluß behafftet sind/ soll
auch die Brüch geschwind heilen/ wie Tra-
gus
bezeuget.

So man drey tag nach einander ein quint-
lein des gepülverten Gamanderleins in Tau-
sendguldenkraut-wasser einnimt/ soll es das
drey- und viertägige Fieber vertreiben/ aber
der Leib muß zuvor gereiniget seyn.

Etliche geben diesem Kraut grosses Lob
Podagra.wider das Podagra oder Zipperlein/ so man
es in weissen Wein siedet/ und morgens nüch-
ter/ sechtzig tag nach einander/ einen war-
men trunck darvon thut. Aber der Leib soll
zuvor purgieret seyn/ und muß der krancke
die sauren und sehr gesaltzenen speisen mei-
den. Diese Artzney haben die Genueser
Käyser Carolo dem Fünfften zugeschickt/
und bezeuget/ sie seye an vielen Podagri-
schen oder Gliedsüchtigen Menschen/ inson-
derheit aber an dem Cardinal Doria, gut be-
funden worden/ also daß sie in vielen Jah-
ren das Podagra nicht mehr empfunden/
wie solches Vesalius in seinem Büchlein de
usu Radicis Chinae p. m.
49. berichtet.

D. Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmac.
Med. Chym. sect. 1. p. m.
436. lobet auß eige-
ner erfahrung nachfolgende Träncker wi-
der die Glidersucht und das Podagra/ so man
nachdem der paroxysmus oder Anstoß der
Kranckheit fürüber ist/ sechtzig tag nach ein-
[Spaltenumbruch] ander gebrauchen solle. Nim Gamander-
lein/ Erdpin/ und Tausendgulden-kraut
jedes ein handvoll/ siede es in einem wol-
verschlossenen hafen in zwey maß Wasser/
biß die helffte eingesotten ist/ alsdenn seige
es durch ein sauberes tuch/ und behalte es
zum gebrauch. Davon soll man allzeit mor-
gens/ zu mittag/ und abends vor dem essen
zween löffel voll nehmen. Oder nim Scor-
zonera-wurtzel/ geschaben Süßholtz jedes
zwey loth/ Gamanderlein zwey handvoll/
Violen/ Roßmarin-blüth jedes ein halbe
handvoll/ Frantzosen-holtz vier loth/ Rosin-
lein drey loth/ sechs Datteln. Zerschneide al-
les und siede es in einem verschlossenen ha-
fen in vier maß frisches Brunnwassers/ biß
die helffte eingesotten ist/ alsdenn seige es
durch ein sauber tuch/ und behalts zum ge-
brauch. Davon soll man morgens/ zu mit-
tag/ und abends vor dem essen ein glaßvoll
trincken.

Man kan auch einen Zucker oder Conser-
vam,
so wol auß den blättern/ als insonder-
heit auß den blümlein/ welche man zu end
des Brachmonats samlen muß/ bereiten/
und in oberzehlten zuständen gebrauchen.

Etliche machen eine Essentz und Extract
mit Branntenwein darauß/ und bedienen
sich deroselben zu stärckung der Gliedern/
und tröcknung aller Hauptflüssen. Man
kan biß 20. und mehr tropffen davon auff
einmahl einnehmen.

Das destillierte Gamanderlein-wasser istKoder um
die Brust/
schwerer A-
them/ husten
Würm/
Gelbsucht/
Brüch und
versehrung
des Leibs/
unsauber
geblüt/ ver-
stopffte Le-
ber und
Miltz/ an-
hebende
Wasser-
sucht/ ver-
standene
Weiber-
reinigung/
todte Ge-
burt/ erkal-
tete weiber/
weisser fluß.

gut den jenigen/ welchen die Brust mit Ko-
der umbfangen/ einen schweren Athem ha-
ben/ stetigs husten und keichen/ tödet die
Würm/ vertreibet die Gelbsucht/ heilet die
Brüch und Versehrung des Leibs/ reiniget
das unsaubere Geblüt/ eröffnet die verstopf-
te Leber und Miltz/ wehret der anhebenden
Wassersucht/ treibt den Weibern ihre ver-
standene Reinigung/ und befürdert die todte
Geburt. Jst ein nutzliche Artzney den er-
kalteten Weibern/ so mit dem weissen Fluß
geplagt werden/ man kan in allen solchen
Zuständen morgens nüchtern/ und abends
zwo stund vor dem Nachtessen/ vier oder
fünff loth dieses Wassers trincken.



CAPUT XXXI.
Wasserbathenig. Scordium.
Namen.

WAsserbathenig oder Lachen-knob-
lauch heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. La-
teinisch/ Scordium, Trissago palustris.
Jtaliänisch/ Scordio. Frantzösisch/ Scordion.
Spanisch/ Camedreos de arroyos. Englisch/
Water germander. Dänisch/ Skordium/
Gamanderlogs-urt. Niderländisch/ Water
gamandree.

Gestalt.

Wasserbathenig hat blätter wie der Ga-
manderlein/ sind aber grösser/ lind/ weiß-
licht/ haarig/ an dem umbkreiß nicht so tieff
zerkerbt/ am geschmack bitter und zusammen
ziehend/ sie riechen nach Knoblauch/ daher
das Kraut Lachen-knoblauch genennt wird.

Er

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] was runtzlichte/ zugeſpitzte blaͤttlein ohne
ſtielein erſcheinen/ zwiſchen welchen die bla-
wen einblaͤttigen/ aber in vier ſchnitte ge-
trennten bluͤmlein/ mit weiſſen Naͤbelein/
und ſchoͤnen Linien geſtreifft/ an kurtzen ſtie-
lein herfuͤr kommen/ welche inwendig ein
ſehr duͤnnes Viol-braunes ſtielein/ neben
zwey zaͤſerlein mit weiſſen koͤpflein/ haben.
Das Kelchlein des Bluͤmleins iſt vier-blaͤt-
tig. Die Samen-gefaͤßlein ſind flach und
zwey-hoͤlig. Bluͤhet im Maͤy bey Muttentz
und Moͤnchenſtein in den Dornbuͤſchen umb
Baſel; Hat einen bitterlichten geſchmack/
aber keinen geruch. Die blaͤttlein/ ſo oben
an den Gertlein ſich finden/ ſind oͤffters mit
laͤnglichten ſtielein begabet.

Eigenſchafft.

Der Gamanderlein hat ein bitteres/ alka-
liſches/ groblichtes Saltz/ neben wenig bal-
ſamiſch-oͤlichten theilgen/ und hiemit die ei-
genſchafft zu troͤcknen/ gelind zu waͤrmen/
den Fluͤſſen zu widerſtehen/ das Gehirn und
die Nerven zu ſtaͤrcken/ die Verſtopffung
der Leber/ Miltz/ Faulfleiſches und Mutter
zu eroͤffnen/ allen Schleim zu verzehren/
auch Wunden und Schaͤden zu ſaͤubern und
zu heilen. Man muß es im Brachmonat
gegen dem Vollmond einſamlen/ und wer-
den die blaͤtter und bluͤmlein allein gebraucht.

Gebrauch.
Staͤtiger
Huſten/
ſchwerlich
harnen/
verſteckte
monatliche
reinigung
der weiber/
verſtopfftes
Miltz/ an-
fangende
Waſſer-
ſucht/ vier-
taͤgi Fie-
ber/ gerun-
nen Blut/
Wuͤrm/
weiſſer fluß
der erkalte-
tẽ weibern.
Bꝛuͤch/ dꝛey
und viertaͤ-
gig Fieber.

Gamanderlein zwey hand voll in einer
maß weiſſen Wein geſotten/ durchgeſiegen
und darvon getruncken/ iſt gut denen/ ſo ſtaͤ-
tigs huſten/ und ſchwerlich harnen: befuͤr-
deret die monatliche Reinigung der Weiber/
eroͤffnet das harte und verſtopffte Miltz/ weh-
ret der anfangenden Waſſerſucht und vier-
taͤgigem Fieber/ zertheilet das gerunnene
Blut im Leib/ toͤdet die Wuͤrm/ und iſt ein
dienliche Artzney den erkalteten Weibern/
ſo mit dem weiſſen Fluß behafftet ſind/ ſoll
auch die Bruͤch geſchwind heilen/ wie Tra-
gus
bezeuget.

So man drey tag nach einander ein quint-
lein des gepuͤlverten Gamanderleins in Tau-
ſendguldenkraut-waſſer einnimt/ ſoll es das
drey- und viertaͤgige Fieber vertreiben/ aber
der Leib muß zuvor gereiniget ſeyn.

Etliche geben dieſem Kraut groſſes Lob
Podagra.wider das Podagra oder Zipperlein/ ſo man
es in weiſſen Wein ſiedet/ und morgens nuͤch-
ter/ ſechtzig tag nach einander/ einen war-
men trunck darvon thut. Aber der Leib ſoll
zuvor purgieret ſeyn/ und muß der krancke
die ſauren und ſehr geſaltzenen ſpeiſen mei-
den. Dieſe Artzney haben die Genueſer
Kaͤyſer Carolo dem Fuͤnfften zugeſchickt/
und bezeuget/ ſie ſeye an vielen Podagri-
ſchen oder Gliedſuͤchtigen Menſchen/ inſon-
derheit aber an dem Cardinal Doria, gut be-
funden worden/ alſo daß ſie in vielen Jah-
ren das Podagra nicht mehr empfunden/
wie ſolches Veſalius in ſeinem Buͤchlein de
uſu Radicis Chinæ p. m.
49. berichtet.

D. Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmac.
Med. Chym. ſect. 1. p. m.
436. lobet auß eige-
ner erfahrung nachfolgende Traͤncker wi-
der die Gliderſucht und das Podagra/ ſo man
nachdem der paroxyſmus oder Anſtoß der
Kranckheit fuͤruͤber iſt/ ſechtzig tag nach ein-
[Spaltenumbruch] ander gebrauchen ſolle. Nim Gamander-
lein/ Erdpin/ und Tauſendgulden-kraut
jedes ein handvoll/ ſiede es in einem wol-
verſchloſſenen hafen in zwey maß Waſſer/
biß die helffte eingeſotten iſt/ alsdenn ſeige
es durch ein ſauberes tuch/ und behalte es
zum gebrauch. Davon ſoll man allzeit mor-
gens/ zu mittag/ und abends vor dem eſſen
zween loͤffel voll nehmen. Oder nim Scor-
zonera-wurtzel/ geſchaben Suͤßholtz jedes
zwey loth/ Gamanderlein zwey handvoll/
Violen/ Roßmarin-bluͤth jedes ein halbe
handvoll/ Frantzoſen-holtz vier loth/ Roſin-
lein drey loth/ ſechs Datteln. Zerſchneide al-
les und ſiede es in einem verſchloſſenen ha-
fen in vier maß friſches Brunnwaſſers/ biß
die helffte eingeſotten iſt/ alsdenn ſeige es
durch ein ſauber tuch/ und behalts zum ge-
brauch. Davon ſoll man morgens/ zu mit-
tag/ und abends vor dem eſſen ein glaßvoll
trincken.

Man kan auch einen Zucker oder Conſer-
vam,
ſo wol auß den blaͤttern/ als inſonder-
heit auß den bluͤmlein/ welche man zu end
des Brachmonats ſamlen muß/ bereiten/
und in oberzehlten zuſtaͤnden gebrauchen.

Etliche machen eine Eſſentz und Extract
mit Branntenwein darauß/ und bedienen
ſich deroſelben zu ſtaͤrckung der Gliedern/
und troͤcknung aller Hauptfluͤſſen. Man
kan biß 20. und mehr tropffen davon auff
einmahl einnehmen.

Das deſtillierte Gamanderlein-waſſer iſtKoder um
die Bruſt/
ſchwerer A-
them/ huſtẽ
Wuͤrm/
Gelbſucht/
Bruͤch und
verſehrung
des Leibs/
unſauber
gebluͤt/ ver-
ſtopffte Le-
ber und
Miltz/ an-
hebende
Waſſer-
ſucht/ ver-
ſtandene
Weiber-
reinigung/
todte Ge-
buꝛt/ erkal-
tete weibeꝛ/
weiſſer fluß.

gut den jenigen/ welchen die Bruſt mit Ko-
der umbfangen/ einen ſchweren Athem ha-
ben/ ſtetigs huſten und keichen/ toͤdet die
Wuͤrm/ vertreibet die Gelbſucht/ heilet die
Bruͤch und Verſehrung des Leibs/ reiniget
das unſaubere Gebluͤt/ eroͤffnet die verſtopf-
te Leber und Miltz/ wehret der anhebenden
Waſſerſucht/ treibt den Weibern ihre ver-
ſtandene Reinigung/ und befuͤrdert die todte
Geburt. Jſt ein nutzliche Artzney den er-
kalteten Weibern/ ſo mit dem weiſſen Fluß
geplagt werden/ man kan in allen ſolchen
Zuſtaͤnden morgens nuͤchtern/ und abends
zwo ſtund vor dem Nachteſſen/ vier oder
fuͤnff loth dieſes Waſſers trincken.



CAPUT XXXI.
Waſſerbathenig. Scordium.
Namen.

WAſſerbathenig oder Lachen-knob-
lauch heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. La-
teiniſch/ Scordium, Triſſago paluſtris.
Jtaliaͤniſch/ Scordio. Frantzoͤſiſch/ Scordion.
Spaniſch/ Camedreos de arroyos. Engliſch/
Water germander. Daͤniſch/ Skordium/
Gamanderlogs-urt. Niderlaͤndiſch/ Water
gamandree.

Geſtalt.

Waſſerbathenig hat blaͤtter wie der Ga-
manderlein/ ſind aber groͤſſer/ lind/ weiß-
licht/ haarig/ an dem umbkreiß nicht ſo tieff
zerkerbt/ am geſchmack bitter und zuſammen
ziehend/ ſie riechen nach Knoblauch/ daher
das Kraut Lachen-knoblauch genennt wird.

Er
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[736/0752] Das Vierte Buch/ was runtzlichte/ zugeſpitzte blaͤttlein ohne ſtielein erſcheinen/ zwiſchen welchen die bla- wen einblaͤttigen/ aber in vier ſchnitte ge- trennten bluͤmlein/ mit weiſſen Naͤbelein/ und ſchoͤnen Linien geſtreifft/ an kurtzen ſtie- lein herfuͤr kommen/ welche inwendig ein ſehr duͤnnes Viol-braunes ſtielein/ neben zwey zaͤſerlein mit weiſſen koͤpflein/ haben. Das Kelchlein des Bluͤmleins iſt vier-blaͤt- tig. Die Samen-gefaͤßlein ſind flach und zwey-hoͤlig. Bluͤhet im Maͤy bey Muttentz und Moͤnchenſtein in den Dornbuͤſchen umb Baſel; Hat einen bitterlichten geſchmack/ aber keinen geruch. Die blaͤttlein/ ſo oben an den Gertlein ſich finden/ ſind oͤffters mit laͤnglichten ſtielein begabet. Eigenſchafft. Der Gamanderlein hat ein bitteres/ alka- liſches/ groblichtes Saltz/ neben wenig bal- ſamiſch-oͤlichten theilgen/ und hiemit die ei- genſchafft zu troͤcknen/ gelind zu waͤrmen/ den Fluͤſſen zu widerſtehen/ das Gehirn und die Nerven zu ſtaͤrcken/ die Verſtopffung der Leber/ Miltz/ Faulfleiſches und Mutter zu eroͤffnen/ allen Schleim zu verzehren/ auch Wunden und Schaͤden zu ſaͤubern und zu heilen. Man muß es im Brachmonat gegen dem Vollmond einſamlen/ und wer- den die blaͤtter und bluͤmlein allein gebraucht. Gebrauch. Gamanderlein zwey hand voll in einer maß weiſſen Wein geſotten/ durchgeſiegen und darvon getruncken/ iſt gut denen/ ſo ſtaͤ- tigs huſten/ und ſchwerlich harnen: befuͤr- deret die monatliche Reinigung der Weiber/ eroͤffnet das harte und verſtopffte Miltz/ weh- ret der anfangenden Waſſerſucht und vier- taͤgigem Fieber/ zertheilet das gerunnene Blut im Leib/ toͤdet die Wuͤrm/ und iſt ein dienliche Artzney den erkalteten Weibern/ ſo mit dem weiſſen Fluß behafftet ſind/ ſoll auch die Bruͤch geſchwind heilen/ wie Tra- gus bezeuget. So man drey tag nach einander ein quint- lein des gepuͤlverten Gamanderleins in Tau- ſendguldenkraut-waſſer einnimt/ ſoll es das drey- und viertaͤgige Fieber vertreiben/ aber der Leib muß zuvor gereiniget ſeyn. Etliche geben dieſem Kraut groſſes Lob wider das Podagra oder Zipperlein/ ſo man es in weiſſen Wein ſiedet/ und morgens nuͤch- ter/ ſechtzig tag nach einander/ einen war- men trunck darvon thut. Aber der Leib ſoll zuvor purgieret ſeyn/ und muß der krancke die ſauren und ſehr geſaltzenen ſpeiſen mei- den. Dieſe Artzney haben die Genueſer Kaͤyſer Carolo dem Fuͤnfften zugeſchickt/ und bezeuget/ ſie ſeye an vielen Podagri- ſchen oder Gliedſuͤchtigen Menſchen/ inſon- derheit aber an dem Cardinal Doria, gut be- funden worden/ alſo daß ſie in vielen Jah- ren das Podagra nicht mehr empfunden/ wie ſolches Veſalius in ſeinem Buͤchlein de uſu Radicis Chinæ p. m. 49. berichtet. Podagra. D. Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmac. Med. Chym. ſect. 1. p. m. 436. lobet auß eige- ner erfahrung nachfolgende Traͤncker wi- der die Gliderſucht und das Podagra/ ſo man nachdem der paroxyſmus oder Anſtoß der Kranckheit fuͤruͤber iſt/ ſechtzig tag nach ein- ander gebrauchen ſolle. Nim Gamander- lein/ Erdpin/ und Tauſendgulden-kraut jedes ein handvoll/ ſiede es in einem wol- verſchloſſenen hafen in zwey maß Waſſer/ biß die helffte eingeſotten iſt/ alsdenn ſeige es durch ein ſauberes tuch/ und behalte es zum gebrauch. Davon ſoll man allzeit mor- gens/ zu mittag/ und abends vor dem eſſen zween loͤffel voll nehmen. Oder nim Scor- zonera-wurtzel/ geſchaben Suͤßholtz jedes zwey loth/ Gamanderlein zwey handvoll/ Violen/ Roßmarin-bluͤth jedes ein halbe handvoll/ Frantzoſen-holtz vier loth/ Roſin- lein drey loth/ ſechs Datteln. Zerſchneide al- les und ſiede es in einem verſchloſſenen ha- fen in vier maß friſches Brunnwaſſers/ biß die helffte eingeſotten iſt/ alsdenn ſeige es durch ein ſauber tuch/ und behalts zum ge- brauch. Davon ſoll man morgens/ zu mit- tag/ und abends vor dem eſſen ein glaßvoll trincken. Man kan auch einen Zucker oder Conſer- vam, ſo wol auß den blaͤttern/ als inſonder- heit auß den bluͤmlein/ welche man zu end des Brachmonats ſamlen muß/ bereiten/ und in oberzehlten zuſtaͤnden gebrauchen. Etliche machen eine Eſſentz und Extract mit Branntenwein darauß/ und bedienen ſich deroſelben zu ſtaͤrckung der Gliedern/ und troͤcknung aller Hauptfluͤſſen. Man kan biß 20. und mehr tropffen davon auff einmahl einnehmen. Das deſtillierte Gamanderlein-waſſer iſt gut den jenigen/ welchen die Bruſt mit Ko- der umbfangen/ einen ſchweren Athem ha- ben/ ſtetigs huſten und keichen/ toͤdet die Wuͤrm/ vertreibet die Gelbſucht/ heilet die Bruͤch und Verſehrung des Leibs/ reiniget das unſaubere Gebluͤt/ eroͤffnet die verſtopf- te Leber und Miltz/ wehret der anhebenden Waſſerſucht/ treibt den Weibern ihre ver- ſtandene Reinigung/ und befuͤrdert die todte Geburt. Jſt ein nutzliche Artzney den er- kalteten Weibern/ ſo mit dem weiſſen Fluß geplagt werden/ man kan in allen ſolchen Zuſtaͤnden morgens nuͤchtern/ und abends zwo ſtund vor dem Nachteſſen/ vier oder fuͤnff loth dieſes Waſſers trincken. Koder um die Bruſt/ ſchwerer A- them/ huſtẽ Wuͤrm/ Gelbſucht/ Bruͤch und verſehrung des Leibs/ unſauber gebluͤt/ ver- ſtopffte Le- ber und Miltz/ an- hebende Waſſer- ſucht/ ver- ſtandene Weiber- reinigung/ todte Ge- buꝛt/ erkal- tete weibeꝛ/ weiſſer fluß. CAPUT XXXI. Waſſerbathenig. Scordium. Namen. WAſſerbathenig oder Lachen-knob- lauch heißt Griechiſch/ _. La- teiniſch/ Scordium, Triſſago paluſtris. Jtaliaͤniſch/ Scordio. Frantzoͤſiſch/ Scordion. Spaniſch/ Camedreos de arroyos. Engliſch/ Water germander. Daͤniſch/ Skordium/ Gamanderlogs-urt. Niderlaͤndiſch/ Water gamandree. Geſtalt. Waſſerbathenig hat blaͤtter wie der Ga- manderlein/ ſind aber groͤſſer/ lind/ weiß- licht/ haarig/ an dem umbkreiß nicht ſo tieff zerkerbt/ am geſchmack bitter und zuſammen ziehend/ ſie riechen nach Knoblauch/ daher das Kraut Lachen-knoblauch genennt wird. Er

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/752>, abgerufen am 23.11.2024.