[Spaltenumbruch]
so sie den grund bestreichen/ frische fäserlein in die erden treiben/ und neue/ kleine/ weisse/ faßlichte würtzelein gewinnen. Die blätter stehen an den knödlein gegen einander über/ haben länglichte stielein/ sind sattgrün/ dick/ rundlicht/ fett/ safftig/ und ein wenig zer- kerfft. Die liechtblauen blümlein erscheinen nicht an dem gipffel der stengeln/ sondern kommen zwischen den blättern auß densel- ben fast in gestalt einer ähre herfür/ auff welche die breiten Samen-täschlein folgen/ so mit vielem kleinen samen angefüllet sind. Dieß Kraut hat keinen sonderlichen ge- schmack/ doch ziehet es sich endlich auff eine kleine schärffe/ oder fast unempfindliche bit- terkeit. Es wächßt häuffig in feuchten was- serichten gründen/ sonderlich da gute Was- serquellen sich finden/ welche den Winter durch nicht überfrieren. Dieses Kraut er- scheinet an etlichen orten weit grösser mit al- len seinen theilen/ und wird für ein sonder- bar Geschlecht von denen Herren Bauhinis und andern gehalten.
2. Die Bachbungen mit ablangen blät- tern/ welche in der figur auffrecht mit B. ab- gezeichnet stehet/ und eines grösseren und kleinern geschlechts erscheinet/ Anagallis a- quatica major & minor folio oblongo, C. B. aqua- tica flore coeruleo, aut purpurascente, folio ob- longo major & minor, J. B. Veronica aquatica folio oblongo major & minor, Raji. treibet auß den Gläichen der stengeln zaßlichte würtze- lein nidsich in die erden. Das grosse Ge- schlecht davon hat einen geraden/ eckichten/ dicken/ holen/ über elen hohen/ von unden röthlichten Stengel. Das kleinere Ge- schlecht aber hat einen dicken/ hohlen/ runden Stengel. An beyden Geschlechten erscheinen die blätter ohne stiel an den gläi- chen der stengeln gegen einander/ sind lang/ schmal/ an dem umbkreiß zerkerfft. Neben den blättern steigen beyderseits die blumen- zweiglein/ in ähre-gestalt empor/ und werden mit kleinen/ einblättigen/ blauen/ oder pur- purfarben blümlein außgezieret; auff welche die mit kleinem samen angefüllte gefäßlein folgen. Wächßt in den Brunnwasser-gräb- lein/ wie die vorige. Man findet auch das grössere Geschlecht mit viereckichten stengeln/ und Poley-formigen blättern.
Eigenschafft.
Bachbungen hat ein nitrosisch-flüchtiges/ gelindes/ und sehr wenig scharffes/ bitterlich- tes Saltz bey sich/ dadurch sie erwärmt und feuchtet/ das scharffe geblüt versüßt/ das saltzichte unreine wesen durch den Harn und andere wege außtreibt/ verstopffungen eröff- net/ zähen schleim erdünneret/ den Athem erleichteret/ das scharbockische/ melancholi- sche geblüt reiniget/ aller säure widerstehet/ und so wol innerliche als äusserliche Wun- den säuberet und heilet. Man muß das kraut in dem Brachmonat samlen/ wenn die Sonn in dem Zwilling gehet.
Gebrauch.
Schar- bock/ Len- denstein.
Dieses Kräutlein hat gleiche tugend mit dem Brunnkresse/ aber doch in geringerem grad. Jm Frühling wird er nutzlich im Sa- lat gebraucht/ insonderheit ohne Eßig/ von denen welche mit dem Scharbock/ oder Len- [Spaltenumbruch]
denstein geplaget sind; darumb man es in den Seestatten mit dem Brunnkreß auch zu den Speisen gar viel geniesset.
Wunden.
Die Bachbungen ist auch ein köstlich Wundkraut/ so sich jemand verwundet hat/ der nehme dieses Kraut/ thue darzu ein we- nig Saltz und Spinnweb/ und binde es mit einem doppelten tüchlein auf die wunden.
So man die Bachbungen zu einem pfla-Offener Schaden der Schien- beinen vom Schar- bock. Geschwulst der Füssen. ster in Bier kochet/ und über die Schienbein leget/ heilet es die offenen Schäden/ welche vom Scharbock herkommen.
Wenn jemanden die Füß geschwollen sind der lege Bachbungen mit ein wenig Saltz gesprengt darauff.
Der auß der Bachbungen frisch außge- preßte und filtrierte Safft/ auff vier loth/ oder das davon destillierte Wasser auff 8.Schar- bock/ Gelb- und Wasser- sucht/ drey- oder vier- tägig Fie- her. biß 10. loth morgens und abends einen mo- nat lang getruncken/ reiniget das scharbo- ckische/ versaltzene/ zähe geblüt/ heilet neben dem Scharbock auch die Gelb- und Wasser- sucht/ vertreibt das drey- und viertägige Fieber. Man kan annoch Brunnkresse/ Wegrich/ Löffelkraut und dergleichen mit destillieren/ oder den Safft zugleich mit dar- auß trucken und gebrauchen.
Jn dem übrigen hat dieß Kraut alle Tu- genden mit dem Brunnkresse oder breiten Wegrich gemein.
Bachbungen in Wasser zu einem pflasterGold|-a- der- schmertzen. Versteck- ter Harn/ Bauch- würm/ Stein/ Miltze- sucht. gekocht/ und übergelegt/ stillet den schmer- tzen der Gulden-ader.
Das destillierte Wasser auß diesem kraut wird zu befürderung des Harns und Steins/ tödtung der Bauch-würmen/ und insonder- heit wider die Miltzkranckheit gelobt/ biß 8. loth morgens und abends davon getruncken.
1. Das frembde und warhaffte allhier ab- gebildete Thymiankraut/ Thymus capitatus, qui Dioscoridis, C. B. Thymum Creticum sive antiquorum, J. B. Jst ein klein staudicht kräut- lein mit vielen kleinen/ zarten/ schmalen blättlein besetzt/ die haben zu oberst läng- lichte/ schüppichte köpfflein/ voller/ kleiner/ schöner/ leibfarber Blümlein. Auff dem Kraut spüret man keinen samen/ denn er wächst auß den zerriebenen knöpfflein/ oder dürren verfallenen blümlein auf der Erden. Die wurtzel ist holtzicht/ und hat kein nutzen in der Artzney. Es wächst in Candien/ A- pulien/ Griechenland/ Syrien/ Jtalien/ Franckreich und Hispanien. Wohnet gern an mageren und steinichten orten/ welche die Sonn stäts haben. Auß Jtalien ist dieses
Gewächs
R r r r 2
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
ſo ſie den grund beſtreichen/ friſche faͤſerlein in die erden treiben/ und neue/ kleine/ weiſſe/ faßlichte wuͤrtzelein gewinnen. Die blaͤtter ſtehen an den knoͤdlein gegen einander uͤber/ haben laͤnglichte ſtielein/ ſind ſattgruͤn/ dick/ rundlicht/ fett/ ſafftig/ und ein wenig zer- kerfft. Die liechtblauen bluͤmlein erſcheinen nicht an dem gipffel der ſtengeln/ ſondern kommen zwiſchen den blaͤttern auß denſel- ben faſt in geſtalt einer aͤhre herfuͤr/ auff welche die breiten Samen-taͤſchlein folgen/ ſo mit vielem kleinen ſamen angefuͤllet ſind. Dieß Kraut hat keinen ſonderlichen ge- ſchmack/ doch ziehet es ſich endlich auff eine kleine ſchaͤrffe/ oder faſt unempfindliche bit- terkeit. Es waͤchßt haͤuffig in feuchten waſ- ſerichten gruͤnden/ ſonderlich da gute Waſ- ſerquellen ſich finden/ welche den Winter durch nicht uͤberfrieren. Dieſes Kraut er- ſcheinet an etlichen orten weit groͤſſer mit al- len ſeinen theilen/ und wird fuͤr ein ſonder- bar Geſchlecht von denen Herꝛen Bauhinis und andern gehalten.
2. Die Bachbungen mit ablangen blaͤt- tern/ welche in der figur auffrecht mit B. ab- gezeichnet ſtehet/ und eines groͤſſeren und kleinern geſchlechts erſcheinet/ Anagallis a- quatica major & minor folio oblongo, C. B. aqua- tica flore cœruleo, aut purpuraſcente, folio ob- longo major & minor, J. B. Veronica aquatica folio oblongo major & minor, Raji. treibet auß den Glaͤichen der ſtengeln zaßlichte wuͤrtze- lein nidſich in die erden. Das groſſe Ge- ſchlecht davon hat einen geraden/ eckichten/ dicken/ holen/ uͤber elen hohen/ von unden roͤthlichten Stengel. Das kleinere Ge- ſchlecht aber hat einen dicken/ hohlen/ runden Stengel. An beyden Geſchlechten erſcheinen die blaͤtter ohne ſtiel an den glaͤi- chen der ſtengeln gegen einander/ ſind lang/ ſchmal/ an dem umbkreiß zerkerfft. Neben den blaͤttern ſteigen beyderſeits die blumen- zweiglein/ in aͤhre-geſtalt empor/ und werden mit kleinen/ einblaͤttigen/ blauen/ oder pur- purfarben bluͤmlein außgezieret; auff welche die mit kleinem ſamen angefuͤllte gefaͤßlein folgen. Waͤchßt in den Brunnwaſſer-graͤb- lein/ wie die vorige. Man findet auch das groͤſſere Geſchlecht mit viereckichten ſtengeln/ und Poley-formigen blaͤttern.
Eigenſchafft.
Bachbungen hat ein nitroſiſch-fluͤchtiges/ gelindes/ und ſehr wenig ſcharffes/ bitterlich- tes Saltz bey ſich/ dadurch ſie erwaͤrmt und feuchtet/ das ſcharffe gebluͤt verſuͤßt/ das ſaltzichte unreine weſen durch den Harn und andere wege außtreibt/ verſtopffungen eroͤff- net/ zaͤhen ſchleim erduͤnneret/ den Athem erleichteret/ das ſcharbockiſche/ melancholi- ſche gebluͤt reiniget/ aller ſaͤure widerſtehet/ und ſo wol innerliche als aͤuſſerliche Wun- den ſaͤuberet und heilet. Man muß das kraut in dem Brachmonat ſamlen/ wenn die Sonn in dem Zwilling gehet.
Gebrauch.
Schar- bock/ Len- denſtein.
Dieſes Kraͤutlein hat gleiche tugend mit dem Brunnkreſſe/ aber doch in geringerem grad. Jm Fruͤhling wird er nutzlich im Sa- lat gebraucht/ inſonderheit ohne Eßig/ von denen welche mit dem Scharbock/ oder Len- [Spaltenumbruch]
denſtein geplaget ſind; darumb man es in den Seeſtatten mit dem Brunnkreß auch zu den Speiſen gar viel genieſſet.
Wunden.
Die Bachbungen iſt auch ein koͤſtlich Wundkraut/ ſo ſich jemand verwundet hat/ der nehme dieſes Kraut/ thue darzu ein we- nig Saltz und Spinnweb/ und binde es mit einem doppelten tuͤchlein auf die wundẽ.
So man die Bachbungen zu einem pfla-Offener Schaden der Schien- beinen vom Schar- bock. Geſchwulſt der Fuͤſſen. ſter in Bier kochet/ und uͤber die Schienbein leget/ heilet es die offenen Schaͤden/ welche vom Scharbock herkommen.
Wenn jemanden die Fuͤß geſchwollen ſind der lege Bachbungen mit ein wenig Saltz geſprengt darauff.
Der auß der Bachbungen friſch außge- preßte und filtrierte Safft/ auff vier loth/ oder das davon deſtillierte Waſſer auff 8.Schar- bock/ Gelb- und Waſſer- ſucht/ drey- oder vier- taͤgig Fie- her. biß 10. loth morgens und abends einen mo- nat lang getruncken/ reiniget das ſcharbo- ckiſche/ verſaltzene/ zaͤhe gebluͤt/ heilet neben dem Scharbock auch die Gelb- und Waſſer- ſucht/ vertreibt das drey- und viertaͤgige Fieber. Man kan annoch Brunnkreſſe/ Wegrich/ Loͤffelkraut und dergleichen mit deſtillieren/ oder den Safft zugleich mit dar- auß trucken und gebrauchen.
Jn dem uͤbrigen hat dieß Kraut alle Tu- genden mit dem Brunnkreſſe oder breiten Wegrich gemein.
Bachbungen in Waſſer zu einem pflaſterGold|-a- der- ſchmertzen. Verſteck- ter Harn/ Bauch- wuͤrm/ Stein/ Miltze- ſucht. gekocht/ und uͤbergelegt/ ſtillet den ſchmer- tzen der Gulden-ader.
Das deſtillierte Waſſer auß dieſem kraut wird zu befuͤrderung des Harns und Steins/ toͤdtung der Bauch-wuͤrmen/ und inſonder- heit wider die Miltzkranckheit gelobt/ biß 8. loth morgens und abends davon getruncken.
1. Das frembde und warhaffte allhier ab- gebildete Thymiankraut/ Thymus capitatus, qui Dioſcoridis, C. B. Thymum Creticum ſive antiquorum, J. B. Jſt ein klein ſtaudicht kraͤut- lein mit vielen kleinen/ zarten/ ſchmalen blaͤttlein beſetzt/ die haben zu oberſt laͤng- lichte/ ſchuͤppichte koͤpfflein/ voller/ kleiner/ ſchoͤner/ leibfarber Bluͤmlein. Auff dem Kraut ſpuͤret man keinen ſamen/ denn er waͤchſt auß den zerꝛiebenen knoͤpfflein/ oder duͤrꝛen verfallenen bluͤmlein auf der Erden. Die wurtzel iſt holtzicht/ und hat kein nutzen in der Artzney. Es waͤchſt in Candien/ A- pulien/ Griechenland/ Syrien/ Jtalien/ Franckreich und Hiſpanien. Wohnet gern an mageren und ſteinichten orten/ welche die Sonn ſtaͤts haben. Auß Jtalien iſt dieſes
Gewaͤchs
R r r r 2
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[683/0699]
Von den Kraͤuteren.
ſo ſie den grund beſtreichen/ friſche faͤſerlein
in die erden treiben/ und neue/ kleine/ weiſſe/
faßlichte wuͤrtzelein gewinnen. Die blaͤtter
ſtehen an den knoͤdlein gegen einander uͤber/
haben laͤnglichte ſtielein/ ſind ſattgruͤn/ dick/
rundlicht/ fett/ ſafftig/ und ein wenig zer-
kerfft. Die liechtblauen bluͤmlein erſcheinen
nicht an dem gipffel der ſtengeln/ ſondern
kommen zwiſchen den blaͤttern auß denſel-
ben faſt in geſtalt einer aͤhre herfuͤr/ auff
welche die breiten Samen-taͤſchlein folgen/
ſo mit vielem kleinen ſamen angefuͤllet ſind.
Dieß Kraut hat keinen ſonderlichen ge-
ſchmack/ doch ziehet es ſich endlich auff eine
kleine ſchaͤrffe/ oder faſt unempfindliche bit-
terkeit. Es waͤchßt haͤuffig in feuchten waſ-
ſerichten gruͤnden/ ſonderlich da gute Waſ-
ſerquellen ſich finden/ welche den Winter
durch nicht uͤberfrieren. Dieſes Kraut er-
ſcheinet an etlichen orten weit groͤſſer mit al-
len ſeinen theilen/ und wird fuͤr ein ſonder-
bar Geſchlecht von denen Herꝛen Bauhinis
und andern gehalten.
2. Die Bachbungen mit ablangen blaͤt-
tern/ welche in der figur auffrecht mit B. ab-
gezeichnet ſtehet/ und eines groͤſſeren und
kleinern geſchlechts erſcheinet/ Anagallis a-
quatica major & minor folio oblongo, C. B. aqua-
tica flore cœruleo, aut purpuraſcente, folio ob-
longo major & minor, J. B. Veronica aquatica
folio oblongo major & minor, Raji. treibet auß
den Glaͤichen der ſtengeln zaßlichte wuͤrtze-
lein nidſich in die erden. Das groſſe Ge-
ſchlecht davon hat einen geraden/ eckichten/
dicken/ holen/ uͤber elen hohen/ von unden
roͤthlichten Stengel. Das kleinere Ge-
ſchlecht aber hat einen dicken/ hohlen/
runden Stengel. An beyden Geſchlechten
erſcheinen die blaͤtter ohne ſtiel an den glaͤi-
chen der ſtengeln gegen einander/ ſind lang/
ſchmal/ an dem umbkreiß zerkerfft. Neben
den blaͤttern ſteigen beyderſeits die blumen-
zweiglein/ in aͤhre-geſtalt empor/ und werden
mit kleinen/ einblaͤttigen/ blauen/ oder pur-
purfarben bluͤmlein außgezieret; auff welche
die mit kleinem ſamen angefuͤllte gefaͤßlein
folgen. Waͤchßt in den Brunnwaſſer-graͤb-
lein/ wie die vorige. Man findet auch das
groͤſſere Geſchlecht mit viereckichten ſtengeln/
und Poley-formigen blaͤttern.
Eigenſchafft.
Bachbungen hat ein nitroſiſch-fluͤchtiges/
gelindes/ und ſehr wenig ſcharffes/ bitterlich-
tes Saltz bey ſich/ dadurch ſie erwaͤrmt und
feuchtet/ das ſcharffe gebluͤt verſuͤßt/ das
ſaltzichte unreine weſen durch den Harn und
andere wege außtreibt/ verſtopffungen eroͤff-
net/ zaͤhen ſchleim erduͤnneret/ den Athem
erleichteret/ das ſcharbockiſche/ melancholi-
ſche gebluͤt reiniget/ aller ſaͤure widerſtehet/
und ſo wol innerliche als aͤuſſerliche Wun-
den ſaͤuberet und heilet. Man muß das kraut
in dem Brachmonat ſamlen/ wenn die Sonn
in dem Zwilling gehet.
Gebrauch.
Dieſes Kraͤutlein hat gleiche tugend mit
dem Brunnkreſſe/ aber doch in geringerem
grad. Jm Fruͤhling wird er nutzlich im Sa-
lat gebraucht/ inſonderheit ohne Eßig/ von
denen welche mit dem Scharbock/ oder Len-
denſtein geplaget ſind; darumb man es in
den Seeſtatten mit dem Brunnkreß auch
zu den Speiſen gar viel genieſſet.
Die Bachbungen iſt auch ein koͤſtlich
Wundkraut/ ſo ſich jemand verwundet hat/
der nehme dieſes Kraut/ thue darzu ein we-
nig Saltz und Spinnweb/ und binde es
mit einem doppelten tuͤchlein auf die wundẽ.
So man die Bachbungen zu einem pfla-
ſter in Bier kochet/ und uͤber die Schienbein
leget/ heilet es die offenen Schaͤden/ welche
vom Scharbock herkommen.
Offener
Schaden
der
Schien-
beinen
vom
Schar-
bock.
Geſchwulſt
der Fuͤſſen.
Wenn jemanden die Fuͤß geſchwollen ſind
der lege Bachbungen mit ein wenig Saltz
geſprengt darauff.
Der auß der Bachbungen friſch außge-
preßte und filtrierte Safft/ auff vier loth/
oder das davon deſtillierte Waſſer auff 8.
biß 10. loth morgens und abends einen mo-
nat lang getruncken/ reiniget das ſcharbo-
ckiſche/ verſaltzene/ zaͤhe gebluͤt/ heilet neben
dem Scharbock auch die Gelb- und Waſſer-
ſucht/ vertreibt das drey- und viertaͤgige
Fieber. Man kan annoch Brunnkreſſe/
Wegrich/ Loͤffelkraut und dergleichen mit
deſtillieren/ oder den Safft zugleich mit dar-
auß trucken und gebrauchen.
Schar-
bock/
Gelb- und
Waſſer-
ſucht/ drey-
oder vier-
taͤgig Fie-
her.
Jn dem uͤbrigen hat dieß Kraut alle Tu-
genden mit dem Brunnkreſſe oder breiten
Wegrich gemein.
Bachbungen in Waſſer zu einem pflaſter
gekocht/ und uͤbergelegt/ ſtillet den ſchmer-
tzen der Gulden-ader.
Gold|-a-
der-
ſchmertzen.
Verſteck-
ter Harn/
Bauch-
wuͤrm/
Stein/
Miltze-
ſucht.
Das deſtillierte Waſſer auß dieſem kraut
wird zu befuͤrderung des Harns und Steins/
toͤdtung der Bauch-wuͤrmen/ und inſonder-
heit wider die Miltzkranckheit gelobt/ biß 8.
loth morgens und abends davon getruncken.
CAPUT CXX.
Thymiankraut. Thymus.
Namen.
THymiankraut/ Thym/ Thymell/
Roͤmiſcher oder welſcher Quendel/
heißt Griechiſch/ __. La-
teiniſch/ Thymus, Thymum. Jtaliaͤniſch/
Thymo. Frantzoͤſiſch/ Thym, Mariolaine d’
Angleterre. Spaniſch/ Tomillo ſalſero. Eng-
liſch/ Thyme. Daͤniſch/ Thimian. Nider-
laͤndiſch/ Tym/ Tymmoes.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das frembde und warhaffte allhier ab-
gebildete Thymiankraut/ Thymus capitatus,
qui Dioſcoridis, C. B. Thymum Creticum ſive
antiquorum, J. B. Jſt ein klein ſtaudicht kraͤut-
lein mit vielen kleinen/ zarten/ ſchmalen
blaͤttlein beſetzt/ die haben zu oberſt laͤng-
lichte/ ſchuͤppichte koͤpfflein/ voller/ kleiner/
ſchoͤner/ leibfarber Bluͤmlein. Auff dem
Kraut ſpuͤret man keinen ſamen/ denn er
waͤchſt auß den zerꝛiebenen knoͤpfflein/ oder
duͤrꝛen verfallenen bluͤmlein auf der Erden.
Die wurtzel iſt holtzicht/ und hat kein nutzen
in der Artzney. Es waͤchſt in Candien/ A-
pulien/ Griechenland/ Syrien/ Jtalien/
Franckreich und Hiſpanien. Wohnet gern
an mageren und ſteinichten orten/ welche die
Sonn ſtaͤts haben. Auß Jtalien iſt dieſes
Gewaͤchs
R r r r 2
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/699>, abgerufen am 27.06.2024.
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