[Spaltenumbruch]
netsch-samen hat) abfallen. Die blätter sind groß/ breit/ krauß und tieff zerschnitten/ mit scharffen dornen/ zu erst grün/ darnach werden sie bleich-weiß mit etwas blaw ver- menget als berg-grün. Es wächßt in rau- chem erdreich auff dürren heiden und neben den weg-strassen/ insonderheit am Rhein- firom/ bey Straßburg wird es in grosser menge gefunden. Etliche wollen/ sie soll umb St. Johanns-tag/ oder wenn die Sonn umb selbige zeit im Krebs ist/ gesamlet wer- den.
2. Die Meer-Mannstrew/ Eryngium marinum, wächßt in zimlicher anzahl bey den Gestaden des Meers; hat breitere/ schier runde/ an langen stielen hangende blätter/ als die erste/ die sind dick/ graulicht/ und an dem umbkreiß stachlicht. Sie bringt auch grössere knöpflein/ und weichere/ beneben sehr lange/ weit und tieff umb sich kriechende/ mit einem scharfflichten Gewürtz-geschmack begabte wurtzeln; auß denen runde/ feste/ ä- stichte stengel elen-hoch auffwachsen/ und weisse blümlein/ neben breitem stachlichtem samen fortbringen.
3. Die Berg-Mannstrew/ Eryngium Al- pinum coeruleum Genevense, perquam venu- stum, Echinis Dipsaci, Lob. Adv. Alpinum coeru- leum, capitulis Dipsaci, C. B. Alpinum, latis foliis, magno capite, oblongo, coeruleo, J. B. ist ein schön gewächs/ also daß es nach dem ur- theil Matthiae Lobelii in Adversar. nov. Stirp. p. m. 375. einem jeglichen Erforschern und fleißigem Nachsuchern der Kräutern nicht allein seine mühe ergetzet/ sondern auch meh- rere aureitzung gibet/ embsiger nach andern zu trachten. Sie gleisset für himmel-blau/ und wächßt viel höher und freudiger von farben als die gemeine. Jhre wurtzel ver- gleicht sich an der grösse der Alant-wurtzel/ sonst riecht sie wie die erste. Der stengel wächßt auffrecht bey zwey elen hoch/ daran stehen kleine gestirnte blättlein mit weichen spitzlein/ welche aber auß der wurtzel herfür kommen/ sehen fast wie des Halßkrauts blät- ter/ sind aber stärcker und härter. Jhre auß- wendig blaue köpfflein kommen mit denen an dem Kartendistel überein. Sie wächßt viel in den Gebürgen umb Genff. Man findet sie auch auff den Bergen der Berni- schen Landschafften/ insonderheit auff dem Stockhorn und Nessenberg/ allda man sie Edeldistel nennet.
4. Die glatte Mannstrew/ Eryngium latifolium planum, C. B. planum latifolium capitulo rotundo parvo, J. B. hat breite/ ab- lange/ aderichte/ nicht tieff zerspaltene/ son- dern an dem umbkreiß wie ein Sägen ge- kerffte bitterlichte blätter. Sie bringt viel steiffe/ gestriemte stengel und neben-ästlein/ auff deren gipffel rundlichte/ rauche köpflein sitzen. Die Wurtzel ist daurhafft/ mit etli- chen zaseln bekleidet/ von aussen wollicht/ inwendig weiß/ süßlicht/ und fleischreich/ sonsten dicker als der gemeinen/ aber nicht so kräfftig zu der Artzney. Es wächßt in Oesterreich umb Wien auff den Felderen/ wird auch etwan in die Gärten gepflantzet/ und blühet im Brach- oder Hew-monat.
5. Die Jndianische Mannstrew/ Eryn- gium Indicum, beschreibet Jacobus Bontius [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Glatte Mannstrew.Eryngium planum. Lib. 6. Histor. Natur. & Medic. Cap. 55. also: Die Jndianische Mannstrew ist mit ihren blättern derjenigen gleich/ welche auff den sandichten Büheln umb das Meer in Hol- land/ und in Seeland bey den Dämmen/ häuffig wächßt. An der Blumen wird sie gäntzlich unterschieden/ welche wie ein ähre herfürkomt/ gleich als die Lavendel- oder Spicknarden-blumen/ aber sie ist viel grös- ser/ und bleich-himmelblaw/ man sihet sie durch das gantze jahr blühen/ wächßt viel lieber als die unserige bey den pfützen/ und nimmet grossen platz ein: Jst wegen der schönen Blumen lustig anzusehen. Die Wurtzel hat einen gewürtzten und nicht gar hitzigen geschmack/ daher sie nicht unbillich von den Griechen Myracanthus genennet wird. Jch lasse die Wurtzeln mit Zucker einmachen/ und gebrauche sie denjenigen mit grossem nutzen/ welche mit einer sonder- lichen Lähmung der Gliedern/ von den Jn- dianeren Beriberii genennt/ behafftet sind/ solches habe ich auch an mir selbsten erfah- ren/ als ich an dieser beschwerlichen kranck- heit/ vier gantzer Monat elendiglich darni- der lage/ denn diese Wurtzel den Harn und Schweiß treibet/ auch wider die Engbrüstig- keit/ welche gemeiniglich diese Kranckheit be- gleitet/ dienlich ist. Jch glaube nicht/ daß ein fürtreflichers mittel unter den Kräuter- artzneyen gefunden werde/ den Außwurff des gesaltzenen und dicken Schleims auff der Brust zu beförderen. Jch geschweige ihrer bekannten Krafft/ welche sie hat wider den Stein und Nieren-gebresten: mit ihrer sanff- ten Wärme/ stillet sie das Grimmen/ und treibet die Winde fort.
Eigen-
Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch]
netſch-ſamen hat) abfallen. Die blaͤtter ſind groß/ breit/ krauß und tieff zerſchnitten/ mit ſcharffen dornen/ zu erſt gruͤn/ darnach werden ſie bleich-weiß mit etwas blaw ver- menget als berg-gruͤn. Es waͤchßt in rau- chem erdreich auff duͤrꝛen heiden und neben den weg-ſtraſſen/ inſonderheit am Rhein- firom/ bey Straßburg wird es in groſſer menge gefunden. Etliche wollen/ ſie ſoll umb St. Johanns-tag/ oder wenn die Sonn umb ſelbige zeit im Krebs iſt/ geſamlet wer- den.
2. Die Meer-Mannstrew/ Eryngium marinum, waͤchßt in zimlicher anzahl bey den Geſtaden des Meers; hat breitere/ ſchier runde/ an langen ſtielen hangende blaͤtter/ als die erſte/ die ſind dick/ graulicht/ und an dem umbkreiß ſtachlicht. Sie bringt auch groͤſſere knoͤpflein/ und weichere/ beneben ſehr lange/ weit und tieff umb ſich kriechende/ mit einem ſcharfflichten Gewuͤrtz-geſchmack begabte wurtzeln; auß denen runde/ feſte/ aͤ- ſtichte ſtengel elen-hoch auffwachſen/ und weiſſe bluͤmlein/ neben breitem ſtachlichtem ſamen fortbringen.
3. Die Berg-Mannstrew/ Eryngium Al- pinum cœruleum Genevenſe, perquam venu- ſtum, Echinis Dipſaci, Lob. Adv. Alpinum cœru- leum, capitulis Dipſaci, C. B. Alpinum, latis foliis, magno capite, oblongo, cœruleo, J. B. iſt ein ſchoͤn gewaͤchs/ alſo daß es nach dem ur- theil Matthiæ Lobelii in Adverſar. nov. Stirp. p. m. 375. einem jeglichen Erforſchern und fleißigem Nachſuchern der Kraͤutern nicht allein ſeine muͤhe ergetzet/ ſondern auch meh- rere aureitzung gibet/ embſiger nach andern zu trachten. Sie gleiſſet fuͤr himmel-blau/ und waͤchßt viel hoͤher und freudiger von farben als die gemeine. Jhre wurtzel ver- gleicht ſich an der groͤſſe der Alant-wurtzel/ ſonſt riecht ſie wie die erſte. Der ſtengel waͤchßt auffrecht bey zwey elen hoch/ daran ſtehen kleine geſtirnte blaͤttlein mit weichen ſpitzlein/ welche aber auß der wurtzel herfuͤr kommen/ ſehen faſt wie des Halßkrauts blaͤt- ter/ ſind aber ſtaͤrcker und haͤrter. Jhre auß- wendig blaue koͤpfflein kommen mit denen an dem Kartendiſtel uͤberein. Sie waͤchßt viel in den Gebuͤrgen umb Genff. Man findet ſie auch auff den Bergen der Berni- ſchen Landſchafften/ inſonderheit auff dem Stockhorn und Neſſenberg/ allda man ſie Edeldiſtel nennet.
4. Die glatte Mannstrew/ Eryngium latifolium planum, C. B. planum latifolium capitulo rotundo parvo, J. B. hat breite/ ab- lange/ aderichte/ nicht tieff zerſpaltene/ ſon- dern an dem umbkreiß wie ein Saͤgen ge- kerffte bitterlichte blaͤtter. Sie bringt viel ſteiffe/ geſtriemte ſtengel und neben-aͤſtlein/ auff deren gipffel rundlichte/ rauche koͤpflein ſitzen. Die Wurtzel iſt daurhafft/ mit etli- chen zaſeln bekleidet/ von auſſen wollicht/ inwendig weiß/ ſuͤßlicht/ und fleiſchreich/ ſonſten dicker als der gemeinen/ aber nicht ſo kraͤfftig zu der Artzney. Es waͤchßt in Oeſterꝛeich umb Wien auff den Felderen/ wird auch etwan in die Gaͤrten gepflantzet/ und bluͤhet im Brach- oder Hew-monat.
5. Die Jndianiſche Mannstrew/ Eryn- gium Indicum, beſchreibet Jacobus Bontius [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Glatte Mannstrew.Eryngium planum. Lib. 6. Hiſtor. Natur. & Medic. Cap. 55. alſo: Die Jndianiſche Mannstrew iſt mit ihren blaͤttern derjenigen gleich/ welche auff den ſandichten Buͤheln umb das Meer in Hol- land/ und in Seeland bey den Daͤmmen/ haͤuffig waͤchßt. An der Blumen wird ſie gaͤntzlich unterſchieden/ welche wie ein aͤhre herfuͤrkomt/ gleich als die Lavendel- oder Spicknarden-blumen/ aber ſie iſt viel groͤſ- ſer/ und bleich-himmelblaw/ man ſihet ſie durch das gantze jahr bluͤhen/ waͤchßt viel lieber als die unſerige bey den pfuͤtzen/ und nimmet groſſen platz ein: Jſt wegen der ſchoͤnen Blumen luſtig anzuſehen. Die Wurtzel hat einen gewuͤrtzten und nicht gar hitzigen geſchmack/ daher ſie nicht unbillich von den Griechen Myracanthus genennet wird. Jch laſſe die Wurtzeln mit Zucker einmachen/ und gebrauche ſie denjenigen mit groſſem nutzen/ welche mit einer ſonder- lichen Laͤhmung der Gliedern/ von den Jn- dianeren Beriberii genennt/ behafftet ſind/ ſolches habe ich auch an mir ſelbſten erfah- ren/ als ich an dieſer beſchwerlichen kranck- heit/ vier gantzer Monat elendiglich darni- der lage/ denn dieſe Wurtzel den Harn und Schweiß treibet/ auch wider die Engbruͤſtig- keit/ welche gemeiniglich dieſe Kranckheit be- gleitet/ dienlich iſt. Jch glaube nicht/ daß ein fuͤrtreflichers mittel unter den Kraͤuter- artzneyen gefunden werde/ den Außwurff des geſaltzenen und dicken Schleims auff der Bruſt zu befoͤrderen. Jch geſchweige ihrer bekannten Krafft/ welche ſie hat wider den Stein und Nieren-gebreſten: mit ihrer ſanff- ten Waͤrme/ ſtillet ſie das Grimmen/ und treibet die Winde fort.
Eigen-
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[654/0670]
Das Dritte Buch/
netſch-ſamen hat) abfallen. Die blaͤtter ſind
groß/ breit/ krauß und tieff zerſchnitten/ mit
ſcharffen dornen/ zu erſt gruͤn/ darnach
werden ſie bleich-weiß mit etwas blaw ver-
menget als berg-gruͤn. Es waͤchßt in rau-
chem erdreich auff duͤrꝛen heiden und neben
den weg-ſtraſſen/ inſonderheit am Rhein-
firom/ bey Straßburg wird es in groſſer
menge gefunden. Etliche wollen/ ſie ſoll umb
St. Johanns-tag/ oder wenn die Sonn
umb ſelbige zeit im Krebs iſt/ geſamlet wer-
den.
2. Die Meer-Mannstrew/ Eryngium
marinum, waͤchßt in zimlicher anzahl bey
den Geſtaden des Meers; hat breitere/ ſchier
runde/ an langen ſtielen hangende blaͤtter/
als die erſte/ die ſind dick/ graulicht/ und an
dem umbkreiß ſtachlicht. Sie bringt auch
groͤſſere knoͤpflein/ und weichere/ beneben
ſehr lange/ weit und tieff umb ſich kriechende/
mit einem ſcharfflichten Gewuͤrtz-geſchmack
begabte wurtzeln; auß denen runde/ feſte/ aͤ-
ſtichte ſtengel elen-hoch auffwachſen/ und
weiſſe bluͤmlein/ neben breitem ſtachlichtem
ſamen fortbringen.
3. Die Berg-Mannstrew/ Eryngium Al-
pinum cœruleum Genevenſe, perquam venu-
ſtum, Echinis Dipſaci, Lob. Adv. Alpinum cœru-
leum, capitulis Dipſaci, C. B. Alpinum, latis
foliis, magno capite, oblongo, cœruleo, J. B. iſt
ein ſchoͤn gewaͤchs/ alſo daß es nach dem ur-
theil Matthiæ Lobelii in Adverſar. nov. Stirp.
p. m. 375. einem jeglichen Erforſchern und
fleißigem Nachſuchern der Kraͤutern nicht
allein ſeine muͤhe ergetzet/ ſondern auch meh-
rere aureitzung gibet/ embſiger nach andern
zu trachten. Sie gleiſſet fuͤr himmel-blau/
und waͤchßt viel hoͤher und freudiger von
farben als die gemeine. Jhre wurtzel ver-
gleicht ſich an der groͤſſe der Alant-wurtzel/
ſonſt riecht ſie wie die erſte. Der ſtengel
waͤchßt auffrecht bey zwey elen hoch/ daran
ſtehen kleine geſtirnte blaͤttlein mit weichen
ſpitzlein/ welche aber auß der wurtzel herfuͤr
kommen/ ſehen faſt wie des Halßkrauts blaͤt-
ter/ ſind aber ſtaͤrcker und haͤrter. Jhre auß-
wendig blaue koͤpfflein kommen mit denen
an dem Kartendiſtel uͤberein. Sie waͤchßt
viel in den Gebuͤrgen umb Genff. Man
findet ſie auch auff den Bergen der Berni-
ſchen Landſchafften/ inſonderheit auff dem
Stockhorn und Neſſenberg/ allda man ſie
Edeldiſtel nennet.
4. Die glatte Mannstrew/ Eryngium
latifolium planum, C. B. planum latifolium
capitulo rotundo parvo, J. B. hat breite/ ab-
lange/ aderichte/ nicht tieff zerſpaltene/ ſon-
dern an dem umbkreiß wie ein Saͤgen ge-
kerffte bitterlichte blaͤtter. Sie bringt viel
ſteiffe/ geſtriemte ſtengel und neben-aͤſtlein/
auff deren gipffel rundlichte/ rauche koͤpflein
ſitzen. Die Wurtzel iſt daurhafft/ mit etli-
chen zaſeln bekleidet/ von auſſen wollicht/
inwendig weiß/ ſuͤßlicht/ und fleiſchreich/
ſonſten dicker als der gemeinen/ aber nicht
ſo kraͤfftig zu der Artzney. Es waͤchßt in
Oeſterꝛeich umb Wien auff den Felderen/
wird auch etwan in die Gaͤrten gepflantzet/
und bluͤhet im Brach- oder Hew-monat.
5. Die Jndianiſche Mannstrew/ Eryn-
gium Indicum, beſchreibet Jacobus Bontius
[Abbildung Glatte Mannstrew. Eryngium
planum.
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Lib. 6. Hiſtor. Natur. & Medic. Cap. 55. alſo:
Die Jndianiſche Mannstrew iſt mit ihren
blaͤttern derjenigen gleich/ welche auff den
ſandichten Buͤheln umb das Meer in Hol-
land/ und in Seeland bey den Daͤmmen/
haͤuffig waͤchßt. An der Blumen wird ſie
gaͤntzlich unterſchieden/ welche wie ein aͤhre
herfuͤrkomt/ gleich als die Lavendel- oder
Spicknarden-blumen/ aber ſie iſt viel groͤſ-
ſer/ und bleich-himmelblaw/ man ſihet ſie
durch das gantze jahr bluͤhen/ waͤchßt viel
lieber als die unſerige bey den pfuͤtzen/ und
nimmet groſſen platz ein: Jſt wegen der
ſchoͤnen Blumen luſtig anzuſehen. Die
Wurtzel hat einen gewuͤrtzten und nicht gar
hitzigen geſchmack/ daher ſie nicht unbillich
von den Griechen Myracanthus genennet
wird. Jch laſſe die Wurtzeln mit Zucker
einmachen/ und gebrauche ſie denjenigen
mit groſſem nutzen/ welche mit einer ſonder-
lichen Laͤhmung der Gliedern/ von den Jn-
dianeren Beriberii genennt/ behafftet ſind/
ſolches habe ich auch an mir ſelbſten erfah-
ren/ als ich an dieſer beſchwerlichen kranck-
heit/ vier gantzer Monat elendiglich darni-
der lage/ denn dieſe Wurtzel den Harn und
Schweiß treibet/ auch wider die Engbruͤſtig-
keit/ welche gemeiniglich dieſe Kranckheit be-
gleitet/ dienlich iſt. Jch glaube nicht/ daß
ein fuͤrtreflichers mittel unter den Kraͤuter-
artzneyen gefunden werde/ den Außwurff
des geſaltzenen und dicken Schleims auff der
Bruſt zu befoͤrderen. Jch geſchweige ihrer
bekannten Krafft/ welche ſie hat wider den
Stein und Nieren-gebreſten: mit ihrer ſanff-
ten Waͤrme/ ſtillet ſie das Grimmen/ und
treibet die Winde fort.
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/670>, abgerufen am 22.11.2024.
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