Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] gleichem dunckel-rothen samen angefüllt ist.
Es wächßt gern in feuchten Aeckeren/ an
schattichten orten in den Wäldern/ unter
den hecken und bäumen. Blühet gemeinig-
lich im Herbst. Jn Oesterreich und Ungarn
findet man eine art/ deren blätter an dem
rucken bleich-grün sind; Cyclamen orbicu-
lato folio inferne ex viridi pallente, C. B.

2. Das andere Geschlecht/ das Römi-
sche Schweinbrot/ Cyclamen Romanum, Eyst.
radice maxima foliis inferne rubentibus, C. B.

hat eine grosse/ runde und braun-schwartze
wurtzel/ die schier grösser als drey fäust wird/
und einer grossen Rüben sich vergleichet/ ist
hin und wider mit dünnen zaseln umbgeben/
so wie geringe stengelein anzusehen sind/ auß
welchen die dem Ephew-laub oder Hasel-
wurtz-blättern ähnliche/ auch an dicken/
langen und zusammengedrähten stielen han-
gende blätter herfürkommen/ deren etliche
in einen stumpffen spitz außgehen/ andere
aber sich in die länge außtheilen/ und an
dem rucken grün/ auff der andern seiten roth/
und an dem umbkreiß nur ein wenig gekerfft
sind. Die leibfarben blumen sitzen auff glei-
chen und hindersich gebogenen stielen/ auß
deren mitte ein dünnes/ bleiches fäsemlein
herfürgehet/ sie bestehen auß fünff oder mehr
übersich schawenden blättern; wenn diese
verwelcken/ windet sich der stiel wunderlich
zusammen/ und bringet ein rundes köpflein/
in welchem der samen wie in dem vorigen li-
get. Es ist erstlich auß Jtalien von Rom
nach Eystetten geschickt/ und allda in dem
Fürstlichen Garten gepflantzet worden. Es
komt schier mit demjenigen überein/ so in
Flandern bey der Statt Dorneck in dem
Wald gefunden wird/ denn es auch eine
wurtzel wie ein grosse Rüben/ gleiche blätter
und blumen herfürbringet.

3. Das dritte Geschlecht des Schwein-
brots/ Cyclamen vernum, Eyst. folio angulo-
so, C. B. flore rubro graciliore vern. J. B.
Hat
ein runde und dicke wurtzel/ so sich einer klei-
nen Rüben vergleicht. Seine blätter han-
gen an langen stielen/ sind etwas kleiner als
das Ephew-laub/ am umbkreiß gleichsam
zernagt/ oben mit weissen flecken besprengt/
unden aber purpurfärbig/ und gehen in ein
spitz auß. Die blumen kommen mit den er-
sten überein/ werden entweder satt-roth/ oder
gantz weiß/ und geben einen stärckeren geruch
von sich. Es blühet allein im Frühling und
wird auch in dem Eystettischen Garten an-
getroffen.

4. Das vierdte Geschlecht des Schwein-
brots/ Cyclaminus macrorhizos, Cam. Cy-
clamen oblonga radice, C. B.
Bekommet eine
lange wurtzel/ wie die nachfolgende Figur
außweiset/ sie ist an ihrem understen theil
rund als ein Apffel/ welcher viel zaßlen hin
und wider außbreitet/ aber bald elen-hoch
wächßt/ sie wird daumens-dick/ und be-
komt an etlichen orten knöpffe/ an welchen
auff beyden seiten faseln hangen. Seine
blätter sind rundlicht und gefleckt. Die blu-
men erscheinen bleich-farb/ wenn die abge-
fallen/ folget ein ablang spitzig köpfflein/
welches sich mit seinem stiel verwicklet/ und
einen mittelmäßigen samen in sich hält.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Schweinbrot mit langen Wurtzeln.
Cyclaminus macrorhizos.

Jn den Gärten werden auch noch verschie-
dene gattungen der Schweinbroten gepflan-
tzet/ welche theils in dem Sommer/ theils
in dem Herbst und Winter/ lieblich riechende/
theils in dem Frühling/ rothe/ purpurfar-
be/ weisse/ gelbe und leibfarbe blumen tra-
gen.

Eigenschafft.

Schweinbrot ist warm und trocken im drit-
ten grad: Hat ein zimlich scharffes/ durch-
tringendes/ mit wenig schwefelichten thei-
len vermischtes saltz bey sich/ und daher die
eigenschafft/ Unwillen/ auch wol etwan Er-
brechen zu bewegen/ Verstopffung innerli-
cher Gliedern zu eröffnen/ die Monatblume
der Weibern zu erwecken/ todte Leibsfrucht/
auch wol die Nachgeburten außzutreiben/
und allerhand harte Schleim-geschwulsten
zu vertheilen.

Gebrauch.

Man soll dieses Kraut nicht bald innerlich
gebrauchen/ denn es in seiner würckung gar
zu starck ist/ und so man nur mit dem safft
den Bauch schmieret/ und davon in den Na-
bel thut/ Stullgäng verursachet: Sonder-
lich sollen sich schwangere Weiber darfür
hüten/ dieweil es der Leibsfrucht grossen
schaden leichtlich zufüget/ und solche tödten
und forttreiben kan.

Etliche bedienen sich dieser wurtzel wider
die Gelbsucht/ Wassersucht und Miltzsucht/
aber man kan bald mehr schaden als nutzen
darmit außrichten.

Ein gute Artzney wider das klingen/ sau-Klingen/
sausen/
Taubigkeit
der Ohren.

sen und Taubheit der Ohren: Nim andert-
halb loth Schweinbrot-wurtzel/ schabe sie
mit einem messer/ und zerschneid sie klein/
gieß darüber Chamillen-Rosen- und bitter
Mandel-öl jedes auch so viel/ siede es halb
ein/ darnach seige es durch ein tuch/ von
diesem Oel thue 6. oder 9. tropffen in ein
wenig Baumwollen/ stosse sie in das kran-
cke Ohr/ zu Nacht so du willt schlaffen ge-
hen.

Der
G g g g 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] gleichem dunckel-rothen ſamen angefuͤllt iſt.
Es waͤchßt gern in feuchten Aeckeren/ an
ſchattichten orten in den Waͤldern/ unter
den hecken und baͤumen. Bluͤhet gemeinig-
lich im Herbſt. Jn Oeſterꝛeich und Ungarn
findet man eine art/ deren blaͤtter an dem
rucken bleich-gruͤn ſind; Cyclamen orbicu-
lato folio infernè ex viridi pallente, C. B.

2. Das andere Geſchlecht/ das Roͤmi-
ſche Schweinbrot/ Cyclamen Romanum, Eyſt.
radice maximâ foliis infernè rubentibus, C. B.

hat eine groſſe/ runde und braun-ſchwartze
wurtzel/ die ſchier groͤſſer als drey faͤuſt wird/
und einer groſſen Ruͤben ſich vergleichet/ iſt
hin und wider mit duͤnnen zaſeln umbgeben/
ſo wie geringe ſtengelein anzuſehen ſind/ auß
welchen die dem Ephew-laub oder Haſel-
wurtz-blaͤttern aͤhnliche/ auch an dicken/
langen und zuſammengedraͤhten ſtielen han-
gende blaͤtter herfuͤrkommen/ deren etliche
in einen ſtumpffen ſpitz außgehen/ andere
aber ſich in die laͤnge außtheilen/ und an
dem rucken gruͤn/ auff der andern ſeiten roth/
und an dem umbkreiß nur ein wenig gekerfft
ſind. Die leibfarben blumen ſitzen auff glei-
chen und hinderſich gebogenen ſtielen/ auß
deren mitte ein duͤnnes/ bleiches faͤſemlein
herfuͤrgehet/ ſie beſtehen auß fuͤnff oder mehr
uͤberſich ſchawenden blaͤttern; wenn dieſe
verwelcken/ windet ſich der ſtiel wunderlich
zuſammen/ und bringet ein rundes koͤpflein/
in welchem der ſamen wie in dem vorigen li-
get. Es iſt erſtlich auß Jtalien von Rom
nach Eyſtetten geſchickt/ und allda in dem
Fuͤrſtlichen Garten gepflantzet worden. Es
komt ſchier mit demjenigen uͤberein/ ſo in
Flandern bey der Statt Dorneck in dem
Wald gefunden wird/ denn es auch eine
wurtzel wie ein groſſe Ruͤben/ gleiche blaͤtter
und blumen herfuͤrbringet.

3. Das dritte Geſchlecht des Schwein-
brots/ Cyclamen vernum, Eyſt. folio angulo-
ſo, C. B. flore rubro graciliore vern. J. B.
Hat
ein runde und dicke wurtzel/ ſo ſich einer klei-
nen Ruͤben vergleicht. Seine blaͤtter han-
gen an langen ſtielen/ ſind etwas kleiner als
das Ephew-laub/ am umbkreiß gleichſam
zernagt/ oben mit weiſſen flecken beſprengt/
unden aber purpurfaͤrbig/ und gehen in ein
ſpitz auß. Die blumen kommen mit den er-
ſten uͤberein/ werden entweder ſatt-roth/ oder
gantz weiß/ und geben einen ſtaͤrckeren geruch
von ſich. Es bluͤhet allein im Fruͤhling und
wird auch in dem Eyſtettiſchen Garten an-
getroffen.

4. Das vierdte Geſchlecht des Schwein-
brots/ Cyclaminus macrorhizos, Cam. Cy-
clamen oblongâ radice, C. B.
Bekommet eine
lange wurtzel/ wie die nachfolgende Figur
außweiſet/ ſie iſt an ihrem underſten theil
rund als ein Apffel/ welcher viel zaßlen hin
und wider außbreitet/ aber bald elen-hoch
waͤchßt/ ſie wird daumens-dick/ und be-
komt an etlichen orten knoͤpffe/ an welchen
auff beyden ſeiten faſeln hangen. Seine
blaͤtter ſind rundlicht und gefleckt. Die blu-
men erſcheinen bleich-farb/ wenn die abge-
fallen/ folget ein ablang ſpitzig koͤpfflein/
welches ſich mit ſeinem ſtiel verwicklet/ und
einen mittelmaͤßigen ſamen in ſich haͤlt.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Schweinbrot mit langen Wurtzeln.
Cyclaminus macrorhizos.

Jn den Gaͤrten werden auch noch verſchie-
dene gattungen der Schweinbroten gepflan-
tzet/ welche theils in dem Sommer/ theils
in dem Herbſt und Winter/ lieblich riechende/
theils in dem Fruͤhling/ rothe/ purpurfar-
be/ weiſſe/ gelbe und leibfarbe blumen tra-
gen.

Eigenſchafft.

Schweinbrot iſt warm und trocken im drit-
ten grad: Hat ein zimlich ſcharffes/ durch-
tringendes/ mit wenig ſchwefelichten thei-
len vermiſchtes ſaltz bey ſich/ und daher die
eigenſchafft/ Unwillen/ auch wol etwan Er-
brechen zu bewegen/ Verſtopffung innerli-
cher Gliedern zu eroͤffnen/ die Monatblume
der Weibern zu erwecken/ todte Leibsfrucht/
auch wol die Nachgeburten außzutreiben/
und allerhand harte Schleim-geſchwulſten
zu vertheilen.

Gebrauch.

Man ſoll dieſes Kraut nicht bald innerlich
gebrauchen/ denn es in ſeiner wuͤrckung gar
zu ſtarck iſt/ und ſo man nur mit dem ſafft
den Bauch ſchmieret/ und davon in den Na-
bel thut/ Stullgaͤng verurſachet: Sonder-
lich ſollen ſich ſchwangere Weiber darfuͤr
huͤten/ dieweil es der Leibsfrucht groſſen
ſchaden leichtlich zufuͤget/ und ſolche toͤdten
und forttreiben kan.

Etliche bedienen ſich dieſer wurtzel wider
die Gelbſucht/ Waſſerſucht und Miltzſucht/
aber man kan bald mehr ſchaden als nutzen
darmit außrichten.

Ein gute Artzney wider das klingen/ ſau-Klingen/
ſauſen/
Taubigkeit
der Ohren.

ſen und Taubheit der Ohren: Nim andert-
halb loth Schweinbrot-wurtzel/ ſchabe ſie
mit einem meſſer/ und zerſchneid ſie klein/
gieß daruͤber Chamillen-Roſen- und bitter
Mandel-oͤl jedes auch ſo viel/ ſiede es halb
ein/ darnach ſeige es durch ein tuch/ von
dieſem Oel thue 6. oder 9. tropffen in ein
wenig Baumwollen/ ſtoſſe ſie in das kran-
cke Ohr/ zu Nacht ſo du willt ſchlaffen ge-
hen.

Der
G g g g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0619" n="603"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi></fw><lb/><cb/>
gleichem dunckel-rothen &#x017F;amen angefu&#x0364;llt i&#x017F;t.<lb/>
Es wa&#x0364;chßt gern in feuchten Aeckeren/ an<lb/>
&#x017F;chattichten orten in den Wa&#x0364;ldern/ unter<lb/>
den hecken und ba&#x0364;umen. Blu&#x0364;het gemeinig-<lb/>
lich im Herb&#x017F;t. Jn Oe&#x017F;ter&#xA75B;eich und Ungarn<lb/>
findet man eine art/ deren bla&#x0364;tter an dem<lb/>
rucken bleich-gru&#x0364;n &#x017F;ind; <hi rendition="#aq">Cyclamen orbicu-<lb/>
lato folio infernè ex viridi pallente, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>2. Das andere Ge&#x017F;chlecht/ das Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;che Schweinbrot/ <hi rendition="#aq">Cyclamen Romanum, <hi rendition="#i">Ey&#x017F;t.</hi><lb/>
radice maximâ foliis infernè rubentibus, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi><lb/>
hat eine gro&#x017F;&#x017F;e/ runde und braun-&#x017F;chwartze<lb/>
wurtzel/ die &#x017F;chier gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als drey fa&#x0364;u&#x017F;t wird/<lb/>
und einer gro&#x017F;&#x017F;en Ru&#x0364;ben &#x017F;ich vergleichet/ i&#x017F;t<lb/>
hin und wider mit du&#x0364;nnen za&#x017F;eln umbgeben/<lb/>
&#x017F;o wie geringe &#x017F;tengelein anzu&#x017F;ehen &#x017F;ind/ auß<lb/>
welchen die dem Ephew-laub oder Ha&#x017F;el-<lb/>
wurtz-bla&#x0364;ttern a&#x0364;hnliche/ auch an dicken/<lb/>
langen und zu&#x017F;ammengedra&#x0364;hten &#x017F;tielen han-<lb/>
gende bla&#x0364;tter herfu&#x0364;rkommen/ deren etliche<lb/>
in einen &#x017F;tumpffen &#x017F;pitz außgehen/ andere<lb/>
aber &#x017F;ich in die la&#x0364;nge außtheilen/ und an<lb/>
dem rucken gru&#x0364;n/ auff der andern &#x017F;eiten roth/<lb/>
und an dem umbkreiß nur ein wenig gekerfft<lb/>
&#x017F;ind. Die leibfarben blumen &#x017F;itzen auff glei-<lb/>
chen und hinder&#x017F;ich gebogenen &#x017F;tielen/ auß<lb/>
deren mitte ein du&#x0364;nnes/ bleiches fa&#x0364;&#x017F;emlein<lb/>
herfu&#x0364;rgehet/ &#x017F;ie be&#x017F;tehen auß fu&#x0364;nff oder mehr<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ich &#x017F;chawenden bla&#x0364;ttern; wenn die&#x017F;e<lb/>
verwelcken/ windet &#x017F;ich der &#x017F;tiel wunderlich<lb/>
zu&#x017F;ammen/ und bringet ein rundes ko&#x0364;pflein/<lb/>
in welchem der &#x017F;amen wie in dem vorigen li-<lb/>
get. Es i&#x017F;t er&#x017F;tlich auß Jtalien von Rom<lb/>
nach Ey&#x017F;tetten ge&#x017F;chickt/ und allda in dem<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Garten gepflantzet worden. Es<lb/>
komt &#x017F;chier mit demjenigen u&#x0364;berein/ &#x017F;o in<lb/>
Flandern bey der Statt Dorneck in dem<lb/>
Wald gefunden wird/ denn es auch eine<lb/>
wurtzel wie ein gro&#x017F;&#x017F;e Ru&#x0364;ben/ gleiche bla&#x0364;tter<lb/>
und blumen herfu&#x0364;rbringet.</p><lb/>
            <p>3. Das dritte Ge&#x017F;chlecht des Schwein-<lb/>
brots/ <hi rendition="#aq">Cyclamen vernum, <hi rendition="#i">Ey&#x017F;t.</hi> folio angulo-<lb/>
&#x017F;o, <hi rendition="#i">C. B.</hi> flore rubro graciliore vern. <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> Hat<lb/>
ein runde und dicke wurtzel/ &#x017F;o &#x017F;ich einer klei-<lb/>
nen Ru&#x0364;ben vergleicht. Seine bla&#x0364;tter han-<lb/>
gen an langen &#x017F;tielen/ &#x017F;ind etwas kleiner als<lb/>
das Ephew-laub/ am umbkreiß gleich&#x017F;am<lb/>
zernagt/ oben mit wei&#x017F;&#x017F;en flecken be&#x017F;prengt/<lb/>
unden aber purpurfa&#x0364;rbig/ und gehen in ein<lb/>
&#x017F;pitz auß. Die blumen kommen mit den er-<lb/>
&#x017F;ten u&#x0364;berein/ werden entweder &#x017F;att-roth/ oder<lb/>
gantz weiß/ und geben einen &#x017F;ta&#x0364;rckeren geruch<lb/>
von &#x017F;ich. Es blu&#x0364;het allein im Fru&#x0364;hling und<lb/>
wird auch in dem Ey&#x017F;tetti&#x017F;chen Garten an-<lb/>
getroffen.</p><lb/>
            <p>4. Das vierdte Ge&#x017F;chlecht des Schwein-<lb/>
brots/ <hi rendition="#aq">Cyclaminus macrorhizos, <hi rendition="#i">Cam.</hi> Cy-<lb/>
clamen oblongâ radice, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> Bekommet eine<lb/>
lange wurtzel/ wie die nachfolgende Figur<lb/>
außwei&#x017F;et/ &#x017F;ie i&#x017F;t an ihrem under&#x017F;ten theil<lb/>
rund als ein Apffel/ welcher viel zaßlen hin<lb/>
und wider außbreitet/ aber bald elen-hoch<lb/>
wa&#x0364;chßt/ &#x017F;ie wird daumens-dick/ und be-<lb/>
komt an etlichen orten kno&#x0364;pffe/ an welchen<lb/>
auff beyden &#x017F;eiten fa&#x017F;eln hangen. Seine<lb/>
bla&#x0364;tter &#x017F;ind rundlicht und gefleckt. Die blu-<lb/>
men er&#x017F;cheinen bleich-farb/ wenn die abge-<lb/>
fallen/ folget ein ablang &#x017F;pitzig ko&#x0364;pfflein/<lb/>
welches &#x017F;ich mit &#x017F;einem &#x017F;tiel verwicklet/ und<lb/>
einen mittelma&#x0364;ßigen &#x017F;amen in &#x017F;ich ha&#x0364;lt.</p><lb/>
            <cb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Schweinbrot mit langen Wurtzeln.</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Cyclaminus macrorhizos.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
            <p>Jn den Ga&#x0364;rten werden auch noch ver&#x017F;chie-<lb/>
dene gattungen der Schweinbroten gepflan-<lb/>
tzet/ welche theils in dem Sommer/ theils<lb/>
in dem Herb&#x017F;t und Winter/ lieblich riechende/<lb/>
theils in dem Fru&#x0364;hling/ rothe/ purpurfar-<lb/>
be/ wei&#x017F;&#x017F;e/ gelbe und leibfarbe blumen tra-<lb/>
gen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Schweinbrot i&#x017F;t warm und trocken im drit-<lb/>
ten grad: Hat ein zimlich &#x017F;charffes/ durch-<lb/>
tringendes/ mit wenig &#x017F;chwefelichten thei-<lb/>
len vermi&#x017F;chtes &#x017F;altz bey &#x017F;ich/ und daher die<lb/>
eigen&#x017F;chafft/ Unwillen/ auch wol etwan Er-<lb/>
brechen zu bewegen/ Ver&#x017F;topffung innerli-<lb/>
cher Gliedern zu ero&#x0364;ffnen/ die Monatblume<lb/>
der Weibern zu erwecken/ todte Leibsfrucht/<lb/>
auch wol die Nachgeburten außzutreiben/<lb/>
und allerhand harte Schleim-ge&#x017F;chwul&#x017F;ten<lb/>
zu vertheilen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Man &#x017F;oll die&#x017F;es Kraut nicht bald innerlich<lb/>
gebrauchen/ denn es in &#x017F;einer wu&#x0364;rckung gar<lb/>
zu &#x017F;tarck i&#x017F;t/ und &#x017F;o man nur mit dem &#x017F;afft<lb/>
den Bauch &#x017F;chmieret/ und davon in den Na-<lb/>
bel thut/ Stullga&#x0364;ng verur&#x017F;achet: Sonder-<lb/>
lich &#x017F;ollen &#x017F;ich &#x017F;chwangere Weiber darfu&#x0364;r<lb/>
hu&#x0364;ten/ dieweil es der Leibsfrucht gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chaden leichtlich zufu&#x0364;get/ und &#x017F;olche to&#x0364;dten<lb/>
und forttreiben kan.</p><lb/>
            <p>Etliche bedienen &#x017F;ich die&#x017F;er wurtzel wider<lb/>
die Gelb&#x017F;ucht/ Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht und Miltz&#x017F;ucht/<lb/>
aber man kan bald mehr &#x017F;chaden als nutzen<lb/>
darmit außrichten.</p><lb/>
            <p>Ein gute Artzney wider das klingen/ &#x017F;au-<note place="right">Klingen/<lb/>
&#x017F;au&#x017F;en/<lb/>
Taubigkeit<lb/>
der Ohren.</note><lb/>
&#x017F;en und Taubheit der Ohren: Nim andert-<lb/>
halb loth Schweinbrot-wurtzel/ &#x017F;chabe &#x017F;ie<lb/>
mit einem me&#x017F;&#x017F;er/ und zer&#x017F;chneid &#x017F;ie klein/<lb/>
gieß daru&#x0364;ber Chamillen-Ro&#x017F;en- und bitter<lb/>
Mandel-o&#x0364;l jedes auch &#x017F;o viel/ &#x017F;iede es halb<lb/>
ein/ darnach &#x017F;eige es durch ein tuch/ von<lb/>
die&#x017F;em Oel thue 6. oder 9. tropffen in ein<lb/>
wenig Baumwollen/ &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie in das kran-<lb/>
cke Ohr/ zu Nacht &#x017F;o du willt &#x017F;chlaffen ge-<lb/>
hen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G g g g 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[603/0619] Von den Kraͤuteren. gleichem dunckel-rothen ſamen angefuͤllt iſt. Es waͤchßt gern in feuchten Aeckeren/ an ſchattichten orten in den Waͤldern/ unter den hecken und baͤumen. Bluͤhet gemeinig- lich im Herbſt. Jn Oeſterꝛeich und Ungarn findet man eine art/ deren blaͤtter an dem rucken bleich-gruͤn ſind; Cyclamen orbicu- lato folio infernè ex viridi pallente, C. B. 2. Das andere Geſchlecht/ das Roͤmi- ſche Schweinbrot/ Cyclamen Romanum, Eyſt. radice maximâ foliis infernè rubentibus, C. B. hat eine groſſe/ runde und braun-ſchwartze wurtzel/ die ſchier groͤſſer als drey faͤuſt wird/ und einer groſſen Ruͤben ſich vergleichet/ iſt hin und wider mit duͤnnen zaſeln umbgeben/ ſo wie geringe ſtengelein anzuſehen ſind/ auß welchen die dem Ephew-laub oder Haſel- wurtz-blaͤttern aͤhnliche/ auch an dicken/ langen und zuſammengedraͤhten ſtielen han- gende blaͤtter herfuͤrkommen/ deren etliche in einen ſtumpffen ſpitz außgehen/ andere aber ſich in die laͤnge außtheilen/ und an dem rucken gruͤn/ auff der andern ſeiten roth/ und an dem umbkreiß nur ein wenig gekerfft ſind. Die leibfarben blumen ſitzen auff glei- chen und hinderſich gebogenen ſtielen/ auß deren mitte ein duͤnnes/ bleiches faͤſemlein herfuͤrgehet/ ſie beſtehen auß fuͤnff oder mehr uͤberſich ſchawenden blaͤttern; wenn dieſe verwelcken/ windet ſich der ſtiel wunderlich zuſammen/ und bringet ein rundes koͤpflein/ in welchem der ſamen wie in dem vorigen li- get. Es iſt erſtlich auß Jtalien von Rom nach Eyſtetten geſchickt/ und allda in dem Fuͤrſtlichen Garten gepflantzet worden. Es komt ſchier mit demjenigen uͤberein/ ſo in Flandern bey der Statt Dorneck in dem Wald gefunden wird/ denn es auch eine wurtzel wie ein groſſe Ruͤben/ gleiche blaͤtter und blumen herfuͤrbringet. 3. Das dritte Geſchlecht des Schwein- brots/ Cyclamen vernum, Eyſt. folio angulo- ſo, C. B. flore rubro graciliore vern. J. B. Hat ein runde und dicke wurtzel/ ſo ſich einer klei- nen Ruͤben vergleicht. Seine blaͤtter han- gen an langen ſtielen/ ſind etwas kleiner als das Ephew-laub/ am umbkreiß gleichſam zernagt/ oben mit weiſſen flecken beſprengt/ unden aber purpurfaͤrbig/ und gehen in ein ſpitz auß. Die blumen kommen mit den er- ſten uͤberein/ werden entweder ſatt-roth/ oder gantz weiß/ und geben einen ſtaͤrckeren geruch von ſich. Es bluͤhet allein im Fruͤhling und wird auch in dem Eyſtettiſchen Garten an- getroffen. 4. Das vierdte Geſchlecht des Schwein- brots/ Cyclaminus macrorhizos, Cam. Cy- clamen oblongâ radice, C. B. Bekommet eine lange wurtzel/ wie die nachfolgende Figur außweiſet/ ſie iſt an ihrem underſten theil rund als ein Apffel/ welcher viel zaßlen hin und wider außbreitet/ aber bald elen-hoch waͤchßt/ ſie wird daumens-dick/ und be- komt an etlichen orten knoͤpffe/ an welchen auff beyden ſeiten faſeln hangen. Seine blaͤtter ſind rundlicht und gefleckt. Die blu- men erſcheinen bleich-farb/ wenn die abge- fallen/ folget ein ablang ſpitzig koͤpfflein/ welches ſich mit ſeinem ſtiel verwicklet/ und einen mittelmaͤßigen ſamen in ſich haͤlt. [Abbildung Schweinbrot mit langen Wurtzeln. Cyclaminus macrorhizos. ] Jn den Gaͤrten werden auch noch verſchie- dene gattungen der Schweinbroten gepflan- tzet/ welche theils in dem Sommer/ theils in dem Herbſt und Winter/ lieblich riechende/ theils in dem Fruͤhling/ rothe/ purpurfar- be/ weiſſe/ gelbe und leibfarbe blumen tra- gen. Eigenſchafft. Schweinbrot iſt warm und trocken im drit- ten grad: Hat ein zimlich ſcharffes/ durch- tringendes/ mit wenig ſchwefelichten thei- len vermiſchtes ſaltz bey ſich/ und daher die eigenſchafft/ Unwillen/ auch wol etwan Er- brechen zu bewegen/ Verſtopffung innerli- cher Gliedern zu eroͤffnen/ die Monatblume der Weibern zu erwecken/ todte Leibsfrucht/ auch wol die Nachgeburten außzutreiben/ und allerhand harte Schleim-geſchwulſten zu vertheilen. Gebrauch. Man ſoll dieſes Kraut nicht bald innerlich gebrauchen/ denn es in ſeiner wuͤrckung gar zu ſtarck iſt/ und ſo man nur mit dem ſafft den Bauch ſchmieret/ und davon in den Na- bel thut/ Stullgaͤng verurſachet: Sonder- lich ſollen ſich ſchwangere Weiber darfuͤr huͤten/ dieweil es der Leibsfrucht groſſen ſchaden leichtlich zufuͤget/ und ſolche toͤdten und forttreiben kan. Etliche bedienen ſich dieſer wurtzel wider die Gelbſucht/ Waſſerſucht und Miltzſucht/ aber man kan bald mehr ſchaden als nutzen darmit außrichten. Ein gute Artzney wider das klingen/ ſau- ſen und Taubheit der Ohren: Nim andert- halb loth Schweinbrot-wurtzel/ ſchabe ſie mit einem meſſer/ und zerſchneid ſie klein/ gieß daruͤber Chamillen-Roſen- und bitter Mandel-oͤl jedes auch ſo viel/ ſiede es halb ein/ darnach ſeige es durch ein tuch/ von dieſem Oel thue 6. oder 9. tropffen in ein wenig Baumwollen/ ſtoſſe ſie in das kran- cke Ohr/ zu Nacht ſo du willt ſchlaffen ge- hen. Klingen/ ſauſen/ Taubigkeit der Ohren. Der G g g g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/619
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/619>, abgerufen am 18.12.2024.