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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch]
Namen.

LImonien nennet man Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Malum Li-
monium.
Jtaliänisch/ Limone. Fran-
tzösisch/ Limon. Spanisch/ Lima, Limon.
Englisch/ Limons. Niderländisch/ Limoen.

Pomerantzen heissen Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Malum nerantzium, Po-
mum arangiae, Pomum aurantium.
Jtaliä-
nisch/ Arancio, Naranzo, Melaranzo. Fran-
tzösisch/ Orange. Spanisch/ Narania. En-
glisch/ Orenge. Dänisch/ Pomerantz. Ni-
derländisch/ Oranieappel.

Gestalt und Geschlecht.

Die Limonien und Pomerantzen können
in das Geschlecht der Citrinat gerechnet wer-
den/ und sonderlich die Limonien/ die verglei-
chen sich mit Gestalt und Krafft den Citri-
naten/ außgenommen daß sie kleiner sind
und langlicht/ haben nicht so eine dicke Haut
oder Rinden/ sind auch safftiger/ am Ge-
schmack saur und bleich. Die Pomerantzen
aber sind runder/ und so sie zeitig/ gewinnen
sie eine goldrothe Farb. Die Rinde ist di-
cker und bitterer als an den Limonien. Der
innerliche Safft und Geschmack ist nicht in
allem einerley/ denn etliche sind saur/ etliche
süß/ etliche weinsaur. Die Blätter an die-
sen Bäumen vergleichen sich fast dem Lor-
beer-laub/ sind dick/ glatt/ wolriechend und
außgespitzt. Die Aeste sind biegig/ zehe und
stachlicht. Die Rinde ist grün-weiß. Bey-
der Baum hat Weisse von aussen bißweilen
auf Leibfarb sich ziehende/ und wolriechende
Blumen/ die samlet man/ und brennet da-
rauß ein gar lieblich und wolriechend wasser.
Diese zween Bäume grünen stets/ und tra-
gen auch über das gantze Jahr Früchte/ wie
der Citronenbaum. Jhre Blätter scheinen
auch mit vielen kleinen Löchlein durchboret
zu sein/ ist aber nicht anderst/ als wie mit den
Citronen Blätteren/ davon in obigem Capi-
tel/ beschaffen.

Die Limonien werden zwar/ nach An-
merckung vorgemeldten Herren Dümlers/
in Teutschland hin und wider in den wolbe-
stellten Gärten/ von den Kernen gezielet/ und
durch das Aeuglen zur Frucht gebracht: auch
werden zu Sommerszeit dreyerley/ als Blüh-
te/ junge und zeitige Früchte an dem Limo-
nienbaum gesehen/ und mehr wegen Lustes
als wegen des Nutzens underhalten/ worzu
Fleiß und Unkosten gehöret. Denn die Zieh-
lung derselben ist mühselig. Die Kernen
müssen über zwey Monat in der Erden ligen/
ehe sie keymen und herfür wachsen. Daher
ist es gut/ so man die Kernen in dem Hor-
nung oder Mertzen säet/ so kan man im
Mäyen und Brachmonat deren Wachs-
thumb sehen. Wenn solche Bäumlein drey
oder vier jährig seyn/ kan man sie impfen o-
der äuglen/ daß sie bald fruchtbar werden:
denn läst man sie/ wie sie von den Kernen
gewachsen sind/ so bleiben sie entweder gar
wild und unfruchtbar/ oder tragen gar lang-
samb/ etwan allererst in dem dreyßigsten
Jahr/ und doch gar wenig. Jm Feld/ so gu-
ten Grund hat/ oder der mit Schoorerden/
Holtzmist oder Weiden-geniest verbessert ist/
[Spaltenumbruch] kommen sie zwar am besten fort/ aber vor
dem Winter müssen sie außgehaben/ oder
mit einem Hauß überbauet/ und für Frost/
so sie gar geschwind verderbet/ verwahret
werden. Das Außheben ist ihnen auch nicht
nutz/ denn sie werden dadurch an den Wur-
tzeln von der Erde entblösset/ und können vor
dem Winter nicht leichtlich mehr in der Er-
den bekleben/ daher stehen viel den Winter
durch ab.

Jn Kübeln oder Kästen/ so anderthalb o-
der zween Schuh weit/ können sie in guter
Erd fortgebracht/ und den Winter über in
Kellern und Gewölben erhalten werden: Da
muß man fleißig acht haben/ wenn die Blät-
ter anfangen weiß zu werden/ daß man sie
außhebe/ denn es ist eine Anzeig/ das Gefäß
sey ihnen zu enge/ und ihnen im Wachs-
thumb hinderlich. Darumb sie im Frühling
außgehoben/ die äussersten Wurtzeln abge-
schnitten/ denn wider eingesetzet/ und die Ge-
fässe mit guter Erden außgefüllet werden
müssen/ so wachsen die Bäume wider lustig/
die Blätter werden grün/ und die Blühte
sampt den Früchten ereigen sich nach und
nach. Die Limonienbäume und Früchte
werden auß Spanien/ Jtalien und Franck-
reich zu Wasser und Land in Teutschland
gebracht. Die Frucht-bäume/ so auß Jtalia
kommen/ lassen sich zwar in den Gärten fort-
bringen; jedoch lehret die Erfahrung/ daß die
Widlinge/ so mit geschlachten äuglein ge-
impffet werden/ daurhaffter seyen.

Ferners meldet Herr Dümler/ der Po-
merantzenbaum wolle ein warme Stell/ gut
Erdreich und ein fleißige Wart haben/ da-
rumb werden ihm in grosser Herren Gärten
höltzerne Häuser gebauet/ so man im Früh-
ling wider abbrechen/ und im Winter mit
Feur durch die Oefen erwärmen kan: denn
es ist diesem Baum gut/ daß er seine unbe-
wegliche Stelle habe/ so kan er desto lustiger
wachsene. Sine Früchte sind rund/ groß und
klein/ wenn sie zeitigen/ gewinnen sie eine
goldrothe Farb/ und werden gar schön: der
Geschmack ist nicht einerley/ denn etliche
Früchte sind süß/ wie sonderlich die Pome-
rantzen auß Portugal/ etliche aber sauer: ih-
re vorhergehende Blüht ist weiß und wolrie-
chend Sie wachsen in Spanien/ Jtalien und
Franckreich häuffig/ von dannen sie auch in
andere Länder Europae geführt werden.

Die Pomerantzen-bäume werden in
Teutschland von ihren Kernen und Schöß-
lingen auffer zogen/ welche zwar schön wach-
sen/ aber wild/ stachlicht/ und gar lang un-
fruchtbar bleiben/ darumb muß ihnen zu be-
quemer Zeit mit dem Aeuglen zu der Frucht-
barkeit geholffen werden. Die Kernen/ wie
auch von Citronen/ sollen im außstecken
wol beobachtet/ und die Spitze/ da der Keym
herfürkombt/ under sich gewendet/ an-
derthalb Zoll tieff in gutes Erdreich geste-
cket/ und offt mit laulichtem Wasser begos-
sen werden.

Es können auch Pomerantzen/ Citronen/
Seven/ Cypreß/ Granate-bäum/ etc. von
den Gipffel-zweyglein gezielet werden/ man
muß sie aber unten eines glieds lang/ wie die
Roßmarin-pflantzen/ zerknirschen/ sie in gut
Erdreich stecken/ und ihr fleissig warten/ so

kan
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
Namen.

LImonien nennet man Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Malum Li-
monium.
Jtaliaͤniſch/ Limone. Fran-
tzoͤſiſch/ Limon. Spaniſch/ Lima, Limon.
Engliſch/ Limons. Niderlaͤndiſch/ Limoen.

Pomerantzen heiſſen Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Malum nerantzium, Po-
mum arangiæ, Pomum aurantium.
Jtaliaͤ-
niſch/ Arancio, Naranzo, Melaranzo. Fran-
tzoͤſiſch/ Orange. Spaniſch/ Narania. En-
gliſch/ Orenge. Daͤniſch/ Pomerantz. Ni-
derlaͤndiſch/ Oranieappel.

Geſtalt und Geſchlecht.

Die Limonien und Pomerantzen koͤnnen
in das Geſchlecht der Citrinat gerechnet wer-
den/ und ſonderlich die Limonien/ die verglei-
chen ſich mit Geſtalt und Krafft den Citri-
naten/ außgenommen daß ſie kleiner ſind
und langlicht/ haben nicht ſo eine dicke Haut
oder Rinden/ ſind auch ſafftiger/ am Ge-
ſchmack ſaur und bleich. Die Pomerantzen
aber ſind runder/ und ſo ſie zeitig/ gewinnen
ſie eine goldrothe Farb. Die Rinde iſt di-
cker und bitterer als an den Limonien. Der
innerliche Safft und Geſchmack iſt nicht in
allem einerley/ denn etliche ſind ſaur/ etliche
ſuͤß/ etliche weinſaur. Die Blaͤtter an die-
ſen Baͤumen vergleichen ſich faſt dem Lor-
beer-laub/ ſind dick/ glatt/ wolriechend und
außgeſpitzt. Die Aeſte ſind biegig/ zehe und
ſtachlicht. Die Rinde iſt gruͤn-weiß. Bey-
der Baum hat Weiſſe von auſſen bißweilen
auf Leibfarb ſich ziehende/ und wolriechende
Blumen/ die ſamlet man/ und brennet da-
rauß ein gar lieblich und wolriechend waſſer.
Dieſe zween Baͤume gruͤnen ſtets/ und tra-
gen auch uͤber das gantze Jahr Fruͤchte/ wie
der Citronenbaum. Jhre Blaͤtter ſcheinen
auch mit vielen kleinen Loͤchlein durchboret
zu ſein/ iſt aber nicht anderſt/ als wie mit den
Citronen Blaͤtteren/ davon in obigem Capi-
tel/ beſchaffen.

Die Limonien werden zwar/ nach An-
merckung vorgemeldten Herꝛen Duͤmlers/
in Teutſchland hin und wider in den wolbe-
ſtellten Gaͤrten/ von den Kernen gezielet/ und
durch das Aeuglen zur Frucht gebracht: auch
werden zu Som̃erszeit dreyerley/ als Bluͤh-
te/ junge und zeitige Fruͤchte an dem Limo-
nienbaum geſehen/ und mehr wegen Luſtes
als wegen des Nutzens underhalten/ worzu
Fleiß und Unkoſten gehoͤret. Denn die Zieh-
lung derſelben iſt muͤhſelig. Die Kernen
muͤſſen uͤber zwey Monat in der Erden ligen/
ehe ſie keymen und herfuͤr wachſen. Daher
iſt es gut/ ſo man die Kernen in dem Hor-
nung oder Mertzen ſaͤet/ ſo kan man im
Maͤyen und Brachmonat deren Wachs-
thumb ſehen. Wenn ſolche Baͤumlein drey
oder vier jaͤhrig ſeyn/ kan man ſie impfen o-
der aͤuglen/ daß ſie bald fruchtbar werden:
denn laͤſt man ſie/ wie ſie von den Kernen
gewachſen ſind/ ſo bleiben ſie entweder gar
wild und unfruchtbar/ oder tragen gar lang-
ſamb/ etwan allererſt in dem dreyßigſten
Jahr/ und doch gar wenig. Jm Feld/ ſo gu-
ten Grund hat/ oder der mit Schoorerden/
Holtzmiſt oder Weiden-genieſt verbeſſert iſt/
[Spaltenumbruch] kommen ſie zwar am beſten fort/ aber vor
dem Winter muͤſſen ſie außgehaben/ oder
mit einem Hauß uͤberbauet/ und fuͤr Froſt/
ſo ſie gar geſchwind verderbet/ verwahret
werden. Das Außheben iſt ihnen auch nicht
nutz/ denn ſie werden dadurch an den Wur-
tzeln von der Erde entbloͤſſet/ und koͤnnen vor
dem Winter nicht leichtlich mehr in der Er-
den bekleben/ daher ſtehen viel den Winter
durch ab.

Jn Kuͤbeln oder Kaͤſten/ ſo anderthalb o-
der zween Schuh weit/ koͤnnen ſie in guter
Erd fortgebracht/ und den Winter uͤber in
Kellern und Gewoͤlben erhalten werden: Da
muß man fleißig acht haben/ wenn die Blaͤt-
ter anfangen weiß zu werden/ daß man ſie
außhebe/ denn es iſt eine Anzeig/ das Gefaͤß
ſey ihnen zu enge/ und ihnen im Wachs-
thumb hinderlich. Darumb ſie im Fruͤhling
außgehoben/ die aͤuſſerſten Wurtzeln abge-
ſchnitten/ denn wider eingeſetzet/ und die Ge-
faͤſſe mit guter Erden außgefuͤllet werden
muͤſſen/ ſo wachſen die Baͤume wider luſtig/
die Blaͤtter werden gruͤn/ und die Bluͤhte
ſampt den Fruͤchten ereigen ſich nach und
nach. Die Limonienbaͤume und Fruͤchte
werden auß Spanien/ Jtalien und Franck-
reich zu Waſſer und Land in Teutſchland
gebracht. Die Frucht-baͤume/ ſo auß Jtalia
kommen/ laſſen ſich zwar in den Gaͤrten fort-
bringen; jedoch lehret die Erfahrung/ daß die
Widlinge/ ſo mit geſchlachten aͤuglein ge-
impffet werden/ daurhaffter ſeyen.

Ferners meldet Herꝛ Duͤmler/ der Po-
merantzenbaum wolle ein warme Stell/ gut
Erdreich und ein fleißige Wart haben/ da-
rumb werden ihm in groſſer Herꝛen Gaͤrten
hoͤltzerne Haͤuſer gebauet/ ſo man im Fruͤh-
ling wider abbrechen/ und im Winter mit
Feur durch die Oefen erwaͤrmen kan: denn
es iſt dieſem Baum gut/ daß er ſeine unbe-
wegliche Stelle habe/ ſo kan er deſto luſtiger
wachſene. Sine Fruͤchte ſind rund/ groß und
klein/ wenn ſie zeitigen/ gewinnen ſie eine
goldrothe Farb/ und werden gar ſchoͤn: der
Geſchmack iſt nicht einerley/ denn etliche
Fruͤchte ſind ſuͤß/ wie ſonderlich die Pome-
rantzen auß Portugal/ etliche aber ſauer: ih-
re vorhergehende Bluͤht iſt weiß und wolrie-
chend Sie wachſen in Spanien/ Jtalien und
Franckreich haͤuffig/ von dannen ſie auch in
andere Laͤnder Europæ gefuͤhrt werden.

Die Pomerantzen-baͤume werden in
Teutſchland von ihren Kernen und Schoͤß-
lingen auffer zogen/ welche zwar ſchoͤn wach-
ſen/ aber wild/ ſtachlicht/ und gar lang un-
fruchtbar bleiben/ darumb muß ihnen zu be-
quemer Zeit mit dem Aeuglen zu der Frucht-
barkeit geholffen werden. Die Kernen/ wie
auch von Citronen/ ſollen im außſtecken
wol beobachtet/ und die Spitze/ da der Keym
herfuͤrkombt/ under ſich gewendet/ an-
derthalb Zoll tieff in gutes Erdreich geſte-
cket/ und offt mit laulichtem Waſſer begoſ-
ſen werden.

Es koͤnnen auch Pomerantzen/ Citronen/
Seven/ Cypreß/ Granate-baͤum/ ꝛc. von
den Gipffel-zweyglein gezielet werden/ man
muß ſie aber unten eines glieds lang/ wie die
Roßmarin-pflantzen/ zerknirſchen/ ſie in gut
Erdreich ſtecken/ und ihr fleiſſig warten/ ſo

kan
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[31/0047] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. Namen. LImonien nennet man Griechiſch/ __. Lateiniſch/ Malum Li- monium. Jtaliaͤniſch/ Limone. Fran- tzoͤſiſch/ Limon. Spaniſch/ Lima, Limon. Engliſch/ Limons. Niderlaͤndiſch/ Limoen. Pomerantzen heiſſen Griechiſch/ _. _. Lateiniſch/ Malum nerantzium, Po- mum arangiæ, Pomum aurantium. Jtaliaͤ- niſch/ Arancio, Naranzo, Melaranzo. Fran- tzoͤſiſch/ Orange. Spaniſch/ Narania. En- gliſch/ Orenge. Daͤniſch/ Pomerantz. Ni- derlaͤndiſch/ Oranieappel. Geſtalt und Geſchlecht. Die Limonien und Pomerantzen koͤnnen in das Geſchlecht der Citrinat gerechnet wer- den/ und ſonderlich die Limonien/ die verglei- chen ſich mit Geſtalt und Krafft den Citri- naten/ außgenommen daß ſie kleiner ſind und langlicht/ haben nicht ſo eine dicke Haut oder Rinden/ ſind auch ſafftiger/ am Ge- ſchmack ſaur und bleich. Die Pomerantzen aber ſind runder/ und ſo ſie zeitig/ gewinnen ſie eine goldrothe Farb. Die Rinde iſt di- cker und bitterer als an den Limonien. Der innerliche Safft und Geſchmack iſt nicht in allem einerley/ denn etliche ſind ſaur/ etliche ſuͤß/ etliche weinſaur. Die Blaͤtter an die- ſen Baͤumen vergleichen ſich faſt dem Lor- beer-laub/ ſind dick/ glatt/ wolriechend und außgeſpitzt. Die Aeſte ſind biegig/ zehe und ſtachlicht. Die Rinde iſt gruͤn-weiß. Bey- der Baum hat Weiſſe von auſſen bißweilen auf Leibfarb ſich ziehende/ und wolriechende Blumen/ die ſamlet man/ und brennet da- rauß ein gar lieblich und wolriechend waſſer. Dieſe zween Baͤume gruͤnen ſtets/ und tra- gen auch uͤber das gantze Jahr Fruͤchte/ wie der Citronenbaum. Jhre Blaͤtter ſcheinen auch mit vielen kleinen Loͤchlein durchboret zu ſein/ iſt aber nicht anderſt/ als wie mit den Citronen Blaͤtteren/ davon in obigem Capi- tel/ beſchaffen. Die Limonien werden zwar/ nach An- merckung vorgemeldten Herꝛen Duͤmlers/ in Teutſchland hin und wider in den wolbe- ſtellten Gaͤrten/ von den Kernen gezielet/ und durch das Aeuglen zur Frucht gebracht: auch werden zu Som̃erszeit dreyerley/ als Bluͤh- te/ junge und zeitige Fruͤchte an dem Limo- nienbaum geſehen/ und mehr wegen Luſtes als wegen des Nutzens underhalten/ worzu Fleiß und Unkoſten gehoͤret. Denn die Zieh- lung derſelben iſt muͤhſelig. Die Kernen muͤſſen uͤber zwey Monat in der Erden ligen/ ehe ſie keymen und herfuͤr wachſen. Daher iſt es gut/ ſo man die Kernen in dem Hor- nung oder Mertzen ſaͤet/ ſo kan man im Maͤyen und Brachmonat deren Wachs- thumb ſehen. Wenn ſolche Baͤumlein drey oder vier jaͤhrig ſeyn/ kan man ſie impfen o- der aͤuglen/ daß ſie bald fruchtbar werden: denn laͤſt man ſie/ wie ſie von den Kernen gewachſen ſind/ ſo bleiben ſie entweder gar wild und unfruchtbar/ oder tragen gar lang- ſamb/ etwan allererſt in dem dreyßigſten Jahr/ und doch gar wenig. Jm Feld/ ſo gu- ten Grund hat/ oder der mit Schoorerden/ Holtzmiſt oder Weiden-genieſt verbeſſert iſt/ kommen ſie zwar am beſten fort/ aber vor dem Winter muͤſſen ſie außgehaben/ oder mit einem Hauß uͤberbauet/ und fuͤr Froſt/ ſo ſie gar geſchwind verderbet/ verwahret werden. Das Außheben iſt ihnen auch nicht nutz/ denn ſie werden dadurch an den Wur- tzeln von der Erde entbloͤſſet/ und koͤnnen vor dem Winter nicht leichtlich mehr in der Er- den bekleben/ daher ſtehen viel den Winter durch ab. Jn Kuͤbeln oder Kaͤſten/ ſo anderthalb o- der zween Schuh weit/ koͤnnen ſie in guter Erd fortgebracht/ und den Winter uͤber in Kellern und Gewoͤlben erhalten werden: Da muß man fleißig acht haben/ wenn die Blaͤt- ter anfangen weiß zu werden/ daß man ſie außhebe/ denn es iſt eine Anzeig/ das Gefaͤß ſey ihnen zu enge/ und ihnen im Wachs- thumb hinderlich. Darumb ſie im Fruͤhling außgehoben/ die aͤuſſerſten Wurtzeln abge- ſchnitten/ denn wider eingeſetzet/ und die Ge- faͤſſe mit guter Erden außgefuͤllet werden muͤſſen/ ſo wachſen die Baͤume wider luſtig/ die Blaͤtter werden gruͤn/ und die Bluͤhte ſampt den Fruͤchten ereigen ſich nach und nach. Die Limonienbaͤume und Fruͤchte werden auß Spanien/ Jtalien und Franck- reich zu Waſſer und Land in Teutſchland gebracht. Die Frucht-baͤume/ ſo auß Jtalia kommen/ laſſen ſich zwar in den Gaͤrten fort- bringen; jedoch lehret die Erfahrung/ daß die Widlinge/ ſo mit geſchlachten aͤuglein ge- impffet werden/ daurhaffter ſeyen. Ferners meldet Herꝛ Duͤmler/ der Po- merantzenbaum wolle ein warme Stell/ gut Erdreich und ein fleißige Wart haben/ da- rumb werden ihm in groſſer Herꝛen Gaͤrten hoͤltzerne Haͤuſer gebauet/ ſo man im Fruͤh- ling wider abbrechen/ und im Winter mit Feur durch die Oefen erwaͤrmen kan: denn es iſt dieſem Baum gut/ daß er ſeine unbe- wegliche Stelle habe/ ſo kan er deſto luſtiger wachſene. Sine Fruͤchte ſind rund/ groß und klein/ wenn ſie zeitigen/ gewinnen ſie eine goldrothe Farb/ und werden gar ſchoͤn: der Geſchmack iſt nicht einerley/ denn etliche Fruͤchte ſind ſuͤß/ wie ſonderlich die Pome- rantzen auß Portugal/ etliche aber ſauer: ih- re vorhergehende Bluͤht iſt weiß und wolrie- chend Sie wachſen in Spanien/ Jtalien und Franckreich haͤuffig/ von dannen ſie auch in andere Laͤnder Europæ gefuͤhrt werden. Die Pomerantzen-baͤume werden in Teutſchland von ihren Kernen und Schoͤß- lingen auffer zogen/ welche zwar ſchoͤn wach- ſen/ aber wild/ ſtachlicht/ und gar lang un- fruchtbar bleiben/ darumb muß ihnen zu be- quemer Zeit mit dem Aeuglen zu der Frucht- barkeit geholffen werden. Die Kernen/ wie auch von Citronen/ ſollen im außſtecken wol beobachtet/ und die Spitze/ da der Keym herfuͤrkombt/ under ſich gewendet/ an- derthalb Zoll tieff in gutes Erdreich geſte- cket/ und offt mit laulichtem Waſſer begoſ- ſen werden. Es koͤnnen auch Pomerantzen/ Citronen/ Seven/ Cypreß/ Granate-baͤum/ ꝛc. von den Gipffel-zweyglein gezielet werden/ man muß ſie aber unten eines glieds lang/ wie die Roßmarin-pflantzen/ zerknirſchen/ ſie in gut Erdreich ſtecken/ und ihr fleiſſig warten/ ſo kan

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/47>, abgerufen am 21.11.2024.