Der kleine Moßkolben aber/ Typha palu- stris minor, C. B. Typha minor, I. B. mini- ma, Park. Hat lange/ gestreiffte/ schmale/ spitzige/ etwas rauche Graß-blätter/ und zwischen denselben einen zweyer Elenbo- gen langen/ rauchen Bintzen-stengel. Wächst bey Genff an dem ort/ da die Arve in den Rhone-fluß fleußt.
Eigenschafft.
Die Moßkolben haben eine mittelmäßige Natur/ werden in der Artzney nicht ge- braucht.
CAPUT XII.
[Abbildung]
Papyr-ried.Papyrus.
Namen.
PApyr-ried heißt Lateinisch/ Papyrus, Papyrus Nilotica s. AEgyptiaca, C. B. Papyrus Syriaca vel Siciliana, Ejusdem. Englisch/ The Paper-reed.
Gestalt.
Das Papyr-ried ist eine Art des Schilffs/ so in Egypten an den Gestaden des Flusses Nili, und den dabey gelegenen Sümpffen/ wie auch hin und wider in Sicilien/ wäch- set: Treibet viel langer/ glatter/ gläntzen- der/ und auffrechter dreyeckichter Stengeln/ welche von 6. biß in 10. elen hoch über das Wasser herauß wachsen. Die Wurtzel sind zasicht/ gleich den Wurtzen des Rohrs oder Rieds/ darauß wachsen lange grüne Schwerdt-blätter auff/ den Blätteren des Moßkolben nicht ungleich/ doch guten theils nidergebogen. Zwischen den Blättern kom- men die dreyeckichten stengel herfür/ deren Gipffel sehr schöne Blumen gewinnen/ in der runde gleich einem schönen Krantz/ sehr dick und gleich mit Aehren besetzet/ mit vor- gehenden zarten spitzlein oder punctlein zu- [Spaltenumbruch]
sammengetrungen/ und nicht außgebreitet. Under den blumen sind kleine schmale Blätt- lein/ viel kleiner als die unden von der wurtzel auffwachsen; Jn denselben aber stecket der Blumen-knopff gar hüpsch und fein. Die Stengel sind so dick/ daß einer eine zusam- mengethane Manns-hand außfüllet.
Gebrauch.
Dieses Papyr-ried/ wenn es noch grün ist/ wird von den Egypteren stückleinweiß in Mund genommen/ gekäuet/ außgesogen/ und endlich wider außgespeyet.
Die Egyptischen Priester liessen sich auch Schuhe darauß bereiten; ja es werden auß solchem Ried annoch heut zu Tag Schiff- gezeug/ Seiler/ Decken und anders darauß gemacht. So wird auch glaubwürdig ge- halten/ daß vor alten Zeiten auß diesem Rohr-gewächs Schiffe zusammengefloch- ten/ und mit Pech wohl verwahret worden. Demnach kan wohl die Wiegen/ darinnen Moses von seiner Mutter auff den Nil-fluß gesetzet ward/ auß den Papyr-rohren ge- macht worden seyn.
Sonderlich aber pflegte man auß diesem Gewächs Schreibpapyr auff folgende weiß zu machen. Die Wurtzel und der Blumen- knopff wurden abgeschnitten/ daß der drey- eckichte stengel ledig und allein da war; den- selben hat man alsobald nach der länge in zwey gleiche theil von einander gescheiden. Solche theil wurden nach ihren in sich ha- benden zarten Häutlein mit einer Nadel von einander gethan/ und abgesönderet/ und also lang zerlassen/ als es der stengel zugegeben. Die Häutlein so nächst an der äussersten Schelffen waren/ taugten zu dem schlechten/ die innersten aber zu dem besten Papyr. Die abgezogene Häutlein wurden erstlich auff ein brett gezogen/ und mit trü- bem Wasser auß dem Fluß/ oder den Pfü- tzen Nili, benetzet/ denn solch Wasser ist kle- bicht und pappet zusammen. Auff solches nach der länge auffgezogenes Häutlein wur- de ein anders auch mit trübem Nilus-wasser befeuchtetes Häutlein nach der qwer/ oder überzwerch gezogen/ denn fast zusammen- gepresset/ und hernach an der Sonnen ge- tröcknet. Jenes als das erste auffgepappte Häutlein/ könnte man den Zettel/ dieses aber/ so überzwerch gelegt worden/ den ein- trag oder wäfel heissen; auff denselben wur- de auch geschrieben/ und ware die breite des besten Papyrs etwann dreyzehen qwer Fin- ger; auff die andere seiten deß zettels wurde gar selten geschrieben/ als der nicht sonder- lich bequem darzu war/ gleich wie der Ein- trag/ so seine Zeil gleich überzwerch hatte. Die art und weiß dieses Papyr zu machen/ soll nach Plinii Bericht Aspasius Biblus erfun- den/ und dessendwegen Bibli Namen davon getragen haben.
Also hatte man auch vorzeiten auff Dat- telbaums-blätter/ auff Baumrinden; nach- gehends auch in bleyerne/ wächsene und steinerne Schreibtafelen geschrieben. End- lich wurde das Pergament von Fehlen und Häuten der Thieren darzu bereitet/ welches man wol biegen/ und in Bücher-form leichtlich einbinden können/ auch demnach so
lang
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]
Der kleine Moßkolben aber/ Typha palu- ſtris minor, C. B. Typha minor, I. B. mini- ma, Park. Hat lange/ geſtreiffte/ ſchmale/ ſpitzige/ etwas rauche Graß-blaͤtter/ und zwiſchen denſelben einen zweyer Elenbo- gen langen/ rauchen Bintzen-ſtengel. Waͤchſt bey Genff an dem ort/ da die Arve in den Rhone-fluß fleußt.
Eigenſchafft.
Die Moßkolben haben eine mittelmaͤßige Natur/ werden in der Artzney nicht ge- braucht.
CAPUT XII.
[Abbildung]
Papyr-ried.Papyrus.
Namen.
PApyr-ried heißt Lateiniſch/ Papyrus, Papyrus Nilotica ſ. Ægyptiaca, C. B. Papyrus Syriaca vel Siciliana, Ejusdem. Engliſch/ The Paper-reed.
Geſtalt.
Das Papyr-ried iſt eine Art des Schilffs/ ſo in Egypten an den Geſtaden des Fluſſes Nili, und den dabey gelegenen Suͤmpffen/ wie auch hin und wider in Sicilien/ waͤch- ſet: Treibet viel langer/ glatter/ glaͤntzen- der/ und auffrechter dreyeckichter Stengeln/ welche von 6. biß in 10. elen hoch uͤber das Waſſer herauß wachſen. Die Wurtzel ſind zaſicht/ gleich den Wurtzen des Rohrs oder Rieds/ darauß wachſen lange gruͤne Schwerdt-blaͤtter auff/ den Blaͤtteren des Moßkolben nicht ungleich/ doch guten theils nidergebogen. Zwiſchen den Blaͤttern kom- men die dreyeckichten ſtengel herfuͤr/ deren Gipffel ſehr ſchoͤne Blumen gewinnen/ in der runde gleich einem ſchoͤnen Krantz/ ſehr dick und gleich mit Aehren beſetzet/ mit vor- gehenden zarten ſpitzlein oder půnctlein zu- [Spaltenumbruch]
ſammengetrungen/ und nicht außgebreitet. Under den blumen ſind kleine ſchmale Blaͤtt- lein/ viel kleiner als die unden von der wurtzel auffwachſen; Jn denſelben aber ſtecket der Blumen-knopff gar huͤpſch und fein. Die Stengel ſind ſo dick/ daß einer eine zuſam- mengethane Manns-hand außfuͤllet.
Gebrauch.
Dieſes Papyr-ried/ wenn es noch gruͤn iſt/ wird von den Egypteren ſtuͤckleinweiß in Mund genommen/ gekaͤuet/ außgeſogen/ und endlich wider außgeſpeyet.
Die Egyptiſchen Prieſter lieſſen ſich auch Schuhe darauß bereiten; ja es werden auß ſolchem Ried annoch heut zu Tag Schiff- gezeug/ Seiler/ Decken und anders darauß gemacht. So wird auch glaubwuͤrdig ge- halten/ daß vor alten Zeiten auß dieſem Rohr-gewaͤchs Schiffe zuſammengefloch- ten/ und mit Pech wohl verwahret worden. Demnach kan wohl die Wiegen/ darinnen Moſes von ſeiner Mutter auff den Nil-fluß geſetzet ward/ auß den Papyr-rohren ge- macht worden ſeyn.
Sonderlich aber pflegte man auß dieſem Gewaͤchs Schreibpapyr auff folgende weiß zu machen. Die Wurtzel und der Blumen- knopff wurden abgeſchnitten/ daß der drey- eckichte ſtengel ledig und allein da war; den- ſelben hat man alſobald nach der laͤnge in zwey gleiche theil von einander geſcheiden. Solche theil wurden nach ihren in ſich ha- benden zarten Haͤutlein mit einer Nadel von einander gethan/ und abgeſoͤnderet/ und alſo lang zerlaſſen/ als es der ſtengel zugegeben. Die Haͤutlein ſo naͤchſt an der aͤuſſerſten Schelffen waren/ taugten zu dem ſchlechten/ die innerſten aber zu dem beſten Papyr. Die abgezogene Haͤutlein wurden erſtlich auff ein brett gezogen/ und mit truͤ- bem Waſſer auß dem Fluß/ oder den Pfuͤ- tzen Nili, benetzet/ denn ſolch Waſſer iſt kle- bicht und pappet zuſammen. Auff ſolches nach der laͤnge auffgezogenes Haͤutlein wur- de ein anders auch mit truͤbem Nilus-waſſer befeuchtetes Haͤutlein nach der qwer/ oder uͤberzwerch gezogen/ denn faſt zuſammen- gepreſſet/ und hernach an der Sonnen ge- troͤcknet. Jenes als das erſte auffgepappte Haͤutlein/ koͤnnte man den Zettel/ dieſes aber/ ſo uͤberzwerch gelegt worden/ den ein- trag oder waͤfel heiſſen; auff denſelben wur- de auch geſchrieben/ und ware die breite des beſten Papyrs etwann dreyzehen qwer Fin- ger; auff die andere ſeiten deß zettels wurde gar ſelten geſchrieben/ als der nicht ſonder- lich bequem darzu war/ gleich wie der Ein- trag/ ſo ſeine Zeil gleich uͤberzwerch hatte. Die art und weiß dieſes Papyr zu machen/ ſoll nach Plinii Bericht Aſpaſius Biblus erfun- den/ und deſſendwegen Bibli Namen davon getragen haben.
Alſo hatte man auch vorzeiten auff Dat- telbaums-blaͤtter/ auff Baumrinden; nach- gehends auch in bleyerne/ waͤchſene und ſteinerne Schreibtafelen geſchrieben. End- lich wurde das Pergament von Fehlen und Haͤuten der Thieren darzu bereitet/ welches man wol biegen/ und in Buͤcher-form leichtlich einbinden koͤnnen/ auch demnach ſo
lang
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[314/0330]
Das Andere Buch/
Der kleine Moßkolben aber/ Typha palu-
ſtris minor, C. B. Typha minor, I. B. mini-
ma, Park. Hat lange/ geſtreiffte/ ſchmale/
ſpitzige/ etwas rauche Graß-blaͤtter/
und zwiſchen denſelben einen zweyer Elenbo-
gen langen/ rauchen Bintzen-ſtengel.
Waͤchſt bey Genff an dem ort/ da die Arve
in den Rhone-fluß fleußt.
Eigenſchafft.
Die Moßkolben haben eine mittelmaͤßige
Natur/ werden in der Artzney nicht ge-
braucht.
CAPUT XII.
[Abbildung Papyr-ried. Papyrus.
]
Namen.
PApyr-ried heißt Lateiniſch/ Papyrus,
Papyrus Nilotica ſ. Ægyptiaca, C. B.
Papyrus Syriaca vel Siciliana, Ejusdem.
Engliſch/ The Paper-reed.
Geſtalt.
Das Papyr-ried iſt eine Art des Schilffs/
ſo in Egypten an den Geſtaden des Fluſſes
Nili, und den dabey gelegenen Suͤmpffen/
wie auch hin und wider in Sicilien/ waͤch-
ſet: Treibet viel langer/ glatter/ glaͤntzen-
der/ und auffrechter dreyeckichter Stengeln/
welche von 6. biß in 10. elen hoch uͤber das
Waſſer herauß wachſen. Die Wurtzel ſind
zaſicht/ gleich den Wurtzen des Rohrs oder
Rieds/ darauß wachſen lange gruͤne
Schwerdt-blaͤtter auff/ den Blaͤtteren des
Moßkolben nicht ungleich/ doch guten theils
nidergebogen. Zwiſchen den Blaͤttern kom-
men die dreyeckichten ſtengel herfuͤr/ deren
Gipffel ſehr ſchoͤne Blumen gewinnen/ in
der runde gleich einem ſchoͤnen Krantz/ ſehr
dick und gleich mit Aehren beſetzet/ mit vor-
gehenden zarten ſpitzlein oder půnctlein zu-
ſammengetrungen/ und nicht außgebreitet.
Under den blumen ſind kleine ſchmale Blaͤtt-
lein/ viel kleiner als die unden von der wurtzel
auffwachſen; Jn denſelben aber ſtecket der
Blumen-knopff gar huͤpſch und fein. Die
Stengel ſind ſo dick/ daß einer eine zuſam-
mengethane Manns-hand außfuͤllet.
Gebrauch.
Dieſes Papyr-ried/ wenn es noch gruͤn
iſt/ wird von den Egypteren ſtuͤckleinweiß
in Mund genommen/ gekaͤuet/ außgeſogen/
und endlich wider außgeſpeyet.
Die Egyptiſchen Prieſter lieſſen ſich auch
Schuhe darauß bereiten; ja es werden auß
ſolchem Ried annoch heut zu Tag Schiff-
gezeug/ Seiler/ Decken und anders darauß
gemacht. So wird auch glaubwuͤrdig ge-
halten/ daß vor alten Zeiten auß dieſem
Rohr-gewaͤchs Schiffe zuſammengefloch-
ten/ und mit Pech wohl verwahret worden.
Demnach kan wohl die Wiegen/ darinnen
Moſes von ſeiner Mutter auff den Nil-fluß
geſetzet ward/ auß den Papyr-rohren ge-
macht worden ſeyn.
Sonderlich aber pflegte man auß dieſem
Gewaͤchs Schreibpapyr auff folgende weiß
zu machen. Die Wurtzel und der Blumen-
knopff wurden abgeſchnitten/ daß der drey-
eckichte ſtengel ledig und allein da war; den-
ſelben hat man alſobald nach der laͤnge in
zwey gleiche theil von einander geſcheiden.
Solche theil wurden nach ihren in ſich ha-
benden zarten Haͤutlein mit einer Nadel
von einander gethan/ und abgeſoͤnderet/
und alſo lang zerlaſſen/ als es der ſtengel
zugegeben. Die Haͤutlein ſo naͤchſt an der
aͤuſſerſten Schelffen waren/ taugten zu dem
ſchlechten/ die innerſten aber zu dem beſten
Papyr. Die abgezogene Haͤutlein wurden
erſtlich auff ein brett gezogen/ und mit truͤ-
bem Waſſer auß dem Fluß/ oder den Pfuͤ-
tzen Nili, benetzet/ denn ſolch Waſſer iſt kle-
bicht und pappet zuſammen. Auff ſolches
nach der laͤnge auffgezogenes Haͤutlein wur-
de ein anders auch mit truͤbem Nilus-waſſer
befeuchtetes Haͤutlein nach der qwer/ oder
uͤberzwerch gezogen/ denn faſt zuſammen-
gepreſſet/ und hernach an der Sonnen ge-
troͤcknet. Jenes als das erſte auffgepappte
Haͤutlein/ koͤnnte man den Zettel/ dieſes
aber/ ſo uͤberzwerch gelegt worden/ den ein-
trag oder waͤfel heiſſen; auff denſelben wur-
de auch geſchrieben/ und ware die breite des
beſten Papyrs etwann dreyzehen qwer Fin-
ger; auff die andere ſeiten deß zettels wurde
gar ſelten geſchrieben/ als der nicht ſonder-
lich bequem darzu war/ gleich wie der Ein-
trag/ ſo ſeine Zeil gleich uͤberzwerch hatte.
Die art und weiß dieſes Papyr zu machen/
ſoll nach Plinii Bericht Aſpaſius Biblus erfun-
den/ und deſſendwegen Bibli Namen davon
getragen haben.
Alſo hatte man auch vorzeiten auff Dat-
telbaums-blaͤtter/ auff Baumrinden; nach-
gehends auch in bleyerne/ waͤchſene und
ſteinerne Schreibtafelen geſchrieben. End-
lich wurde das Pergament von Fehlen und
Haͤuten der Thieren darzu bereitet/ welches
man wol biegen/ und in Buͤcher-form
leichtlich einbinden koͤnnen/ auch demnach ſo
lang
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/330>, abgerufen am 15.06.2024.
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