Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Weinstock. Vitis vinifera.
von vielen Beeren zusammen gehäuffet sind/
welche inwendig ihre Körnlein haben. Es
sind aber die Trauben von farben nicht ei-
nerley/ denn etliche schwartz/ andere braun/
weiß oder röthlicht. Die meisten aber wachsen
grün. Man findet viel Geschlecht der Wein-
reben/ nach mancherley art der Landschaft/
allda sie wachsen/ haben alle ihren Unter-
scheid an den Trauben und bißweilen auch
an den blätteren.

Betreffend die Pflantzung deß Wein-
stocks/ so mögen die von Daniele Rhagorio
in seinem Pflantzgarten aufgesetzte Reglen
wol in acht genommen werden; welche ich
hiemit alhier beyzusetzen kein bedencken ge-
tragen/ weilen sie mit der gemeinen Erfah-
rung durchauß übereinstimmen.

Von dem Ort/ Grund und
Boden.
1. Soll das Ort ein Rebstock zu pflantzen
der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und
Mitnacht-lüfften abgelegen seyn/ auch nicht
nahe bey Wälden oder Meseren.
2. Der Grund und Boden soll vor dem
Winter/ wenn man auf den künfftigen
Frühling die Reben besetzen will/ etwelche
schuhe tieff aufgehacket/ von steinen und al-
lem wust fleissig gesäuberet werden.
3. Das Erdreich soll weder mit vielen gro-
ben/ noch mit gar keinen steinen begabet;
auch sonsten nicht zu naß sein.
4. Jst ein Boden den Reben nimmer also
dienstlich/ wie aber ein Hügel oder Rein/
sonderlich ein solcher/ welcher neben gutem
Grund gegen Mittag also gelegen/ daß er
der Sonnen strahlen von 7. uhren Mor-
gens/ biß 6. uhren Abends geniesset.
Von den Kappen.
1. Die besten Kappen/ oder Rebschoß
[Spaltenumbruch] sind die/ so die Augen nahe beysammen und
etwas krumb holtz haben.
2. Jm aufflesen derselben sollen sie nicht
under einanderen vermischt sondern jede gat-
tung Reben besonder gethan werden.
3. Die Kappen sollen in gräblein nicht
gerad hinauff gemacht/ sondern überzwerch
gesetzt/ damit sie nachwärts desto komlicher
können eingelegt werden.
Von den Gattungen.
1. Ein jede gattung soll absonderlich ge-
setzt werden/ die frühen am orth der Son-
nen minder wol/ die spaten aber derselben
besser gelegen/ damit also die Früchten mit
einander reiff werden mögen.
2. Und weiters dem Grund nach in den
Reben/ wie derselbe einer jeden gattung am
nutzlichsten/ als die/ so viel holtz schiessen/
an schlechte/ und hinwider die/ so minder
holtz bekommen/ an gute orth.
Vom Schneiden der Reben.
1. Die Reben sollen nicht gleich hoch ge-
schnitten/ sondern ein fürsichtiger under-
scheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgän-
gen gehalten werden.
2. Auff die beschaffenheit des Monds soll
man fleissige achtung geben/ daß man die-
selbe abwechßle/ allein in allem Mond-
brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden
meide.
3. Jm Schneiden soll der Rebman mit
einem Bickelein verfaßt seyn/ damit er die
jungen Stöck entblösse/ und die obersten
würtzlein mit dem Rebmässer abhawe.
4. Nach der alten meinung gibt frühe
schneiden mehr Holtz/ und spat schneiden
mehr Trauben.
Vom Hacken.
1. Zum Hacken sollen so weit möglich/
starcke Männer gebraucht werden/ denn je
tieffer ein Reb gehacket wird/ je besser es ist.
2. Jm Hacken wenn die obersten wurtzeln
auch an alten Stöcken sich herfür lassen/
sollen sie abgehawen/ und die grössern stein
auffgehebt/ und an häuffen geworffen wer-
den.
Vom Gruben und Einlegen.
1. Die jungen Stöck sollen nicht zu gähe
von einem mahl auff das andere eingelegt
werden/ sonsten/ da man zu sehr damit eylt/
werden sie zu schwach und weniger frucht-
bar.
2. Die gestickelten Reben können durch
kein ander mittel besser erhalten werden/ als
durch Gruben.
3. Es soll allezeit in ein Gruben etwas
guten Zeugs gethan werden/ so das wurtzlen
und zunehmen befördere.
Vom Erbrechen.
1. Das Erbrechen soll fürsichtig ge-
braucht/ und an Stöcken/ die man auffs
Jahr einlegen wolte/ von den Schossen o-
benher nichts abgebrochen werden.
2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/
sollen die Reben an blättern weniger/ in bö-
den aber/ und schattichten orten mehr er-
brochen werden.
Vom Hefften.
1. Jm Hefften soll man fleissige achtung
geben/

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Weinſtock. Vitis vinifera.
von vielen Beeren zuſam̃en gehaͤuffet ſind/
welche inwendig ihre Koͤrnlein haben. Es
ſind aber die Trauben von farben nicht ei-
nerley/ denn etliche ſchwartz/ andere braun/
weiß oder roͤthlicht. Die meiſten aber wachſen
gruͤn. Man findet viel Geſchlecht der Wein-
reben/ nach mancherley art der Landſchaft/
allda ſie wachſen/ haben alle ihren Unter-
ſcheid an den Trauben und bißweilen auch
an den blaͤtteren.

Betreffend die Pflantzung deß Wein-
ſtocks/ ſo moͤgen die von Daniele Rhagorio
in ſeinem Pflantzgarten aufgeſetzte Reglen
wol in acht genommen werden; welche ich
hiemit alhier beyzuſetzen kein bedencken ge-
tragen/ weilen ſie mit der gemeinen Erfah-
rung durchauß uͤbereinſtimmen.

Von dem Ort/ Grund und
Boden.
1. Soll das Ort ein Rebſtock zu pflantzen
der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und
Mitnacht-luͤfften abgelegen ſeyn/ auch nicht
nahe bey Waͤlden oder Meſeren.
2. Der Grund und Boden ſoll vor dem
Winter/ wenn man auf den kuͤnfftigen
Fruͤhling die Reben beſetzen will/ etwelche
ſchuhe tieff aufgehacket/ von ſteinen und al-
lem wuſt fleiſſig geſaͤuberet werden.
3. Das Erdreich ſoll weder mit vielen gro-
ben/ noch mit gar keinen ſteinen begabet;
auch ſonſten nicht zu naß ſein.
4. Jſt ein Boden den Reben nimmer alſo
dienſtlich/ wie aber ein Huͤgel oder Rein/
ſonderlich ein ſolcher/ welcher neben gutem
Grund gegen Mittag alſo gelegen/ daß er
der Sonnen ſtrahlen von 7. uhren Mor-
gens/ biß 6. uhren Abends genieſſet.
Von den Kappen.
1. Die beſten Kappen/ oder Rebſchoß
[Spaltenumbruch] ſind die/ ſo die Augen nahe beyſam̃en und
etwas krumb holtz haben.
2. Jm auffleſen derſelben ſollen ſie nicht
under einanderen vermiſcht ſondern jede gat-
tung Reben beſonder gethan werden.
3. Die Kappen ſollen in graͤblein nicht
gerad hinauff gemacht/ ſondern uͤberzwerch
geſetzt/ damit ſie nachwaͤrts deſto komlicher
koͤnnen eingelegt werden.
Von den Gattungen.
1. Ein jede gattung ſoll abſonderlich ge-
ſetzt werden/ die fruͤhen am orth der Son-
nen minder wol/ die ſpaten aber derſelben
beſſer gelegen/ damit alſo die Fruͤchten mit
einander reiff werden moͤgen.
2. Und weiters dem Grund nach in den
Reben/ wie derſelbe einer jeden gattung am
nutzlichſten/ als die/ ſo viel holtz ſchieſſen/
an ſchlechte/ und hinwider die/ ſo minder
holtz bekommen/ an gute orth.
Vom Schneiden der Reben.
1. Die Reben ſollen nicht gleich hoch ge-
ſchnitten/ ſondern ein fuͤrſichtiger under-
ſcheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgaͤn-
gen gehalten werden.
2. Auff die beſchaffenheit des Monds ſoll
man fleiſſige achtung geben/ daß man die-
ſelbe abwechßle/ allein in allem Mond-
brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden
meide.
3. Jm Schneiden ſoll der Rebman mit
einem Bickelein verfaßt ſeyn/ damit er die
jungen Stoͤck entbloͤſſe/ und die oberſten
wuͤrtzlein mit dem Rebmaͤſſer abhawe.
4. Nach der alten meinung gibt fruͤhe
ſchneiden mehr Holtz/ und ſpat ſchneiden
mehr Trauben.
Vom Hacken.
1. Zum Hacken ſollen ſo weit moͤglich/
ſtarcke Maͤnner gebraucht werden/ denn je
tieffer ein Reb gehacket wird/ je beſſer es iſt.
2. Jm Hacken weñ die oberſten wurtzeln
auch an alten Stoͤcken ſich herfuͤr laſſen/
ſollen ſie abgehawen/ und die groͤſſern ſtein
auffgehebt/ und an haͤuffen geworffen wer-
den.
Vom Gruben und Einlegen.
1. Die jungen Stoͤck ſollen nicht zu gaͤhe
von einem mahl auff das andere eingelegt
werden/ ſonſten/ da man zu ſehr damit eylt/
werden ſie zu ſchwach und weniger frucht-
bar.
2. Die geſtickelten Reben koͤnnen durch
kein ander mittel beſſer erhalten werden/ als
durch Gruben.
3. Es ſoll allezeit in ein Gruben etwas
guten Zeugs gethan werden/ ſo das wurtzlen
und zunehmen befoͤrdere.
Vom Erbrechen.
1. Das Erbrechen ſoll fuͤrſichtig ge-
braucht/ und an Stoͤcken/ die man auffs
Jahr einlegen wolte/ von den Schoſſen o-
benher nichts abgebrochen werden.
2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/
ſollen die Reben an blaͤttern weniger/ in boͤ-
den aber/ und ſchattichten orten mehr er-
brochen werden.
Vom Hefften.
1. Jm Hefften ſoll man fleiſſige achtung
geben/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0274" n="258"/><fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch/</fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wein&#x017F;tock.</hi><hi rendition="#aq">Vitis vinifera.</hi></hi></head><lb/></figure> von vielen Beeren zu&#x017F;am&#x0303;en geha&#x0364;uffet &#x017F;ind/<lb/>
welche inwendig ihre Ko&#x0364;rnlein haben. Es<lb/>
&#x017F;ind aber die Trauben von farben nicht ei-<lb/>
nerley/ denn etliche &#x017F;chwartz/ andere braun/<lb/>
weiß oder ro&#x0364;thlicht. Die mei&#x017F;ten aber wach&#x017F;en<lb/>
gru&#x0364;n. Man findet viel Ge&#x017F;chlecht der Wein-<lb/>
reben/ nach mancherley art der Land&#x017F;chaft/<lb/>
allda &#x017F;ie wach&#x017F;en/ haben alle ihren Unter-<lb/>
&#x017F;cheid an den Trauben und bißweilen auch<lb/>
an den bla&#x0364;tteren.</p><lb/>
            <p>Betreffend die Pflantzung deß Wein-<lb/>
&#x017F;tocks/ &#x017F;o mo&#x0364;gen die von <hi rendition="#aq">Daniele Rhagorio</hi><lb/>
in &#x017F;einem Pflantzgarten aufge&#x017F;etzte Reglen<lb/>
wol in acht genommen werden; welche ich<lb/>
hiemit alhier beyzu&#x017F;etzen kein bedencken ge-<lb/>
tragen/ weilen &#x017F;ie mit der gemeinen Erfah-<lb/>
rung durchauß u&#x0364;berein&#x017F;timmen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von dem Ort/ Grund und<lb/>
Boden.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Soll das Ort ein Reb&#x017F;tock zu pflantzen<lb/>
der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und<lb/>
Mitnacht-lu&#x0364;fften abgelegen &#x017F;eyn/ auch nicht<lb/>
nahe bey Wa&#x0364;lden oder Me&#x017F;eren.</item><lb/>
              <item>2. Der Grund und Boden &#x017F;oll vor dem<lb/>
Winter/ wenn man auf den ku&#x0364;nfftigen<lb/>
Fru&#x0364;hling die Reben be&#x017F;etzen will/ etwelche<lb/>
&#x017F;chuhe tieff aufgehacket/ von &#x017F;teinen und al-<lb/>
lem wu&#x017F;t flei&#x017F;&#x017F;ig ge&#x017F;a&#x0364;uberet werden.</item><lb/>
              <item>3. Das Erdreich &#x017F;oll weder mit vielen gro-<lb/>
ben/ noch mit gar keinen &#x017F;teinen begabet;<lb/>
auch &#x017F;on&#x017F;ten nicht zu naß &#x017F;ein.</item><lb/>
              <item>4. J&#x017F;t ein Boden den Reben nimmer al&#x017F;o<lb/>
dien&#x017F;tlich/ wie aber ein Hu&#x0364;gel oder Rein/<lb/>
&#x017F;onderlich ein &#x017F;olcher/ welcher neben gutem<lb/>
Grund gegen Mittag al&#x017F;o gelegen/ daß er<lb/>
der Sonnen &#x017F;trahlen von 7. uhren Mor-<lb/>
gens/ biß 6. uhren Abends genie&#x017F;&#x017F;et.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von den Kappen.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Die be&#x017F;ten Kappen/ oder Reb&#x017F;choß<lb/><cb/>
&#x017F;ind die/ &#x017F;o die Augen nahe bey&#x017F;am&#x0303;en und<lb/>
etwas krumb holtz haben.</item><lb/>
              <item>2. Jm auffle&#x017F;en der&#x017F;elben &#x017F;ollen &#x017F;ie nicht<lb/>
under einanderen vermi&#x017F;cht &#x017F;ondern jede gat-<lb/>
tung Reben be&#x017F;onder gethan werden.</item><lb/>
              <item>3. Die Kappen &#x017F;ollen in gra&#x0364;blein nicht<lb/>
gerad hinauff gemacht/ &#x017F;ondern u&#x0364;berzwerch<lb/>
ge&#x017F;etzt/ damit &#x017F;ie nachwa&#x0364;rts de&#x017F;to komlicher<lb/>
ko&#x0364;nnen eingelegt werden.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von den Gattungen.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Ein jede gattung &#x017F;oll ab&#x017F;onderlich ge-<lb/>
&#x017F;etzt werden/ die fru&#x0364;hen am orth der Son-<lb/>
nen minder wol/ die &#x017F;paten aber der&#x017F;elben<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er gelegen/ damit al&#x017F;o die Fru&#x0364;chten mit<lb/>
einander reiff werden mo&#x0364;gen.</item><lb/>
              <item>2. Und weiters dem Grund nach in den<lb/>
Reben/ wie der&#x017F;elbe einer jeden gattung am<lb/>
nutzlich&#x017F;ten/ als die/ &#x017F;o viel holtz &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
an &#x017F;chlechte/ und hinwider die/ &#x017F;o minder<lb/>
holtz bekommen/ an gute orth.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Vom Schneiden der Reben.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Die Reben &#x017F;ollen nicht gleich hoch ge-<lb/>
&#x017F;chnitten/ &#x017F;ondern ein fu&#x0364;r&#x017F;ichtiger under-<lb/>
&#x017F;cheid der gattungen/ holtzes/ und jahrga&#x0364;n-<lb/>
gen gehalten werden.</item><lb/>
              <item>2. Auff die be&#x017F;chaffenheit des Monds &#x017F;oll<lb/>
man flei&#x017F;&#x017F;ige achtung geben/ daß man die-<lb/>
&#x017F;elbe abwechßle/ allein in allem Mond-<lb/>
brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden<lb/>
meide.</item><lb/>
              <item>3. Jm Schneiden &#x017F;oll der Rebman mit<lb/>
einem Bickelein verfaßt &#x017F;eyn/ damit er die<lb/>
jungen Sto&#x0364;ck entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ und die ober&#x017F;ten<lb/>
wu&#x0364;rtzlein mit dem Rebma&#x0364;&#x017F;&#x017F;er abhawe.</item><lb/>
              <item>4. Nach der alten meinung gibt fru&#x0364;he<lb/>
&#x017F;chneiden mehr Holtz/ und &#x017F;pat &#x017F;chneiden<lb/>
mehr Trauben.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Vom Hacken.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Zum Hacken &#x017F;ollen &#x017F;o weit mo&#x0364;glich/<lb/>
&#x017F;tarcke Ma&#x0364;nner gebraucht werden/ denn je<lb/>
tieffer ein Reb gehacket wird/ je be&#x017F;&#x017F;er es i&#x017F;t.</item><lb/>
              <item>2. Jm Hacken weñ die ober&#x017F;ten wurtzeln<lb/>
auch an alten Sto&#x0364;cken &#x017F;ich herfu&#x0364;r la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ie abgehawen/ und die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;tein<lb/>
auffgehebt/ und an ha&#x0364;uffen geworffen wer-<lb/>
den.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Vom Gruben und Einlegen.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Die jungen Sto&#x0364;ck &#x017F;ollen nicht zu ga&#x0364;he<lb/>
von einem mahl auff das andere eingelegt<lb/>
werden/ &#x017F;on&#x017F;ten/ da man zu &#x017F;ehr damit eylt/<lb/>
werden &#x017F;ie zu &#x017F;chwach und weniger frucht-<lb/>
bar.</item><lb/>
              <item>2. Die ge&#x017F;tickelten Reben ko&#x0364;nnen durch<lb/>
kein ander mittel be&#x017F;&#x017F;er erhalten werden/ als<lb/>
durch Gruben.</item><lb/>
              <item>3. Es &#x017F;oll allezeit in ein Gruben etwas<lb/>
guten Zeugs gethan werden/ &#x017F;o das wurtzlen<lb/>
und zunehmen befo&#x0364;rdere.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Vom Erbrechen.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Das Erbrechen &#x017F;oll fu&#x0364;r&#x017F;ichtig ge-<lb/>
braucht/ und an Sto&#x0364;cken/ die man auffs<lb/>
Jahr einlegen wolte/ von den Scho&#x017F;&#x017F;en o-<lb/>
benher nichts abgebrochen werden.</item><lb/>
              <item>2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/<lb/>
&#x017F;ollen die Reben an bla&#x0364;ttern weniger/ in bo&#x0364;-<lb/>
den aber/ und &#x017F;chattichten orten mehr er-<lb/>
brochen werden.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Vom Hefften.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Jm Hefften &#x017F;oll man flei&#x017F;&#x017F;ige achtung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">geben/</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0274] Das Erſte Buch/ [Abbildung Weinſtock. Vitis vinifera. ] von vielen Beeren zuſam̃en gehaͤuffet ſind/ welche inwendig ihre Koͤrnlein haben. Es ſind aber die Trauben von farben nicht ei- nerley/ denn etliche ſchwartz/ andere braun/ weiß oder roͤthlicht. Die meiſten aber wachſen gruͤn. Man findet viel Geſchlecht der Wein- reben/ nach mancherley art der Landſchaft/ allda ſie wachſen/ haben alle ihren Unter- ſcheid an den Trauben und bißweilen auch an den blaͤtteren. Betreffend die Pflantzung deß Wein- ſtocks/ ſo moͤgen die von Daniele Rhagorio in ſeinem Pflantzgarten aufgeſetzte Reglen wol in acht genommen werden; welche ich hiemit alhier beyzuſetzen kein bedencken ge- tragen/ weilen ſie mit der gemeinen Erfah- rung durchauß uͤbereinſtimmen. Von dem Ort/ Grund und Boden. 1. Soll das Ort ein Rebſtock zu pflantzen der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und Mitnacht-luͤfften abgelegen ſeyn/ auch nicht nahe bey Waͤlden oder Meſeren. 2. Der Grund und Boden ſoll vor dem Winter/ wenn man auf den kuͤnfftigen Fruͤhling die Reben beſetzen will/ etwelche ſchuhe tieff aufgehacket/ von ſteinen und al- lem wuſt fleiſſig geſaͤuberet werden. 3. Das Erdreich ſoll weder mit vielen gro- ben/ noch mit gar keinen ſteinen begabet; auch ſonſten nicht zu naß ſein. 4. Jſt ein Boden den Reben nimmer alſo dienſtlich/ wie aber ein Huͤgel oder Rein/ ſonderlich ein ſolcher/ welcher neben gutem Grund gegen Mittag alſo gelegen/ daß er der Sonnen ſtrahlen von 7. uhren Mor- gens/ biß 6. uhren Abends genieſſet. Von den Kappen. 1. Die beſten Kappen/ oder Rebſchoß ſind die/ ſo die Augen nahe beyſam̃en und etwas krumb holtz haben. 2. Jm auffleſen derſelben ſollen ſie nicht under einanderen vermiſcht ſondern jede gat- tung Reben beſonder gethan werden. 3. Die Kappen ſollen in graͤblein nicht gerad hinauff gemacht/ ſondern uͤberzwerch geſetzt/ damit ſie nachwaͤrts deſto komlicher koͤnnen eingelegt werden. Von den Gattungen. 1. Ein jede gattung ſoll abſonderlich ge- ſetzt werden/ die fruͤhen am orth der Son- nen minder wol/ die ſpaten aber derſelben beſſer gelegen/ damit alſo die Fruͤchten mit einander reiff werden moͤgen. 2. Und weiters dem Grund nach in den Reben/ wie derſelbe einer jeden gattung am nutzlichſten/ als die/ ſo viel holtz ſchieſſen/ an ſchlechte/ und hinwider die/ ſo minder holtz bekommen/ an gute orth. Vom Schneiden der Reben. 1. Die Reben ſollen nicht gleich hoch ge- ſchnitten/ ſondern ein fuͤrſichtiger under- ſcheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgaͤn- gen gehalten werden. 2. Auff die beſchaffenheit des Monds ſoll man fleiſſige achtung geben/ daß man die- ſelbe abwechßle/ allein in allem Mond- brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden meide. 3. Jm Schneiden ſoll der Rebman mit einem Bickelein verfaßt ſeyn/ damit er die jungen Stoͤck entbloͤſſe/ und die oberſten wuͤrtzlein mit dem Rebmaͤſſer abhawe. 4. Nach der alten meinung gibt fruͤhe ſchneiden mehr Holtz/ und ſpat ſchneiden mehr Trauben. Vom Hacken. 1. Zum Hacken ſollen ſo weit moͤglich/ ſtarcke Maͤnner gebraucht werden/ denn je tieffer ein Reb gehacket wird/ je beſſer es iſt. 2. Jm Hacken weñ die oberſten wurtzeln auch an alten Stoͤcken ſich herfuͤr laſſen/ ſollen ſie abgehawen/ und die groͤſſern ſtein auffgehebt/ und an haͤuffen geworffen wer- den. Vom Gruben und Einlegen. 1. Die jungen Stoͤck ſollen nicht zu gaͤhe von einem mahl auff das andere eingelegt werden/ ſonſten/ da man zu ſehr damit eylt/ werden ſie zu ſchwach und weniger frucht- bar. 2. Die geſtickelten Reben koͤnnen durch kein ander mittel beſſer erhalten werden/ als durch Gruben. 3. Es ſoll allezeit in ein Gruben etwas guten Zeugs gethan werden/ ſo das wurtzlen und zunehmen befoͤrdere. Vom Erbrechen. 1. Das Erbrechen ſoll fuͤrſichtig ge- braucht/ und an Stoͤcken/ die man auffs Jahr einlegen wolte/ von den Schoſſen o- benher nichts abgebrochen werden. 2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/ ſollen die Reben an blaͤttern weniger/ in boͤ- den aber/ und ſchattichten orten mehr er- brochen werden. Vom Hefften. 1. Jm Hefften ſoll man fleiſſige achtung geben/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/274
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/274>, abgerufen am 23.11.2024.