Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]


CAPUT CXXVII.
[Abbildung] St. Johanns Träublein.
Ribes vulgaris.

Namen.

St. Johanns Träublein oder Beerlein
also genannt/ darumm daß sie gewohn-
lich umb St. Johanns Tage zu en-
de deß Brachmonats zeitig werden/ heissen
Lateinisch/ Grossularia rubra & transmarina,
Ribes, Ribesium.
Jtaliänisch/ Vuetta rossa,
Ribes.
Frantzösisch/ Grosselle d' outre mer.
Englisch/ Ted goos berries/ bey ond sea
goos berries/ bastard corinthi/ common ri-
bes Redcurrands. Dänisch/ Ribs/ S. Hans
boer. Niderländisch/ Besiekens ouer zee.

Geschlecht und Gestalt.

St. Johanns Träublein ist ein kleines
Bäumlein/ hat viel zincken und ästlein/ die
sind mit braunrothen rinden bedeckt/ dünn
und zähe/ derohalben kan man sie brauchen
zum Laubwerck der Gebäwen. Die blät-
ter vergleichen sich dem Rebenlaub/ sind
aber kleiner/ weich/ oben sattgrün/ und glat/
unden mit weicher grawer wolle umbzogen/
eines herben/ saurlichten/ etwas zusammen-
ziehenden geschmacks. Sein fünff blättiges/
bleichgelbes gestirntes blümlein bringt es im
Mäy/ darauß werden runde Beerlein/ erst-
lich grün/ darnach schön hellroth/ die han-
gen wie Trauben/ sind groß wie Pfeffer-
körner/ haben ein lieblichen weinsawren ge-
schmack.

Es sind zwey Geschlecht/ das zahme und
wilde. Das zahme wird in den Gärten von
Lust wegen gepflantzet/ darunder eines ge-
funden wird mit grossen beeren/ Grossularia
hortensis fructu rubro majore, C. B.
Jtem ein
anders/ das gar weisse beerlein traget/ Ribes
vulgaris acidus albas baccas ferens, J. B. Gros-
sularia hortensis Fructu Margaritae simili, C. B.

[Spaltenumbruch] Das wilde geschlecht wächst gern an hugeln
und bergen/ gleichet dem zahmen/ doch ist
sein geschmack nicht so lieblich/ sondern her-
ber und strenger/ deren etliche schwartze beer
tragen/ und schädlich zu essen sind. Ri-
bes nigrum vulgo dictum, folio olente, I. B.
Grossularia non spinosa fructu nigro, C. B.
Die
auff den Oestereichischen und Steyrmarcki-
schen Alp-gebürgen wachsen/ kommen mit
den zahmen überein/ aber jhre Frucht ist
nicht saur/ sonder süß: welche in den Mar-
graffisch-Durchlachischen Wäldern/ und
den Bernischen Bergen gefunden werden/
sind auch den zahmen gleich/ tragen aber
weniger und kleinere Frucht/ Ribes alpinus
dulcis, I. B. Grossularia sylvestris rubra, C. B.

Eigenschafft.

Die St. Johanns Träublein haben ein
mit etwas flüchtigem sauren saltz begabten/
wenigen safft bey sich/ kühlen hiemit/ löschen
den durst/ er rischen den saurteig des Ma-
gens/ bringen appetit/ ziehen gelind zusam-
men/ haben hiemit alle kräfften/ mit dem
Citronen/ oder Granaten-safft gemein.

Gebrauch.

St. Johanns Träublein Syrup mitHitzige fie-
ber/ kinds-
blatter/
bauchflüß/
unwillen
deß ma-
gens/
blutspeyen
verschwol-
lener halß.
starcke mo-
natliche
reinigung
und weisser
fluß der
Weiber.
Gulden
Adern und
samenfluß.

Wegwart und Saurampffer-wasser ge-
truncken/ ist gut zu den hitzigen Fiebern/
Bauchflüssen und Kindsblattern. Er löschet
den Durst/ benimt den unwillen des Ma-
gens/ und stärcket jhn/ wird denen nutzlich
geben/ von welchen es unden und oben ge-
het. Dieser Syrup hilfft auch wider das
Blutspeyen/ so man jhne mit Burgel-was-
ser zu trincken giebet. Welchen inwendig
der Halß verschwollen ist/ der nehme offt
ein löffel voll von diesem Syrup. Man kan
jhn auch mit Wegrichwasser den Weibern
geben/ so jhre zeit zu viel haben/ und mit
dem weissen Fluß/ gulden Adern- und Sa-
menfluß behafftet sind. Dieser Syrup mit
Burretschwasser getruncken/ ist gut wider
das Hertzzitteren. Von diesem Syrup undHertzzit-
tern/ trun-
ckenheit.

frischem Brunnwasser ein Julep gemacht/
dienet wider die Trunckenheit/ sonderlich
den folgenden Morgen.

Der Johanns Träublein-safft wird wie
der Erbseln-safft bereitet/ davon in vorher-
stehendem 125. Cap. meldung geschehen/ al-
lein lasset man die gestossenen Johanns
Träublein über Nacht stehen.

Den Johanns Träublein-syrup machtSt. Jo-
hanus-
träublein-
Syrup.

man also: Nim anderthalb pfund Zucker/
lasse jhn mit 18. loth frisch Wasser ob dem
Kolfewr in einem erdenen Geschirr verschau-
men und algemach kochen/ biß der Zucker
von der Spatel fliesset/ oder ein faden
zeucht/ darauff schütte den Zucker in ein
zinnene Schüßlen/ und thue ein pfund Jo-
hanns Träublein-safft darunder: vermi-
sche es/ und behalts in einem gläsernen oder
erdenen Geschirr. Er ist dienstlich in der
entzündung der Fieberen/ erquicket das en-Fieber/
Durst/
erbrechen.

tzündte Eingeweid/ löschet den Durst/ wehret
der Gallen/ widerstehet dem erbrechen/ und
stärcket den Magen.

Die Johanns Träublein werden mit Zu-Durst/
trockner
mund.

cker eingemacht/ wie droben bey den Erbseln
vermeldet ist. Sie löschen den Durst/ be-

feuchten
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]


CAPUT CXXVII.
[Abbildung] St. Johanns Traͤublein.
Ribes vulgaris.

Namen.

St. Johanns Traͤublein oder Beerlein
alſo genañt/ darum̃ daß ſie gewohn-
lich umb St. Johanns Tage zu en-
de deß Brachmonats zeitig werden/ heiſſen
Lateiniſch/ Groſſularia rubra & transmarina,
Ribes, Ribeſium.
Jtaliaͤniſch/ Vuetta roſſa,
Ribes.
Frantzoͤſiſch/ Groſſelle d’ outre mer.
Engliſch/ Ted goos berries/ bey ond ſea
goos berries/ baſtard corinthi/ common ri-
bes Redcurrands. Daͤniſch/ Ribs/ S. Hans
boer. Niderlaͤndiſch/ Beſiekens ouer zee.

Geſchlecht und Geſtalt.

St. Johanns Traͤublein iſt ein kleines
Baͤumlein/ hat viel zincken und aͤſtlein/ die
ſind mit braunrothen rinden bedeckt/ duͤnn
und zaͤhe/ derohalben kan man ſie brauchen
zum Laubwerck der Gebaͤwen. Die blaͤt-
ter vergleichen ſich dem Rebenlaub/ ſind
aber kleiner/ weich/ oben ſattgruͤn/ und glat/
unden mit weicher grawer wolle umbzogen/
eines herben/ ſaurlichten/ etwas zuſammen-
ziehenden geſchmacks. Sein fuͤnff blaͤttiges/
bleichgelbes geſtirntes bluͤmlein bringt es im
Maͤy/ darauß werden runde Beerlein/ erſt-
lich gruͤn/ darnach ſchoͤn hellroth/ die han-
gen wie Trauben/ ſind groß wie Pfeffer-
koͤrner/ haben ein lieblichen weinſawren ge-
ſchmack.

Es ſind zwey Geſchlecht/ das zahme und
wilde. Das zahme wird in den Gaͤrten von
Luſt wegen gepflantzet/ darunder eines ge-
funden wird mit groſſen beeren/ Groſſularia
hortenſis fructu rubro majore, C. B.
Jtem ein
anders/ das gar weiſſe beerlein traget/ Ribes
vulgaris acidus albas baccas ferens, J. B. Groſ-
ſularia hortenſis Fructu Margaritæ ſimili, C. B.

[Spaltenumbruch] Das wilde geſchlecht waͤchſt gern an hůgeln
und bergen/ gleichet dem zahmen/ doch iſt
ſein geſchmack nicht ſo lieblich/ ſondern her-
ber und ſtrenger/ deren etliche ſchwartze beer
tragen/ und ſchaͤdlich zu eſſen ſind. Ri-
bes nigrum vulgo dictum, folio olente, I. B.
Groſſularia non ſpinoſa fructu nigro, C. B.
Die
auff den Oeſtereichiſchen und Steyrmarcki-
ſchen Alp-gebuͤrgen wachſen/ kommen mit
den zahmen uͤberein/ aber jhre Frucht iſt
nicht ſaur/ ſonder ſuͤß: welche in den Mar-
graffiſch-Durchlachiſchen Waͤldern/ und
den Berniſchen Bergen gefunden werden/
ſind auch den zahmen gleich/ tragen aber
weniger und kleinere Frucht/ Ribes alpinus
dulcis, I. B. Groſſularia ſylveſtris rubra, C. B.

Eigenſchafft.

Die St. Johanns Traͤublein haben ein
mit etwas fluͤchtigem ſauren ſaltz begabten/
wenigen ſafft bey ſich/ kuͤhlen hiemit/ loͤſchen
den durſt/ er riſchen den ſaurteig des Ma-
gens/ bringen appetit/ ziehen gelind zuſam-
men/ haben hiemit alle kraͤfften/ mit dem
Citronen/ oder Granaten-ſafft gemein.

Gebrauch.

St. Johanns Traͤublein Syrup mitHitzige fie-
ber/ kinds-
blatter/
bauchfluͤß/
unwillen
deß ma-
gens/
blutſpeyen
verſchwol-
lener halß.
ſtarcke mo-
natliche
reinigung
und weiſſeꝛ
fluß der
Weiber.
Gulden
Adern und
ſamenfluß.

Wegwart und Saurampffer-waſſer ge-
truncken/ iſt gut zu den hitzigen Fiebern/
Bauchfluͤſſen und Kindsblattern. Er loͤſchet
den Durſt/ benimt den unwillen des Ma-
gens/ und ſtaͤrcket jhn/ wird denen nutzlich
geben/ von welchen es unden und oben ge-
het. Dieſer Syrup hilfft auch wider das
Blutſpeyen/ ſo man jhne mit Burgel-waſ-
ſer zu trincken giebet. Welchen inwendig
der Halß verſchwollen iſt/ der nehme offt
ein loͤffel voll von dieſem Syrup. Man kan
jhn auch mit Wegrichwaſſer den Weibern
geben/ ſo jhre zeit zu viel haben/ und mit
dem weiſſen Fluß/ gulden Adern- und Sa-
menfluß behafftet ſind. Dieſer Syrup mit
Burꝛetſchwaſſer getruncken/ iſt gut wider
das Hertzzitteren. Von dieſem Syrup undHertzzit-
tern/ trun-
ckenheit.

friſchem Brunnwaſſer ein Julep gemacht/
dienet wider die Trunckenheit/ ſonderlich
den folgenden Morgen.

Der Johanns Traͤublein-ſafft wird wie
der Erbſeln-ſafft bereitet/ davon in vorher-
ſtehendem 125. Cap. meldung geſchehen/ al-
lein laſſet man die geſtoſſenen Johanns
Traͤublein uͤber Nacht ſtehen.

Den Johanns Traͤublein-ſyrup machtSt. Jo-
hanus-
traͤublein-
Syrup.

man alſo: Nim anderthalb pfund Zucker/
laſſe jhn mit 18. loth friſch Waſſer ob dem
Kolfewr in einem erdenen Geſchirꝛ verſchau-
men und algemach kochen/ biß der Zucker
von der Spatel flieſſet/ oder ein faden
zeucht/ darauff ſchuͤtte den Zucker in ein
zinnene Schuͤßlen/ und thue ein pfund Jo-
hanns Traͤublein-ſafft darunder: vermi-
ſche es/ und behalts in einem glaͤſernen oder
erdenen Geſchirꝛ. Er iſt dienſtlich in der
entzuͤndung der Fieberen/ erquicket das en-Fieber/
Durſt/
erbrechen.

tzuͤndte Eingeweid/ loͤſchet den Durſt/ wehret
der Gallen/ widerſtehet dem erbrechen/ und
ſtaͤrcket den Magen.

Die Johanns Traͤublein werden mit Zu-Durſt/
trockner
mund.

cker eingemacht/ wie droben bey den Erbſeln
vermeldet iſt. Sie loͤſchen den Durſt/ be-

feuchten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0250" n="234"/>
            <fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch/</fw><lb/>
            <cb/>
          </div>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT CXXVII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">St. Johanns Tra&#x0364;ublein.</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Ribes vulgaris.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>t. Johanns Tra&#x0364;ublein oder Beerlein<lb/>
al&#x017F;o genañt/ darum&#x0303; daß &#x017F;ie gewohn-<lb/>
lich umb St. Johanns Tage zu en-<lb/>
de deß Brachmonats zeitig werden/ hei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Gro&#x017F;&#x017F;ularia rubra &amp; transmarina,<lb/>
Ribes, Ribe&#x017F;ium.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Vuetta ro&#x017F;&#x017F;a,<lb/>
Ribes.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Gro&#x017F;&#x017F;elle d&#x2019; outre mer.</hi><lb/>
Engli&#x017F;ch/ Ted goos berries/ bey ond &#x017F;ea<lb/>
goos berries/ ba&#x017F;tard corinthi/ common ri-<lb/>
bes Redcurrands. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Ribs/ S. Hans<lb/>
boer. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Be&#x017F;iekens ouer zee.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>St. Johanns Tra&#x0364;ublein i&#x017F;t ein kleines<lb/>
Ba&#x0364;umlein/ hat viel zincken und a&#x0364;&#x017F;tlein/ die<lb/>
&#x017F;ind mit braunrothen rinden bedeckt/ du&#x0364;nn<lb/>
und za&#x0364;he/ derohalben kan man &#x017F;ie brauchen<lb/>
zum Laubwerck der Geba&#x0364;wen. Die bla&#x0364;t-<lb/>
ter vergleichen &#x017F;ich dem Rebenlaub/ &#x017F;ind<lb/>
aber kleiner/ weich/ oben &#x017F;attgru&#x0364;n/ und glat/<lb/>
unden mit weicher grawer wolle umbzogen/<lb/>
eines herben/ &#x017F;aurlichten/ etwas zu&#x017F;ammen-<lb/>
ziehenden ge&#x017F;chmacks. Sein fu&#x0364;nff bla&#x0364;ttiges/<lb/>
bleichgelbes ge&#x017F;tirntes blu&#x0364;mlein bringt es im<lb/>
Ma&#x0364;y/ darauß werden runde Beerlein/ er&#x017F;t-<lb/>
lich gru&#x0364;n/ darnach &#x017F;cho&#x0364;n hellroth/ die han-<lb/>
gen wie Trauben/ &#x017F;ind groß wie Pfeffer-<lb/>
ko&#x0364;rner/ haben ein lieblichen wein&#x017F;awren ge-<lb/>
&#x017F;chmack.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;ind zwey Ge&#x017F;chlecht/ das zahme und<lb/>
wilde. Das zahme wird in den Ga&#x0364;rten von<lb/>
Lu&#x017F;t wegen gepflantzet/ darunder eines ge-<lb/>
funden wird mit gro&#x017F;&#x017F;en beeren/ <hi rendition="#aq">Gro&#x017F;&#x017F;ularia<lb/>
horten&#x017F;is fructu rubro majore, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> Jtem ein<lb/>
anders/ das gar wei&#x017F;&#x017F;e beerlein traget/ <hi rendition="#aq">Ribes<lb/>
vulgaris acidus albas baccas ferens, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ularia horten&#x017F;is Fructu Margaritæ &#x017F;imili, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi><lb/><cb/>
Das wilde ge&#x017F;chlecht wa&#x0364;ch&#x017F;t gern an h&#x016F;geln<lb/>
und bergen/ gleichet dem zahmen/ doch i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ein ge&#x017F;chmack nicht &#x017F;o lieblich/ &#x017F;ondern her-<lb/>
ber und &#x017F;trenger/ deren etliche &#x017F;chwartze beer<lb/>
tragen/ und &#x017F;cha&#x0364;dlich zu e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind. <hi rendition="#aq">Ri-<lb/>
bes nigrum vulgo dictum, folio olente, <hi rendition="#i">I. B.</hi><lb/>
Gro&#x017F;&#x017F;ularia non &#x017F;pino&#x017F;a fructu nigro, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> Die<lb/>
auff den Oe&#x017F;tereichi&#x017F;chen und Steyrmarcki-<lb/>
&#x017F;chen Alp-gebu&#x0364;rgen wach&#x017F;en/ kommen mit<lb/>
den zahmen u&#x0364;berein/ aber jhre Frucht i&#x017F;t<lb/>
nicht &#x017F;aur/ &#x017F;onder &#x017F;u&#x0364;ß: welche in den Mar-<lb/>
graffi&#x017F;ch-Durchlachi&#x017F;chen Wa&#x0364;ldern/ und<lb/>
den Berni&#x017F;chen Bergen gefunden werden/<lb/>
&#x017F;ind auch den zahmen gleich/ tragen aber<lb/>
weniger und kleinere Frucht/ <hi rendition="#aq">Ribes alpinus<lb/>
dulcis, <hi rendition="#i">I. B.</hi> Gro&#x017F;&#x017F;ularia &#x017F;ylve&#x017F;tris rubra, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die St. Johanns Tra&#x0364;ublein haben ein<lb/>
mit etwas flu&#x0364;chtigem &#x017F;auren &#x017F;altz begabten/<lb/>
wenigen &#x017F;afft bey &#x017F;ich/ ku&#x0364;hlen hiemit/ lo&#x0364;&#x017F;chen<lb/>
den dur&#x017F;t/ er ri&#x017F;chen den &#x017F;aurteig des Ma-<lb/>
gens/ bringen appetit/ ziehen gelind zu&#x017F;am-<lb/>
men/ haben hiemit alle kra&#x0364;fften/ mit dem<lb/>
Citronen/ oder Granaten-&#x017F;afft gemein.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>St. Johanns Tra&#x0364;ublein Syrup mit<note place="right">Hitzige fie-<lb/>
ber/ kinds-<lb/>
blatter/<lb/>
bauchflu&#x0364;ß/<lb/>
unwillen<lb/>
deß ma-<lb/>
gens/<lb/>
blut&#x017F;peyen<lb/>
ver&#x017F;chwol-<lb/>
lener halß.<lb/>
&#x017F;tarcke mo-<lb/>
natliche<lb/>
reinigung<lb/>
und wei&#x017F;&#x017F;e&#xA75B;<lb/>
fluß der<lb/>
Weiber.<lb/>
Gulden<lb/>
Adern und<lb/>
&#x017F;amenfluß.</note><lb/>
Wegwart und Saurampffer-wa&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
truncken/ i&#x017F;t gut zu den hitzigen Fiebern/<lb/>
Bauchflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Kindsblattern. Er lo&#x0364;&#x017F;chet<lb/>
den Dur&#x017F;t/ benimt den unwillen des Ma-<lb/>
gens/ und &#x017F;ta&#x0364;rcket jhn/ wird denen nutzlich<lb/>
geben/ von welchen es unden und oben ge-<lb/>
het. Die&#x017F;er Syrup hilfft auch wider das<lb/>
Blut&#x017F;peyen/ &#x017F;o man jhne mit Burgel-wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er zu trincken giebet. Welchen inwendig<lb/>
der Halß ver&#x017F;chwollen i&#x017F;t/ der nehme offt<lb/>
ein lo&#x0364;ffel voll von die&#x017F;em Syrup. Man kan<lb/>
jhn auch mit Wegrichwa&#x017F;&#x017F;er den Weibern<lb/>
geben/ &#x017F;o jhre zeit zu viel haben/ und mit<lb/>
dem wei&#x017F;&#x017F;en Fluß/ gulden Adern- und Sa-<lb/>
menfluß behafftet &#x017F;ind. Die&#x017F;er Syrup mit<lb/>
Bur&#xA75B;et&#x017F;chwa&#x017F;&#x017F;er getruncken/ i&#x017F;t gut wider<lb/>
das Hertzzitteren. Von die&#x017F;em Syrup und<note place="right">Hertzzit-<lb/>
tern/ trun-<lb/>
ckenheit.</note><lb/>
fri&#x017F;chem Brunnwa&#x017F;&#x017F;er ein Julep gemacht/<lb/>
dienet wider die Trunckenheit/ &#x017F;onderlich<lb/>
den folgenden Morgen.</p><lb/>
            <p>Der Johanns Tra&#x0364;ublein-&#x017F;afft wird wie<lb/>
der Erb&#x017F;eln-&#x017F;afft bereitet/ davon in vorher-<lb/>
&#x017F;tehendem 125. Cap. meldung ge&#x017F;chehen/ al-<lb/>
lein la&#x017F;&#x017F;et man die ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Johanns<lb/>
Tra&#x0364;ublein u&#x0364;ber Nacht &#x017F;tehen.</p><lb/>
            <p>Den Johanns Tra&#x0364;ublein-&#x017F;yrup macht<note place="right">St. Jo-<lb/>
hanus-<lb/>
tra&#x0364;ublein-<lb/>
Syrup.</note><lb/>
man al&#x017F;o: Nim anderthalb pfund Zucker/<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e jhn mit 18. loth fri&#x017F;ch Wa&#x017F;&#x017F;er ob dem<lb/>
Kolfewr in einem erdenen Ge&#x017F;chir&#xA75B; ver&#x017F;chau-<lb/>
men und algemach kochen/ biß der Zucker<lb/>
von der Spatel flie&#x017F;&#x017F;et/ oder ein faden<lb/>
zeucht/ darauff &#x017F;chu&#x0364;tte den Zucker in ein<lb/>
zinnene Schu&#x0364;ßlen/ und thue ein pfund Jo-<lb/>
hanns Tra&#x0364;ublein-&#x017F;afft darunder: vermi-<lb/>
&#x017F;che es/ und behalts in einem gla&#x0364;&#x017F;ernen oder<lb/>
erdenen Ge&#x017F;chir&#xA75B;. Er i&#x017F;t dien&#x017F;tlich in der<lb/>
entzu&#x0364;ndung der Fieberen/ erquicket das en-<note place="right">Fieber/<lb/>
Dur&#x017F;t/<lb/>
erbrechen.</note><lb/>
tzu&#x0364;ndte Eingeweid/ lo&#x0364;&#x017F;chet den Dur&#x017F;t/ wehret<lb/>
der Gallen/ wider&#x017F;tehet dem erbrechen/ und<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket den Magen.</p><lb/>
            <p>Die Johanns Tra&#x0364;ublein werden mit Zu-<note place="right">Dur&#x017F;t/<lb/>
trockner<lb/>
mund.</note><lb/>
cker eingemacht/ wie droben bey den Erb&#x017F;eln<lb/>
vermeldet i&#x017F;t. Sie lo&#x0364;&#x017F;chen den Dur&#x017F;t/ be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">feuchten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0250] Das Erſte Buch/ CAPUT CXXVII. [Abbildung St. Johanns Traͤublein. Ribes vulgaris. ] Namen. St. Johanns Traͤublein oder Beerlein alſo genañt/ darum̃ daß ſie gewohn- lich umb St. Johanns Tage zu en- de deß Brachmonats zeitig werden/ heiſſen Lateiniſch/ Groſſularia rubra & transmarina, Ribes, Ribeſium. Jtaliaͤniſch/ Vuetta roſſa, Ribes. Frantzoͤſiſch/ Groſſelle d’ outre mer. Engliſch/ Ted goos berries/ bey ond ſea goos berries/ baſtard corinthi/ common ri- bes Redcurrands. Daͤniſch/ Ribs/ S. Hans boer. Niderlaͤndiſch/ Beſiekens ouer zee. Geſchlecht und Geſtalt. St. Johanns Traͤublein iſt ein kleines Baͤumlein/ hat viel zincken und aͤſtlein/ die ſind mit braunrothen rinden bedeckt/ duͤnn und zaͤhe/ derohalben kan man ſie brauchen zum Laubwerck der Gebaͤwen. Die blaͤt- ter vergleichen ſich dem Rebenlaub/ ſind aber kleiner/ weich/ oben ſattgruͤn/ und glat/ unden mit weicher grawer wolle umbzogen/ eines herben/ ſaurlichten/ etwas zuſammen- ziehenden geſchmacks. Sein fuͤnff blaͤttiges/ bleichgelbes geſtirntes bluͤmlein bringt es im Maͤy/ darauß werden runde Beerlein/ erſt- lich gruͤn/ darnach ſchoͤn hellroth/ die han- gen wie Trauben/ ſind groß wie Pfeffer- koͤrner/ haben ein lieblichen weinſawren ge- ſchmack. Es ſind zwey Geſchlecht/ das zahme und wilde. Das zahme wird in den Gaͤrten von Luſt wegen gepflantzet/ darunder eines ge- funden wird mit groſſen beeren/ Groſſularia hortenſis fructu rubro majore, C. B. Jtem ein anders/ das gar weiſſe beerlein traget/ Ribes vulgaris acidus albas baccas ferens, J. B. Groſ- ſularia hortenſis Fructu Margaritæ ſimili, C. B. Das wilde geſchlecht waͤchſt gern an hůgeln und bergen/ gleichet dem zahmen/ doch iſt ſein geſchmack nicht ſo lieblich/ ſondern her- ber und ſtrenger/ deren etliche ſchwartze beer tragen/ und ſchaͤdlich zu eſſen ſind. Ri- bes nigrum vulgo dictum, folio olente, I. B. Groſſularia non ſpinoſa fructu nigro, C. B. Die auff den Oeſtereichiſchen und Steyrmarcki- ſchen Alp-gebuͤrgen wachſen/ kommen mit den zahmen uͤberein/ aber jhre Frucht iſt nicht ſaur/ ſonder ſuͤß: welche in den Mar- graffiſch-Durchlachiſchen Waͤldern/ und den Berniſchen Bergen gefunden werden/ ſind auch den zahmen gleich/ tragen aber weniger und kleinere Frucht/ Ribes alpinus dulcis, I. B. Groſſularia ſylveſtris rubra, C. B. Eigenſchafft. Die St. Johanns Traͤublein haben ein mit etwas fluͤchtigem ſauren ſaltz begabten/ wenigen ſafft bey ſich/ kuͤhlen hiemit/ loͤſchen den durſt/ er riſchen den ſaurteig des Ma- gens/ bringen appetit/ ziehen gelind zuſam- men/ haben hiemit alle kraͤfften/ mit dem Citronen/ oder Granaten-ſafft gemein. Gebrauch. St. Johanns Traͤublein Syrup mit Wegwart und Saurampffer-waſſer ge- truncken/ iſt gut zu den hitzigen Fiebern/ Bauchfluͤſſen und Kindsblattern. Er loͤſchet den Durſt/ benimt den unwillen des Ma- gens/ und ſtaͤrcket jhn/ wird denen nutzlich geben/ von welchen es unden und oben ge- het. Dieſer Syrup hilfft auch wider das Blutſpeyen/ ſo man jhne mit Burgel-waſ- ſer zu trincken giebet. Welchen inwendig der Halß verſchwollen iſt/ der nehme offt ein loͤffel voll von dieſem Syrup. Man kan jhn auch mit Wegrichwaſſer den Weibern geben/ ſo jhre zeit zu viel haben/ und mit dem weiſſen Fluß/ gulden Adern- und Sa- menfluß behafftet ſind. Dieſer Syrup mit Burꝛetſchwaſſer getruncken/ iſt gut wider das Hertzzitteren. Von dieſem Syrup und friſchem Brunnwaſſer ein Julep gemacht/ dienet wider die Trunckenheit/ ſonderlich den folgenden Morgen. Hitzige fie- ber/ kinds- blatter/ bauchfluͤß/ unwillen deß ma- gens/ blutſpeyen verſchwol- lener halß. ſtarcke mo- natliche reinigung und weiſſeꝛ fluß der Weiber. Gulden Adern und ſamenfluß. Hertzzit- tern/ trun- ckenheit. Der Johanns Traͤublein-ſafft wird wie der Erbſeln-ſafft bereitet/ davon in vorher- ſtehendem 125. Cap. meldung geſchehen/ al- lein laſſet man die geſtoſſenen Johanns Traͤublein uͤber Nacht ſtehen. Den Johanns Traͤublein-ſyrup macht man alſo: Nim anderthalb pfund Zucker/ laſſe jhn mit 18. loth friſch Waſſer ob dem Kolfewr in einem erdenen Geſchirꝛ verſchau- men und algemach kochen/ biß der Zucker von der Spatel flieſſet/ oder ein faden zeucht/ darauff ſchuͤtte den Zucker in ein zinnene Schuͤßlen/ und thue ein pfund Jo- hanns Traͤublein-ſafft darunder: vermi- ſche es/ und behalts in einem glaͤſernen oder erdenen Geſchirꝛ. Er iſt dienſtlich in der entzuͤndung der Fieberen/ erquicket das en- tzuͤndte Eingeweid/ loͤſchet den Durſt/ wehret der Gallen/ widerſtehet dem erbrechen/ und ſtaͤrcket den Magen. St. Jo- hanus- traͤublein- Syrup. Fieber/ Durſt/ erbrechen. Die Johanns Traͤublein werden mit Zu- cker eingemacht/ wie droben bey den Erbſeln vermeldet iſt. Sie loͤſchen den Durſt/ be- feuchten Durſt/ trockner mund.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/250
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/250>, abgerufen am 23.11.2024.