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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] Die Raut frisch ab dem stock verschlun-
gen und gekäut/
Die reinigt das Gesicht von aller dun-
ckelheit.
Artzney
wider das
Gifft.

Es wird heutiges Tages von der Wein-
rauten ein köstliche Artzney wider alles Gift
bereitet/ welche vor alten Zeiten der König
Mithridates in stetigem brauch gehabt/ sich
wider alles Gifft damit zu bewahren. Pli-
nius lib. 23. natur. Histor. cap.
9. berichtet: daß
Pompejus in des Königs Mithridatis Artz-
neybuch mit seiner eigenen hand verzeich-
net/ nach seinem Tod solche gefunden habe/
die wird also bereitet. Nim 20. Rautenblät-
lein/ die gereinigten kernen von zwey Baum-
nüssen/ Saltz so viel man mit zween fin-
gern fasset/ und zwey Feigen: Stosse diese
stück in einem Mörser zusammen/ daß es wie
eine Latwerg oder Muß werde/ und isse da-
von Morgens nüchter/ es wird dir densel-
bigen Tag kein Gifft schaden.

Gifft/ pest.

Diese Artzney wird nicht allein wider das
Gifft/ sondern auch die Pestilentz höchlich
gepriesen/ und das nicht unbillich/ dieweil
sie durch den täglichen gebrauch sehr gut ist
erfunden/ derowegen dem gemeinen Mann
solche obbeschriebene Mithridatische Latt-
werg billich solle gerahten werden/ daß er
jhme diese in Sterbensläuffen trewlich lasse
anbefohlen seyn/ sie kostet nicht viel/ und
kan von einem jeden leichtlich bereitet wer-
den: man richtet mit ihren mehr auß/ als
mit dem falschen Theriack der Landfah-
rern/ welchen man auch heutiges tags in
freyen Reichs- und anderen Stätten/ ohn
allen schew Centner-weiß/ und Fässer-voll
verkaufft/ damit Land und Leuth schand-
lich betrogen/ und umb das Leben gebracht
werden/ welches ob es schon den hohen O-
brigkeiten angezeigt wird/ wil doch niemand
nach der alten Klag Herren Theodori Ta-
bernaemontani,
diesen Schelmen-betrug ab-
schaffen helffen.

Pest.

Weinrauten Morgens nüchter mit ein
wenig Saltz oder gesaltzenem Butter/ auff
einem schnittlein Brot geessen/ ist ein gute
vorbewahrung wider die Pest. Aber dieses
Mittel sollen die schwangeren Weiber nicht
gebrauchen/ denn es treibet die Leibsfrucht
ab.

Würm.

Drey Rautenblättlein mit einem Knob-
lauch-zincken Morgens nüchter geessen/ tö-
det die Würm.

schädlich-
keit des
trancks.

Rauten in das Tranck gelegt nimt jhme
alle schädlichkeit/ daher die Schola Salerni-
tana cap.
20. spricht:

Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta.

Salbey und Rauten vermengt mit Wein/
Lassen dir den Trunck nicht schädlich seyn.

Pest.

Ein ander nutzliches praeservativum, oder
Bewahrungs-mittel wider die Pest: Nim
Rautenblätter 2. loth/ Feigen ein halb loth/
Weckholderbeer anderthalb loth/ welsche
Nuß ein loth/ Rosen- und Rauten-essig jedes
2. loth/ stoß alles durch einander/ und nim-
me einer halben Nuß groß darvon Mor-
gens nüchter/ ehe du in den Lufft gehest.
Dieses mittel ist allhier zu Basel An. 1668.
wider die Pest von den gemeinen Leuthen
mit sonderlichem Nutzen gebraucht worden.

Welche hitziger Natur sind/ sollen sich
[Spaltenumbruch] der Rauten enthalten/ denn sie jhnen Haupt-
weh verursachet.

Wider das grimmen alter Leuthen vonGrimmen
bey alten
Leuten/
von kälte
und win-
den.

kälte und vielen winden. Nim Rautenblät-
ter/ Wermuth/ Tausendgulden-kraut/ Cha-
millenblumen/ Majoran jedes ein hand-
voll/ Aenis und Fenchel-samen jedes ein
halb loth: siede es in Wasser/ sichte es/ nim-
me darvon 14. loth/ zerlasse darinn Rosma-
rin-honig 6. loth/ Rosen- und Chamillenöl
jedes 3. loth/ gib es dem Krancken/ wie man
ein Clystier zu sich nemmen soll.

Weinrauten zu pulver gestossen/ und denBett har-
nen.

dritten theil eines quintleins schwer mit
Wein vor dem Schlaff genommen/ ist denen
nutzlich/ so zu Nacht in das Bett harnen.

Weinrauten gestossen und mit TheriacUngenant
wurm am
finger.

vermischt/ zu einem pflaster gemacht/ heilet
den Ungenanten oder Wurm am Finger.

Weinrauten den Kindern under dasGichter
der kinder.

häuptlein gelegt/ bewahret sie vor den Gich-
tern.

Rautenblätter in Weinessig zerrieben/Ohnmach-
ten.

und für die Nasen gehalten/ wehret den
Ohnmachten.

Dieweil die Rauten keine gifftige Thier
leidet/ solle man sie in den Gärten allent-
halben pflantzen/ denn so bald ein vergiff-
tes Thier den Rauten-geruch empfindet/
fleucht es davon.

Es schreibt Arnoldus Villanovanus, daß erVeraiffti-
ges Unge-
zieffer auß
den Gär-
ten zu ver-
treiben.

bey einem Herren zu Neapoli gewesen seye/
welcher einen schönen Lustgarten gehabt/ da-
rinn den gantzen Tag viel Schlangen und
andere gifftige Thier sich auffgehalten/ als
nun der Herr befohlen/ daß man an vielen
orten des Gartens Rauten pflantzen solte/
und dieselbige anfieng zu grünen/ seye alles
vergifftiges Vngeziefer hinweg kommen/
und fürterhin nicht mehr darinn gesehen
worden.

So man Rauten in die Hüner- undKatzen und
Märder
von den
hüner- und
taubhäu-
sern zuver-
treiben.
Schaffster-
bend.

Taubhäuser hänget/ sollen davon die Ka-
tzen und Märder vertrieben werden.

Wenn ein Sterbend under die Schaff
kommet/ soll man den Schaffstall alle Mor-
gen und Abend mit dürrer Rauten wol be-
räuchern/ bewahret die Schaff vor vergiff-
tung.

Wenn ein Pferd ein fell in einem AugFell der
Augen bey
den Pfer-
den.

überkompt/ stosse Rauten zu einem pulver/
und blase es dem Gaul in das Aug. Andere
nemmen geläuterten Weinrauten- und Fen-
chelsafft jedes ein halb loth/ die Gall von
einem Hahn ein quintlein schwer/ vermischen
es und streichen davon dem Pferd in die
Augenwinckel.

Vor Maden und Würm in offenen schä-Maden und
Würm in
offenen
schäden der
Pferden.

den der Pferden: Nimm Rauten/ Kleekraut/
Sophienkraut/ Pfersingbaum-blätter/ Wer-
muth/ Baldrian/ Odermenig jedes ein hand
voll/ siede solches in Wein/ wasche die schä-
den darmit/ netze tüchlein auch darinn/ und
lege sie in die Schäden.

Wenn die Wisel mit der Schlangen
kämpffen will/ stärcket sie sich mit Rauten/
so kan jhren die Schlang kein Gift zufügen.

Das destillierte Rautenwasser löffelweißBlödes ge-
sicht/ un-
keuschheit/
zittern der
Händen-

gebraucht/ stärcket insonderheit das blöde
Gesicht/ und widerstrebet der Unkeuschheit:
die Händ mit disem Wasser gewaschen/ und

von
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] Die Raut friſch ab dem ſtock verſchlun-
gen und gekaͤut/
Die reinigt das Geſicht von aller dun-
ckelheit.
Artzney
wider das
Gifft.

Es wird heutiges Tages von der Wein-
rauten ein koͤſtliche Artzney wider alles Gift
bereitet/ welche vor alten Zeiten der Koͤnig
Mithridates in ſtetigem brauch gehabt/ ſich
wider alles Gifft damit zu bewahren. Pli-
nius lib. 23. natur. Hiſtor. cap.
9. berichtet: daß
Pompejus in des Koͤnigs Mithridatis Artz-
neybuch mit ſeiner eigenen hand verzeich-
net/ nach ſeinem Tod ſolche gefunden habe/
die wird alſo bereitet. Nim 20. Rautenblaͤt-
lein/ die gereinigten kernen von zwey Baum-
nuͤſſen/ Saltz ſo viel man mit zween fin-
gern faſſet/ und zwey Feigen: Stoſſe dieſe
ſtuͤck in einem Moͤrſer zuſam̃en/ daß es wie
eine Latwerg oder Muß werde/ und iſſe da-
von Morgens nuͤchter/ es wird dir denſel-
bigen Tag kein Gifft ſchaden.

Gifft/ peſt.

Dieſe Artzney wird nicht allein wider das
Gifft/ ſondern auch die Peſtilentz hoͤchlich
geprieſen/ und das nicht unbillich/ dieweil
ſie durch den taͤglichen gebrauch ſehr gut iſt
erfunden/ derowegen dem gemeinen Mann
ſolche obbeſchriebene Mithridatiſche Latt-
werg billich ſolle gerahten werden/ daß er
jhme dieſe in Sterbenslaͤuffen trewlich laſſe
anbefohlen ſeyn/ ſie koſtet nicht viel/ und
kan von einem jeden leichtlich bereitet wer-
den: man richtet mit ihren mehr auß/ als
mit dem falſchen Theriack der Landfah-
rern/ welchen man auch heutiges tags in
freyen Reichs- und anderen Staͤtten/ ohn
allen ſchew Centner-weiß/ und Faͤſſer-voll
verkaufft/ damit Land und Leuth ſchand-
lich betrogen/ und umb das Leben gebracht
werden/ welches ob es ſchon den hohen O-
brigkeiten angezeigt wird/ wil doch niemand
nach der alten Klag Herꝛen Theodori Ta-
bernæmontani,
dieſen Schelmen-betrug ab-
ſchaffen helffen.

Peſt.

Weinrauten Morgens nuͤchter mit ein
wenig Saltz oder geſaltzenem Butter/ auff
einem ſchnittlein Brot geeſſen/ iſt ein gute
vorbewahrung wider die Peſt. Aber dieſes
Mittel ſollen die ſchwangeren Weiber nicht
gebrauchen/ denn es treibet die Leibsfrucht
ab.

Wuͤrm.

Drey Rautenblaͤttlein mit einem Knob-
lauch-zincken Morgens nuͤchter geeſſen/ toͤ-
det die Wuͤrm.

ſchaͤdlich-
keit des
trancks.

Rauten in das Tranck gelegt nimt jhme
alle ſchaͤdlichkeit/ daher die Schola Salerni-
tana cap.
20. ſpricht:

Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta.

Salbey und Rauten vermengt mit Wein/
Laſſen dir den Trunck nicht ſchaͤdlich ſeyn.

Peſt.

Ein ander nutzliches præſervativum, oder
Bewahrungs-mittel wider die Peſt: Nim
Rautenblaͤtter 2. loth/ Feigen ein halb loth/
Weckholderbeer anderthalb loth/ welſche
Nuß ein loth/ Roſen- und Rauten-eſſig jedes
2. loth/ ſtoß alles durch einander/ und nim-
me einer halben Nuß groß darvon Mor-
gens nuͤchter/ ehe du in den Lufft geheſt.
Dieſes mittel iſt allhier zu Baſel An. 1668.
wider die Peſt von den gemeinen Leuthen
mit ſonderlichem Nutzen gebraucht worden.

Welche hitziger Natur ſind/ ſollen ſich
[Spaltenumbruch] der Rauten enthalten/ deñ ſie jhnen Haupt-
weh verurſachet.

Wider das grimmen alter Leuthen vonGrimmen
bey alten
Leuten/
von kaͤlte
und win-
den.

kaͤlte und vielen winden. Nim Rautenblaͤt-
ter/ Wermuth/ Tauſendgulden-kraut/ Cha-
millenblumen/ Majoran jedes ein hand-
voll/ Aenis und Fenchel-ſamen jedes ein
halb loth: ſiede es in Waſſer/ ſichte es/ nim-
me darvon 14. loth/ zerlaſſe darinn Roſma-
rin-honig 6. loth/ Roſen- und Chamillenoͤl
jedes 3. loth/ gib es dem Krancken/ wie man
ein Clyſtier zu ſich nemmen ſoll.

Weinrauten zu pulver geſtoſſen/ und denBett har-
nen.

dritten theil eines quintleins ſchwer mit
Wein vor dem Schlaff genom̃en/ iſt denen
nutzlich/ ſo zu Nacht in das Bett harnen.

Weinrauten geſtoſſen und mit TheriacUngenant
wurm am
finger.

vermiſcht/ zu einem pflaſter gemacht/ heilet
den Ungenanten oder Wurm am Finger.

Weinrauten den Kindern under dasGichter
der kinder.

haͤuptlein gelegt/ bewahret ſie vor den Gich-
tern.

Rautenblaͤtter in Weineſſig zerꝛieben/Ohnmach-
ten.

und fuͤr die Naſen gehalten/ wehret den
Ohnmachten.

Dieweil die Rauten keine gifftige Thier
leidet/ ſolle man ſie in den Gaͤrten allent-
halben pflantzen/ denn ſo bald ein vergiff-
tes Thier den Rauten-geruch empfindet/
fleucht es davon.

Es ſchreibt Arnoldus Villanovanus, daß erVeraiffti-
ges Unge-
zieffer auß
den Gaͤr-
ten zu ver-
treiben.

bey einem Herꝛen zu Neapoli geweſen ſeye/
welcher einen ſchoͤnen Luſtgarten gehabt/ da-
rinn den gantzen Tag viel Schlangen und
andere gifftige Thier ſich auffgehalten/ als
nun der Herꝛ befohlen/ daß man an vielen
orten des Gartens Rauten pflantzen ſolte/
und dieſelbige anfieng zu gruͤnen/ ſeye alles
vergifftiges Vngeziefer hinweg kommen/
und fuͤrterhin nicht mehr darinn geſehen
worden.

So man Rauten in die Huͤner- undKatzen uñ
Maͤrder
von den
huͤner- und
taubhaͤu-
ſern zuver-
treiben.
Schaffſteꝛ-
bend.

Taubhaͤuſer haͤnget/ ſollen davon die Ka-
tzen und Maͤrder vertrieben werden.

Wenn ein Sterbend under die Schaff
kom̃et/ ſoll man den Schaffſtall alle Mor-
gen und Abend mit duͤrꝛer Rauten wol be-
raͤuchern/ bewahret die Schaff vor vergiff-
tung.

Wenn ein Pferd ein fell in einem AugFell der
Augen bey
den Pfer-
den.

uͤberkompt/ ſtoſſe Rauten zu einem pulver/
und blaſe es dem Gaul in das Aug. Andere
nemmen gelaͤuterten Weinrauten- und Fen-
chelſafft jedes ein halb loth/ die Gall von
einem Hahn ein quintlein ſchwer/ vermiſchen
es und ſtreichen davon dem Pferd in die
Augenwinckel.

Vor Maden und Wuͤrm in offenen ſchaͤ-Madẽ und
Wuͤrm in
offenen
ſchaͤden der
Pferden.

den der Pferden: Nim̃ Rauten/ Kleekraut/
Sophienkraut/ Pferſingbaum-blaͤtter/ Wer-
muth/ Baldrian/ Odermenig jedes ein hand
voll/ ſiede ſolches in Wein/ waſche die ſchaͤ-
den darmit/ netze tuͤchlein auch darinn/ und
lege ſie in die Schaͤden.

Wenn die Wiſel mit der Schlangen
kaͤmpffen will/ ſtaͤrcket ſie ſich mit Rauten/
ſo kan jhren die Schlang kein Gift zufuͤgen.

Das deſtillierte Rautenwaſſer loͤffelweißBloͤdes ge-
ſicht/ un-
keuſchheit/
zittern der
Haͤnden-

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Geſicht/ und widerſtrebet der Unkeuſchheit:
die Haͤnd mit diſem Waſſer gewaſchen/ und

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[276/0292] Das Erſte Buch/ Die Raut friſch ab dem ſtock verſchlun- gen und gekaͤut/ Die reinigt das Geſicht von aller dun- ckelheit. Es wird heutiges Tages von der Wein- rauten ein koͤſtliche Artzney wider alles Gift bereitet/ welche vor alten Zeiten der Koͤnig Mithridates in ſtetigem brauch gehabt/ ſich wider alles Gifft damit zu bewahren. Pli- nius lib. 23. natur. Hiſtor. cap. 9. berichtet: daß Pompejus in des Koͤnigs Mithridatis Artz- neybuch mit ſeiner eigenen hand verzeich- net/ nach ſeinem Tod ſolche gefunden habe/ die wird alſo bereitet. Nim 20. Rautenblaͤt- lein/ die gereinigten kernen von zwey Baum- nuͤſſen/ Saltz ſo viel man mit zween fin- gern faſſet/ und zwey Feigen: Stoſſe dieſe ſtuͤck in einem Moͤrſer zuſam̃en/ daß es wie eine Latwerg oder Muß werde/ und iſſe da- von Morgens nuͤchter/ es wird dir denſel- bigen Tag kein Gifft ſchaden. Dieſe Artzney wird nicht allein wider das Gifft/ ſondern auch die Peſtilentz hoͤchlich geprieſen/ und das nicht unbillich/ dieweil ſie durch den taͤglichen gebrauch ſehr gut iſt erfunden/ derowegen dem gemeinen Mann ſolche obbeſchriebene Mithridatiſche Latt- werg billich ſolle gerahten werden/ daß er jhme dieſe in Sterbenslaͤuffen trewlich laſſe anbefohlen ſeyn/ ſie koſtet nicht viel/ und kan von einem jeden leichtlich bereitet wer- den: man richtet mit ihren mehr auß/ als mit dem falſchen Theriack der Landfah- rern/ welchen man auch heutiges tags in freyen Reichs- und anderen Staͤtten/ ohn allen ſchew Centner-weiß/ und Faͤſſer-voll verkaufft/ damit Land und Leuth ſchand- lich betrogen/ und umb das Leben gebracht werden/ welches ob es ſchon den hohen O- brigkeiten angezeigt wird/ wil doch niemand nach der alten Klag Herꝛen Theodori Ta- bernæmontani, dieſen Schelmen-betrug ab- ſchaffen helffen. Weinrauten Morgens nuͤchter mit ein wenig Saltz oder geſaltzenem Butter/ auff einem ſchnittlein Brot geeſſen/ iſt ein gute vorbewahrung wider die Peſt. Aber dieſes Mittel ſollen die ſchwangeren Weiber nicht gebrauchen/ denn es treibet die Leibsfrucht ab. Drey Rautenblaͤttlein mit einem Knob- lauch-zincken Morgens nuͤchter geeſſen/ toͤ- det die Wuͤrm. Rauten in das Tranck gelegt nimt jhme alle ſchaͤdlichkeit/ daher die Schola Salerni- tana cap. 20. ſpricht: Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta. Salbey und Rauten vermengt mit Wein/ Laſſen dir den Trunck nicht ſchaͤdlich ſeyn. Ein ander nutzliches præſervativum, oder Bewahrungs-mittel wider die Peſt: Nim Rautenblaͤtter 2. loth/ Feigen ein halb loth/ Weckholderbeer anderthalb loth/ welſche Nuß ein loth/ Roſen- und Rauten-eſſig jedes 2. loth/ ſtoß alles durch einander/ und nim- me einer halben Nuß groß darvon Mor- gens nuͤchter/ ehe du in den Lufft geheſt. Dieſes mittel iſt allhier zu Baſel An. 1668. wider die Peſt von den gemeinen Leuthen mit ſonderlichem Nutzen gebraucht worden. Welche hitziger Natur ſind/ ſollen ſich der Rauten enthalten/ deñ ſie jhnen Haupt- weh verurſachet. Wider das grimmen alter Leuthen von kaͤlte und vielen winden. Nim Rautenblaͤt- ter/ Wermuth/ Tauſendgulden-kraut/ Cha- millenblumen/ Majoran jedes ein hand- voll/ Aenis und Fenchel-ſamen jedes ein halb loth: ſiede es in Waſſer/ ſichte es/ nim- me darvon 14. loth/ zerlaſſe darinn Roſma- rin-honig 6. loth/ Roſen- und Chamillenoͤl jedes 3. loth/ gib es dem Krancken/ wie man ein Clyſtier zu ſich nemmen ſoll. Grimmen bey alten Leuten/ von kaͤlte und win- den. Weinrauten zu pulver geſtoſſen/ und den dritten theil eines quintleins ſchwer mit Wein vor dem Schlaff genom̃en/ iſt denen nutzlich/ ſo zu Nacht in das Bett harnen. Bett har- nen. Weinrauten geſtoſſen und mit Theriac vermiſcht/ zu einem pflaſter gemacht/ heilet den Ungenanten oder Wurm am Finger. Ungenant wurm am finger. Weinrauten den Kindern under das haͤuptlein gelegt/ bewahret ſie vor den Gich- tern. Gichter der kinder. Rautenblaͤtter in Weineſſig zerꝛieben/ und fuͤr die Naſen gehalten/ wehret den Ohnmachten. Ohnmach- ten. Dieweil die Rauten keine gifftige Thier leidet/ ſolle man ſie in den Gaͤrten allent- halben pflantzen/ denn ſo bald ein vergiff- tes Thier den Rauten-geruch empfindet/ fleucht es davon. Es ſchreibt Arnoldus Villanovanus, daß er bey einem Herꝛen zu Neapoli geweſen ſeye/ welcher einen ſchoͤnen Luſtgarten gehabt/ da- rinn den gantzen Tag viel Schlangen und andere gifftige Thier ſich auffgehalten/ als nun der Herꝛ befohlen/ daß man an vielen orten des Gartens Rauten pflantzen ſolte/ und dieſelbige anfieng zu gruͤnen/ ſeye alles vergifftiges Vngeziefer hinweg kommen/ und fuͤrterhin nicht mehr darinn geſehen worden. Veraiffti- ges Unge- zieffer auß den Gaͤr- ten zu ver- treiben. So man Rauten in die Huͤner- und Taubhaͤuſer haͤnget/ ſollen davon die Ka- tzen und Maͤrder vertrieben werden. Katzen uñ Maͤrder von den huͤner- und taubhaͤu- ſern zuver- treiben. Schaffſteꝛ- bend. Wenn ein Sterbend under die Schaff kom̃et/ ſoll man den Schaffſtall alle Mor- gen und Abend mit duͤrꝛer Rauten wol be- raͤuchern/ bewahret die Schaff vor vergiff- tung. Wenn ein Pferd ein fell in einem Aug uͤberkompt/ ſtoſſe Rauten zu einem pulver/ und blaſe es dem Gaul in das Aug. Andere nemmen gelaͤuterten Weinrauten- und Fen- chelſafft jedes ein halb loth/ die Gall von einem Hahn ein quintlein ſchwer/ vermiſchen es und ſtreichen davon dem Pferd in die Augenwinckel. Fell der Augen bey den Pfer- den. Vor Maden und Wuͤrm in offenen ſchaͤ- den der Pferden: Nim̃ Rauten/ Kleekraut/ Sophienkraut/ Pferſingbaum-blaͤtter/ Wer- muth/ Baldrian/ Odermenig jedes ein hand voll/ ſiede ſolches in Wein/ waſche die ſchaͤ- den darmit/ netze tuͤchlein auch darinn/ und lege ſie in die Schaͤden. Madẽ und Wuͤrm in offenen ſchaͤden der Pferden. Wenn die Wiſel mit der Schlangen kaͤmpffen will/ ſtaͤrcket ſie ſich mit Rauten/ ſo kan jhren die Schlang kein Gift zufuͤgen. Das deſtillierte Rautenwaſſer loͤffelweiß gebraucht/ ſtaͤrcket inſonderheit das bloͤde Geſicht/ und widerſtrebet der Unkeuſchheit: die Haͤnd mit diſem Waſſer gewaſchen/ und von Bloͤdes ge- ſicht/ un- keuſchheit/ zittern der Haͤnden-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/292>, abgerufen am 29.11.2024.