Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Anstecken-
de Seuch/
Pestilentz.

Zur zeit ansteckender Seuchen/ und Pesti-
lentzischer Kranckheiten/ kan man mit ge-
dörtem Roßmarin-blätteren und blüht räu-
cheren/ oder so man dieß Gestäud in män-
ge hat/ sich desselben als des angezündeten
Wachholderholtzes zur Räucherung bedienen.

Ein handvoll Roßmarin in einer maß
Weisser
fluß/
schwach-
heit des
Hertzens/
Magens/
der Glie-
dern.
weissen guten Weins/ oder halb Wasser
gesotten/ alßdann gesichtet/ Morgens und
Abends davon ein gläßlein voll getruncken/
ist ein bewährtes mittel sür den weissen fluß
der Weiberen/ wie auch zu stärckung deß
Hertzens/ Magens/ der Nerven und Glie-
deren.

Ein handvoll Roßmarin/ Hirtzenzun-
gen/ und Schellkraut in ein maß weissen
Wein gelegt/ Morgens und Abends ein
glaß voll davon getruncken/ ist gut für die
Gelbsucht.

Gelbsucht.

So man widerumb ein gute handvoll
Roßmarin in einer maß weissen Wein sie-
det/ biß der halbe theil eingesotten/ und her-
nach 4. oder 5. löffel voll geläuterten Ho-
nig darunder vermischet/ bekommet es den
Engbrüstigen sehr wol/ machet auch ein
Engbrü-
stigkeit/
Häisere.
helle Stimm/ so man davon zu Nacht vor
dem Schlaff was weniges trincket.

Die Conserva Rorismarini, oder der Rosma-
rin-Zucker/ dienet wider alle kalte Gebre-
Schwach
Hertz/
schwach ge-
dächtnuß/
wind/ kal-
ter magen/
und mut-
ter/ Me-
lancholey/
böse Lufft.
chen des Haupts/ stärcket die Gedächtnuß/
das schwache Hertz/ und natürliche Kräf-
ten/ zertheilt die Wind/ ist nutzlich dem er-
kalteten Magen/ und Mutter/ vertreibet die
Melancholey/ und ist gut vor die böse Luft/
davon nach belieben einer Muscatnuß groß
genommen. Er wird wie der Rosenzucker zu-
bereitet.

Das destillierte Rosmarin-wasser/ so man
von demselben ein oder zween löffel voll zu
sich nimt/ erwärmet den gantzen Leib des
Kalte glie-
der.
Menschen/ stärcket die Geister/ verzehret die
kalten flüß/ ist dem Haupt dienstlich/ die
Kalte flüß.unfruchtbaren/ erkalteten und blöden Weiber
sollen dieses Wasser fleissig gebrauchen/ be-
Unfrucht-
barkeit.
Weisser
fluß/
Verlorene
Sprach/
Lamme
Glieder.
nimt jhnen den unnatürlichen weissen Fluß/
bringt die verlohrene Sprach zu recht/ und
dienet den erlahmten Gliederen. Der Ros-
marin wird gemeiniglich zu den Clystieren
wider das Grimmen/ Bauchweh/ und Mut-
ter-schmertzen gebraucht/ massen er den
Schleim/ die Gallen/ und Wind ohn eini-
Grimmen
und bauch-
wehe.
gen zwang der Natur außführet. Jn sol-
chen Zuständen nimb Kühmilch 16. loth/
Roßmarin-Honig 6. loth/ Camillen öl drey
loth/ mische alles zu einem Clystier/ welches
etliche mahl solle gebraucht werden/ biß die
Schmertzen nachlassen.

Vier oder fünff tropffen des destillierten
Destilliert
Rosma-
rin-öl-
Rosmarin-öhls in Cardobenedickten-wasser
eingenommen/ ist ein gut Mittel für das
dreytägige Fieber/ so es der Krancke ein
Dreytä-
gig Fieber.
halbe stund vor dem Anstoß einnimbt/ aber
der Krancke muß zuvor purgieren ein paar
mahl/ und zur Ader lassen. Es dienet auch
Schwin-
del/ haupt-
weh/
schwache
Gedächt-
nuß/
schlagfluß.
wider den Schwindel/ vertreibt die schmer-
tzen des Haupts/ so von kalten Flüssen her-
kommen/ verhütet Schlagflüß/ stärcket die
Gedächtnuß. Man kan es zugleich außwen-
dig über den schäitel und schläff schmieren.

Jn den Horis oder dem Bättbuch Donnae
Isabellae,
der gewesenen Königin in Hun-
[Spaltenumbruch] garn/ hat man vorzeiten zu Ofen/ dama-
liger Hauptstatt selbigen Königreichs/ fol-
gende Schrifft gefunden. Jch Donna Isa-
bella,
Königin in Hungarn/ nach dem ich
bereits meinen Lebens-lauff auff das 72.
Jahr gebracht/ und indessen durch vielfal-
tiges Gläichwehe und Podagra gantz schwa-
che Glieder hatte/ habe ein gantzes Jahr
lang folgendes Artzney-mittel gebrauchet/
welches mir von einem gewissen Einsidler/
dene ich weder zuvor gesehen/ noch hernach
mehr zu sehen bekommen können/ mitgethei-
let worden. Dieses Mittel aber hat solche
Würckung bey mir gethan/ daß ich von sel-
biger zeit an gantz gesund worden/ und alle
meine Kräfften dergestalten widerholet/ daß
ich von jederman wider für jung und schön
erfunden/ und darüber von dem König in
Polen zur Ehe begehret worden/ welches ich
aber umb Jesu Christi willen abgeschlagen/
mir gäntzlich einbildend/ solches Mttel seye
mir vom Himmel herab zugesendet worden.
Diese Artzney ist nichts anders als ein Ros-
marin-Spiritus, welcher deßwegen l'Eau deKöniglich
Hunga-
risch was-
ser.

la Reine d'Hongrie von den Frantzosen/ A-
qua Reginae Hungariae
auff Lateinisch/
Teutsch aber Königlich Hungarisch Was-
ser mag genennet werden/ und wird alsol'Eau de la
Reine
d'Hon-
grie.

bereitet. Nemmt zerhackt frisch Rosmarin-
blust 40. loth/ deß zum viertenmahl abge-
zogenen oder rectificierten Brantenweins
dritthalb pfund/ thuts in einen saubern glä-
sernen Kolben/ laßts 50. Tag wolvermacht
stehen/ destilliert hernach den Spiritum in
dem Marien-bad davon ab/ und behaltet
ihn in wohlverwahrten Gläseren wohl auff.
Von diesem Spiritu hat obgedachte KöniginSeine
würckung.

alle Wochen einmahl Morgens ein quint-
lein schwer in einem andern Wasser einge-
nommen; hingegen alle Morgen und Nacht
das Angesicht und die schwachen Geläiche
damit gewaschen. Dieses Wasser in die Na-
sen geschnupfft/ oder an Scheitel/ Schläff/
Puls und Nasen gestrichen/ vertreibet
Schlagflüß und Ohnmachten/ und brin-
gen den schwachen Menschen wider gantz
zurecht.

Wilder Rosmarin. Rosmarinus
sylvestris.
Gestalt.

Der wilde Rosmarin wächst einer Elen
hoch/ und bißweilen viel höher/ mit dün-
nen/ holtz- und röthlichten Gerten/ so sich
leichtlich brechen lassen; daran stehen die
Blättlein/ oben grün/ mit kleinen striem-
lein zu beyden seiten zwerchs nacheinander
besprengt/ unden sind sie roth/ und hangen
an rothen stielen. Oben an den gipfeln oder
gerten sitzen trauschlichte rothe Knöpflein
mit gelblichten Blumen/ die Wurtzel ist
schwach/ die Blätter und Blumen geben ei-
nen Citronen-geruch/ und einen kleinen
Wurtz-geschmack/ mit einer geringen Zu-
sammenziehung. Er wächst viel in Schle-
sien/ Polen und Böhmen/ allda man ihn
Koyowückh/ Schaben- und Motten-kraut
nennet/ hat groß Lob die Kleider wider dieSchaben
und mot-
ten.

Schaben und Motten zu bewahren/ wird
[d]erowegen in die Gewand-kästen gelegt.

Seine
Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Anſtecken-
de Seuch/
Peſtilentz.

Zur zeit anſteckender Seuchen/ und Peſti-
lentziſcher Kranckheiten/ kan man mit ge-
doͤrtem Roßmarin-blaͤtteren und bluͤht raͤu-
cheren/ oder ſo man dieß Geſtaͤud in maͤn-
ge hat/ ſich deſſelben als des angezuͤndeten
Wachholderholtzes zur Raͤucherung bedienẽ.

Ein handvoll Roßmarin in einer maß
Weiſſer
fluß/
ſchwach-
heit des
Hertzens/
Magens/
der Glie-
dern.
weiſſen guten Weins/ oder halb Waſſer
geſotten/ alßdann geſichtet/ Morgens und
Abends davon ein glaͤßlein voll getruncken/
iſt ein bewaͤhrtes mittel ſuͤr den weiſſen fluß
der Weiberen/ wie auch zu ſtaͤrckung deß
Hertzens/ Magens/ der Nerven und Glie-
deren.

Ein handvoll Roßmarin/ Hirtzenzun-
gen/ und Schellkraut in ein maß weiſſen
Wein gelegt/ Morgens und Abends ein
glaß voll davon getruncken/ iſt gut fuͤr die
Gelbſucht.

Gelbſucht.

So man widerumb ein gute handvoll
Roßmarin in einer maß weiſſen Wein ſie-
det/ biß der halbe theil eingeſotten/ und her-
nach 4. oder 5. loͤffel voll gelaͤuterten Ho-
nig darunder vermiſchet/ bekommet es den
Engbruͤſtigen ſehr wol/ machet auch ein
Engbruͤ-
ſtigkeit/
Haͤiſere.
helle Stim̃/ ſo man davon zu Nacht vor
dem Schlaff was weniges trincket.

Die Conſerva Rorismarini, oder der Roſma-
rin-Zucker/ dienet wider alle kalte Gebre-
Schwach
Hertz/
ſchwach ge-
daͤchtnuß/
wind/ kal-
ter magen/
und mut-
ter/ Me-
lancholey/
boͤſe Lufft.
chen des Haupts/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtnuß/
das ſchwache Hertz/ und natuͤrliche Kraͤf-
ten/ zertheilt die Wind/ iſt nutzlich dem er-
kalteten Magen/ und Mutter/ vertreibet die
Melancholey/ und iſt gut vor die boͤſe Luft/
davon nach belieben einer Muſcatnuß groß
genommen. Er wird wie der Roſenzucker zu-
bereitet.

Das deſtillierte Roſmarin-waſſer/ ſo man
von demſelben ein oder zween loͤffel voll zu
ſich nimt/ erwaͤrmet den gantzen Leib des
Kalte glie-
der.
Menſchen/ ſtaͤrcket die Geiſter/ verzehret die
kalten fluͤß/ iſt dem Haupt dienſtlich/ die
Kalte fluͤß.unfruchtbaren/ erkalteten und bloͤden Weiber
ſollen dieſes Waſſer fleiſſig gebrauchen/ be-
Unfrucht-
barkeit.
Weiſſer
fluß/
Verlorene
Sprach/
Lamme
Glieder.
nimt jhnen den unnatuͤrlichen weiſſen Fluß/
bringt die verlohrene Sprach zu recht/ und
dienet den erlahmten Gliederen. Der Roſ-
marin wird gemeiniglich zu den Clyſtieren
wider das Grim̃en/ Bauchweh/ und Mut-
ter-ſchmertzen gebraucht/ maſſen er den
Schleim/ die Gallen/ und Wind ohn eini-
Grimmen
und bauch-
wehe.
gen zwang der Natur außfuͤhret. Jn ſol-
chen Zuſtaͤnden nimb Kuͤhmilch 16. loth/
Roßmarin-Honig 6. loth/ Camillen oͤl drey
loth/ miſche alles zu einem Clyſtier/ welches
etliche mahl ſolle gebraucht werden/ biß die
Schmertzen nachlaſſen.

Vier oder fuͤnff tropffen des deſtillierten
Deſtilliert
Roſma-
rin-oͤl-
Roſmarin-oͤhls in Cardobenedickten-waſſer
eingenommen/ iſt ein gut Mittel fuͤr das
dreytaͤgige Fieber/ ſo es der Krancke ein
Dreytaͤ-
gig Fieber.
halbe ſtund vor dem Anſtoß einnimbt/ aber
der Krancke muß zuvor purgieren ein paar
mahl/ und zur Ader laſſen. Es dienet auch
Schwin-
del/ haupt-
weh/
ſchwache
Gedaͤcht-
nuß/
ſchlagfluß.
wider den Schwindel/ vertreibt die ſchmer-
tzen des Haupts/ ſo von kalten Fluͤſſen her-
kommen/ verhuͤtet Schlagfluͤß/ ſtaͤrcket die
Gedaͤchtnuß. Man kan es zugleich außwen-
dig uͤber den ſchaͤitel und ſchlaͤff ſchmieren.

Jn den Horis oder dem Baͤttbuch Donnæ
Iſabellæ,
der geweſenen Koͤnigin in Hun-
[Spaltenumbruch] garn/ hat man vorzeiten zu Ofen/ dama-
liger Hauptſtatt ſelbigen Koͤnigreichs/ fol-
gende Schrifft gefunden. Jch Donna Iſa-
bella,
Koͤnigin in Hungarn/ nach dem ich
bereits meinen Lebens-lauff auff das 72.
Jahr gebracht/ und indeſſen durch vielfal-
tiges Glaͤichwehe und Podagra gantz ſchwa-
che Glieder hatte/ habe ein gantzes Jahr
lang folgendes Artzney-mittel gebrauchet/
welches mir von einem gewiſſen Einſidler/
dene ich weder zuvor geſehen/ noch hernach
mehr zu ſehen bekommen koͤnnen/ mitgethei-
let worden. Dieſes Mittel aber hat ſolche
Wuͤrckung bey mir gethan/ daß ich von ſel-
biger zeit an gantz geſund worden/ und alle
meine Kraͤfften dergeſtalten widerholet/ daß
ich von jederman wider fuͤr jung und ſchoͤn
erfunden/ und daruͤber von dem Koͤnig in
Polen zur Ehe begehret worden/ welches ich
aber umb Jeſu Chriſti willen abgeſchlagen/
mir gaͤntzlich einbildend/ ſolches Mttel ſeye
mir vom Himmel herab zugeſendet worden.
Dieſe Artzney iſt nichts anders als ein Ros-
marin-Spiritus, welcher deßwegen l’Eau deKoͤniglich
Hunga-
riſch waſ-
ſer.

la Reine d’Hongrie von den Frantzoſen/ A-
qua Reginæ Hungariæ
auff Lateiniſch/
Teutſch aber Koͤniglich Hungariſch Waſ-
ſer mag genennet werden/ und wird alſol’Eau de la
Reine
d’Hon-
grie.

bereitet. Nem̃t zerhackt friſch Rosmarin-
bluſt 40. loth/ deß zum viertenmahl abge-
zogenen oder rectificierten Brantenweins
dritthalb pfund/ thuts in einen ſaubern glaͤ-
ſernen Kolben/ laßts 50. Tag wolvermacht
ſtehen/ deſtilliert hernach den Spiritum in
dem Marien-bad davon ab/ und behaltet
ihn in wohlverwahrten Glaͤſeren wohl auff.
Von dieſem Spiritu hat obgedachte KoͤniginSeine
wuͤrckung.

alle Wochen einmahl Morgens ein quint-
lein ſchwer in einem andern Waſſer einge-
nommen; hingegen alle Morgen und Nacht
das Angeſicht und die ſchwachen Gelaͤiche
damit gewaſchen. Dieſes Waſſer in die Na-
ſen geſchnupfft/ oder an Scheitel/ Schlaͤff/
Puls und Naſen geſtrichen/ vertreibet
Schlagfluͤß und Ohnmachten/ und brin-
gen den ſchwachen Menſchen wider gantz
zurecht.

Wilder Rosmarin. Rosmarinus
ſylveſtris.
Geſtalt.

Der wilde Rosmarin waͤchſt einer Elen
hoch/ und bißweilen viel hoͤher/ mit duͤn-
nen/ holtz- und roͤthlichten Gerten/ ſo ſich
leichtlich brechen laſſen; daran ſtehen die
Blaͤttlein/ oben gruͤn/ mit kleinen ſtriem-
lein zu beyden ſeiten zwerchs nacheinander
beſprengt/ unden ſind ſie roth/ und hangen
an rothen ſtielen. Oben an den gipfeln oder
gerten ſitzen trauſchlichte rothe Knoͤpflein
mit gelblichten Blumen/ die Wurtzel iſt
ſchwach/ die Blaͤtter und Blumen geben ei-
nen Citronen-geruch/ und einen kleinen
Wurtz-geſchmack/ mit einer geringen Zu-
ſammenziehung. Er waͤchſt viel in Schle-
ſien/ Polen und Boͤhmen/ allda man ihn
Koyowuͤckh/ Schaben- und Motten-kraut
nennet/ hat groß Lob die Kleider wider dieSchaben
und mot-
ten.

Schaben und Motten zu bewahren/ wird
[d]erowegen in die Gewand-kaͤſten gelegt.

Seine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0287" n="271"/>
            <fw place="top" type="header">Von den Baum- und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</fw><lb/>
            <cb/>
            <note place="left">An&#x017F;tecken-<lb/>
de Seuch/<lb/>
Pe&#x017F;tilentz.</note>
            <p>Zur zeit an&#x017F;teckender Seuchen/ und Pe&#x017F;ti-<lb/>
lentzi&#x017F;cher Kranckheiten/ kan man mit ge-<lb/>
do&#x0364;rtem Roßmarin-bla&#x0364;tteren und blu&#x0364;ht ra&#x0364;u-<lb/>
cheren/ oder &#x017F;o man dieß Ge&#x017F;ta&#x0364;ud in ma&#x0364;n-<lb/>
ge hat/ &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben als des angezu&#x0364;ndeten<lb/>
Wachholderholtzes zur Ra&#x0364;ucherung bedien&#x1EBD;.</p><lb/>
            <p>Ein handvoll Roßmarin in einer maß<lb/><note place="left">Wei&#x017F;&#x017F;er<lb/>
fluß/<lb/>
&#x017F;chwach-<lb/>
heit des<lb/>
Hertzens/<lb/>
Magens/<lb/>
der Glie-<lb/>
dern.</note>wei&#x017F;&#x017F;en guten Weins/ oder halb Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ge&#x017F;otten/ alßdann ge&#x017F;ichtet/ Morgens und<lb/>
Abends davon ein gla&#x0364;ßlein voll getruncken/<lb/>
i&#x017F;t ein bewa&#x0364;hrtes mittel &#x017F;u&#x0364;r den wei&#x017F;&#x017F;en fluß<lb/>
der Weiberen/ wie auch zu &#x017F;ta&#x0364;rckung deß<lb/>
Hertzens/ Magens/ der Nerven und Glie-<lb/>
deren.</p><lb/>
            <p>Ein handvoll Roßmarin/ Hirtzenzun-<lb/>
gen/ und Schellkraut in ein maß wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wein gelegt/ Morgens und Abends ein<lb/>
glaß voll davon getruncken/ i&#x017F;t gut fu&#x0364;r die<lb/>
Gelb&#x017F;ucht.</p><lb/>
            <note place="left">Gelb&#x017F;ucht.</note>
            <p>So man widerumb ein gute handvoll<lb/>
Roßmarin in einer maß wei&#x017F;&#x017F;en Wein &#x017F;ie-<lb/>
det/ biß der halbe theil einge&#x017F;otten/ und her-<lb/>
nach 4. oder 5. lo&#x0364;ffel voll gela&#x0364;uterten Ho-<lb/>
nig darunder vermi&#x017F;chet/ bekommet es den<lb/>
Engbru&#x0364;&#x017F;tigen &#x017F;ehr wol/ machet auch ein<lb/><note place="left">Engbru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tigkeit/<lb/>
Ha&#x0364;i&#x017F;ere.</note>helle Stim&#x0303;/ &#x017F;o man davon zu Nacht vor<lb/>
dem Schlaff was weniges trincket.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;erva Rorismarini,</hi> oder der Ro&#x017F;ma-<lb/>
rin-Zucker/ dienet wider alle kalte Gebre-<lb/><note place="left">Schwach<lb/>
Hertz/<lb/>
&#x017F;chwach ge-<lb/>
da&#x0364;chtnuß/<lb/>
wind/ kal-<lb/>
ter magen/<lb/>
und mut-<lb/>
ter/ Me-<lb/>
lancholey/<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Lufft.</note>chen des Haupts/ &#x017F;ta&#x0364;rcket die Geda&#x0364;chtnuß/<lb/>
das &#x017F;chwache Hertz/ und natu&#x0364;rliche Kra&#x0364;f-<lb/>
ten/ zertheilt die Wind/ i&#x017F;t nutzlich dem er-<lb/>
kalteten Magen/ und Mutter/ vertreibet die<lb/>
Melancholey/ und i&#x017F;t gut vor die bo&#x0364;&#x017F;e Luft/<lb/>
davon nach belieben einer Mu&#x017F;catnuß groß<lb/>
genommen. Er wird wie der Ro&#x017F;enzucker zu-<lb/>
bereitet.</p><lb/>
            <p>Das de&#x017F;tillierte Ro&#x017F;marin-wa&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;o man<lb/>
von dem&#x017F;elben ein oder zween lo&#x0364;ffel voll zu<lb/>
&#x017F;ich nimt/ erwa&#x0364;rmet den gantzen Leib des<lb/><note place="left">Kalte glie-<lb/>
der.</note>Men&#x017F;chen/ &#x017F;ta&#x0364;rcket die Gei&#x017F;ter/ verzehret die<lb/>
kalten flu&#x0364;ß/ i&#x017F;t dem Haupt dien&#x017F;tlich/ die<lb/><note place="left">Kalte flu&#x0364;ß.</note>unfruchtbaren/ erkalteten und blo&#x0364;den Weiber<lb/>
&#x017F;ollen die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er flei&#x017F;&#x017F;ig gebrauchen/ be-<lb/><note place="left">Unfrucht-<lb/>
barkeit.<lb/>
Wei&#x017F;&#x017F;er<lb/>
fluß/<lb/>
Verlorene<lb/>
Sprach/<lb/>
Lamme<lb/>
Glieder.</note>nimt jhnen den unnatu&#x0364;rlichen wei&#x017F;&#x017F;en Fluß/<lb/>
bringt die verlohrene Sprach zu recht/ und<lb/>
dienet den erlahmten Gliederen. Der Ro&#x017F;-<lb/>
marin wird gemeiniglich zu den Cly&#x017F;tieren<lb/>
wider das Grim&#x0303;en/ Bauchweh/ und Mut-<lb/>
ter-&#x017F;chmertzen gebraucht/ ma&#x017F;&#x017F;en er den<lb/>
Schleim/ die Gallen/ und Wind ohn eini-<lb/><note place="left">Grimmen<lb/>
und bauch-<lb/>
wehe.</note>gen zwang der Natur außfu&#x0364;hret. Jn &#x017F;ol-<lb/>
chen Zu&#x017F;ta&#x0364;nden nimb Ku&#x0364;hmilch 16. loth/<lb/>
Roßmarin-Honig 6. loth/ Camillen o&#x0364;l drey<lb/>
loth/ mi&#x017F;che alles zu einem Cly&#x017F;tier/ welches<lb/>
etliche mahl &#x017F;olle gebraucht werden/ biß die<lb/>
Schmertzen nachla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Vier oder fu&#x0364;nff tropffen des de&#x017F;tillierten<lb/><note place="left">De&#x017F;tilliert<lb/>
Ro&#x017F;ma-<lb/>
rin-o&#x0364;l-</note>Ro&#x017F;marin-o&#x0364;hls in Cardobenedickten-wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
eingenommen/ i&#x017F;t ein gut Mittel fu&#x0364;r das<lb/>
dreyta&#x0364;gige Fieber/ &#x017F;o es der Krancke ein<lb/><note place="left">Dreyta&#x0364;-<lb/>
gig Fieber.</note>halbe &#x017F;tund vor dem An&#x017F;toß einnimbt/ aber<lb/>
der Krancke muß zuvor purgieren ein paar<lb/>
mahl/ und zur Ader la&#x017F;&#x017F;en. Es dienet auch<lb/><note place="left">Schwin-<lb/>
del/ haupt-<lb/>
weh/<lb/>
&#x017F;chwache<lb/>
Geda&#x0364;cht-<lb/>
nuß/<lb/>
&#x017F;chlagfluß.</note>wider den Schwindel/ vertreibt die &#x017F;chmer-<lb/>
tzen des Haupts/ &#x017F;o von kalten Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en her-<lb/>
kommen/ verhu&#x0364;tet Schlagflu&#x0364;ß/ &#x017F;ta&#x0364;rcket die<lb/>
Geda&#x0364;chtnuß. Man kan es zugleich außwen-<lb/>
dig u&#x0364;ber den &#x017F;cha&#x0364;itel und &#x017F;chla&#x0364;ff &#x017F;chmieren.</p><lb/>
            <p>Jn den <hi rendition="#aq">Horis</hi> oder dem Ba&#x0364;ttbuch <hi rendition="#aq">Donnæ<lb/>
I&#x017F;abellæ,</hi> der gewe&#x017F;enen Ko&#x0364;nigin in Hun-<lb/><cb/>
garn/ hat man vorzeiten zu Ofen/ dama-<lb/>
liger Haupt&#x017F;tatt &#x017F;elbigen Ko&#x0364;nigreichs/ fol-<lb/>
gende Schrifft gefunden. Jch <hi rendition="#aq">Donna I&#x017F;a-<lb/>
bella,</hi> Ko&#x0364;nigin in Hungarn/ nach dem ich<lb/>
bereits meinen Lebens-lauff auff das 72.<lb/>
Jahr gebracht/ und inde&#x017F;&#x017F;en durch vielfal-<lb/>
tiges Gla&#x0364;ichwehe und Podagra gantz &#x017F;chwa-<lb/>
che Glieder hatte/ habe ein gantzes Jahr<lb/>
lang folgendes Artzney-mittel gebrauchet/<lb/>
welches mir von einem gewi&#x017F;&#x017F;en Ein&#x017F;idler/<lb/>
dene ich weder zuvor ge&#x017F;ehen/ noch hernach<lb/>
mehr zu &#x017F;ehen bekommen ko&#x0364;nnen/ mitgethei-<lb/>
let worden. Die&#x017F;es Mittel aber hat &#x017F;olche<lb/>
Wu&#x0364;rckung bey mir gethan/ daß ich von &#x017F;el-<lb/>
biger zeit an gantz ge&#x017F;und worden/ und alle<lb/>
meine Kra&#x0364;fften derge&#x017F;talten widerholet/ daß<lb/>
ich von jederman wider fu&#x0364;r jung und &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
erfunden/ und daru&#x0364;ber von dem Ko&#x0364;nig in<lb/>
Polen zur Ehe begehret worden/ welches ich<lb/>
aber umb Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti willen abge&#x017F;chlagen/<lb/>
mir ga&#x0364;ntzlich einbildend/ &#x017F;olches Mttel &#x017F;eye<lb/>
mir vom Himmel herab zuge&#x017F;endet worden.<lb/>
Die&#x017F;e Artzney i&#x017F;t nichts anders als ein Ros-<lb/>
marin-<hi rendition="#aq">Spiritus,</hi> welcher deßwegen <hi rendition="#aq">l&#x2019;Eau de</hi><note place="right">Ko&#x0364;niglich<lb/>
Hunga-<lb/>
ri&#x017F;ch wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er.</note><lb/><hi rendition="#aq">la Reine d&#x2019;Hongrie</hi> von den Frantzo&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">A-<lb/>
qua Reginæ Hungariæ</hi> auff Lateini&#x017F;ch/<lb/>
Teut&#x017F;ch aber Ko&#x0364;niglich Hungari&#x017F;ch Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er mag genennet werden/ und wird al&#x017F;o<note place="right"><hi rendition="#aq">l&#x2019;Eau de la<lb/>
Reine<lb/>
d&#x2019;Hon-<lb/>
grie.</hi></note><lb/>
bereitet. Nem&#x0303;t zerhackt fri&#x017F;ch Rosmarin-<lb/>
blu&#x017F;t 40. loth/ deß zum viertenmahl abge-<lb/>
zogenen oder <hi rendition="#aq">rectifici</hi>erten Brantenweins<lb/>
dritthalb pfund/ thuts in einen &#x017F;aubern gla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ernen Kolben/ laßts 50. Tag wolvermacht<lb/>
&#x017F;tehen/ de&#x017F;tilliert hernach den <hi rendition="#aq">Spiritum</hi> in<lb/>
dem Marien-bad davon ab/ und behaltet<lb/>
ihn in wohlverwahrten Gla&#x0364;&#x017F;eren wohl auff.<lb/>
Von die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Spiritu</hi> hat obgedachte Ko&#x0364;nigin<note place="right">Seine<lb/>
wu&#x0364;rckung.</note><lb/>
alle Wochen einmahl Morgens ein quint-<lb/>
lein &#x017F;chwer in einem andern Wa&#x017F;&#x017F;er einge-<lb/>
nommen; hingegen alle Morgen und Nacht<lb/>
das Ange&#x017F;icht und die &#x017F;chwachen Gela&#x0364;iche<lb/>
damit gewa&#x017F;chen. Die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er in die Na-<lb/>
&#x017F;en ge&#x017F;chnupfft/ oder an Scheitel/ Schla&#x0364;ff/<lb/>
Puls und Na&#x017F;en ge&#x017F;trichen/ vertreibet<lb/>
Schlagflu&#x0364;ß und Ohnmachten/ und brin-<lb/>
gen den &#x017F;chwachen Men&#x017F;chen wider gantz<lb/>
zurecht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Wilder Rosmarin.</hi> <hi rendition="#aq">Rosmarinus<lb/>
&#x017F;ylve&#x017F;tris.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
              <p>Der wilde Rosmarin wa&#x0364;ch&#x017F;t einer Elen<lb/>
hoch/ und bißweilen viel ho&#x0364;her/ mit du&#x0364;n-<lb/>
nen/ holtz- und ro&#x0364;thlichten Gerten/ &#x017F;o &#x017F;ich<lb/>
leichtlich brechen la&#x017F;&#x017F;en; daran &#x017F;tehen die<lb/>
Bla&#x0364;ttlein/ oben gru&#x0364;n/ mit kleinen &#x017F;triem-<lb/>
lein zu beyden &#x017F;eiten zwerchs nacheinander<lb/>
be&#x017F;prengt/ unden &#x017F;ind &#x017F;ie roth/ und hangen<lb/>
an rothen &#x017F;tielen. Oben an den gipfeln oder<lb/>
gerten &#x017F;itzen trau&#x017F;chlichte rothe Kno&#x0364;pflein<lb/>
mit gelblichten Blumen/ die Wurtzel i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chwach/ die Bla&#x0364;tter und Blumen geben ei-<lb/>
nen Citronen-geruch/ und einen kleinen<lb/>
Wurtz-ge&#x017F;chmack/ mit einer geringen Zu-<lb/>
&#x017F;ammenziehung. Er wa&#x0364;ch&#x017F;t viel in Schle-<lb/>
&#x017F;ien/ Polen und Bo&#x0364;hmen/ allda man ihn<lb/>
Koyowu&#x0364;ckh/ Schaben- und Motten-kraut<lb/>
nennet/ hat groß Lob die Kleider wider die<note place="right">Schaben<lb/>
und mot-<lb/>
ten.</note><lb/>
Schaben und Motten zu bewahren/ wird<lb/><supplied>d</supplied>erowegen in die Gewand-ka&#x0364;&#x017F;ten gelegt.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Seine</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0287] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. Zur zeit anſteckender Seuchen/ und Peſti- lentziſcher Kranckheiten/ kan man mit ge- doͤrtem Roßmarin-blaͤtteren und bluͤht raͤu- cheren/ oder ſo man dieß Geſtaͤud in maͤn- ge hat/ ſich deſſelben als des angezuͤndeten Wachholderholtzes zur Raͤucherung bedienẽ. Ein handvoll Roßmarin in einer maß weiſſen guten Weins/ oder halb Waſſer geſotten/ alßdann geſichtet/ Morgens und Abends davon ein glaͤßlein voll getruncken/ iſt ein bewaͤhrtes mittel ſuͤr den weiſſen fluß der Weiberen/ wie auch zu ſtaͤrckung deß Hertzens/ Magens/ der Nerven und Glie- deren. Weiſſer fluß/ ſchwach- heit des Hertzens/ Magens/ der Glie- dern. Ein handvoll Roßmarin/ Hirtzenzun- gen/ und Schellkraut in ein maß weiſſen Wein gelegt/ Morgens und Abends ein glaß voll davon getruncken/ iſt gut fuͤr die Gelbſucht. So man widerumb ein gute handvoll Roßmarin in einer maß weiſſen Wein ſie- det/ biß der halbe theil eingeſotten/ und her- nach 4. oder 5. loͤffel voll gelaͤuterten Ho- nig darunder vermiſchet/ bekommet es den Engbruͤſtigen ſehr wol/ machet auch ein helle Stim̃/ ſo man davon zu Nacht vor dem Schlaff was weniges trincket. Engbruͤ- ſtigkeit/ Haͤiſere. Die Conſerva Rorismarini, oder der Roſma- rin-Zucker/ dienet wider alle kalte Gebre- chen des Haupts/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtnuß/ das ſchwache Hertz/ und natuͤrliche Kraͤf- ten/ zertheilt die Wind/ iſt nutzlich dem er- kalteten Magen/ und Mutter/ vertreibet die Melancholey/ und iſt gut vor die boͤſe Luft/ davon nach belieben einer Muſcatnuß groß genommen. Er wird wie der Roſenzucker zu- bereitet. Schwach Hertz/ ſchwach ge- daͤchtnuß/ wind/ kal- ter magen/ und mut- ter/ Me- lancholey/ boͤſe Lufft. Das deſtillierte Roſmarin-waſſer/ ſo man von demſelben ein oder zween loͤffel voll zu ſich nimt/ erwaͤrmet den gantzen Leib des Menſchen/ ſtaͤrcket die Geiſter/ verzehret die kalten fluͤß/ iſt dem Haupt dienſtlich/ die unfruchtbaren/ erkalteten und bloͤden Weiber ſollen dieſes Waſſer fleiſſig gebrauchen/ be- nimt jhnen den unnatuͤrlichen weiſſen Fluß/ bringt die verlohrene Sprach zu recht/ und dienet den erlahmten Gliederen. Der Roſ- marin wird gemeiniglich zu den Clyſtieren wider das Grim̃en/ Bauchweh/ und Mut- ter-ſchmertzen gebraucht/ maſſen er den Schleim/ die Gallen/ und Wind ohn eini- gen zwang der Natur außfuͤhret. Jn ſol- chen Zuſtaͤnden nimb Kuͤhmilch 16. loth/ Roßmarin-Honig 6. loth/ Camillen oͤl drey loth/ miſche alles zu einem Clyſtier/ welches etliche mahl ſolle gebraucht werden/ biß die Schmertzen nachlaſſen. Kalte glie- der. Kalte fluͤß. Unfrucht- barkeit. Weiſſer fluß/ Verlorene Sprach/ Lamme Glieder. Grimmen und bauch- wehe. Vier oder fuͤnff tropffen des deſtillierten Roſmarin-oͤhls in Cardobenedickten-waſſer eingenommen/ iſt ein gut Mittel fuͤr das dreytaͤgige Fieber/ ſo es der Krancke ein halbe ſtund vor dem Anſtoß einnimbt/ aber der Krancke muß zuvor purgieren ein paar mahl/ und zur Ader laſſen. Es dienet auch wider den Schwindel/ vertreibt die ſchmer- tzen des Haupts/ ſo von kalten Fluͤſſen her- kommen/ verhuͤtet Schlagfluͤß/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtnuß. Man kan es zugleich außwen- dig uͤber den ſchaͤitel und ſchlaͤff ſchmieren. Deſtilliert Roſma- rin-oͤl- Dreytaͤ- gig Fieber. Schwin- del/ haupt- weh/ ſchwache Gedaͤcht- nuß/ ſchlagfluß. Jn den Horis oder dem Baͤttbuch Donnæ Iſabellæ, der geweſenen Koͤnigin in Hun- garn/ hat man vorzeiten zu Ofen/ dama- liger Hauptſtatt ſelbigen Koͤnigreichs/ fol- gende Schrifft gefunden. Jch Donna Iſa- bella, Koͤnigin in Hungarn/ nach dem ich bereits meinen Lebens-lauff auff das 72. Jahr gebracht/ und indeſſen durch vielfal- tiges Glaͤichwehe und Podagra gantz ſchwa- che Glieder hatte/ habe ein gantzes Jahr lang folgendes Artzney-mittel gebrauchet/ welches mir von einem gewiſſen Einſidler/ dene ich weder zuvor geſehen/ noch hernach mehr zu ſehen bekommen koͤnnen/ mitgethei- let worden. Dieſes Mittel aber hat ſolche Wuͤrckung bey mir gethan/ daß ich von ſel- biger zeit an gantz geſund worden/ und alle meine Kraͤfften dergeſtalten widerholet/ daß ich von jederman wider fuͤr jung und ſchoͤn erfunden/ und daruͤber von dem Koͤnig in Polen zur Ehe begehret worden/ welches ich aber umb Jeſu Chriſti willen abgeſchlagen/ mir gaͤntzlich einbildend/ ſolches Mttel ſeye mir vom Himmel herab zugeſendet worden. Dieſe Artzney iſt nichts anders als ein Ros- marin-Spiritus, welcher deßwegen l’Eau de la Reine d’Hongrie von den Frantzoſen/ A- qua Reginæ Hungariæ auff Lateiniſch/ Teutſch aber Koͤniglich Hungariſch Waſ- ſer mag genennet werden/ und wird alſo bereitet. Nem̃t zerhackt friſch Rosmarin- bluſt 40. loth/ deß zum viertenmahl abge- zogenen oder rectificierten Brantenweins dritthalb pfund/ thuts in einen ſaubern glaͤ- ſernen Kolben/ laßts 50. Tag wolvermacht ſtehen/ deſtilliert hernach den Spiritum in dem Marien-bad davon ab/ und behaltet ihn in wohlverwahrten Glaͤſeren wohl auff. Von dieſem Spiritu hat obgedachte Koͤnigin alle Wochen einmahl Morgens ein quint- lein ſchwer in einem andern Waſſer einge- nommen; hingegen alle Morgen und Nacht das Angeſicht und die ſchwachen Gelaͤiche damit gewaſchen. Dieſes Waſſer in die Na- ſen geſchnupfft/ oder an Scheitel/ Schlaͤff/ Puls und Naſen geſtrichen/ vertreibet Schlagfluͤß und Ohnmachten/ und brin- gen den ſchwachen Menſchen wider gantz zurecht. Koͤniglich Hunga- riſch waſ- ſer. l’Eau de la Reine d’Hon- grie. Seine wuͤrckung. Wilder Rosmarin. Rosmarinus ſylveſtris. Geſtalt. Der wilde Rosmarin waͤchſt einer Elen hoch/ und bißweilen viel hoͤher/ mit duͤn- nen/ holtz- und roͤthlichten Gerten/ ſo ſich leichtlich brechen laſſen; daran ſtehen die Blaͤttlein/ oben gruͤn/ mit kleinen ſtriem- lein zu beyden ſeiten zwerchs nacheinander beſprengt/ unden ſind ſie roth/ und hangen an rothen ſtielen. Oben an den gipfeln oder gerten ſitzen trauſchlichte rothe Knoͤpflein mit gelblichten Blumen/ die Wurtzel iſt ſchwach/ die Blaͤtter und Blumen geben ei- nen Citronen-geruch/ und einen kleinen Wurtz-geſchmack/ mit einer geringen Zu- ſammenziehung. Er waͤchſt viel in Schle- ſien/ Polen und Boͤhmen/ allda man ihn Koyowuͤckh/ Schaben- und Motten-kraut nennet/ hat groß Lob die Kleider wider die Schaben und Motten zu bewahren/ wird derowegen in die Gewand-kaͤſten gelegt. Schaben und mot- ten. Seine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/287
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/287>, abgerufen am 30.11.2024.