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[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

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Wilhelm Walter.
liche Spuren, daß die Welt mit noch uner-
forschten Mysterien angefüllt sei; aus dem
Orfeus, Homer, Virgil etc. zogen sie Zau-
bersprüche und behaupteten streng, daß schon
Weise im Dunkeln existiret hätten, welche
die Kräfte der Natur in Händen gehabt. --
Pilgrimme kehrten von ihren Fahrten heim,
erzälten viel von Abentheuern in Hölen; von
ihren wunderbaren Schiffarthen; vom Rü-
bezal und der Lappländischen Zaubertrom-
mel, -- alles horchte, alles staunte, und
leichtgläubige Unwissenheit, die damalige
Philosophie iähnte von Herzen ihr: Amen!
dazu. Trete nun einer auf, und spreche,
was konnten die guten Leute in solcher Ver-
fassung anders thun, als glauben? --

Der Wahn der vergangenen Zeiten hat
sich fortgepflanzt bis auf unsre Tage; er
nährt sich im Verborgnen noch und wird
nicht ausgerottet werden können, weil nicht
der gemeine Mann allein, sondern auch ge-
lehrte Leute ihn zu ihrer geheimen Lieb-
lingsbeschäftigung
machen. -- Jch ken-

ne

Wilhelm Walter.
liche Spuren, daß die Welt mit noch uner-
forſchten Myſterien angefuͤllt ſei; aus dem
Orfeus, Homer, Virgil ꝛc. zogen ſie Zau-
berſpruͤche und behaupteten ſtreng, daß ſchon
Weiſe im Dunkeln exiſtiret haͤtten, welche
die Kraͤfte der Natur in Haͤnden gehabt. —
Pilgrimme kehrten von ihren Fahrten heim,
erzaͤlten viel von Abentheuern in Hoͤlen; von
ihren wunderbaren Schiffarthen; vom Ruͤ-
bezal und der Lapplaͤndiſchen Zaubertrom-
mel, — alles horchte, alles ſtaunte, und
leichtglaͤubige Unwiſſenheit, die damalige
Philoſophie iaͤhnte von Herzen ihr: Amen!
dazu. Trete nun einer auf, und ſpreche,
was konnten die guten Leute in ſolcher Ver-
faſſung anders thun, als glauben? —

Der Wahn der vergangenen Zeiten hat
ſich fortgepflanzt bis auf unſre Tage; er
naͤhrt ſich im Verborgnen noch und wird
nicht ausgerottet werden koͤnnen, weil nicht
der gemeine Mann allein, ſondern auch ge-
lehrte Leute ihn zu ihrer geheimen Lieb-
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machen. — Jch ken-

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[6/0009] Wilhelm Walter. liche Spuren, daß die Welt mit noch uner- forſchten Myſterien angefuͤllt ſei; aus dem Orfeus, Homer, Virgil ꝛc. zogen ſie Zau- berſpruͤche und behaupteten ſtreng, daß ſchon Weiſe im Dunkeln exiſtiret haͤtten, welche die Kraͤfte der Natur in Haͤnden gehabt. — Pilgrimme kehrten von ihren Fahrten heim, erzaͤlten viel von Abentheuern in Hoͤlen; von ihren wunderbaren Schiffarthen; vom Ruͤ- bezal und der Lapplaͤndiſchen Zaubertrom- mel, — alles horchte, alles ſtaunte, und leichtglaͤubige Unwiſſenheit, die damalige Philoſophie iaͤhnte von Herzen ihr: Amen! dazu. Trete nun einer auf, und ſpreche, was konnten die guten Leute in ſolcher Ver- faſſung anders thun, als glauben? — Der Wahn der vergangenen Zeiten hat ſich fortgepflanzt bis auf unſre Tage; er naͤhrt ſich im Verborgnen noch und wird nicht ausgerottet werden koͤnnen, weil nicht der gemeine Mann allein, ſondern auch ge- lehrte Leute ihn zu ihrer geheimen Lieb- lingsbeſchaͤftigung machen. — Jch ken- ne

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Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/9>, abgerufen am 28.11.2024.