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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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schnellen Todes sein. Er heulte seinen Schmerz so laut aus, daß alle Nachbarn erschrocken zusammenliefen.

Noch sprach Alles in Straßen und Häusern vom Unglück der beiden Mädchen, als sich dazu ein neues Gerücht vom schnellen Hinscheiden der einzigen Tochter des Barons von Stören mischte. Zwar die Aerzte, welche vom Hause des Barons in die Stadt zurückkamen, versicherten, das Fräulein habe noch am Morgen gelebt, oder lebe noch; ein Schlagfluß, Folge nächtlicher Erkältung, Folge des Balles, habe das zarte Leben zerstört; allein wer hätte das glauben mögen? Jeder war überzeugt, die junge Baronin habe das Schicksal der Uebrigen gehabt und der Baron ehrenhalber das Geld nicht gespart, um ihr Schweigen zu erkaufen.

Wirklich war das Haus des Barons plötzlich aus einem Wohnsitze rauschender Freuden in ein Trauerhaus verwandelt; der unglückliche Vater untröstlich. Sein Entsetzen, wenn es möglich gewesen wäre, zu vergrößern, mußte er noch die Entdeckung machen, daß alle Geldwechsel und Goldrollen, alle Halsbänder, Ringe, Juwelen, die der Graf von Altenkreuz dem Vater oder der Tochter gegeben, zugleich mit dem Leben der jungen Baronin verschwunden waren. Ja, der Graf selbst, den man aller Orten suchte, zu dem man aus mehreren Häusern schickte, hatte sich auf die unbegreiflichste Weise unsichtbar gemacht. Seine Zimmer standen so leer, aufgeräumt und sauber da, als

schnellen Todes sein. Er heulte seinen Schmerz so laut aus, daß alle Nachbarn erschrocken zusammenliefen.

Noch sprach Alles in Straßen und Häusern vom Unglück der beiden Mädchen, als sich dazu ein neues Gerücht vom schnellen Hinscheiden der einzigen Tochter des Barons von Stören mischte. Zwar die Aerzte, welche vom Hause des Barons in die Stadt zurückkamen, versicherten, das Fräulein habe noch am Morgen gelebt, oder lebe noch; ein Schlagfluß, Folge nächtlicher Erkältung, Folge des Balles, habe das zarte Leben zerstört; allein wer hätte das glauben mögen? Jeder war überzeugt, die junge Baronin habe das Schicksal der Uebrigen gehabt und der Baron ehrenhalber das Geld nicht gespart, um ihr Schweigen zu erkaufen.

Wirklich war das Haus des Barons plötzlich aus einem Wohnsitze rauschender Freuden in ein Trauerhaus verwandelt; der unglückliche Vater untröstlich. Sein Entsetzen, wenn es möglich gewesen wäre, zu vergrößern, mußte er noch die Entdeckung machen, daß alle Geldwechsel und Goldrollen, alle Halsbänder, Ringe, Juwelen, die der Graf von Altenkreuz dem Vater oder der Tochter gegeben, zugleich mit dem Leben der jungen Baronin verschwunden waren. Ja, der Graf selbst, den man aller Orten suchte, zu dem man aus mehreren Häusern schickte, hatte sich auf die unbegreiflichste Weise unsichtbar gemacht. Seine Zimmer standen so leer, aufgeräumt und sauber da, als

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[0098] schnellen Todes sein. Er heulte seinen Schmerz so laut aus, daß alle Nachbarn erschrocken zusammenliefen. Noch sprach Alles in Straßen und Häusern vom Unglück der beiden Mädchen, als sich dazu ein neues Gerücht vom schnellen Hinscheiden der einzigen Tochter des Barons von Stören mischte. Zwar die Aerzte, welche vom Hause des Barons in die Stadt zurückkamen, versicherten, das Fräulein habe noch am Morgen gelebt, oder lebe noch; ein Schlagfluß, Folge nächtlicher Erkältung, Folge des Balles, habe das zarte Leben zerstört; allein wer hätte das glauben mögen? Jeder war überzeugt, die junge Baronin habe das Schicksal der Uebrigen gehabt und der Baron ehrenhalber das Geld nicht gespart, um ihr Schweigen zu erkaufen. Wirklich war das Haus des Barons plötzlich aus einem Wohnsitze rauschender Freuden in ein Trauerhaus verwandelt; der unglückliche Vater untröstlich. Sein Entsetzen, wenn es möglich gewesen wäre, zu vergrößern, mußte er noch die Entdeckung machen, daß alle Geldwechsel und Goldrollen, alle Halsbänder, Ringe, Juwelen, die der Graf von Altenkreuz dem Vater oder der Tochter gegeben, zugleich mit dem Leben der jungen Baronin verschwunden waren. Ja, der Graf selbst, den man aller Orten suchte, zu dem man aus mehreren Häusern schickte, hatte sich auf die unbegreiflichste Weise unsichtbar gemacht. Seine Zimmer standen so leer, aufgeräumt und sauber da, als

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/98>, abgerufen am 24.11.2024.