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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ließ. Weit umher, wo jetzt der Pflug geht, war ehemals Alles Garten.

Als der Baron das letztemal zu seinem Edelsitze kam, war es zu ganz ungewöhnlicher Zeit und in ganz ungewöhnlich großer Gesellschaft, nämlich spät im Herbst und mit fünfzehn bis zwanzig jungen Edelleuten und deren Dienerschaft. Seine Tochter war damals die Braut des Vicomte de Vivienne, eines reichen und liebenswürdigen Wildfangs, der die deutschen Höfe mit Aufträgen des Cardinals Dubois bereiset hatte. Dubois war der allmächtige Minister des Herzogs von Orleans, Regenten von Frankreich, und Vivienne sein besonderer Günstling.

Man kann sich denken, der Baron von Roren ließ es an nichts fehlen, seinem Gaste den Aufenthalt im ländlichen Palaste neben einer kleinen Stadt so angenehm als möglich zu machen. Die Freuden der Tafel, die Freuden der Jagd in den benachbarten Forsten, die Freuden des Hazardspiels um aufgeschichtete Goldsummen, wechselten mit Luftreifen, mit Aufführung kleiner französischer Schauspiele u. s. w. unablässig ab. Graf Altenkreuz, ein junger reicher Lebenslustiger, der Sohn einer der vornehmsten Familien am Niederrheine, machte in dieser frohen Bande den Freudenmeister. Er war ein Erzspieler, kannte das Treiben aller damaligen Höfe und hatte an allen die kostbare Kunst gelernt, die Tage im möglichsten Wechsel der Lustbarkeiten zu verjubeln. Nichts kam darin seinem erfinderi-

ließ. Weit umher, wo jetzt der Pflug geht, war ehemals Alles Garten.

Als der Baron das letztemal zu seinem Edelsitze kam, war es zu ganz ungewöhnlicher Zeit und in ganz ungewöhnlich großer Gesellschaft, nämlich spät im Herbst und mit fünfzehn bis zwanzig jungen Edelleuten und deren Dienerschaft. Seine Tochter war damals die Braut des Vicomte de Vivienne, eines reichen und liebenswürdigen Wildfangs, der die deutschen Höfe mit Aufträgen des Cardinals Dubois bereiset hatte. Dubois war der allmächtige Minister des Herzogs von Orleans, Regenten von Frankreich, und Vivienne sein besonderer Günstling.

Man kann sich denken, der Baron von Roren ließ es an nichts fehlen, seinem Gaste den Aufenthalt im ländlichen Palaste neben einer kleinen Stadt so angenehm als möglich zu machen. Die Freuden der Tafel, die Freuden der Jagd in den benachbarten Forsten, die Freuden des Hazardspiels um aufgeschichtete Goldsummen, wechselten mit Luftreifen, mit Aufführung kleiner französischer Schauspiele u. s. w. unablässig ab. Graf Altenkreuz, ein junger reicher Lebenslustiger, der Sohn einer der vornehmsten Familien am Niederrheine, machte in dieser frohen Bande den Freudenmeister. Er war ein Erzspieler, kannte das Treiben aller damaligen Höfe und hatte an allen die kostbare Kunst gelernt, die Tage im möglichsten Wechsel der Lustbarkeiten zu verjubeln. Nichts kam darin seinem erfinderi-

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[0079] ließ. Weit umher, wo jetzt der Pflug geht, war ehemals Alles Garten. Als der Baron das letztemal zu seinem Edelsitze kam, war es zu ganz ungewöhnlicher Zeit und in ganz ungewöhnlich großer Gesellschaft, nämlich spät im Herbst und mit fünfzehn bis zwanzig jungen Edelleuten und deren Dienerschaft. Seine Tochter war damals die Braut des Vicomte de Vivienne, eines reichen und liebenswürdigen Wildfangs, der die deutschen Höfe mit Aufträgen des Cardinals Dubois bereiset hatte. Dubois war der allmächtige Minister des Herzogs von Orleans, Regenten von Frankreich, und Vivienne sein besonderer Günstling. Man kann sich denken, der Baron von Roren ließ es an nichts fehlen, seinem Gaste den Aufenthalt im ländlichen Palaste neben einer kleinen Stadt so angenehm als möglich zu machen. Die Freuden der Tafel, die Freuden der Jagd in den benachbarten Forsten, die Freuden des Hazardspiels um aufgeschichtete Goldsummen, wechselten mit Luftreifen, mit Aufführung kleiner französischer Schauspiele u. s. w. unablässig ab. Graf Altenkreuz, ein junger reicher Lebenslustiger, der Sohn einer der vornehmsten Familien am Niederrheine, machte in dieser frohen Bande den Freudenmeister. Er war ein Erzspieler, kannte das Treiben aller damaligen Höfe und hatte an allen die kostbare Kunst gelernt, die Tage im möglichsten Wechsel der Lustbarkeiten zu verjubeln. Nichts kam darin seinem erfinderi-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/79>, abgerufen am 22.11.2024.