Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.nicht recht fort gewolt: weswegen er hin und wieder in dem Verdacht gestanden/ als ob er es mit jenem gehalten. Es mag aber wohl seyn/ daß diesem tapfern General desfalß zu viel geschehen. Der Verfasser der Lebens-Beschreibung dieses Printzen/ die dem XXII. Eingange des sogenannten Bücher Cabinets einverleibet/ hat sich viele Mühe gegeben/ selben von allen Verdacht loß zu zählen; alleine es wäre zu wünschen/ daß dieser Mann zu einer sothanigen Justification, über bessere und hinlänglichere Memoires gerathen/ als daß er nur bloß aus demjenigen Diario, welches/ in allen Campagnen bey der Armee pfleget gehalten zu werden/ eine Lebens-Beschreibung zu verfertigen gesuchet. Denn dergleichen Diaria, manche Sachen oft gar anders referiren als selbige in der That sich begeben haben. Also ist auch mehr gedachte Lebens-Beschreibung gar jejun gerathen/ und seynd in solche allerley unrichtigkeiten mit eingeflossen/ von denen jetzo nur einige berühret werden sollen/ die mehr zu Verminderung/ des/ dem Tapfern Printz Louis gehörigen Rhums/ als dessen Erhöhung contribuiren. Also ist gantz falsch / wenn p. 210. gesaget wird. die Frantzösische Armee wäre in der Campagne 1694. 70000. Mann starck gewesen. Mann hat solche nie höher als bis 50000. geschahe von ihnen einiges mouvement gegen die Linien/ sondern sie begnügten sich bloß darmit/ die Fourage diesseit des Rheins zu consumiren/ dergleichen die Teutschen/ binnen denen Linien auch thaten/ welche Ihre Durchl. der Herr Printz Louis von Baaden Anno 1693. im Herbste/ unten bey Neckargemünd hatten anlegen lassen/ und die bis an den Schwartzwald hinan giengen. Nechst dem/ ist zu milde/ und wieder die Wahrheit geredet/ wenn ead. pag. vorgegeben wird / die Chur-Sächsischen Trouppen hätten nicht übern Rhein gehen wollen. Selbige commandirte en chef der der Herr Graf von Reuss, der nachher Anno 1697. in Ungarn bey Zentha bliebe/ und war im Monath Augusto daher einige Brouillerie vorgefallen/ weil selbiger vorgabe/ ob würde durch das allzustrenge und scharffe Commando, mancher wackerer Kerl umsonst aufgeknüpffet; weswegen besagter Herr Graf von Reuss mit seinen Trouppen sich zwar gegen Heilbron zurück zoge. Er kam aber den 4. Tag/ nachdem die Kayserliche und Reichs Armee den Rhein passiret hatte/ bey selbiger wieder an. Und eben diese Chur-Sächsische Trouppen hätte das Unglück/ wegen der zurissenen Rhein-Brücke gar balde am allermeisten treffen können/ weil sie gerade im herüber passiren begriffen waren/ als die Brücke von einander ginge. Von diesem Einfall ins Elsaß/ war leichte vorher zusehen/ daß er von keiner sonderlichen Consequenz sey würde / eines theils weil die Saison bereits alzuweit verflossen/ den es geschah solcher/ zu Ausgang des Monaths Octobris, andern Theils/ weil bey der Armee etwas tüchtiges zu Unternehmen sich keine sattsamme An- nicht recht fort gewolt: weswegen er hin und wieder in dem Verdacht gestanden/ als ob er es mit jenem gehalten. Es mag aber wohl seyn/ daß diesem tapfern General desfalß zu viel geschehen. Der Verfasser der Lebens-Beschreibung dieses Printzen/ die dem XXII. Eingange des sogenannten Bücher Cabinets einverleibet/ hat sich viele Mühe gegeben/ selben von allen Verdacht loß zu zählen; alleine es wäre zu wünschen/ daß dieser Mann zu einer sothanigen Justification, über bessere und hinlänglichere Memoires gerathen/ als daß er nur bloß aus demjenigen Diario, welches/ in allen Campagnen bey der Armee pfleget gehalten zu werden/ eine Lebens-Beschreibung zu verfertigen gesuchet. Denn dergleichen Diaria, manche Sachen oft gar anders referiren als selbige in der That sich begeben haben. Also ist auch mehr gedachte Lebens-Beschreibung gar jejun gerathen/ und seynd in solche allerley unrichtigkeiten mit eingeflossen/ von denen jetzo nur einige berühret werden sollen/ die mehr zu Verminderung/ des/ dem Tapfern Printz Louis gehörigen Rhums/ als dessen Erhöhung contribuiren. Also ist gantz falsch / wenn p. 210. gesaget wird. die Frantzösische Armee wäre in der Campagne 1694. 70000. Mann starck gewesen. Mann hat solche nie höher als bis 50000. geschahe von ihnen einiges mouvement gegen die Linien/ sondern sie begnügten sich bloß darmit/ die Fourage diesseit des Rheins zu consumiren/ dergleichen die Teutschen/ binnen denen Linien auch thaten/ welche Ihre Durchl. der Herr Printz Louis von Baaden Anno 1693. im Herbste/ unten bey Neckargemünd hatten anlegen lassen/ und die bis an den Schwartzwald hinan giengen. Nechst dem/ ist zu milde/ und wieder die Wahrheit geredet/ wenn ead. pag. vorgegeben wird / die Chur-Sächsischen Trouppen hätten nicht übern Rhein gehen wollen. Selbige commandirte en chef der der Herr Graf von Reuss, der nachher Anno 1697. in Ungarn bey Zentha bliebe/ und war im Monath Augusto daher einige Brouillerie vorgefallen/ weil selbiger vorgabe/ ob würde durch das allzustrenge und scharffe Commando, mancher wackerer Kerl umsonst aufgeknüpffet; weswegen besagter Herr Graf von Reuss mit seinen Trouppen sich zwar gegen Heilbron zurück zoge. Er kam aber den 4. Tag/ nachdem die Kayserliche und Reichs Armee den Rhein passiret hatte/ bey selbiger wieder an. Und eben diese Chur-Sächsische Trouppen hätte das Unglück/ wegen der zurissenen Rhein-Brücke gar balde am allermeisten treffen können/ weil sie gerade im herüber passiren begriffen waren/ als die Brücke von einander ginge. Von diesem Einfall ins Elsaß/ war leichte vorher zusehen/ daß er von keiner sonderlichen Consequenz sey würde / eines theils weil die Saison bereits alzuweit verflossen/ den es geschah solcher/ zu Ausgang des Monaths Octobris, andern Theils/ weil bey der Armee etwas tüchtiges zu Unternehmen sich keine sattsamme An- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0541" n="493"/> nicht recht fort gewolt: weswegen er hin und wieder in dem Verdacht gestanden/ als ob er es mit jenem gehalten. Es mag aber wohl seyn/ daß diesem tapfern General desfalß zu viel geschehen. Der Verfasser der Lebens-Beschreibung dieses Printzen/ die dem XXII. Eingange des sogenannten Bücher Cabinets einverleibet/ hat sich viele Mühe gegeben/ selben von allen Verdacht loß zu zählen; alleine es wäre zu wünschen/ daß dieser Mann zu einer sothanigen Justification, über bessere und hinlänglichere Memoires gerathen/ als daß er nur bloß aus demjenigen Diario, welches/ in allen Campagnen bey der Armee pfleget gehalten zu werden/ eine Lebens-Beschreibung zu verfertigen gesuchet. Denn dergleichen Diaria, manche Sachen oft gar anders referiren als selbige in der That sich begeben haben. Also ist auch mehr gedachte Lebens-Beschreibung gar jejun gerathen/ und seynd in solche allerley unrichtigkeiten mit eingeflossen/ von denen jetzo nur einige berühret werden sollen/ die mehr zu Verminderung/ des/ dem Tapfern Printz Louis gehörigen Rhums/ als dessen Erhöhung contribuiren. Also ist gantz falsch / wenn p. 210. gesaget wird. die Frantzösische Armee wäre in der Campagne 1694. 70000. Mann starck gewesen. Mann hat solche nie höher als bis 50000. geschahe von ihnen einiges mouvement gegen die Linien/ sondern sie begnügten sich bloß darmit/ die Fourage diesseit des Rheins zu consumiren/ dergleichen die Teutschen/ binnen denen Linien auch thaten/ welche Ihre Durchl. der Herr Printz Louis von Baaden Anno 1693. im Herbste/ unten bey Neckargemünd hatten anlegen lassen/ und die bis an den Schwartzwald hinan giengen. Nechst dem/ ist zu milde/ und wieder die Wahrheit geredet/ wenn ead. pag. vorgegeben wird / die Chur-Sächsischen Trouppen hätten nicht übern Rhein gehen wollen. Selbige commandirte en chef der der Herr Graf von Reuss, der nachher Anno 1697. in Ungarn bey Zentha bliebe/ und war im Monath Augusto daher einige Brouillerie vorgefallen/ weil selbiger vorgabe/ ob würde durch das allzustrenge und scharffe Commando, mancher wackerer Kerl umsonst aufgeknüpffet; weswegen besagter Herr Graf von Reuss mit seinen Trouppen sich zwar gegen Heilbron zurück zoge. Er kam aber den 4. Tag/ nachdem die Kayserliche und Reichs Armee den Rhein passiret hatte/ bey selbiger wieder an. Und eben diese Chur-Sächsische Trouppen hätte das Unglück/ wegen der zurissenen Rhein-Brücke gar balde am allermeisten treffen können/ weil sie gerade im herüber passiren begriffen waren/ als die Brücke von einander ginge. Von diesem Einfall ins Elsaß/ war leichte vorher zusehen/ daß er von keiner sonderlichen Consequenz sey würde / eines theils weil die Saison bereits alzuweit verflossen/ den es geschah solcher/ zu Ausgang des Monaths Octobris, andern Theils/ weil bey der Armee etwas tüchtiges zu Unternehmen sich keine sattsamme An- </p> </div> </body> </text> </TEI> [493/0541]
nicht recht fort gewolt: weswegen er hin und wieder in dem Verdacht gestanden/ als ob er es mit jenem gehalten. Es mag aber wohl seyn/ daß diesem tapfern General desfalß zu viel geschehen. Der Verfasser der Lebens-Beschreibung dieses Printzen/ die dem XXII. Eingange des sogenannten Bücher Cabinets einverleibet/ hat sich viele Mühe gegeben/ selben von allen Verdacht loß zu zählen; alleine es wäre zu wünschen/ daß dieser Mann zu einer sothanigen Justification, über bessere und hinlänglichere Memoires gerathen/ als daß er nur bloß aus demjenigen Diario, welches/ in allen Campagnen bey der Armee pfleget gehalten zu werden/ eine Lebens-Beschreibung zu verfertigen gesuchet. Denn dergleichen Diaria, manche Sachen oft gar anders referiren als selbige in der That sich begeben haben. Also ist auch mehr gedachte Lebens-Beschreibung gar jejun gerathen/ und seynd in solche allerley unrichtigkeiten mit eingeflossen/ von denen jetzo nur einige berühret werden sollen/ die mehr zu Verminderung/ des/ dem Tapfern Printz Louis gehörigen Rhums/ als dessen Erhöhung contribuiren. Also ist gantz falsch / wenn p. 210. gesaget wird. die Frantzösische Armee wäre in der Campagne 1694. 70000. Mann starck gewesen. Mann hat solche nie höher als bis 50000. geschahe von ihnen einiges mouvement gegen die Linien/ sondern sie begnügten sich bloß darmit/ die Fourage diesseit des Rheins zu consumiren/ dergleichen die Teutschen/ binnen denen Linien auch thaten/ welche Ihre Durchl. der Herr Printz Louis von Baaden Anno 1693. im Herbste/ unten bey Neckargemünd hatten anlegen lassen/ und die bis an den Schwartzwald hinan giengen. Nechst dem/ ist zu milde/ und wieder die Wahrheit geredet/ wenn ead. pag. vorgegeben wird / die Chur-Sächsischen Trouppen hätten nicht übern Rhein gehen wollen. Selbige commandirte en chef der der Herr Graf von Reuss, der nachher Anno 1697. in Ungarn bey Zentha bliebe/ und war im Monath Augusto daher einige Brouillerie vorgefallen/ weil selbiger vorgabe/ ob würde durch das allzustrenge und scharffe Commando, mancher wackerer Kerl umsonst aufgeknüpffet; weswegen besagter Herr Graf von Reuss mit seinen Trouppen sich zwar gegen Heilbron zurück zoge. Er kam aber den 4. Tag/ nachdem die Kayserliche und Reichs Armee den Rhein passiret hatte/ bey selbiger wieder an. Und eben diese Chur-Sächsische Trouppen hätte das Unglück/ wegen der zurissenen Rhein-Brücke gar balde am allermeisten treffen können/ weil sie gerade im herüber passiren begriffen waren/ als die Brücke von einander ginge. Von diesem Einfall ins Elsaß/ war leichte vorher zusehen/ daß er von keiner sonderlichen Consequenz sey würde / eines theils weil die Saison bereits alzuweit verflossen/ den es geschah solcher/ zu Ausgang des Monaths Octobris, andern Theils/ weil bey der Armee etwas tüchtiges zu Unternehmen sich keine sattsamme An-
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