Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.Andere Abtheilung Von dem Marggr. Hause Bayreuth. Thes. I. Das Marggräfliche Haus Bayreuth/ stammet von dem Churhause Brandenburg her. ES ist glaublich/ daß derjenige Strich Landes/ den wir dermahlen das Bayreuthische nennen/ vormahls von denen Hermundurern, mit sey bewohnet worden / wiewohl die. Gräntzen/ so genau nicht zu bezeichnen stehen/ weil unsere alten Vorfahrer ihre Sitz- und Wohn-Städte immer änderten/ die Römische Scribenten, aber desfalls keinen hinlänglichen Bericht erstatten/ weshalben auch in der Geographia antiqua so viel auf Muhtmassungen ankommt/ und man vornemlich übelfährt/ wann in dieser Sache denen Römischen Nachrichten zu viel getrauet wird/ indem selbige das allermeiste/ wo nicht fast gar alles/ von lauter Hören-Sagen hatten/ und glauben musten/ was die Teutschen ihnen vorschwatzten / sintemahl sie nicht selber in diese Lande gekommen. Wahr ist es/ der Tacitus und Plinius, machen von denen Siegen/ welche ihre Generale und Kayser über die Teutschen befochten hätten/ viel Wesens/ und sonderlich sol der Drusus Germanicus, bis an die Weser und Elbe durchgedrungen seyn/ allein das sind Römische Fabeln und Träume/ die weiter keinen Grund haben/ als weil der Tacitus solch abgeschmacktes Zeug vorbringet. Nach den Einfällen dieses Autoris ist Teutschland ein Land gewesen/ in welchem man nichts anderst gesehen/ als nngeheure Wälder / grausame Wüsteneyen/ unfruchtbare Klippen/ und Berge/ unbewohnte Heiden / erschreckliche grosse Sümpffe Morräste und Pfützen; Was haben aber nun die grossen Römischen Helden in einem solchen Wüsten/ schändlichen Lande gethan / in welchem nicht die geringste Beute zu hohlen stunde? In ein so wüstes Land mit 40. 50. und mehr tausend Mann einzubrechen/ und darinnen nicht Hungers zu sterben/ ist eine Sache/ die ein Historicus, gleich wie der Tacitus ist/ zwar also hinsetzet/ die aber in der That eine grosse Unwahrheit heisset. Soldaten sind Menschen/ die essen/ und ihre Magazine oder Brodt-Backereyen und Lebens-Mittel haben wollen. Unsere Kriegs-Anstalten sind unstreitig besser/ als der Römer ihre/ aber man sehe doch/ wie weit zum Exempel eine Armee von 30. 40000. Mann/ in der Tartern ihr Land eindringen kan? Sind nun unsere Teutschen auch einer solchen Vid. Hert. Not. vet. Germ. Cluv. Germ. antiq. l. 3. De Mor. Germ. c. 1. 2.
Andere Abtheilung Von dem Marggr. Hause Bayreuth. Thes. I. Das Marggräfliche Haus Bayreuth/ stammet von dem Churhause Brandenburg her. ES ist glaublich/ daß derjenige Strich Landes/ den wir dermahlen das Bayreuthische nennen/ vormahls von denen Hermundurern, mit sey bewohnet worden / wiewohl die. Gräntzen/ so genau nicht zu bezeichnen stehen/ weil unsere alten Vorfahrer ihre Sitz- und Wohn-Städte immer änderten/ die Römische Scribenten, aber desfalls keinen hinlänglichen Bericht erstatten/ weshalben auch in der Geographia antiqua so viel auf Muhtmassungen ankommt/ und man vornemlich übelfährt/ wann in dieser Sache denen Römischen Nachrichten zu viel getrauet wird/ indem selbige das allermeiste/ wo nicht fast gar alles/ von lauter Hören-Sagen hatten/ und glauben musten/ was die Teutschen ihnen vorschwatzten / sintemahl sie nicht selber in diese Lande gekommen. Wahr ist es/ der Tacitus und Plinius, machen von denen Siegen/ welche ihre Generale und Kayser über die Teutschen befochten hätten/ viel Wesens/ und sonderlich sol der Drusus Germanicus, bis an die Weser und Elbe durchgedrungen seyn/ allein das sind Römische Fabeln und Träume/ die weiter keinen Grund haben/ als weil der Tacitus solch abgeschmacktes Zeug vorbringet. Nach den Einfällen dieses Autoris ist Teutschland ein Land gewesen/ in welchem man nichts anderst gesehen/ als nngeheure Wälder / grausame Wüsteneyen/ unfruchtbare Klippen/ und Berge/ unbewohnte Heiden / erschreckliche grosse Sümpffe Morräste und Pfützen; Was haben aber nun die grossen Römischen Helden in einem solchen Wüsten/ schändlichen Lande gethan / in welchem nicht die geringste Beute zu hohlen stunde? In ein so wüstes Land mit 40. 50. und mehr tausend Mann einzubrechen/ und darinnen nicht Hungers zu sterben/ ist eine Sache/ die ein Historicus, gleich wie der Tacitus ist/ zwar also hinsetzet/ die aber in der That eine grosse Unwahrheit heisset. Soldaten sind Menschen/ die essen/ und ihre Magazine oder Brodt-Backereyen und Lebens-Mittel haben wollen. Unsere Kriegs-Anstalten sind unstreitig besser/ als der Römer ihre/ aber man sehe doch/ wie weit zum Exempel eine Armee von 30. 40000. Mann/ in der Tartern ihr Land eindringen kan? Sind nun unsere Teutschen auch einer solchen Vid. Hert. Not. vet. Germ. Cluv. Germ. antiq. l. 3. De Mor. Germ. c. 1. 2.
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Andere Abtheilung Von dem Marggr. Hause Bayreuth. Thes. I.
Das Marggräfliche Haus Bayreuth/ stammet von dem Churhause Brandenburg her.
ES ist glaublich/ daß derjenige Strich Landes/ den wir dermahlen das Bayreuthische nennen/ vormahls von denen Hermundurern, mit sey bewohnet worden / wiewohl die. Gräntzen/ so genau nicht zu bezeichnen stehen/ weil unsere alten Vorfahrer ihre Sitz- und Wohn-Städte immer änderten/ die Römische Scribenten, aber desfalls keinen hinlänglichen Bericht erstatten/ weshalben auch in der Geographia antiqua so viel auf Muhtmassungen ankommt/ und man vornemlich übelfährt/ wann in dieser Sache denen Römischen Nachrichten zu viel getrauet wird/ indem selbige das allermeiste/ wo nicht fast gar alles/ von lauter Hören-Sagen hatten/ und glauben musten/ was die Teutschen ihnen vorschwatzten / sintemahl sie nicht selber in diese Lande gekommen. Wahr ist es/ der Tacitus und Plinius, machen von denen Siegen/ welche ihre Generale und Kayser über die Teutschen befochten hätten/ viel Wesens/ und sonderlich sol der Drusus Germanicus, bis an die Weser und Elbe durchgedrungen seyn/ allein das sind Römische Fabeln und Träume/ die weiter keinen Grund haben/ als weil der Tacitus solch abgeschmacktes Zeug vorbringet. Nach den Einfällen dieses Autoris ist Teutschland ein Land gewesen/ in welchem man nichts anderst gesehen/ als nngeheure Wälder / grausame Wüsteneyen/ unfruchtbare Klippen/ und Berge/ unbewohnte Heiden / erschreckliche grosse Sümpffe Morräste und Pfützen; Was haben aber nun die grossen Römischen Helden in einem solchen Wüsten/ schändlichen Lande gethan / in welchem nicht die geringste Beute zu hohlen stunde? In ein so wüstes Land mit 40. 50. und mehr tausend Mann einzubrechen/ und darinnen nicht Hungers zu sterben/ ist eine Sache/ die ein Historicus, gleich wie der Tacitus ist/ zwar also hinsetzet/ die aber in der That eine grosse Unwahrheit heisset. Soldaten sind Menschen/ die essen/ und ihre Magazine oder Brodt-Backereyen und Lebens-Mittel haben wollen. Unsere Kriegs-Anstalten sind unstreitig besser/ als der Römer ihre/ aber man sehe doch/ wie weit zum Exempel eine Armee von 30. 40000. Mann/ in der Tartern ihr Land eindringen kan? Sind nun unsere Teutschen auch einer solchen
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Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/409>, abgerufen am 17.02.2025. |