Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

ctuarium von Teutschlaud anzusehen haben/ zurück ziehen könte? Ich verließ allen Vortheil/ welchen ich aus der Noth mich dieses Oorts zu versichern/ ziehen konte/ und erwiese durch eine Aufführung/ wozu mich meine Neigung alleine bringen konte/ der gegen das Reich tragenden Respect und die aufrichtige Freundschaft/ die ich gegen den meisten Theil der Glieder/ aus welchen es bestehet/ hege. Dasjenige/ so sie wieder mich begangen/ schreibe ich den Verführungen und Dräuungen meiner Feinde zu; Und betrachte mehr die Neigung ihres Hertzens/ welche mir bekannt ist/ als ihre abgenöhtigte Declaration, zu welcher man sie gezwungen.

Konten sie also nicht erkennen/ daß meine Sache die Sache des gemeinen Vaterlandes sey? Das Haus Oestereich hatte nach so vielen Eingriffen/ welche es in die Reichs-Constitutiones gethan/ nur noch einen Strich zu vollführen das Reich in eine Monarchie zu verwandeln? Nemlich/ wann es sich davon Krieg und Frieden/ nach seinen Gefallen zu führen und zu schliessen/ zum Meister gemachet. Und eben dieses ists/ was es jetzund suchet. Einigen Reichs-Gliedern manglen die zulänglichen Kräfte; Andere haben kein Hertze; einige haben sich verführen lassen; und alle bezeugen jetzt eine solche Gedult/ welche sonst in Teutschland unbekannt gewest. Mein Haus war das eintzige/ welches so wohl die Gewalt als die Tugend dieser Uberschwemmung zu wiederstehen besaß. Und wann diese auch uns mit weggerissen/ so konte seinen Lauf nichts mehr aufhalten. Nachdem meine Aufführung erwiesen/ so wird man/ wann man des Kaysers seine / so er nach dem Ryßwickischen Frieden bezeuget/ auch genau überleget/ gar leicht sehen/ wer der Urheber des Kriegs in Teutschland sey. Man wird erkennen / daß die Ruhe von gantz Europa in seinen Händen gestanden/ und daß er dieselbe zum Nachtheil seines eigenen Interesse zu befestigen unterlassen.

Da nun also die Potentaten/ welche zur Aufnahme des Friedens/ das Recht/ so der Chur-Printz/ mein Sohn/ auf den Spanischen Thron hatte/ wolten behaupten helffen/ durch dieses Kindes unverhofften Tod in ihrem Vorhaben gesteuret worden/ suchten sie dem Kriege auf andere Weege vorzukommen. Sie schlossen also den berühmten Theilungs-Tractat. Franckreich dessen Anforderung auf die Spanische Crone/ die Spanier hernach vor besser gegründet erkannten / Franckreich/ sage ich/ überließ darinne dem Kayser/ vor dem Ertz-Hertzog den besten Theil der Länder/ woraus sie bestehet/ vor sich nahm/ es in Ansehen desjenigen/ was es dem Hause Oestereich überließ/ fast nichts. Die Menschen betrügen sich öfters/ wenn sie das künftigen/ dessen Känntniß sich der Höchste alleine vorbehalten/ zu ergründen suchen; Allein/ man kan ohne Verwegenheit versichern/ daß der Friede in Europa lange würde beständig geblieben seyn / wenn Ihr. Kayserl. Majest. Den Theilungs-Tractat, als er ihr vorgeleget ward / angenommen hätte.

ctuarium von Teutschlaud anzusehen haben/ zurück ziehen könte? Ich verließ allen Vortheil/ welchen ich aus der Noth mich dieses Oorts zu versichern/ ziehen konte/ und erwiese durch eine Aufführung/ wozu mich meine Neigung alleine bringen konte/ der gegen das Reich tragenden Respect und die aufrichtige Freundschaft/ die ich gegen den meisten Theil der Glieder/ aus welchen es bestehet/ hege. Dasjenige/ so sie wieder mich begangen/ schreibe ich den Verführungen und Dräuungen meiner Feinde zu; Und betrachte mehr die Neigung ihres Hertzens/ welche mir bekannt ist/ als ihre abgenöhtigte Declaration, zu welcher man sie gezwungen.

Konten sie also nicht erkennen/ daß meine Sache die Sache des gemeinen Vaterlandes sey? Das Haus Oestereich hatte nach so vielen Eingriffen/ welche es in die Reichs-Constitutiones gethan/ nur noch einen Strich zu vollführen das Reich in eine Monarchie zu verwandeln? Nemlich/ wann es sich davon Krieg und Frieden/ nach seinen Gefallen zu führen und zu schliessen/ zum Meister gemachet. Und eben dieses ists/ was es jetzund suchet. Einigen Reichs-Gliedern manglen die zulänglichen Kräfte; Andere haben kein Hertze; einige haben sich verführen lassen; und alle bezeugen jetzt eine solche Gedult/ welche sonst in Teutschland unbekannt gewest. Mein Haus war das eintzige/ welches so wohl die Gewalt als die Tugend dieser Uberschwemmung zu wiederstehen besaß. Und wann diese auch uns mit weggerissen/ so konte seinen Lauf nichts mehr aufhalten. Nachdem meine Aufführung erwiesen/ so wird man/ wann man des Kaysers seine / so er nach dem Ryßwickischen Frieden bezeuget/ auch genau überleget/ gar leicht sehen/ wer der Urheber des Kriegs in Teutschland sey. Man wird erkennen / daß die Ruhe von gantz Europa in seinen Händen gestanden/ und daß er dieselbe zum Nachtheil seines eigenen Interesse zu befestigen unterlassen.

Da nun also die Potentaten/ welche zur Aufnahme des Friedens/ das Recht/ so der Chur-Printz/ mein Sohn/ auf den Spanischen Thron hatte/ wolten behaupten helffen/ durch dieses Kindes unverhofften Tod in ihrem Vorhaben gesteuret worden/ suchten sie dem Kriege auf andere Weege vorzukommen. Sie schlossen also den berühmten Theilungs-Tractat. Franckreich dessen Anforderung auf die Spanische Crone/ die Spanier hernach vor besser gegründet erkannten / Franckreich/ sage ich/ überließ darinne dem Kayser/ vor dem Ertz-Hertzog den besten Theil der Länder/ woraus sie bestehet/ vor sich nahm/ es in Ansehen desjenigen/ was es dem Hause Oestereich überließ/ fast nichts. Die Menschen betrügen sich öfters/ wenn sie das künftigen/ dessen Känntniß sich der Höchste alleine vorbehalten/ zu ergründen suchen; Allein/ man kan ohne Verwegenheit versichern/ daß der Friede in Europa lange würde beständig geblieben seyn / wenn Ihr. Kayserl. Majest. Den Theilungs-Tractat, als er ihr vorgeleget ward / angenommen hätte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0272" n="229"/>
ctuarium von Teutschlaud anzusehen                      haben/ zurück ziehen könte? Ich verließ allen Vortheil/ welchen ich aus der                      Noth mich dieses Oorts zu versichern/ ziehen konte/ und erwiese durch eine                      Aufführung/ wozu mich meine Neigung alleine bringen konte/ der gegen das Reich                      tragenden Respect und die aufrichtige Freundschaft/ die ich gegen den meisten                      Theil der Glieder/ aus welchen es bestehet/ hege. Dasjenige/ so sie wieder                      mich begangen/ schreibe ich den Verführungen und Dräuungen meiner Feinde zu;                      Und betrachte mehr die Neigung ihres Hertzens/ welche mir bekannt ist/ als                      ihre abgenöhtigte Declaration, zu welcher man sie gezwungen.</p>
        <p>Konten sie also nicht erkennen/ daß meine Sache die Sache des gemeinen                      Vaterlandes sey? Das Haus Oestereich hatte nach so vielen Eingriffen/ welche es                      in die Reichs-Constitutiones gethan/ nur noch einen Strich zu vollführen das                      Reich in eine Monarchie zu verwandeln? Nemlich/ wann es sich davon Krieg und                      Frieden/ nach seinen Gefallen zu führen und zu schliessen/ zum Meister                      gemachet. Und eben dieses ists/ was es jetzund suchet. Einigen Reichs-Gliedern                      manglen die zulänglichen Kräfte; Andere haben kein Hertze; einige haben sich                      verführen lassen; und alle bezeugen jetzt eine solche Gedult/ welche sonst in                      Teutschland unbekannt gewest. Mein Haus war das eintzige/ welches so wohl die                      Gewalt als die Tugend dieser Uberschwemmung zu wiederstehen besaß. Und wann                      diese auch uns mit weggerissen/ so konte seinen Lauf nichts mehr aufhalten.                      Nachdem meine Aufführung erwiesen/ so wird man/ wann man des Kaysers seine /                      so er nach dem Ryßwickischen Frieden bezeuget/ auch genau überleget/ gar                      leicht sehen/ wer der Urheber des Kriegs in Teutschland sey. Man wird erkennen                     / daß die Ruhe von gantz Europa in seinen Händen gestanden/ und daß er dieselbe                      zum Nachtheil seines eigenen Interesse zu befestigen unterlassen.</p>
        <p>Da nun also die Potentaten/ welche zur Aufnahme des Friedens/ das Recht/ so                      der Chur-Printz/ mein Sohn/ auf den Spanischen Thron hatte/ wolten behaupten                      helffen/ durch dieses Kindes unverhofften Tod in ihrem Vorhaben gesteuret                      worden/ suchten sie dem Kriege auf andere Weege vorzukommen. Sie schlossen also                      den berühmten Theilungs-Tractat. Franckreich dessen Anforderung auf die                      Spanische Crone/ die Spanier hernach vor besser gegründet erkannten /                      Franckreich/ sage ich/ überließ darinne dem Kayser/ vor dem Ertz-Hertzog den                      besten Theil der Länder/ woraus sie bestehet/ vor sich nahm/ es in Ansehen                      desjenigen/ was es dem Hause Oestereich überließ/ fast nichts. Die Menschen                      betrügen sich öfters/ wenn sie das künftigen/ dessen Känntniß sich der Höchste                      alleine vorbehalten/ zu ergründen suchen; Allein/ man kan ohne Verwegenheit                      versichern/ daß der Friede in Europa lange würde beständig geblieben seyn /                      wenn Ihr. Kayserl. Majest. Den Theilungs-Tractat, als er ihr vorgeleget ward /                      angenommen hätte.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0272] ctuarium von Teutschlaud anzusehen haben/ zurück ziehen könte? Ich verließ allen Vortheil/ welchen ich aus der Noth mich dieses Oorts zu versichern/ ziehen konte/ und erwiese durch eine Aufführung/ wozu mich meine Neigung alleine bringen konte/ der gegen das Reich tragenden Respect und die aufrichtige Freundschaft/ die ich gegen den meisten Theil der Glieder/ aus welchen es bestehet/ hege. Dasjenige/ so sie wieder mich begangen/ schreibe ich den Verführungen und Dräuungen meiner Feinde zu; Und betrachte mehr die Neigung ihres Hertzens/ welche mir bekannt ist/ als ihre abgenöhtigte Declaration, zu welcher man sie gezwungen. Konten sie also nicht erkennen/ daß meine Sache die Sache des gemeinen Vaterlandes sey? Das Haus Oestereich hatte nach so vielen Eingriffen/ welche es in die Reichs-Constitutiones gethan/ nur noch einen Strich zu vollführen das Reich in eine Monarchie zu verwandeln? Nemlich/ wann es sich davon Krieg und Frieden/ nach seinen Gefallen zu führen und zu schliessen/ zum Meister gemachet. Und eben dieses ists/ was es jetzund suchet. Einigen Reichs-Gliedern manglen die zulänglichen Kräfte; Andere haben kein Hertze; einige haben sich verführen lassen; und alle bezeugen jetzt eine solche Gedult/ welche sonst in Teutschland unbekannt gewest. Mein Haus war das eintzige/ welches so wohl die Gewalt als die Tugend dieser Uberschwemmung zu wiederstehen besaß. Und wann diese auch uns mit weggerissen/ so konte seinen Lauf nichts mehr aufhalten. Nachdem meine Aufführung erwiesen/ so wird man/ wann man des Kaysers seine / so er nach dem Ryßwickischen Frieden bezeuget/ auch genau überleget/ gar leicht sehen/ wer der Urheber des Kriegs in Teutschland sey. Man wird erkennen / daß die Ruhe von gantz Europa in seinen Händen gestanden/ und daß er dieselbe zum Nachtheil seines eigenen Interesse zu befestigen unterlassen. Da nun also die Potentaten/ welche zur Aufnahme des Friedens/ das Recht/ so der Chur-Printz/ mein Sohn/ auf den Spanischen Thron hatte/ wolten behaupten helffen/ durch dieses Kindes unverhofften Tod in ihrem Vorhaben gesteuret worden/ suchten sie dem Kriege auf andere Weege vorzukommen. Sie schlossen also den berühmten Theilungs-Tractat. Franckreich dessen Anforderung auf die Spanische Crone/ die Spanier hernach vor besser gegründet erkannten / Franckreich/ sage ich/ überließ darinne dem Kayser/ vor dem Ertz-Hertzog den besten Theil der Länder/ woraus sie bestehet/ vor sich nahm/ es in Ansehen desjenigen/ was es dem Hause Oestereich überließ/ fast nichts. Die Menschen betrügen sich öfters/ wenn sie das künftigen/ dessen Känntniß sich der Höchste alleine vorbehalten/ zu ergründen suchen; Allein/ man kan ohne Verwegenheit versichern/ daß der Friede in Europa lange würde beständig geblieben seyn / wenn Ihr. Kayserl. Majest. Den Theilungs-Tractat, als er ihr vorgeleget ward / angenommen hätte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/272
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/272>, abgerufen am 27.11.2024.