Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.derung auf die Spanische Crone besaß / und welchen die Europäischen Nationen dabey zu beschützen/ gleiches Interesse hatten. Die Ruhe von Europa schiene befestiget zu seyn/ wann dieser junger Printz/ Carl dem II. zu succediren bestimmet wäre. Seine Erhebung entfernet den Krieg/ indem sie den Bourbonischen und Oestereichischen Hause die Eifersucht und den Verdruß einen Printzen von einem ihnen verdächtigen Hause auf dem Spanischen Thron zu sehen benahm. Franckreich ergrif dieses Mittel/ welches ihm einen langen Streit / dessen Ausgang ungewiß/ erspahrete. Alle Potentaten/ welche keine Interesse dabey hatten/ stimmeten bey/ und der Kayser/ welcher sich darwider wurde allein gelegt haben/ würde sich auch nur vergebens darwider geleget haben. Man konte glauben/ daß die Veranstaltungen/ welche damahls gemacht wurden/ dem Ryßwickischen Frieden auf lange Zeit befestiget hätten/ wann nicht dieser Printz/ mein Sohn/ 16. Monaht nach dessen Vollziehung/ gestorben wäre. Der Stern/ welcher allein denjenigen/ so sich der Grösse des Hauses Oestereich wiedersetzen/ unglücklich ist; Der Stern/ welcher seiter 40. Jahren so viel Gutes in Ungarn und Spanien gewircket/ riß diesen jungen Printzen hin. Und er ward durch eine leichte Kranckheit/ welche ihn zuvor/ ehe er zur Spanischen Succession gewidmet/ zu verschiedenen mahlen/ ohne eintzige Gefahr angestossen / unter die Erde gebracht. Nach dem Verlust meines Sohns/ begnügte ich mich mit dem Gouvernement der Niederlande/ und nahm wenig Theil an denen Handlungen/ welche man hernach dem Kriege/ den die Frantzösischen und Oestereichischen Ansprüche in Europa erwecken konten/ vorzukommen anstellete. Als Churfürst erwartete ich/ was das Reich vor einen Theil nehmen würde/ mich demselben zu conformiren/ und als Stadhalter in denen Niederlanden verband mich meine Obliegenheit/ nach dem Tod des Königs in Spanien/ den Befehl/ welcher mir von dem Hofe zu Madrid ertheilet ward/ zu Wercke zurichten. Dieser also/ denn ich empfieng/ als der Tod des Königs kund ward/ Bestand hierinnen/ den Duc d' Anjou unter dem Nahmen Philippi V. als einen rechtmässigen Herrn derjenigen Provintzen/ die unter mir stunden/ erkennen zu lassen. Ich executirte diesen Befehl/ und ich kan es wohl sagen selbst mit Vergnügen: Die Erhebung des Duc d' Anjou auf den Spanischen Thron/ befreyete das Reich von der Furcht/ welche es haben konte/ wann ein anderer Printz denselben bestiegen. Und ich sahe mit Freuden/ daß ein Sohn meiner Schwester/ vor welche ich allezeit die zarteste Freundschaft gehabt / darauf gelanget. Ich hatte die Vergnügung zu sehen/ daß alle diejenigen/ welchen der verstorbene König in Spanien die Stadthalterschaften in seinen grossen Reichen anvertrauet / der Spanischen Monarchie eben so getreu waren/ als Ich: Sie gehorsahmten/ ohne sich zu bedencken/ und der Wille des verstorbenen derung auf die Spanische Crone besaß / und welchen die Europäischen Nationen dabey zu beschützen/ gleiches Interesse hatten. Die Ruhe von Europa schiene befestiget zu seyn/ wann dieser junger Printz/ Carl dem II. zu succediren bestimmet wäre. Seine Erhebung entfernet den Krieg/ indem sie den Bourbonischen und Oestereichischen Hause die Eifersucht und den Verdruß einen Printzen von einem ihnen verdächtigen Hause auf dem Spanischen Thron zu sehen benahm. Franckreich ergrif dieses Mittel/ welches ihm einen langen Streit / dessen Ausgang ungewiß/ erspahrete. Alle Potentaten/ welche keine Interesse dabey hatten/ stimmeten bey/ und der Kayser/ welcher sich darwider wurde allein gelegt haben/ würde sich auch nur vergebens darwider geleget haben. Man konte glauben/ daß die Veranstaltungen/ welche damahls gemacht wurden/ dem Ryßwickischen Frieden auf lange Zeit befestiget hätten/ wann nicht dieser Printz/ mein Sohn/ 16. Monaht nach dessen Vollziehung/ gestorben wäre. Der Stern/ welcher allein denjenigen/ so sich der Grösse des Hauses Oestereich wiedersetzen/ unglücklich ist; Der Stern/ welcher seiter 40. Jahren so viel Gutes in Ungarn und Spanien gewircket/ riß diesen jungen Printzen hin. Und er ward durch eine leichte Kranckheit/ welche ihn zuvor/ ehe er zur Spanischen Succession gewidmet/ zu verschiedenen mahlen/ ohne eintzige Gefahr angestossen / unter die Erde gebracht. Nach dem Verlust meines Sohns/ begnügte ich mich mit dem Gouvernement der Niederlande/ und nahm wenig Theil an denen Handlungen/ welche man hernach dem Kriege/ den die Frantzösischen und Oestereichischen Ansprüche in Europa erwecken konten/ vorzukommen anstellete. Als Churfürst erwartete ich/ was das Reich vor einen Theil nehmen würde/ mich demselben zu conformiren/ und als Stadhalter in denen Niederlanden verband mich meine Obliegenheit/ nach dem Tod des Königs in Spanien/ den Befehl/ welcher mir von dem Hofe zu Madrid ertheilet ward/ zu Wercke zurichten. Dieser also/ denn ich empfieng/ als der Tod des Königs kund ward/ Bestand hierinnen/ den Duc d' Anjou unter dem Nahmen Philippi V. als einen rechtmässigen Herrn derjenigen Provintzen/ die unter mir stunden/ erkennen zu lassen. Ich executirte diesen Befehl/ und ich kan es wohl sagen selbst mit Vergnügen: Die Erhebung des Duc d' Anjou auf den Spanischen Thron/ befreyete das Reich von der Furcht/ welche es haben konte/ wann ein anderer Printz denselben bestiegen. Und ich sahe mit Freuden/ daß ein Sohn meiner Schwester/ vor welche ich allezeit die zarteste Freundschaft gehabt / darauf gelanget. Ich hatte die Vergnügung zu sehen/ daß alle diejenigen/ welchen der verstorbene König in Spanien die Stadthalterschaften in seinen grossen Reichen anvertrauet / der Spanischen Monarchie eben so getreu waren/ als Ich: Sie gehorsahmten/ ohne sich zu bedencken/ und der Wille des verstorbenen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0261" n="218"/> derung auf die Spanische Crone besaß / und welchen die Europäischen Nationen dabey zu beschützen/ gleiches Interesse hatten.</p> <p>Die Ruhe von Europa schiene befestiget zu seyn/ wann dieser junger Printz/ Carl dem II. zu succediren bestimmet wäre. Seine Erhebung entfernet den Krieg/ indem sie den Bourbonischen und Oestereichischen Hause die Eifersucht und den Verdruß einen Printzen von einem ihnen verdächtigen Hause auf dem Spanischen Thron zu sehen benahm. Franckreich ergrif dieses Mittel/ welches ihm einen langen Streit / dessen Ausgang ungewiß/ erspahrete. Alle Potentaten/ welche keine Interesse dabey hatten/ stimmeten bey/ und der Kayser/ welcher sich darwider wurde allein gelegt haben/ würde sich auch nur vergebens darwider geleget haben.</p> <p>Man konte glauben/ daß die Veranstaltungen/ welche damahls gemacht wurden/ dem Ryßwickischen Frieden auf lange Zeit befestiget hätten/ wann nicht dieser Printz/ mein Sohn/ 16. Monaht nach dessen Vollziehung/ gestorben wäre. Der Stern/ welcher allein denjenigen/ so sich der Grösse des Hauses Oestereich wiedersetzen/ unglücklich ist; Der Stern/ welcher seiter 40. Jahren so viel Gutes in Ungarn und Spanien gewircket/ riß diesen jungen Printzen hin. Und er ward durch eine leichte Kranckheit/ welche ihn zuvor/ ehe er zur Spanischen Succession gewidmet/ zu verschiedenen mahlen/ ohne eintzige Gefahr angestossen / unter die Erde gebracht.</p> <p>Nach dem Verlust meines Sohns/ begnügte ich mich mit dem Gouvernement der Niederlande/ und nahm wenig Theil an denen Handlungen/ welche man hernach dem Kriege/ den die Frantzösischen und Oestereichischen Ansprüche in Europa erwecken konten/ vorzukommen anstellete. Als Churfürst erwartete ich/ was das Reich vor einen Theil nehmen würde/ mich demselben zu conformiren/ und als Stadhalter in denen Niederlanden verband mich meine Obliegenheit/ nach dem Tod des Königs in Spanien/ den Befehl/ welcher mir von dem Hofe zu Madrid ertheilet ward/ zu Wercke zurichten. Dieser also/ denn ich empfieng/ als der Tod des Königs kund ward/ Bestand hierinnen/ den Duc d' Anjou unter dem Nahmen Philippi V. als einen rechtmässigen Herrn derjenigen Provintzen/ die unter mir stunden/ erkennen zu lassen. Ich executirte diesen Befehl/ und ich kan es wohl sagen selbst mit Vergnügen: Die Erhebung des Duc d' Anjou auf den Spanischen Thron/ befreyete das Reich von der Furcht/ welche es haben konte/ wann ein anderer Printz denselben bestiegen. Und ich sahe mit Freuden/ daß ein Sohn meiner Schwester/ vor welche ich allezeit die zarteste Freundschaft gehabt / darauf gelanget.</p> <p>Ich hatte die Vergnügung zu sehen/ daß alle diejenigen/ welchen der verstorbene König in Spanien die Stadthalterschaften in seinen grossen Reichen anvertrauet / der Spanischen Monarchie eben so getreu waren/ als Ich: Sie gehorsahmten/ ohne sich zu bedencken/ und der Wille des verstorbenen </p> </div> </body> </text> </TEI> [218/0261]
derung auf die Spanische Crone besaß / und welchen die Europäischen Nationen dabey zu beschützen/ gleiches Interesse hatten.
Die Ruhe von Europa schiene befestiget zu seyn/ wann dieser junger Printz/ Carl dem II. zu succediren bestimmet wäre. Seine Erhebung entfernet den Krieg/ indem sie den Bourbonischen und Oestereichischen Hause die Eifersucht und den Verdruß einen Printzen von einem ihnen verdächtigen Hause auf dem Spanischen Thron zu sehen benahm. Franckreich ergrif dieses Mittel/ welches ihm einen langen Streit / dessen Ausgang ungewiß/ erspahrete. Alle Potentaten/ welche keine Interesse dabey hatten/ stimmeten bey/ und der Kayser/ welcher sich darwider wurde allein gelegt haben/ würde sich auch nur vergebens darwider geleget haben.
Man konte glauben/ daß die Veranstaltungen/ welche damahls gemacht wurden/ dem Ryßwickischen Frieden auf lange Zeit befestiget hätten/ wann nicht dieser Printz/ mein Sohn/ 16. Monaht nach dessen Vollziehung/ gestorben wäre. Der Stern/ welcher allein denjenigen/ so sich der Grösse des Hauses Oestereich wiedersetzen/ unglücklich ist; Der Stern/ welcher seiter 40. Jahren so viel Gutes in Ungarn und Spanien gewircket/ riß diesen jungen Printzen hin. Und er ward durch eine leichte Kranckheit/ welche ihn zuvor/ ehe er zur Spanischen Succession gewidmet/ zu verschiedenen mahlen/ ohne eintzige Gefahr angestossen / unter die Erde gebracht.
Nach dem Verlust meines Sohns/ begnügte ich mich mit dem Gouvernement der Niederlande/ und nahm wenig Theil an denen Handlungen/ welche man hernach dem Kriege/ den die Frantzösischen und Oestereichischen Ansprüche in Europa erwecken konten/ vorzukommen anstellete. Als Churfürst erwartete ich/ was das Reich vor einen Theil nehmen würde/ mich demselben zu conformiren/ und als Stadhalter in denen Niederlanden verband mich meine Obliegenheit/ nach dem Tod des Königs in Spanien/ den Befehl/ welcher mir von dem Hofe zu Madrid ertheilet ward/ zu Wercke zurichten. Dieser also/ denn ich empfieng/ als der Tod des Königs kund ward/ Bestand hierinnen/ den Duc d' Anjou unter dem Nahmen Philippi V. als einen rechtmässigen Herrn derjenigen Provintzen/ die unter mir stunden/ erkennen zu lassen. Ich executirte diesen Befehl/ und ich kan es wohl sagen selbst mit Vergnügen: Die Erhebung des Duc d' Anjou auf den Spanischen Thron/ befreyete das Reich von der Furcht/ welche es haben konte/ wann ein anderer Printz denselben bestiegen. Und ich sahe mit Freuden/ daß ein Sohn meiner Schwester/ vor welche ich allezeit die zarteste Freundschaft gehabt / darauf gelanget.
Ich hatte die Vergnügung zu sehen/ daß alle diejenigen/ welchen der verstorbene König in Spanien die Stadthalterschaften in seinen grossen Reichen anvertrauet / der Spanischen Monarchie eben so getreu waren/ als Ich: Sie gehorsahmten/ ohne sich zu bedencken/ und der Wille des verstorbenen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/261 |
Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/261>, abgerufen am 16.07.2024. |