gnügen! Wie viel schätzbarer jeder Mensch, der mit mir zur Unsterblichkeit bestimmt ist, und ewig, obgleich in andern Verhältnis- sen und Verbindungen, mit mir leben soll! Und sollte das nicht alle meine Ge- sinnungen und Neigungen reinigen und veredeln? Sollte das je meinen Eifer im Guten erkalten, oder mich im Streben nach höherer Vollkommenheit verdrossen und müde werden lassen?
Wie genau ist nicht das Gegenwärtige mit dem Zukünftigen verbunden! Zieht nicht alles, was ich hier denke und thue, und was mir begegnet, Folgen nach sich, die sich ins Unendliche erstrecken? Hier soll ich säen; dort erndten. Hier arbei- ten und dulden und leiden; und dort den Lohn meiner Arbeit, und meines geduldi- gen, frommen Leidens empfangen. Hier ist mehr Vorbereitung und Zurüstung; dort mehr Genuß. Hier die Uebungs- und Prüfungszeit; dort die Zeit der Ver- geltung. Und ich sollte blos auf den ge- genwärtigen Augenblick sehen? Blos das
wäh-
Nachdenken über Sterblichkeit
gnügen! Wie viel ſchätzbarer jeder Menſch, der mit mir zur Unſterblichkeit beſtimmt iſt, und ewig, obgleich in andern Verhältniſ- ſen und Verbindungen, mit mir leben ſoll! Und ſollte das nicht alle meine Ge- ſinnungen und Neigungen reinigen und veredeln? Sollte das je meinen Eifer im Guten erkalten, oder mich im Streben nach höherer Vollkommenheit verdroſſen und müde werden laſſen?
Wie genau iſt nicht das Gegenwärtige mit dem Zukünftigen verbunden! Zieht nicht alles, was ich hier denke und thue, und was mir begegnet, Folgen nach ſich, die ſich ins Unendliche erſtrecken? Hier ſoll ich ſäen; dort erndten. Hier arbei- ten und dulden und leiden; und dort den Lohn meiner Arbeit, und meines geduldi- gen, frommen Leidens empfangen. Hier iſt mehr Vorbereitung und Zurüſtung; dort mehr Genuß. Hier die Uebungs- und Prüfungszeit; dort die Zeit der Ver- geltung. Und ich ſollte blos auf den ge- genwärtigen Augenblick ſehen? Blos das
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Nachdenken über Sterblichkeit
gnügen! Wie viel ſchätzbarer jeder Menſch,
der mit mir zur Unſterblichkeit beſtimmt iſt,
und ewig, obgleich in andern Verhältniſ-
ſen und Verbindungen, mit mir leben
ſoll! Und ſollte das nicht alle meine Ge-
ſinnungen und Neigungen reinigen und
veredeln? Sollte das je meinen Eifer im
Guten erkalten, oder mich im Streben
nach höherer Vollkommenheit verdroſſen und
müde werden laſſen?
Wie genau iſt nicht das Gegenwärtige
mit dem Zukünftigen verbunden! Zieht
nicht alles, was ich hier denke und thue,
und was mir begegnet, Folgen nach ſich,
die ſich ins Unendliche erſtrecken? Hier
ſoll ich ſäen; dort erndten. Hier arbei-
ten und dulden und leiden; und dort den
Lohn meiner Arbeit, und meines geduldi-
gen, frommen Leidens empfangen. Hier
iſt mehr Vorbereitung und Zurüſtung;
dort mehr Genuß. Hier die Uebungs-
und Prüfungszeit; dort die Zeit der Ver-
geltung. Und ich ſollte blos auf den ge-
genwärtigen Augenblick ſehen? Blos das
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/94>, abgerufen am 23.07.2024.
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