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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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Nachdenken über Christum
Verheißungen, seine Seligkeiten? Was für
Gesinnungen flößet es seinem ächten Bekenner
ein? Was für Aussichten öffnet es ihm?
Welche wichtige Fragen!

Oft wollen wir also diese oder dergleichen
Ueberlegungen bey uns selbst anstellen: hat
wohl je ein Mensch auf Erden gelebt, der Je-
sum an Weisheit, an Tugend, an Menschen-
liebe, an Großmuth, an Eifer für die mensch-
liche Glückseligkeit übertroffen, oder es ihm
gleich gethan hätte? Jst je das Leben eines
Menschen so unschuldig, so heilig, so wohlthä-
tig gewesen, als sein Leben? Hat sich je ein
Menschenfreund so freywillig, so bedachtsam,
auf eine von aller Schwärmerey und Eitelkeit
so weit entfernte Art für seine Brüder aufge-
opfert, wie Er? Jst je eine Geschichte von
glaubwürdigern Zeugen auf eine glaubwürdi-
gere Art erzählet, und mit mehr Beweisen be-
stätiget worden, als die Geschichte seines Le-
bens, seines Leidens und seiner Auferstehung
von den Todten? Welche Gründe habe ich
denn nicht, ihn für einen Lehrer der Wahrheit,
für einen Gesandten Gottes, für den größten
Wohlthäter der Menschen zu halten, mich ihm
und seiner Führung getrost anzuvertrauen, und

auf

Nachdenken über Chriſtum
Verheißungen, ſeine Seligkeiten? Was für
Geſinnungen flößet es ſeinem ächten Bekenner
ein? Was für Ausſichten öffnet es ihm?
Welche wichtige Fragen!

Oft wollen wir alſo dieſe oder dergleichen
Ueberlegungen bey uns ſelbſt anſtellen: hat
wohl je ein Menſch auf Erden gelebt, der Je-
ſum an Weisheit, an Tugend, an Menſchen-
liebe, an Großmuth, an Eifer für die menſch-
liche Glückſeligkeit übertroffen, oder es ihm
gleich gethan hätte? Jſt je das Leben eines
Menſchen ſo unſchuldig, ſo heilig, ſo wohlthä-
tig geweſen, als ſein Leben? Hat ſich je ein
Menſchenfreund ſo freywillig, ſo bedachtſam,
auf eine von aller Schwärmerey und Eitelkeit
ſo weit entfernte Art für ſeine Brüder aufge-
opfert, wie Er? Jſt je eine Geſchichte von
glaubwürdigern Zeugen auf eine glaubwürdi-
gere Art erzählet, und mit mehr Beweiſen be-
ſtätiget worden, als die Geſchichte ſeines Le-
bens, ſeines Leidens und ſeiner Auferſtehung
von den Todten? Welche Gründe habe ich
denn nicht, ihn für einen Lehrer der Wahrheit,
für einen Geſandten Gottes, für den größten
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[44/0066] Nachdenken über Chriſtum Verheißungen, ſeine Seligkeiten? Was für Geſinnungen flößet es ſeinem ächten Bekenner ein? Was für Ausſichten öffnet es ihm? Welche wichtige Fragen! Oft wollen wir alſo dieſe oder dergleichen Ueberlegungen bey uns ſelbſt anſtellen: hat wohl je ein Menſch auf Erden gelebt, der Je- ſum an Weisheit, an Tugend, an Menſchen- liebe, an Großmuth, an Eifer für die menſch- liche Glückſeligkeit übertroffen, oder es ihm gleich gethan hätte? Jſt je das Leben eines Menſchen ſo unſchuldig, ſo heilig, ſo wohlthä- tig geweſen, als ſein Leben? Hat ſich je ein Menſchenfreund ſo freywillig, ſo bedachtſam, auf eine von aller Schwärmerey und Eitelkeit ſo weit entfernte Art für ſeine Brüder aufge- opfert, wie Er? Jſt je eine Geſchichte von glaubwürdigern Zeugen auf eine glaubwürdi- gere Art erzählet, und mit mehr Beweiſen be- ſtätiget worden, als die Geſchichte ſeines Le- bens, ſeines Leidens und ſeiner Auferſtehung von den Todten? Welche Gründe habe ich denn nicht, ihn für einen Lehrer der Wahrheit, für einen Geſandten Gottes, für den größten Wohlthäter der Menſchen zu halten, mich ihm und ſeiner Führung getroſt anzuvertrauen, und auf

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/66>, abgerufen am 26.08.2024.