durch Gott alle seine Geschöpfe und auch mich beglücket und zu unsrer Bestimmung führet!
Will ich ferner, um ein anderes Beyspiel zu geben, über die Religion nachdenken, und sol- ches mit Theilnehmung thun, so frage ich mich selbst: was ist mir, und was soll mir die Religion seyn? Soll sie blos meinen Verstand beschäffti- gen, und mein Herz kalt lassen? Blos meine Vorstellungen und Begriffe, aber nicht meine Gesinnungen und mein Verhalten berichtigen und ordnen? Unterrichtet sie mich nicht von mei- nen Verhältnissen gegen Gott, den Schöpfer und Beherrscher der Welt; und beruhet nicht auf die- sen Verhältnissen mein Daseyn, meine Zufrie- denheit und meine ganze Glückseligkeit? Wie genau, wie innig ist sie also nicht mit allem, was ich denke und thue, was ich wünsche und hoffe, verbunden! Was kann, was soll sie mir denn nicht alles seyn und leisten! Kann ich ihres Un- terrichts, ihres Raths, ihres Trostes, ihrer Er- munterung je entbehren? Kann und soll sie nicht meines Fußes Leuchte, meine beständige Beglei- terinn und Führerinn auf dem, oft dunkeln, oft mühsamen Pfade meines Lebens seyn? Wel- chen Einfluß hat sie aber wohl bisher in mein Verhalten und in meine Beruhigung gehabt?
Jn
B 3
Wie muß man nachdenken?
durch Gott alle ſeine Geſchöpfe und auch mich beglücket und zu unſrer Beſtimmung führet!
Will ich ferner, um ein anderes Beyſpiel zu geben, über die Religion nachdenken, und ſol- ches mit Theilnehmung thun, ſo frage ich mich ſelbſt: was iſt mir, und was ſoll mir die Religion ſeyn? Soll ſie blos meinen Verſtand beſchäffti- gen, und mein Herz kalt laſſen? Blos meine Vorſtellungen und Begriffe, aber nicht meine Geſinnungen und mein Verhalten berichtigen und ordnen? Unterrichtet ſie mich nicht von mei- nen Verhältniſſen gegen Gott, den Schöpfer und Beherrſcher der Welt; und beruhet nicht auf die- ſen Verhältniſſen mein Daſeyn, meine Zufrie- denheit und meine ganze Glückſeligkeit? Wie genau, wie innig iſt ſie alſo nicht mit allem, was ich denke und thue, was ich wünſche und hoffe, verbunden! Was kann, was ſoll ſie mir denn nicht alles ſeyn und leiſten! Kann ich ihres Un- terrichts, ihres Raths, ihres Troſtes, ihrer Er- munterung je entbehren? Kann und ſoll ſie nicht meines Fußes Leuchte, meine beſtändige Beglei- terinn und Führerinn auf dem, oft dunkeln, oft mühſamen Pfade meines Lebens ſeyn? Wel- chen Einfluß hat ſie aber wohl bisher in mein Verhalten und in meine Beruhigung gehabt?
Jn
B 3
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Wie muß man nachdenken?
durch Gott alle ſeine Geſchöpfe und auch mich
beglücket und zu unſrer Beſtimmung führet!
Will ich ferner, um ein anderes Beyſpiel zu
geben, über die Religion nachdenken, und ſol-
ches mit Theilnehmung thun, ſo frage ich mich
ſelbſt: was iſt mir, und was ſoll mir die Religion
ſeyn? Soll ſie blos meinen Verſtand beſchäffti-
gen, und mein Herz kalt laſſen? Blos meine
Vorſtellungen und Begriffe, aber nicht meine
Geſinnungen und mein Verhalten berichtigen
und ordnen? Unterrichtet ſie mich nicht von mei-
nen Verhältniſſen gegen Gott, den Schöpfer und
Beherrſcher der Welt; und beruhet nicht auf die-
ſen Verhältniſſen mein Daſeyn, meine Zufrie-
denheit und meine ganze Glückſeligkeit? Wie
genau, wie innig iſt ſie alſo nicht mit allem, was
ich denke und thue, was ich wünſche und hoffe,
verbunden! Was kann, was ſoll ſie mir denn
nicht alles ſeyn und leiſten! Kann ich ihres Un-
terrichts, ihres Raths, ihres Troſtes, ihrer Er-
munterung je entbehren? Kann und ſoll ſie nicht
meines Fußes Leuchte, meine beſtändige Beglei-
terinn und Führerinn auf dem, oft dunkeln, oft
mühſamen Pfade meines Lebens ſeyn? Wel-
chen Einfluß hat ſie aber wohl bisher in mein
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/43>, abgerufen am 22.07.2024.
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