viel größer ist als mein Herz, oder an dem Beyfall der Leichtsinnigen und Thoren? Be- gleitet mich nicht jener allenthalben, in die Ein- samkeit wie in die Gesellschaft, selbst ins Grab und in die Ewigkeit; da dieser als ein leerer Schall sich bald zerstreuet, und oft der tiefsten Beschämung Platz machet?
Vielleicht werde ich hingegen durch den Beyfall und das Lob, das man mir giebt, durch die Ehrenbezeugungen, die man mir er- weist, durch die Schmeicheleyen, die man mir sagt, zur Selbstgefälligkeit, zum Stolze, zur Eitelkeit gereizt werden. Aber wie könnte ich denn meine natürliche Schwachheit und Fehlerhaftigkeit je vergessen? Wie vergessen, daß ich von mir selbst und durch mich selbst nichts bin, nichts habe, und nichts vermag? Wie auf das stolz seyn, oder mich dessen rüh- men, was nicht mein, sondern Gottes, was sein Geschenk und seine Wirkung ist? Was hast du, o Mensch, heißt es in Wahrheit, das du nicht empfangen hast? So du es aber empfangen hast, was rühmest du dich dessen, als hättest du es nicht em- pfangen?
Ja
Bewaffnung gegen die Gefahren
viel größer iſt als mein Herz, oder an dem Beyfall der Leichtſinnigen und Thoren? Be- gleitet mich nicht jener allenthalben, in die Ein- ſamkeit wie in die Geſellſchaft, ſelbſt ins Grab und in die Ewigkeit; da dieſer als ein leerer Schall ſich bald zerſtreuet, und oft der tiefſten Beſchämung Platz machet?
Vielleicht werde ich hingegen durch den Beyfall und das Lob, das man mir giebt, durch die Ehrenbezeugungen, die man mir er- weiſt, durch die Schmeicheleyen, die man mir ſagt, zur Selbſtgefälligkeit, zum Stolze, zur Eitelkeit gereizt werden. Aber wie könnte ich denn meine natürliche Schwachheit und Fehlerhaftigkeit je vergeſſen? Wie vergeſſen, daß ich von mir ſelbſt und durch mich ſelbſt nichts bin, nichts habe, und nichts vermag? Wie auf das ſtolz ſeyn, oder mich deſſen rüh- men, was nicht mein, ſondern Gottes, was ſein Geſchenk und ſeine Wirkung iſt? Was haſt du, o Menſch, heißt es in Wahrheit, das du nicht empfangen haſt? So du es aber empfangen haſt, was rühmeſt du dich deſſen, als hätteſt du es nicht em- pfangen?
Ja
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0276"n="254"/><fwplace="top"type="header">Bewaffnung gegen die Gefahren</fw><lb/>
viel größer iſt als mein Herz, oder an dem<lb/>
Beyfall der Leichtſinnigen und Thoren? Be-<lb/>
gleitet mich nicht jener allenthalben, in die Ein-<lb/>ſamkeit wie in die Geſellſchaft, ſelbſt ins Grab<lb/>
und in die Ewigkeit; da dieſer als ein leerer<lb/>
Schall ſich bald zerſtreuet, und oft der tiefſten<lb/>
Beſchämung Platz machet?</p><lb/><p>Vielleicht werde ich hingegen durch den<lb/>
Beyfall und das Lob, das man mir giebt,<lb/>
durch die Ehrenbezeugungen, die man mir er-<lb/>
weiſt, durch die Schmeicheleyen, die man<lb/>
mir ſagt, zur Selbſtgefälligkeit, zum Stolze,<lb/>
zur Eitelkeit gereizt werden. Aber wie könnte<lb/>
ich denn meine natürliche Schwachheit und<lb/>
Fehlerhaftigkeit je vergeſſen? Wie vergeſſen,<lb/>
daß ich von mir ſelbſt und durch mich ſelbſt<lb/>
nichts bin, nichts habe, und nichts vermag?<lb/>
Wie auf das ſtolz ſeyn, oder mich deſſen rüh-<lb/>
men, was nicht mein, ſondern Gottes, was<lb/>ſein Geſchenk und ſeine Wirkung iſt? <hirendition="#fr">Was<lb/>
haſt du, o Menſch,</hi> heißt es in Wahrheit,<lb/><hirendition="#fr">das du nicht empfangen haſt? So du es<lb/>
aber empfangen haſt, was rühmeſt du<lb/>
dich deſſen, als hätteſt du es nicht em-<lb/>
pfangen?</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ja</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[254/0276]
Bewaffnung gegen die Gefahren
viel größer iſt als mein Herz, oder an dem
Beyfall der Leichtſinnigen und Thoren? Be-
gleitet mich nicht jener allenthalben, in die Ein-
ſamkeit wie in die Geſellſchaft, ſelbſt ins Grab
und in die Ewigkeit; da dieſer als ein leerer
Schall ſich bald zerſtreuet, und oft der tiefſten
Beſchämung Platz machet?
Vielleicht werde ich hingegen durch den
Beyfall und das Lob, das man mir giebt,
durch die Ehrenbezeugungen, die man mir er-
weiſt, durch die Schmeicheleyen, die man
mir ſagt, zur Selbſtgefälligkeit, zum Stolze,
zur Eitelkeit gereizt werden. Aber wie könnte
ich denn meine natürliche Schwachheit und
Fehlerhaftigkeit je vergeſſen? Wie vergeſſen,
daß ich von mir ſelbſt und durch mich ſelbſt
nichts bin, nichts habe, und nichts vermag?
Wie auf das ſtolz ſeyn, oder mich deſſen rüh-
men, was nicht mein, ſondern Gottes, was
ſein Geſchenk und ſeine Wirkung iſt? Was
haſt du, o Menſch, heißt es in Wahrheit,
das du nicht empfangen haſt? So du es
aber empfangen haſt, was rühmeſt du
dich deſſen, als hätteſt du es nicht em-
pfangen?
Ja
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/276>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.