Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Entschluß, vor Gott
sucht! Nein, Vater, nie müsse ich mich eines
solchen undankbaren und niederträchtigen Ver-
haltens gegen dich schuldig machen! Nein, al-
les müsse mich zu dir hintreiben, und auf dich
und deine Vaterhuld aufmerksam machen! Ge-
segnet seyn mir alle Geschöpfe im Himmel und
auf Erden, alle größere und kleinere Begeben-
heiten und Zufälle, alle Freuden und alle Lei-
den, die solches auch an dem verflossenen Tage
gethan haben! Gesegnet sey mir alles, was
mich dir näher bringt, mich mit dir verbindet,
und mir Gelegenheit und Antrieb giebt, meine
Gemeinschaft mit dir, dem ersten, dem besten,
dem vollkommensten aller Wesen, zu unterhal-
ten! Auch itzt, da ich mich, von den Geschäff-
ten des Tages ermüdet, dem Schlummer über-
lasse, müsse mein Geist diese ihm so natürliche
Stimmung nicht verlieren, und Morgen bey
dem ersten Gefühle seiner erneuerten Kräfte die
fromme Sprache führen können: Gott wenn
ich erwache, so bin ich noch bey dir!

Möchte doch der Gedanke an dich und deine
Gegenwart unter den Menschen, die dich ken-
nen und einige Ehrfurcht vor dir haben, immer
wirksamer und kräftiger werden, und allent-
halber immer mehr Böses verhindern und Gu-

tes

Entſchluß, vor Gott
ſucht! Nein, Vater, nie müſſe ich mich eines
ſolchen undankbaren und niederträchtigen Ver-
haltens gegen dich ſchuldig machen! Nein, al-
les müſſe mich zu dir hintreiben, und auf dich
und deine Vaterhuld aufmerkſam machen! Ge-
ſegnet ſeyn mir alle Geſchöpfe im Himmel und
auf Erden, alle größere und kleinere Begeben-
heiten und Zufälle, alle Freuden und alle Lei-
den, die ſolches auch an dem verfloſſenen Tage
gethan haben! Geſegnet ſey mir alles, was
mich dir näher bringt, mich mit dir verbindet,
und mir Gelegenheit und Antrieb giebt, meine
Gemeinſchaft mit dir, dem erſten, dem beſten,
dem vollkommenſten aller Weſen, zu unterhal-
ten! Auch itzt, da ich mich, von den Geſchäff-
ten des Tages ermüdet, dem Schlummer über-
laſſe, müſſe mein Geiſt dieſe ihm ſo natürliche
Stimmung nicht verlieren, und Morgen bey
dem erſten Gefühle ſeiner erneuerten Kräfte die
fromme Sprache führen können: Gott wenn
ich erwache, ſo bin ich noch bey dir!

Möchte doch der Gedanke an dich und deine
Gegenwart unter den Menſchen, die dich ken-
nen und einige Ehrfurcht vor dir haben, immer
wirkſamer und kräftiger werden, und allent-
halber immer mehr Böſes verhindern und Gu-

tes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0242" n="220"/><fw place="top" type="header">Ent&#x017F;chluß, vor Gott</fw><lb/>
&#x017F;ucht! Nein, Vater, nie mü&#x017F;&#x017F;e ich mich eines<lb/>
&#x017F;olchen undankbaren und niederträchtigen Ver-<lb/>
haltens gegen dich &#x017F;chuldig machen! Nein, al-<lb/>
les mü&#x017F;&#x017F;e mich zu dir hintreiben, und auf dich<lb/>
und deine Vaterhuld aufmerk&#x017F;am machen! Ge-<lb/>
&#x017F;egnet &#x017F;eyn mir alle Ge&#x017F;chöpfe im Himmel und<lb/>
auf Erden, alle größere und kleinere Begeben-<lb/>
heiten und Zufälle, alle Freuden und alle Lei-<lb/>
den, die &#x017F;olches auch an dem verflo&#x017F;&#x017F;enen Tage<lb/>
gethan haben! Ge&#x017F;egnet &#x017F;ey mir alles, was<lb/>
mich dir näher bringt, mich mit dir verbindet,<lb/>
und mir Gelegenheit und Antrieb giebt, meine<lb/>
Gemein&#x017F;chaft mit dir, dem er&#x017F;ten, dem be&#x017F;ten,<lb/>
dem vollkommen&#x017F;ten aller We&#x017F;en, zu unterhal-<lb/>
ten! Auch itzt, da ich mich, von den Ge&#x017F;chäff-<lb/>
ten des Tages ermüdet, dem Schlummer über-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e, mü&#x017F;&#x017F;e mein Gei&#x017F;t die&#x017F;e ihm &#x017F;o natürliche<lb/>
Stimmung nicht verlieren, und Morgen bey<lb/>
dem er&#x017F;ten Gefühle &#x017F;einer erneuerten Kräfte die<lb/>
fromme Sprache führen können: <hi rendition="#fr">Gott wenn<lb/>
ich erwache, &#x017F;o bin ich noch bey dir!</hi></p><lb/>
              <p>Möchte doch der Gedanke an dich und deine<lb/>
Gegenwart unter den Men&#x017F;chen, die dich ken-<lb/>
nen und einige Ehrfurcht vor dir haben, immer<lb/>
wirk&#x017F;amer und kräftiger werden, und allent-<lb/>
halber immer mehr Bö&#x017F;es verhindern und Gu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tes</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0242] Entſchluß, vor Gott ſucht! Nein, Vater, nie müſſe ich mich eines ſolchen undankbaren und niederträchtigen Ver- haltens gegen dich ſchuldig machen! Nein, al- les müſſe mich zu dir hintreiben, und auf dich und deine Vaterhuld aufmerkſam machen! Ge- ſegnet ſeyn mir alle Geſchöpfe im Himmel und auf Erden, alle größere und kleinere Begeben- heiten und Zufälle, alle Freuden und alle Lei- den, die ſolches auch an dem verfloſſenen Tage gethan haben! Geſegnet ſey mir alles, was mich dir näher bringt, mich mit dir verbindet, und mir Gelegenheit und Antrieb giebt, meine Gemeinſchaft mit dir, dem erſten, dem beſten, dem vollkommenſten aller Weſen, zu unterhal- ten! Auch itzt, da ich mich, von den Geſchäff- ten des Tages ermüdet, dem Schlummer über- laſſe, müſſe mein Geiſt dieſe ihm ſo natürliche Stimmung nicht verlieren, und Morgen bey dem erſten Gefühle ſeiner erneuerten Kräfte die fromme Sprache führen können: Gott wenn ich erwache, ſo bin ich noch bey dir! Möchte doch der Gedanke an dich und deine Gegenwart unter den Menſchen, die dich ken- nen und einige Ehrfurcht vor dir haben, immer wirkſamer und kräftiger werden, und allent- halber immer mehr Böſes verhindern und Gu- tes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/242
Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/242>, abgerufen am 21.11.2024.