Ich soll so denken und handeln, wie er an mei- ner Stelle, in meinem Berufe, in meinen Um- ständen würde gedacht und gehandelt haben. Ich soll gewissermaßen seine Stelle unter mei- nen Brüdern vertreten, und sein Werk auf Er- den fortsetzen. Ihm soll ich hier an Weis- heit und Tugend, an uneigennützigem Eifer und unverdrossener Thätigkeit für das gemeine Beste, und eben dadurch soll ich ihm dort an Herrlichkeit und Seligkeit ähnlich werden.
Erhabener Beruf! Große Bestimmung! Wie kann ich mich derselben würdig machen? Wie den Namen und die Ehre eines Christen behaupten? Gott, ich fühle das ganze Gewicht der christlichen Verpflichtungen, die auf mir liegen; und ferne sey es von mir, mich dar- über als über eine Last zu beschweren, oder mich unter scheinbaren Vorwänden davon frey zu sprechen! Nein, diesen Verpflichtungen nach- zukommen ist das Ziel meiner sehnlichsten Wün- sche, meiner höchsten Ehrbegierde! Aber ich fühle auch meine Schwachheit, und suche bey dir Unterstützung und Kraft, der du die Schwa- chen stärken kannst, und jedem Bestreben nach höherer Vollkommenheit so gerne forthilfst.
Das
Pflichten des Chriſtenthums,
Ich ſoll ſo denken und handeln, wie er an mei- ner Stelle, in meinem Berufe, in meinen Um- ſtänden würde gedacht und gehandelt haben. Ich ſoll gewiſſermaßen ſeine Stelle unter mei- nen Brüdern vertreten, und ſein Werk auf Er- den fortſetzen. Ihm ſoll ich hier an Weis- heit und Tugend, an uneigennützigem Eifer und unverdroſſener Thätigkeit für das gemeine Beſte, und eben dadurch ſoll ich ihm dort an Herrlichkeit und Seligkeit ähnlich werden.
Erhabener Beruf! Große Beſtimmung! Wie kann ich mich derſelben würdig machen? Wie den Namen und die Ehre eines Chriſten behaupten? Gott, ich fühle das ganze Gewicht der chriſtlichen Verpflichtungen, die auf mir liegen; und ferne ſey es von mir, mich dar- über als über eine Laſt zu beſchweren, oder mich unter ſcheinbaren Vorwänden davon frey zu ſprechen! Nein, dieſen Verpflichtungen nach- zukommen iſt das Ziel meiner ſehnlichſten Wün- ſche, meiner höchſten Ehrbegierde! Aber ich fühle auch meine Schwachheit, und ſuche bey dir Unterſtützung und Kraft, der du die Schwa- chen ſtärken kannſt, und jedem Beſtreben nach höherer Vollkommenheit ſo gerne forthilfſt.
Das
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Pflichten des Chriſtenthums,
Ich ſoll ſo denken und handeln, wie er an mei-
ner Stelle, in meinem Berufe, in meinen Um-
ſtänden würde gedacht und gehandelt haben.
Ich ſoll gewiſſermaßen ſeine Stelle unter mei-
nen Brüdern vertreten, und ſein Werk auf Er-
den fortſetzen. Ihm ſoll ich hier an Weis-
heit und Tugend, an uneigennützigem Eifer
und unverdroſſener Thätigkeit für das gemeine
Beſte, und eben dadurch ſoll ich ihm dort an
Herrlichkeit und Seligkeit ähnlich werden.
Erhabener Beruf! Große Beſtimmung!
Wie kann ich mich derſelben würdig machen?
Wie den Namen und die Ehre eines Chriſten
behaupten? Gott, ich fühle das ganze Gewicht
der chriſtlichen Verpflichtungen, die auf mir
liegen; und ferne ſey es von mir, mich dar-
über als über eine Laſt zu beſchweren, oder
mich unter ſcheinbaren Vorwänden davon frey
zu ſprechen! Nein, dieſen Verpflichtungen nach-
zukommen iſt das Ziel meiner ſehnlichſten Wün-
ſche, meiner höchſten Ehrbegierde! Aber ich
fühle auch meine Schwachheit, und ſuche bey
dir Unterſtützung und Kraft, der du die Schwa-
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/204>, abgerufen am 28.07.2024.
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