füllung jeder Pflicht leicht, ist sie mir zur Freude geworden? --
Und wie habe ich heute die Freyheit be- hauptet und gebraucht, zu welcher Jesus sei- nen rechtschaffenen Verehrern verhilft? Hat mich kein abergläubisches Schrecken, keine knechtische Furcht vor Gott und vor der Zu- kunft beunruhiget? Hat sich keine unordent- liche, niedrige Leidenschaft meiner bemächtiget, und den Frieden meiner Seele zerstört? Habe ich mich von keinen äußerlichen, sinnlichen Din- gen verwirren, betäuben, fesseln lassen? Hat mich weder der Schimmer der Ehre, noch der Glanz des Goldes geblendet, noch die betrüg- liche Lust dieser Welt aus den Schranken der weisen Mäßigung gerissen? Haben mich weder Beleidigungen, noch widrige Zufälle, noch un- erwartete Hindernisse und Schwierigkeiten aus meiner Fassung gebracht? Habe ich mich selbst beherrscht? Habe ich mehr auf das Zukünf- tige, als auf das Gegenwärtige, mehr auf Gott und Jesum, als auf die Menschen gese- hen, mehr für meine geistige Vollkommenheit, als für äußere Größe und Vorzüge gesorgt, und meine wahre Bestimmung nie aus dem Gesichte verloren?
Ja
und Prüfung darüber.
füllung jeder Pflicht leicht, iſt ſie mir zur Freude geworden? —
Und wie habe ich heute die Freyheit be- hauptet und gebraucht, zu welcher Jeſus ſei- nen rechtſchaffenen Verehrern verhilft? Hat mich kein abergläubiſches Schrecken, keine knechtiſche Furcht vor Gott und vor der Zu- kunft beunruhiget? Hat ſich keine unordent- liche, niedrige Leidenſchaft meiner bemächtiget, und den Frieden meiner Seele zerſtört? Habe ich mich von keinen äußerlichen, ſinnlichen Din- gen verwirren, betäuben, feſſeln laſſen? Hat mich weder der Schimmer der Ehre, noch der Glanz des Goldes geblendet, noch die betrüg- liche Luſt dieſer Welt aus den Schranken der weiſen Mäßigung geriſſen? Haben mich weder Beleidigungen, noch widrige Zufälle, noch un- erwartete Hinderniſſe und Schwierigkeiten aus meiner Faſſung gebracht? Habe ich mich ſelbſt beherrſcht? Habe ich mehr auf das Zukünf- tige, als auf das Gegenwärtige, mehr auf Gott und Jeſum, als auf die Menſchen geſe- hen, mehr für meine geiſtige Vollkommenheit, als für äußere Größe und Vorzüge geſorgt, und meine wahre Beſtimmung nie aus dem Geſichte verloren?
Ja
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und Prüfung darüber.
füllung jeder Pflicht leicht, iſt ſie mir zur
Freude geworden? —
Und wie habe ich heute die Freyheit be-
hauptet und gebraucht, zu welcher Jeſus ſei-
nen rechtſchaffenen Verehrern verhilft? Hat
mich kein abergläubiſches Schrecken, keine
knechtiſche Furcht vor Gott und vor der Zu-
kunft beunruhiget? Hat ſich keine unordent-
liche, niedrige Leidenſchaft meiner bemächtiget,
und den Frieden meiner Seele zerſtört? Habe
ich mich von keinen äußerlichen, ſinnlichen Din-
gen verwirren, betäuben, feſſeln laſſen? Hat
mich weder der Schimmer der Ehre, noch der
Glanz des Goldes geblendet, noch die betrüg-
liche Luſt dieſer Welt aus den Schranken der
weiſen Mäßigung geriſſen? Haben mich weder
Beleidigungen, noch widrige Zufälle, noch un-
erwartete Hinderniſſe und Schwierigkeiten aus
meiner Faſſung gebracht? Habe ich mich ſelbſt
beherrſcht? Habe ich mehr auf das Zukünf-
tige, als auf das Gegenwärtige, mehr auf
Gott und Jeſum, als auf die Menſchen geſe-
hen, mehr für meine geiſtige Vollkommenheit,
als für äußere Größe und Vorzüge geſorgt,
und meine wahre Beſtimmung nie aus dem
Geſichte verloren?
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/197>, abgerufen am 28.07.2024.
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