Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Gefühl der Würde
immer besser, immer glückseliger zu werden,
und dir, dem Quell alles Verstandes, aller
Weisheit, aller Güte, aller Glückseligkeit im-
mer näher zu kommen. Ja, wir sind deines
Geschlechts! Wir sind als deine Kinder nach
deinem Bilde geschaffen! Wir sind Verwandte
der Engel, Brüder deines erstgebohrnen Soh-
nes Jesu! Uns adeln Vernunft und Freyheit.
Wir sind einer immer zunehmenden, einer ins
Unendliche fortgehenden Vollkommenheit fähig!
Wir sind zur Unsterblichkeit bestimmt!

Gott, welche Würde! Welche Vorzüge!
Welche Aussichten! Was kann der Mensch
nicht alles seyn und werden! Welche Fähig-
keiten, welche Kräfte liegen nicht in ihm ver-
borgen! Wie weit kann er es nicht in der Er-
kenntniß der Wahrheit, in der Herrschaft über
sich selbst, im Wohlthun und in der Tugend
bringen! Wie weit um sich her wirken! Wie
viel Seligkeit selbst genießen, und wie viel Se-
ligkeit andern mittheilen!

Gott, was ist der Mensch, was bin ich,
daß du uns so großer Dinge fähig gemacht,
und zu so großen Dingen bestimmt hast? Und
ich sollte mich dessen nicht freuen, daß ich bin,
daß ich ein Mensch bin, daß ich die Stufe auf

der

Gefühl der Würde
immer beſſer, immer glückſeliger zu werden,
und dir, dem Quell alles Verſtandes, aller
Weisheit, aller Güte, aller Glückſeligkeit im-
mer näher zu kommen. Ja, wir ſind deines
Geſchlechts! Wir ſind als deine Kinder nach
deinem Bilde geſchaffen! Wir ſind Verwandte
der Engel, Brüder deines erſtgebohrnen Soh-
nes Jeſu! Uns adeln Vernunft und Freyheit.
Wir ſind einer immer zunehmenden, einer ins
Unendliche fortgehenden Vollkommenheit fähig!
Wir ſind zur Unſterblichkeit beſtimmt!

Gott, welche Würde! Welche Vorzüge!
Welche Ausſichten! Was kann der Menſch
nicht alles ſeyn und werden! Welche Fähig-
keiten, welche Kräfte liegen nicht in ihm ver-
borgen! Wie weit kann er es nicht in der Er-
kenntniß der Wahrheit, in der Herrſchaft über
ſich ſelbſt, im Wohlthun und in der Tugend
bringen! Wie weit um ſich her wirken! Wie
viel Seligkeit ſelbſt genießen, und wie viel Se-
ligkeit andern mittheilen!

Gott, was iſt der Menſch, was bin ich,
daß du uns ſo großer Dinge fähig gemacht,
und zu ſo großen Dingen beſtimmt haſt? Und
ich ſollte mich deſſen nicht freuen, daß ich bin,
daß ich ein Menſch bin, daß ich die Stufe auf

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0182" n="160"/><fw place="top" type="header">Gefühl der Würde</fw><lb/>
immer be&#x017F;&#x017F;er, immer glück&#x017F;eliger zu werden,<lb/>
und dir, dem Quell alles Ver&#x017F;tandes, aller<lb/>
Weisheit, aller Güte, aller Glück&#x017F;eligkeit im-<lb/>
mer näher zu kommen. Ja, wir &#x017F;ind deines<lb/>
Ge&#x017F;chlechts! Wir &#x017F;ind als deine Kinder nach<lb/>
deinem Bilde ge&#x017F;chaffen! Wir &#x017F;ind Verwandte<lb/>
der Engel, Brüder deines er&#x017F;tgebohrnen Soh-<lb/>
nes Je&#x017F;u! Uns adeln Vernunft und Freyheit.<lb/>
Wir &#x017F;ind einer immer zunehmenden, einer ins<lb/>
Unendliche fortgehenden Vollkommenheit fähig!<lb/>
Wir &#x017F;ind zur Un&#x017F;terblichkeit be&#x017F;timmt!</p><lb/>
              <p>Gott, welche Würde! Welche Vorzüge!<lb/>
Welche Aus&#x017F;ichten! Was kann der Men&#x017F;ch<lb/>
nicht alles &#x017F;eyn und werden! Welche Fähig-<lb/>
keiten, welche Kräfte liegen nicht in ihm ver-<lb/>
borgen! Wie weit kann er es nicht in der Er-<lb/>
kenntniß der Wahrheit, in der Herr&#x017F;chaft über<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, im Wohlthun und in der Tugend<lb/>
bringen! Wie weit um &#x017F;ich her wirken! Wie<lb/>
viel Seligkeit &#x017F;elb&#x017F;t genießen, und wie viel Se-<lb/>
ligkeit andern mittheilen!</p><lb/>
              <p>Gott, was i&#x017F;t der Men&#x017F;ch, was bin ich,<lb/>
daß du uns &#x017F;o großer Dinge fähig gemacht,<lb/>
und zu &#x017F;o großen Dingen be&#x017F;timmt ha&#x017F;t? Und<lb/>
ich &#x017F;ollte mich de&#x017F;&#x017F;en nicht freuen, daß ich bin,<lb/>
daß ich ein Men&#x017F;ch bin, daß ich die Stufe auf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0182] Gefühl der Würde immer beſſer, immer glückſeliger zu werden, und dir, dem Quell alles Verſtandes, aller Weisheit, aller Güte, aller Glückſeligkeit im- mer näher zu kommen. Ja, wir ſind deines Geſchlechts! Wir ſind als deine Kinder nach deinem Bilde geſchaffen! Wir ſind Verwandte der Engel, Brüder deines erſtgebohrnen Soh- nes Jeſu! Uns adeln Vernunft und Freyheit. Wir ſind einer immer zunehmenden, einer ins Unendliche fortgehenden Vollkommenheit fähig! Wir ſind zur Unſterblichkeit beſtimmt! Gott, welche Würde! Welche Vorzüge! Welche Ausſichten! Was kann der Menſch nicht alles ſeyn und werden! Welche Fähig- keiten, welche Kräfte liegen nicht in ihm ver- borgen! Wie weit kann er es nicht in der Er- kenntniß der Wahrheit, in der Herrſchaft über ſich ſelbſt, im Wohlthun und in der Tugend bringen! Wie weit um ſich her wirken! Wie viel Seligkeit ſelbſt genießen, und wie viel Se- ligkeit andern mittheilen! Gott, was iſt der Menſch, was bin ich, daß du uns ſo großer Dinge fähig gemacht, und zu ſo großen Dingen beſtimmt haſt? Und ich ſollte mich deſſen nicht freuen, daß ich bin, daß ich ein Menſch bin, daß ich die Stufe auf der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/182
Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/182>, abgerufen am 22.07.2024.