Habe ich die Arbeiten und Geschäffte dieses Tages mit stillem, ruhigem Gemüthe, in Rücksicht auf Gott und aus Gehorsam ge- gen seine weisen Einrichtungen und Anord- nungen; habe ich sie mit gewissenhafter Treue verrichtet? Haben mich Menschenliebe und Dienstfertigkeit dabey belebet? Habe ich sie mir dadurch veredelt und erleichtert, daß ich sie als das Werk betrachtete, das mir der Vater im Himmel zum Besten seiner Familie auf Er- den zu thun aufgetragen hat? Habe ich meine Fähigkeiten und Kräfte willig und froh dazu angewandt, und mich vor keiner unvermeidli- chen Mühe und Anstrengung gescheuet?
Habe ich das, was ich zu thun hatte, mit glücklichem Fortgange ausgerichtet? Oder sind mir meine Unternehmungen mißlungen, und meine guten Absichten vereitelt worden? Wem habe ich jenen Fortgang zu verdanken? Was war an diesem Mißlingen schuld? War ich es selbst? War es Mangel der Aufmerk- samkeit, der Klugheit, des Fleißes, der Ord- nung? Oder ist es die Vorsehung, die mein Vorhaben nicht gebilliget, die nicht gewollt hat, daß ich es ausführen soll? Wie muß ich es in dem erstern Falle anders und besser
machen?
F 3
zur täglichen Selbſtprüfung.
Habe ich die Arbeiten und Geſchäffte dieſes Tages mit ſtillem, ruhigem Gemüthe, in Rückſicht auf Gott und aus Gehorſam ge- gen ſeine weiſen Einrichtungen und Anord- nungen; habe ich ſie mit gewiſſenhafter Treue verrichtet? Haben mich Menſchenliebe und Dienſtfertigkeit dabey belebet? Habe ich ſie mir dadurch veredelt und erleichtert, daß ich ſie als das Werk betrachtete, das mir der Vater im Himmel zum Beſten ſeiner Familie auf Er- den zu thun aufgetragen hat? Habe ich meine Fähigkeiten und Kräfte willig und froh dazu angewandt, und mich vor keiner unvermeidli- chen Mühe und Anſtrengung geſcheuet?
Habe ich das, was ich zu thun hatte, mit glücklichem Fortgange ausgerichtet? Oder ſind mir meine Unternehmungen mißlungen, und meine guten Abſichten vereitelt worden? Wem habe ich jenen Fortgang zu verdanken? Was war an dieſem Mißlingen ſchuld? War ich es ſelbſt? War es Mangel der Aufmerk- ſamkeit, der Klugheit, des Fleißes, der Ord- nung? Oder iſt es die Vorſehung, die mein Vorhaben nicht gebilliget, die nicht gewollt hat, daß ich es ausführen ſoll? Wie muß ich es in dem erſtern Falle anders und beſſer
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zur täglichen Selbſtprüfung.
Habe ich die Arbeiten und Geſchäffte
dieſes Tages mit ſtillem, ruhigem Gemüthe,
in Rückſicht auf Gott und aus Gehorſam ge-
gen ſeine weiſen Einrichtungen und Anord-
nungen; habe ich ſie mit gewiſſenhafter Treue
verrichtet? Haben mich Menſchenliebe und
Dienſtfertigkeit dabey belebet? Habe ich ſie
mir dadurch veredelt und erleichtert, daß ich ſie
als das Werk betrachtete, das mir der Vater
im Himmel zum Beſten ſeiner Familie auf Er-
den zu thun aufgetragen hat? Habe ich meine
Fähigkeiten und Kräfte willig und froh dazu
angewandt, und mich vor keiner unvermeidli-
chen Mühe und Anſtrengung geſcheuet?
Habe ich das, was ich zu thun hatte, mit
glücklichem Fortgange ausgerichtet? Oder
ſind mir meine Unternehmungen mißlungen,
und meine guten Abſichten vereitelt worden?
Wem habe ich jenen Fortgang zu verdanken?
Was war an dieſem Mißlingen ſchuld? War
ich es ſelbſt? War es Mangel der Aufmerk-
ſamkeit, der Klugheit, des Fleißes, der Ord-
nung? Oder iſt es die Vorſehung, die mein
Vorhaben nicht gebilliget, die nicht gewollt
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/107>, abgerufen am 22.07.2024.
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