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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
gerafft werden, dringen großentheils noch nicht einmal zu jener im
90. Psalm bestimmten normalen Altersgrenze von 70 Jahren vor;
man denke an Basilius d. Gr., Chrysostomus, Gregor d. Gr.,
Bernhard, Franziscus und Dominicus, u. s. f. Zum (angeblich,
nach Prospers Chronik) 90 jährigen Alter des Hieronymus, des
Schutzpatrons der gelehrten Mönche und Prälaten, sind mehrere
berühmte Kirchenlichter und Helden der Askese emporgedrungen, sei
es in vollreichlichem Maaße, sei es wenigstens annähernd; wir
nennen beispielshalber von seinen Zeitgenossen Epiphanius (etwa
93 I.) und Didymus den Blinden (93) I.), ferner Cassiodorius
(95 I.), Gallus (95 I.), Nilus von Gaeta (95 I.), Albert d. Gr.
(88 I.) Ruysbrock (88 I.), Thomas v. Kempen (91 I.), Franz
v. Paula (91 I.), Honorius von Cintra (95 I.). Ueber hundert
Jahre läßt die urchristliche Sage den Apostel Johannes leben. Von
späteren Ultracentenariern verdienen Hervorhebung der ägyptische
Mönchspatriarch Antonius (105 I.), der große Dogmatiker Jo-
hannes Damascenus, (nach freilich erst ziemlich später Sage über
100 Jahre alt geworden), Großfürstin Helena-Olga, die Bekehrerin
der Russen (gest. 970, angeblich über 100 I. alt), Bischof Alde-
brand von Fossombrone in Umbrien im 12. Jahrhundert (über
100 I.), Guilbert von Sempringham, der Stifter des Guilber-
tinerordens (106 I.), ein nicht genannter Greis in Rom unter Bo-
nifaz VIII., auf dessen Aussage hin dieser Papst das Jubeljahr für
d. I. 1300 anordnete (angeblich 107 I.), etc. Bis zu dem abnorm
hohen Alter von ungefähr 126 Jahren sollen es gebracht haben:
Bischof Symeon von Jerusalem, des Klopas Sohn, Märtyrer unter
Kaiser Trajan (120 I.), Romuald von Arezzo, der Stifter des
Camaldulenserordens, gest. 1018 (120 I., nach anderen Nachrichten
jedoch nur etwa 76 Jahre), der Eremit Gregorius Celli aus Ver-
ruchio, gest. 1343 (118 Jahre), endlich, wie es scheint, der "große
Gottesfreund" auf der Brüderalp am Entlebuch, zu welchem im
Jahre 1421 ein römischer Cardinal als zu einem Wunder von Heilig-
keit und hohem Alter eine Reise machte und der das hundertste

VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
gerafft werden, dringen großentheils noch nicht einmal zu jener im
90. Pſalm beſtimmten normalen Altersgrenze von 70 Jahren vor;
man denke an Baſilius d. Gr., Chryſoſtomus, Gregor d. Gr.,
Bernhard, Franziscus und Dominicus, u. ſ. f. Zum (angeblich,
nach Prospers Chronik) 90 jährigen Alter des Hieronymus, des
Schutzpatrons der gelehrten Mönche und Prälaten, ſind mehrere
berühmte Kirchenlichter und Helden der Askeſe emporgedrungen, ſei
es in vollreichlichem Maaße, ſei es wenigſtens annähernd; wir
nennen beiſpielshalber von ſeinen Zeitgenoſſen Epiphanius (etwa
93 I.) und Didymus den Blinden (93) I.), ferner Caſſiodorius
(95 I.), Gallus (95 I.), Nilus von Gaëta (95 I.), Albert d. Gr.
(88 I.) Ruysbrock (88 I.), Thomas v. Kempen (91 I.), Franz
v. Paula (91 I.), Honorius von Cintra (95 I.). Ueber hundert
Jahre läßt die urchriſtliche Sage den Apoſtel Johannes leben. Von
ſpäteren Ultracentenariern verdienen Hervorhebung der ägyptiſche
Mönchspatriarch Antonius (105 I.), der große Dogmatiker Jo-
hannes Damaſcenus, (nach freilich erſt ziemlich ſpäter Sage über
100 Jahre alt geworden), Großfürſtin Helena-Olga, die Bekehrerin
der Ruſſen (geſt. 970, angeblich über 100 I. alt), Biſchof Alde-
brand von Foſſombrone in Umbrien im 12. Jahrhundert (über
100 I.), Guilbert von Sempringham, der Stifter des Guilber-
tinerordens (106 I.), ein nicht genannter Greis in Rom unter Bo-
nifaz VIII., auf deſſen Ausſage hin dieſer Papſt das Jubeljahr für
d. I. 1300 anordnete (angeblich 107 I.), ꝛc. Bis zu dem abnorm
hohen Alter von ungefähr 126 Jahren ſollen es gebracht haben:
Biſchof Symeon von Jeruſalem, des Klopas Sohn, Märtyrer unter
Kaiſer Trajan (120 I.), Romuald von Arezzo, der Stifter des
Camaldulenſerordens, geſt. 1018 (120 I., nach anderen Nachrichten
jedoch nur etwa 76 Jahre), der Eremit Gregorius Celli aus Ver-
ruchio, geſt. 1343 (118 Jahre), endlich, wie es ſcheint, der „große
Gottesfreund‟ auf der Brüderalp am Entlebuch, zu welchem im
Jahre 1421 ein römiſcher Cardinal als zu einem Wunder von Heilig-
keit und hohem Alter eine Reiſe machte und der das hundertſte

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[281/0291] VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. gerafft werden, dringen großentheils noch nicht einmal zu jener im 90. Pſalm beſtimmten normalen Altersgrenze von 70 Jahren vor; man denke an Baſilius d. Gr., Chryſoſtomus, Gregor d. Gr., Bernhard, Franziscus und Dominicus, u. ſ. f. Zum (angeblich, nach Prospers Chronik) 90 jährigen Alter des Hieronymus, des Schutzpatrons der gelehrten Mönche und Prälaten, ſind mehrere berühmte Kirchenlichter und Helden der Askeſe emporgedrungen, ſei es in vollreichlichem Maaße, ſei es wenigſtens annähernd; wir nennen beiſpielshalber von ſeinen Zeitgenoſſen Epiphanius (etwa 93 I.) und Didymus den Blinden (93) I.), ferner Caſſiodorius (95 I.), Gallus (95 I.), Nilus von Gaëta (95 I.), Albert d. Gr. (88 I.) Ruysbrock (88 I.), Thomas v. Kempen (91 I.), Franz v. Paula (91 I.), Honorius von Cintra (95 I.). Ueber hundert Jahre läßt die urchriſtliche Sage den Apoſtel Johannes leben. Von ſpäteren Ultracentenariern verdienen Hervorhebung der ägyptiſche Mönchspatriarch Antonius (105 I.), der große Dogmatiker Jo- hannes Damaſcenus, (nach freilich erſt ziemlich ſpäter Sage über 100 Jahre alt geworden), Großfürſtin Helena-Olga, die Bekehrerin der Ruſſen (geſt. 970, angeblich über 100 I. alt), Biſchof Alde- brand von Foſſombrone in Umbrien im 12. Jahrhundert (über 100 I.), Guilbert von Sempringham, der Stifter des Guilber- tinerordens (106 I.), ein nicht genannter Greis in Rom unter Bo- nifaz VIII., auf deſſen Ausſage hin dieſer Papſt das Jubeljahr für d. I. 1300 anordnete (angeblich 107 I.), ꝛc. Bis zu dem abnorm hohen Alter von ungefähr 126 Jahren ſollen es gebracht haben: Biſchof Symeon von Jeruſalem, des Klopas Sohn, Märtyrer unter Kaiſer Trajan (120 I.), Romuald von Arezzo, der Stifter des Camaldulenſerordens, geſt. 1018 (120 I., nach anderen Nachrichten jedoch nur etwa 76 Jahre), der Eremit Gregorius Celli aus Ver- ruchio, geſt. 1343 (118 Jahre), endlich, wie es ſcheint, der „große Gottesfreund‟ auf der Brüderalp am Entlebuch, zu welchem im Jahre 1421 ein römiſcher Cardinal als zu einem Wunder von Heilig- keit und hohem Alter eine Reiſe machte und der das hundertſte

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/291>, abgerufen am 22.11.2024.