Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. u. AA.), oder: nicht sowohl absolute Fleisch-Abstinenz, als vielmehrVermeidung "starker Getränke oder gar zu gut schmackhafter und delicater Speisen", bei gleichzeitigem fleißigem Essen von Safran und Honig, (!), Salben des Leibs mit Oele, Tragen warmer Klei- der etc. habe dem langen Leben der frommen Sethiten zu Grunde gelegen (Hakewill), sich versucht hatten:1) trat besonders der Je- nenser Philologe I. And. Danz als kräftiger Vorkämpfer der "schon vor der Sintfluth erlaubten Kreophagie" auf. Jhm folgten dann Lemcker und andre lutherische Vertheidiger dieser Annahme2), wäh- rend für die reformirte Theologie namentlich die wiederholten Auf- lagen der "Patriarchengeschichte" jenes Heidegger sammt andren Autoritäten ihren Einfluß zu Gunsten der Meinung Calvins geltend machten. Dieß freilich ohne die entgegengesetzte Auffassung ganz verdrängen zu können, die auch noch unter den neuesten Auslegern und biblischen Historikern beider Bekenntnisse hie und da wieder- kehrt.3) Wer hat nun Recht? -- Was die exegetische Seite des Prob- 1) Vgl. Sig. Hofemann, Notae ad Lightfootii observationes in Ge- nesin, p. 153; Gerh. I. Bossius, a. a. O.; Patrick Delany, Auffrichtige Untersuchung der Offenbahrung etc. (a. d. Engl. v. Lemcker, Lüneburg 1738), S. 224 u. 286 (-- ähnlich auch schon Piscator und der Katholik Cornelius a Lapide in ihren Genesiscommentaren --); Hackewill, Apology of the Providence, p. 181, angeführt von Derham in s. "Physikotheologie", Hamb. 1750, S. 345. 2) Joh. Andreas Danz, Disputatio de creophagia ante diluvium licita. Jenae 1709. -- C. H. Lemcker, in Zusatz VI zu seiner eben cit. Uebers. von Delany's Auffricht. Untersuchung" etc., S. 453 ff. 3) So bei Delitzsch und Keil in ihren Commentaren zu Gen. 1 u. 9,
bei Wimmer, Adam u. s. Geschlecht etc., S. 223, u. s. f. -- natürlich auch bei allen modernen Begetarianern, vgl. u. a. Joh. Ant. Gleizes, Die Ent- hüllung des Christenthums oder die Glaubenseinheit für alle Christen; a. d. Französ. von Ed Baltzer, Leipz. 1879, S. 2 f. VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. u. AA.), oder: nicht ſowohl abſolute Fleiſch-Abſtinenz, als vielmehrVermeidung „ſtarker Getränke oder gar zu gut ſchmackhafter und delicater Speiſen‟, bei gleichzeitigem fleißigem Eſſen von Safran und Honig, (!), Salben des Leibs mit Oele, Tragen warmer Klei- der ꝛc. habe dem langen Leben der frommen Sethiten zu Grunde gelegen (Hakewill), ſich verſucht hatten:1) trat beſonders der Je- nenſer Philologe I. And. Danz als kräftiger Vorkämpfer der „ſchon vor der Sintfluth erlaubten Kreophagie‟ auf. Jhm folgten dann Lemcker und andre lutheriſche Vertheidiger dieſer Annahme2), wäh- rend für die reformirte Theologie namentlich die wiederholten Auf- lagen der „Patriarchengeſchichte‟ jenes Heidegger ſammt andren Autoritäten ihren Einfluß zu Gunſten der Meinung Calvins geltend machten. Dieß freilich ohne die entgegengeſetzte Auffaſſung ganz verdrängen zu können, die auch noch unter den neueſten Auslegern und bibliſchen Hiſtorikern beider Bekenntniſſe hie und da wieder- kehrt.3) Wer hat nun Recht? — Was die exegetiſche Seite des Prob- 1) Vgl. Sig. Hofemann, Notae ad Lightfootii observationes in Ge- nesin, p. 153; Gerh. I. Boſſius, a. a. O.; Patrick Delany, Auffrichtige Unterſuchung der Offenbahrung ꝛc. (a. d. Engl. v. Lemcker, Lüneburg 1738), S. 224 u. 286 (— ähnlich auch ſchon Piscator und der Katholik Cornelius a Lapide in ihren Geneſiscommentaren —); Hackewill, Apology of the Providence, p. 181, angeführt von Derham in ſ. „Phyſikotheologie‟, Hamb. 1750, S. 345. 2) Joh. Andreas Danz, Disputatio de creophagia ante diluvium licita. Jenae 1709. — C. H. Lemcker, in Zuſatz VI zu ſeiner eben cit. Ueberſ. von Delany’s Auffricht. Unterſuchung‟ ꝛc., S. 453 ff. 3) So bei Delitzſch und Keil in ihren Commentaren zu Gen. 1 u. 9,
bei Wimmer, Adam u. ſ. Geſchlecht ꝛc., S. 223, u. ſ. f. — natürlich auch bei allen modernen Begetarianern, vgl. u. a. Joh. Ant. Gleïzés, Die Ent- hüllung des Chriſtenthums oder die Glaubenseinheit für alle Chriſten; a. d. Franzöſ. von Ed Baltzer, Leipz. 1879, S. 2 f. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0287" n="277"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Die Langlebigkeit der Patriarchen.</fw><lb/> u. AA.), oder: nicht ſowohl abſolute Fleiſch-Abſtinenz, als vielmehr<lb/> Vermeidung „ſtarker Getränke oder gar zu gut ſchmackhafter und<lb/> delicater Speiſen‟, bei gleichzeitigem fleißigem Eſſen von Safran<lb/> und Honig, (!), Salben des Leibs mit Oele, Tragen warmer Klei-<lb/> der ꝛc. habe dem langen Leben der frommen Sethiten zu Grunde<lb/> gelegen (Hakewill), ſich verſucht hatten:<note place="foot" n="1)">Vgl. Sig. <hi rendition="#g">Hofemann,</hi> <hi rendition="#aq">Notae ad Lightfootii observationes in Ge-<lb/> nesin, p.</hi> 153; <hi rendition="#g">Gerh.</hi> I. <hi rendition="#g">Boſſius,</hi> a. a. O.; Patrick <hi rendition="#g">Delany,</hi> Auffrichtige<lb/> Unterſuchung der Offenbahrung ꝛc. (a. d. Engl. v. <hi rendition="#g">Lemcker,</hi> Lüneburg 1738),<lb/> S. 224 u. 286 (— ähnlich auch ſchon Piscator und der Katholik Cornelius<lb/> a Lapide in ihren Geneſiscommentaren —); <hi rendition="#g">Hackewill,</hi> <hi rendition="#aq">Apology of the<lb/> Providence, p.</hi> 181, angeführt von <hi rendition="#g">Derham</hi> in ſ. „Phyſikotheologie‟, Hamb.<lb/> 1750, S. 345.</note> trat beſonders der Je-<lb/> nenſer Philologe I. And. <hi rendition="#g">Danz</hi> als kräftiger Vorkämpfer der „ſchon<lb/> vor der Sintfluth erlaubten Kreophagie‟ auf. Jhm folgten dann<lb/> Lemcker und andre lutheriſche Vertheidiger dieſer Annahme<note place="foot" n="2)">Joh. Andreas <hi rendition="#g">Danz,</hi> <hi rendition="#aq">Disputatio de creophagia ante diluvium<lb/> licita. Jenae</hi> 1709. — C. H. <hi rendition="#g">Lemcker,</hi> in Zuſatz <hi rendition="#aq">VI</hi> zu ſeiner eben cit.<lb/> Ueberſ. von <hi rendition="#g">Delany’s</hi> Auffricht. Unterſuchung‟ ꝛc., S. 453 ff.</note>, wäh-<lb/> rend für die reformirte Theologie namentlich die wiederholten Auf-<lb/> lagen der „Patriarchengeſchichte‟ jenes Heidegger ſammt andren<lb/> Autoritäten ihren Einfluß zu Gunſten der Meinung Calvins geltend<lb/> machten. Dieß freilich ohne die entgegengeſetzte Auffaſſung ganz<lb/> verdrängen zu können, die auch noch unter den neueſten Auslegern<lb/> und bibliſchen Hiſtorikern beider Bekenntniſſe hie und da wieder-<lb/> kehrt.<note place="foot" n="3)">So bei <hi rendition="#g">Delitzſch</hi> und <hi rendition="#g">Keil</hi> in ihren Commentaren zu Gen. 1 u. 9,<lb/> bei <hi rendition="#g">Wimmer,</hi> Adam u. ſ. Geſchlecht ꝛc., S. 223, u. ſ. f. — natürlich auch<lb/> bei allen modernen Begetarianern, vgl. u. a. Joh. Ant. <hi rendition="#g">Gle<hi rendition="#aq">ï</hi>z<hi rendition="#aq">é</hi>s,</hi> Die Ent-<lb/> hüllung des Chriſtenthums oder die Glaubenseinheit für alle Chriſten; a. d.<lb/> Franzöſ. von Ed <hi rendition="#g">Baltzer,</hi> Leipz. 1879, S. 2 f.</note></p><lb/> <p>Wer hat nun Recht? — Was die exegetiſche Seite des Prob-<lb/> lems betrifft, ſo befinden doch wohl die Gegner der Annahme eines<lb/> unbedingten Vegetarianismus der Erzväter ſich allein im Rechte.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [277/0287]
VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
u. AA.), oder: nicht ſowohl abſolute Fleiſch-Abſtinenz, als vielmehr
Vermeidung „ſtarker Getränke oder gar zu gut ſchmackhafter und
delicater Speiſen‟, bei gleichzeitigem fleißigem Eſſen von Safran
und Honig, (!), Salben des Leibs mit Oele, Tragen warmer Klei-
der ꝛc. habe dem langen Leben der frommen Sethiten zu Grunde
gelegen (Hakewill), ſich verſucht hatten: 1) trat beſonders der Je-
nenſer Philologe I. And. Danz als kräftiger Vorkämpfer der „ſchon
vor der Sintfluth erlaubten Kreophagie‟ auf. Jhm folgten dann
Lemcker und andre lutheriſche Vertheidiger dieſer Annahme 2), wäh-
rend für die reformirte Theologie namentlich die wiederholten Auf-
lagen der „Patriarchengeſchichte‟ jenes Heidegger ſammt andren
Autoritäten ihren Einfluß zu Gunſten der Meinung Calvins geltend
machten. Dieß freilich ohne die entgegengeſetzte Auffaſſung ganz
verdrängen zu können, die auch noch unter den neueſten Auslegern
und bibliſchen Hiſtorikern beider Bekenntniſſe hie und da wieder-
kehrt. 3)
Wer hat nun Recht? — Was die exegetiſche Seite des Prob-
lems betrifft, ſo befinden doch wohl die Gegner der Annahme eines
unbedingten Vegetarianismus der Erzväter ſich allein im Rechte.
1) Vgl. Sig. Hofemann, Notae ad Lightfootii observationes in Ge-
nesin, p. 153; Gerh. I. Boſſius, a. a. O.; Patrick Delany, Auffrichtige
Unterſuchung der Offenbahrung ꝛc. (a. d. Engl. v. Lemcker, Lüneburg 1738),
S. 224 u. 286 (— ähnlich auch ſchon Piscator und der Katholik Cornelius
a Lapide in ihren Geneſiscommentaren —); Hackewill, Apology of the
Providence, p. 181, angeführt von Derham in ſ. „Phyſikotheologie‟, Hamb.
1750, S. 345.
2) Joh. Andreas Danz, Disputatio de creophagia ante diluvium
licita. Jenae 1709. — C. H. Lemcker, in Zuſatz VI zu ſeiner eben cit.
Ueberſ. von Delany’s Auffricht. Unterſuchung‟ ꝛc., S. 453 ff.
3) So bei Delitzſch und Keil in ihren Commentaren zu Gen. 1 u. 9,
bei Wimmer, Adam u. ſ. Geſchlecht ꝛc., S. 223, u. ſ. f. — natürlich auch
bei allen modernen Begetarianern, vgl. u. a. Joh. Ant. Gleïzés, Die Ent-
hüllung des Chriſtenthums oder die Glaubenseinheit für alle Chriſten; a. d.
Franzöſ. von Ed Baltzer, Leipz. 1879, S. 2 f.
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