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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
schiedensten sonstigen Nationen der alten und neuen Welt angehörigen
Beispiele eines ähnlich hohen Alters: den Franzosen Lahaye (120
Jahre alt), den venetianischen Consul Hupazoli in Smyrna (+ 1702,
115 Jahre alt), den Polen Jacob Mulinowski, der noch 1805,
angeblich 138 Jahre alt, lebte, die 120--130jährigen Armenier,
über welche Kolenati berichtet, die von Prichard gesammelten Bei-
spiele weit über 100 Jahre hinausgehenden Alters sowohl bei
Negern als bei Lappländern:1) so dürfte jene von Haller aufgestellte
Klimax, wonach Hunderte von Beispielen eines Alters von 100--110
Jahren, mindestens ein halbes Hundert von Beispielen 110--120-
jähriger Greise, etwa dreißig Beispiele von 120--130jährigen, und
immer noch fünfzehn Beispiele von über 130jährigen Personen zu
Gebote stehen, als keineswegs imaginär oder werthlos zu betrachten
sein. Die Möglichkeit, daß in höchst seltenen Fällen, in jedem
Jahrhundert vielleicht einmal ein anderthalbhundertjähriges Alter
erreicht werde, scheint uns nicht wohl bestritten werden zu können;
der Engländer B. van Oven (1854) hat im Ganzen 17 Beispiele
eines so hoch hinaufgehenden Lebensalters zusammengestellt und der
noch reichhaltigere alphabetische Katalog hochbetagter Leute in Thomas
Bailey's "Records of Longevity" (1856) ergibt ungefähr ebenso
viele Anderthalbhundertjährige. Bestimmte schon Plinius in seiner
Naturgeschichte auf Grund eines von Vespasian abgehaltenen Census
in Oberitalien, abweichend von jenem später im Corpus Juris auf-
gestellten Grundsatze, die wahre äußerste Altersgrenze des Menschen
auf 130--150, statt auf blos 100 Jahre, und gedenkt Trebellius
Pollio zu Anfang seines Lebens des Kaisers Claudius einer Tra-
dition der gelehrten Naturforscher (mathematici), wonach 120
Jahre das höchste den Menschen verliehene Altersziel (welches nur.
Mose, der jüdische Gesetzgeber noch um 5 Jahre überschritten habe)

1) Friedreich, a. a. O. -- Prichard, Naturgesch. d. Menschen etc. I,
162. 164. -- Rauch, Die Einheit des Menschengeschlechts, Augsburg 1873,
S. 69 f.

VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
ſchiedenſten ſonſtigen Nationen der alten und neuen Welt angehörigen
Beiſpiele eines ähnlich hohen Alters: den Franzoſen Lahaye (120
Jahre alt), den venetianiſchen Conſul Hupazoli in Smyrna († 1702,
115 Jahre alt), den Polen Jacob Mulinowski, der noch 1805,
angeblich 138 Jahre alt, lebte, die 120—130jährigen Armenier,
über welche Kolenati berichtet, die von Prichard geſammelten Bei-
ſpiele weit über 100 Jahre hinausgehenden Alters ſowohl bei
Negern als bei Lappländern:1) ſo dürfte jene von Haller aufgeſtellte
Klimax, wonach Hunderte von Beiſpielen eines Alters von 100—110
Jahren, mindeſtens ein halbes Hundert von Beiſpielen 110—120-
jähriger Greiſe, etwa dreißig Beiſpiele von 120—130jährigen, und
immer noch fünfzehn Beiſpiele von über 130jährigen Perſonen zu
Gebote ſtehen, als keineswegs imaginär oder werthlos zu betrachten
ſein. Die Möglichkeit, daß in höchſt ſeltenen Fällen, in jedem
Jahrhundert vielleicht einmal ein anderthalbhundertjähriges Alter
erreicht werde, ſcheint uns nicht wohl beſtritten werden zu können;
der Engländer B. van Oven (1854) hat im Ganzen 17 Beiſpiele
eines ſo hoch hinaufgehenden Lebensalters zuſammengeſtellt und der
noch reichhaltigere alphabetiſche Katalog hochbetagter Leute in Thomas
Bailey’s „Records of Longevity‟ (1856) ergibt ungefähr ebenſo
viele Anderthalbhundertjährige. Beſtimmte ſchon Plinius in ſeiner
Naturgeſchichte auf Grund eines von Vespaſian abgehaltenen Cenſus
in Oberitalien, abweichend von jenem ſpäter im Corpus Juris auf-
geſtellten Grundſatze, die wahre äußerſte Altersgrenze des Menſchen
auf 130—150, ſtatt auf blos 100 Jahre, und gedenkt Trebellius
Pollio zu Anfang ſeines Lebens des Kaiſers Claudius einer Tra-
dition der gelehrten Naturforſcher (mathematici), wonach 120
Jahre das höchſte den Menſchen verliehene Altersziel (welches nur.
Moſe, der jüdiſche Geſetzgeber noch um 5 Jahre überſchritten habe)

1) Friedreich, a. a. O. — Prichard, Naturgeſch. d. Menſchen ꝛc. I,
162. 164. — Rauch, Die Einheit des Menſchengeſchlechts, Augsburg 1873,
S. 69 f.
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[255/0265] VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. ſchiedenſten ſonſtigen Nationen der alten und neuen Welt angehörigen Beiſpiele eines ähnlich hohen Alters: den Franzoſen Lahaye (120 Jahre alt), den venetianiſchen Conſul Hupazoli in Smyrna († 1702, 115 Jahre alt), den Polen Jacob Mulinowski, der noch 1805, angeblich 138 Jahre alt, lebte, die 120—130jährigen Armenier, über welche Kolenati berichtet, die von Prichard geſammelten Bei- ſpiele weit über 100 Jahre hinausgehenden Alters ſowohl bei Negern als bei Lappländern: 1) ſo dürfte jene von Haller aufgeſtellte Klimax, wonach Hunderte von Beiſpielen eines Alters von 100—110 Jahren, mindeſtens ein halbes Hundert von Beiſpielen 110—120- jähriger Greiſe, etwa dreißig Beiſpiele von 120—130jährigen, und immer noch fünfzehn Beiſpiele von über 130jährigen Perſonen zu Gebote ſtehen, als keineswegs imaginär oder werthlos zu betrachten ſein. Die Möglichkeit, daß in höchſt ſeltenen Fällen, in jedem Jahrhundert vielleicht einmal ein anderthalbhundertjähriges Alter erreicht werde, ſcheint uns nicht wohl beſtritten werden zu können; der Engländer B. van Oven (1854) hat im Ganzen 17 Beiſpiele eines ſo hoch hinaufgehenden Lebensalters zuſammengeſtellt und der noch reichhaltigere alphabetiſche Katalog hochbetagter Leute in Thomas Bailey’s „Records of Longevity‟ (1856) ergibt ungefähr ebenſo viele Anderthalbhundertjährige. Beſtimmte ſchon Plinius in ſeiner Naturgeſchichte auf Grund eines von Vespaſian abgehaltenen Cenſus in Oberitalien, abweichend von jenem ſpäter im Corpus Juris auf- geſtellten Grundſatze, die wahre äußerſte Altersgrenze des Menſchen auf 130—150, ſtatt auf blos 100 Jahre, und gedenkt Trebellius Pollio zu Anfang ſeines Lebens des Kaiſers Claudius einer Tra- dition der gelehrten Naturforſcher (mathematici), wonach 120 Jahre das höchſte den Menſchen verliehene Altersziel (welches nur. Moſe, der jüdiſche Geſetzgeber noch um 5 Jahre überſchritten habe) 1) Friedreich, a. a. O. — Prichard, Naturgeſch. d. Menſchen ꝛc. I, 162. 164. — Rauch, Die Einheit des Menſchengeſchlechts, Augsburg 1873, S. 69 f.

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/265>, abgerufen am 22.11.2024.