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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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IV. Die Opposition des modernen Naturalismus.
nahmslos habe die Menschheit sich aus absoluter Urwildheit empor-
gearbeitet; z. B. sei dieß von den Griechen Homers geradezu
undenkbar. Sir Herbert Spencer verbietet es gleichfalls, überall
und ausnahmslos in den heutigen Sitten und Anschauungen der
Wilden z. B. in ihren fetischistischen Religionsvorstellungen, ohne
Weiteres die wahre Urbeschaffenheit unsres Geschlechts erblicken zu
wollen. Aehnlich Arthur Mitchell, Secretär der schottischen Alter-
thumsvereine, der besonders darauf dringt, daß man die Elemente
der Civilisation nicht übersehe und nicht überschätze, die fast überall
das Leben und die Gebräuche der wilden Völker durchsetzen etc.1) --
Auf der andern Seite freilich erscheint auch der radikale Lubbockismus
nach wie vor mit eifrigen Anhängern begabt, die wie Baring Gould
auf ächt-positivistische Weise Fetischismus, Polytheismus, Monotheis-
mus als die nothwendigen Entwicklungsstadien der Religion darzuthun
suchen, oder wie Ray Lankester und andre darwinistische Ultras die
von Häckel in seiner "Natürlichen Schöpfungsgeschichte" und "Anthro-
pogenie" dargebotenen Jnstanzen für einen Thierursprung unsres
Geschlechts willkommen heißen und -- entgegen den Warnungen
besonnener Forscher wie Huxley etc. -- ohne Weiteres als baare
Münze hinnehmen2), oder wie Lewis H. Morgan sich in einem
peinlich genauen Schematisiren, behufs Aufzeigung des stufenmäßigen
Fortschritts der Urwilden bis zur Erreichung einer gewissen bar-
barischen Halbcultur gefallen3). Die Gesammtgeschichte unsres
Geschlechts soll nach diesem letztgenannten Forscher viele Myriaden

1) Max Müller, Oxford Essays: on comparative Mythology (1856)
Desselben Hibbert Lectures (on the| growth and origin of religion etc.,
Lond. 1879), Lect. III, p. 65 ss.
-- Arthur Mitchell, in den "Rhind
Lectures on Archeology",
1878.
2) Baring Gould, The origin and development of religious belief.
Lond.
1869. -- E. Ray Lankester, Notes on embryology and classifica-
tion, etc. Lond.
1877.
3) Lewis H. Morgan, Ancient Society ss.: Researches into the
human progress from Savagery through Barbarism to Civilisation.
Lond.
1878.

IV. Die Oppoſition des modernen Naturalismus.
nahmslos habe die Menſchheit ſich aus abſoluter Urwildheit empor-
gearbeitet; z. B. ſei dieß von den Griechen Homers geradezu
undenkbar. Sir Herbert Spencer verbietet es gleichfalls, überall
und ausnahmslos in den heutigen Sitten und Anſchauungen der
Wilden z. B. in ihren fetiſchiſtiſchen Religionsvorſtellungen, ohne
Weiteres die wahre Urbeſchaffenheit unſres Geſchlechts erblicken zu
wollen. Aehnlich Arthur Mitchell, Secretär der ſchottiſchen Alter-
thumsvereine, der beſonders darauf dringt, daß man die Elemente
der Civiliſation nicht überſehe und nicht überſchätze, die faſt überall
das Leben und die Gebräuche der wilden Völker durchſetzen ꝛc.1)
Auf der andern Seite freilich erſcheint auch der radikale Lubbockismus
nach wie vor mit eifrigen Anhängern begabt, die wie Baring Gould
auf ächt-poſitiviſtiſche Weiſe Fetiſchismus, Polytheismus, Monotheis-
mus als die nothwendigen Entwicklungsſtadien der Religion darzuthun
ſuchen, oder wie Ray Lankeſter und andre darwiniſtiſche Ultras die
von Häckel in ſeiner „Natürlichen Schöpfungsgeſchichte‟ und „Anthro-
pogenie‟ dargebotenen Jnſtanzen für einen Thierurſprung unſres
Geſchlechts willkommen heißen und — entgegen den Warnungen
beſonnener Forſcher wie Huxley ꝛc. — ohne Weiteres als baare
Münze hinnehmen2), oder wie Lewis H. Morgan ſich in einem
peinlich genauen Schematiſiren, behufs Aufzeigung des ſtufenmäßigen
Fortſchritts der Urwilden bis zur Erreichung einer gewiſſen bar-
bariſchen Halbcultur gefallen3). Die Geſammtgeſchichte unſres
Geſchlechts ſoll nach dieſem letztgenannten Forſcher viele Myriaden

1) Max Müller, Oxford Essays: on comparative Mythology (1856)
Deſſelben Hibbert Lectures (on the| growth and origin of religion etc.,
Lond. 1879), Lect. III, p. 65 ss.
— Arthur Mitchell, in den „Rhind
Lectures on Archeology‟,
1878.
2) Baring Gould, The origin and development of religious belief.
Lond.
1869. — E. Ray Lankeſter, Notes on embryology and classifica-
tion, etc. Lond.
1877.
3) Lewis H. Morgan, Ancient Society ss.: Researches into the
human progress from Savagery through Barbarism to Civilisation.
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1878.
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[143/0153] IV. Die Oppoſition des modernen Naturalismus. nahmslos habe die Menſchheit ſich aus abſoluter Urwildheit empor- gearbeitet; z. B. ſei dieß von den Griechen Homers geradezu undenkbar. Sir Herbert Spencer verbietet es gleichfalls, überall und ausnahmslos in den heutigen Sitten und Anſchauungen der Wilden z. B. in ihren fetiſchiſtiſchen Religionsvorſtellungen, ohne Weiteres die wahre Urbeſchaffenheit unſres Geſchlechts erblicken zu wollen. Aehnlich Arthur Mitchell, Secretär der ſchottiſchen Alter- thumsvereine, der beſonders darauf dringt, daß man die Elemente der Civiliſation nicht überſehe und nicht überſchätze, die faſt überall das Leben und die Gebräuche der wilden Völker durchſetzen ꝛc. 1) — Auf der andern Seite freilich erſcheint auch der radikale Lubbockismus nach wie vor mit eifrigen Anhängern begabt, die wie Baring Gould auf ächt-poſitiviſtiſche Weiſe Fetiſchismus, Polytheismus, Monotheis- mus als die nothwendigen Entwicklungsſtadien der Religion darzuthun ſuchen, oder wie Ray Lankeſter und andre darwiniſtiſche Ultras die von Häckel in ſeiner „Natürlichen Schöpfungsgeſchichte‟ und „Anthro- pogenie‟ dargebotenen Jnſtanzen für einen Thierurſprung unſres Geſchlechts willkommen heißen und — entgegen den Warnungen beſonnener Forſcher wie Huxley ꝛc. — ohne Weiteres als baare Münze hinnehmen 2), oder wie Lewis H. Morgan ſich in einem peinlich genauen Schematiſiren, behufs Aufzeigung des ſtufenmäßigen Fortſchritts der Urwilden bis zur Erreichung einer gewiſſen bar- bariſchen Halbcultur gefallen 3). Die Geſammtgeſchichte unſres Geſchlechts ſoll nach dieſem letztgenannten Forſcher viele Myriaden 1) Max Müller, Oxford Essays: on comparative Mythology (1856) Deſſelben Hibbert Lectures (on the| growth and origin of religion etc., Lond. 1879), Lect. III, p. 65 ss. — Arthur Mitchell, in den „Rhind Lectures on Archeology‟, 1878. 2) Baring Gould, The origin and development of religious belief. Lond. 1869. — E. Ray Lankeſter, Notes on embryology and classifica- tion, etc. Lond. 1877. 3) Lewis H. Morgan, Ancient Society ss.: Researches into the human progress from Savagery through Barbarism to Civilisation. Lond. 1878.

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/153>, abgerufen am 25.11.2024.