Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1734. CXXVII. Auf eine Debora unter dem Volck des HErrn. Du Oel Kind hör, ich preise meine Liebe Die meine, deine und der Brüderschafft, Vor ihre an dich angewandten Triebe, Vor ihren Blick der Gnade und der Krafft, Die Gnade macht dich weinen, Die Kräffte glühn und scheinen, Nun kommt das Oel dazu, Und will dein Ammt mit JEsu Christi seinen, Vereinigen, damit es Wunder thu. Der Heer-Fürst ist dein Mann, du Tochter GOttes, Wir haben billig Lieb und Furcht vor dich, Die Streiter tragen seinen Theil des Spottes, Die Braut zeigt ihren Blut- und Salbung-Strich, Der Freund, der ihr gewogen, Hat ihr den Strich gezogen, Jndem er sie umfaßt, Jndem sie an der Mutter-Brust gesogen, Jn dem ihr Hertz und Seines eingepaßt. Was soll ich dir zu deinem Tage sagen, Es wird mir schwer, die Worte fehlen mir, Denn erstlich weiß ichs nicht so vorzutragen, Als ichs in meinem Hertzen drinne spür. Zum andern, o du Dirne Mit der gesalbten Stirne! Wir sind bey nahe eins. Wir wachen beyde über Zions Thürne, Bald führest du mein Amt, bald führ ich deins. Nach dieser Pflicht und anbefohlnen Gnade, Geliebte Schwester, so ermahn ich dich, Zu wandeln auf dem gleichgemachten Pfade, Dem Haupt und der Gemeine würdiglich, Und keine Krafft zu spahren, Ob du gleich nach den Jahren Kaum Jünglings-mäßig bist, Da
1734. CXXVII. Auf eine Debora unter dem Volck des HErrn. Du Oel Kind hoͤr, ich preiſe meine Liebe Die meine, deine und der Bruͤderſchafft, Vor ihre an dich angewandten Triebe, Vor ihren Blick der Gnade und der Krafft, Die Gnade macht dich weinen, Die Kraͤffte gluͤhn und ſcheinen, Nun kommt das Oel dazu, Und will dein Ammt mit JEſu Chriſti ſeinen, Vereinigen, damit es Wunder thu. Der Heer-Fuͤrſt iſt dein Mann, du Tochter GOttes, Wir haben billig Lieb und Furcht vor dich, Die Streiter tragen ſeinen Theil des Spottes, Die Braut zeigt ihren Blut- und Salbung-Strich, Der Freund, der ihr gewogen, Hat ihr den Strich gezogen, Jndem er ſie umfaßt, Jndem ſie an der Mutter-Bruſt geſogen, Jn dem ihr Hertz und Seines eingepaßt. Was ſoll ich dir zu deinem Tage ſagen, Es wird mir ſchwer, die Worte fehlen mir, Denn erſtlich weiß ichs nicht ſo vorzutragen, Als ichs in meinem Hertzen drinne ſpuͤr. Zum andern, o du Dirne Mit der geſalbten Stirne! Wir ſind bey nahe eins. Wir wachen beyde uͤber Zions Thuͤrne, Bald fuͤhreſt du mein Amt, bald fuͤhr ich deins. Nach dieſer Pflicht und anbefohlnen Gnade, Geliebte Schweſter, ſo ermahn ich dich, Zu wandeln auf dem gleichgemachten Pfade, Dem Haupt und der Gemeine wuͤrdiglich, Und keine Krafft zu ſpahren, Ob du gleich nach den Jahren Kaum Juͤnglings-maͤßig biſt, Da
<TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0314" n="304"/> <fw place="top" type="header">1734.</fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXXVII.</hi> Auf eine Debora unter dem Volck<lb/> des HErrn.</hi> </head><lb/> <lg n="12"> <l><hi rendition="#in">D</hi>u <hi rendition="#fr">Oel Kind</hi> hoͤr, ich preiſe meine Liebe</l><lb/> <l>Die meine, deine und der Bruͤderſchafft,</l><lb/> <l>Vor ihre an dich angewandten Triebe,</l><lb/> <l>Vor ihren Blick der Gnade und der Krafft,</l><lb/> <l>Die Gnade macht dich weinen,</l><lb/> <l>Die Kraͤffte gluͤhn und ſcheinen,</l><lb/> <l>Nun kommt das Oel dazu,</l><lb/> <l>Und will dein Ammt mit JEſu Chriſti ſeinen,</l><lb/> <l>Vereinigen, damit es Wunder thu.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Der Heer-Fuͤrſt iſt dein Mann, du Tochter GOttes,</l><lb/> <l>Wir haben billig Lieb und Furcht vor dich,</l><lb/> <l>Die Streiter tragen ſeinen Theil des Spottes,</l><lb/> <l>Die Braut zeigt ihren Blut- und Salbung-Strich,</l><lb/> <l>Der Freund, der ihr gewogen,</l><lb/> <l>Hat ihr den Strich gezogen,</l><lb/> <l>Jndem er ſie umfaßt,</l><lb/> <l>Jndem ſie an der Mutter-Bruſt geſogen,</l><lb/> <l>Jn dem ihr Hertz und Seines eingepaßt.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Was ſoll ich dir zu deinem Tage ſagen,</l><lb/> <l>Es wird mir ſchwer, die Worte fehlen mir,</l><lb/> <l>Denn erſtlich weiß ichs nicht ſo vorzutragen,</l><lb/> <l>Als ichs in meinem Hertzen drinne ſpuͤr.</l><lb/> <l>Zum andern, o du Dirne</l><lb/> <l>Mit der geſalbten Stirne!</l><lb/> <l>Wir ſind bey nahe eins.</l><lb/> <l>Wir wachen beyde uͤber Zions Thuͤrne,</l><lb/> <l>Bald fuͤhreſt du mein Amt, bald fuͤhr ich deins.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Nach dieſer Pflicht und anbefohlnen Gnade,</l><lb/> <l>Geliebte Schweſter, ſo ermahn ich dich,</l><lb/> <l>Zu wandeln auf dem gleichgemachten Pfade,</l><lb/> <l>Dem Haupt und der Gemeine wuͤrdiglich,</l><lb/> <l>Und keine Krafft zu ſpahren,</l><lb/> <l>Ob du gleich nach den Jahren</l><lb/> <l>Kaum Juͤnglings-maͤßig biſt,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [304/0314]
1734.
CXXVII. Auf eine Debora unter dem Volck
des HErrn.
Du Oel Kind hoͤr, ich preiſe meine Liebe
Die meine, deine und der Bruͤderſchafft,
Vor ihre an dich angewandten Triebe,
Vor ihren Blick der Gnade und der Krafft,
Die Gnade macht dich weinen,
Die Kraͤffte gluͤhn und ſcheinen,
Nun kommt das Oel dazu,
Und will dein Ammt mit JEſu Chriſti ſeinen,
Vereinigen, damit es Wunder thu.
Der Heer-Fuͤrſt iſt dein Mann, du Tochter GOttes,
Wir haben billig Lieb und Furcht vor dich,
Die Streiter tragen ſeinen Theil des Spottes,
Die Braut zeigt ihren Blut- und Salbung-Strich,
Der Freund, der ihr gewogen,
Hat ihr den Strich gezogen,
Jndem er ſie umfaßt,
Jndem ſie an der Mutter-Bruſt geſogen,
Jn dem ihr Hertz und Seines eingepaßt.
Was ſoll ich dir zu deinem Tage ſagen,
Es wird mir ſchwer, die Worte fehlen mir,
Denn erſtlich weiß ichs nicht ſo vorzutragen,
Als ichs in meinem Hertzen drinne ſpuͤr.
Zum andern, o du Dirne
Mit der geſalbten Stirne!
Wir ſind bey nahe eins.
Wir wachen beyde uͤber Zions Thuͤrne,
Bald fuͤhreſt du mein Amt, bald fuͤhr ich deins.
Nach dieſer Pflicht und anbefohlnen Gnade,
Geliebte Schweſter, ſo ermahn ich dich,
Zu wandeln auf dem gleichgemachten Pfade,
Dem Haupt und der Gemeine wuͤrdiglich,
Und keine Krafft zu ſpahren,
Ob du gleich nach den Jahren
Kaum Juͤnglings-maͤßig biſt,
Da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |