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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1730.
Sag ichs, oder nicht,
Aufgefahrnes Licht!
Daß wir deiner Seufzer Rauchen,
Auch vor diese Seele brauchen;
Jch verschone dich,
JEsus höret mich.
Drum gerade zu
Auf die stoltze Ruh,
Schlaf, nach unterbrochner Stille,
Das ist GOttes guter Wille,
Lieb, (es ist erlaubt,)
Was an JEsum glaubt.
König Christian,
GOttes Unterthan,
Der auch seine Last geladen,
Lebe nun von GOttes Gnaden!
Seine Majestät
Wird ans Creutz erhöht.
XCII. Auf seiner Gemahlin 30. Geburts-
Tag.
LJebe Fran! ich bitte dich um des ewgen Felsens willen,
Draus wir beyderseits gehauen, wo auch unser Steinritz ist:
Laßt uns in Verbundenheit in die Gnaden-Flügel hüllen,
Unser Haupt, das uns regieret, unser Mann ist JEsus Christ.
Dreyßig Jahre hat er dich auf den Händen hingetragen,
Und nicht einmal, wie wir Menschen öfters thun, hart auf-
gestaucht;

Manche Ungemächlichkeit zeigte sich in unsern Tagen,
Aber, wie sie sich gezeiget, eben so ist sie verraucht.
Meine Schwester, liebe Frau! JEsus hat es uns vor übel,
Wenn wir nicht mit gantzer Seele und mit aller unsrer Kraft,
Uns in seine Liebe ziehn: unsre Regel sey die Bibel,
Unser Dollmetsch sey der Wille, unsre Kraft seins Lebens Saft.
Hüter des Vollendungs-Saals, wo so viele Braut-Gemächer,
Drinnen sich die Seelen schmücken, nimm dich meiner Schwe-
ster an:

Jch
1730.
Sag ichs, oder nicht,
Aufgefahrnes Licht!
Daß wir deiner Seufzer Rauchen,
Auch vor dieſe Seele brauchen;
Jch verſchone dich,
JEſus hoͤret mich.
Drum gerade zu
Auf die ſtoltze Ruh,
Schlaf, nach unterbrochner Stille,
Das iſt GOttes guter Wille,
Lieb, (es iſt erlaubt,)
Was an JEſum glaubt.
Koͤnig Chriſtian,
GOttes Unterthan,
Der auch ſeine Laſt geladen,
Lebe nun von GOttes Gnaden!
Seine Majeſtaͤt
Wird ans Creutz erhoͤht.
XCII. Auf ſeiner Gemahlin 30. Geburts-
Tag.
LJebe Fran! ich bitte dich um des ewgen Felſens willen,
Draus wir beyderſeits gehauen, wo auch unſer Steinritz iſt:
Laßt uns in Verbundenheit in die Gnaden-Fluͤgel huͤllen,
Unſer Haupt, das uns regieret, unſer Mann iſt JEſus Chriſt.
Dreyßig Jahre hat er dich auf den Haͤnden hingetragen,
Und nicht einmal, wie wir Menſchen oͤfters thun, hart auf-
geſtaucht;

Manche Ungemaͤchlichkeit zeigte ſich in unſern Tagen,
Aber, wie ſie ſich gezeiget, eben ſo iſt ſie verraucht.
Meine Schweſter, liebe Frau! JEſus hat es uns vor uͤbel,
Wenn wir nicht mit gantzer Seele und mit aller unſrer Kraft,
Uns in ſeine Liebe ziehn: unſre Regel ſey die Bibel,
Unſer Dollmetſch ſey der Wille, unſre Kraft ſeins Lebens Saft.
Huͤter des Vollendungs-Saals, wo ſo viele Braut-Gemaͤcher,
Drinnen ſich die Seelen ſchmuͤcken, nimm dich meiner Schwe-
ſter an:

Jch
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[219/0229] 1730. Sag ichs, oder nicht, Aufgefahrnes Licht! Daß wir deiner Seufzer Rauchen, Auch vor dieſe Seele brauchen; Jch verſchone dich, JEſus hoͤret mich. Drum gerade zu Auf die ſtoltze Ruh, Schlaf, nach unterbrochner Stille, Das iſt GOttes guter Wille, Lieb, (es iſt erlaubt,) Was an JEſum glaubt. Koͤnig Chriſtian, GOttes Unterthan, Der auch ſeine Laſt geladen, Lebe nun von GOttes Gnaden! Seine Majeſtaͤt Wird ans Creutz erhoͤht. XCII. Auf ſeiner Gemahlin 30. Geburts- Tag. LJebe Fran! ich bitte dich um des ewgen Felſens willen, Draus wir beyderſeits gehauen, wo auch unſer Steinritz iſt: Laßt uns in Verbundenheit in die Gnaden-Fluͤgel huͤllen, Unſer Haupt, das uns regieret, unſer Mann iſt JEſus Chriſt. Dreyßig Jahre hat er dich auf den Haͤnden hingetragen, Und nicht einmal, wie wir Menſchen oͤfters thun, hart auf- geſtaucht; Manche Ungemaͤchlichkeit zeigte ſich in unſern Tagen, Aber, wie ſie ſich gezeiget, eben ſo iſt ſie verraucht. Meine Schweſter, liebe Frau! JEſus hat es uns vor uͤbel, Wenn wir nicht mit gantzer Seele und mit aller unſrer Kraft, Uns in ſeine Liebe ziehn: unſre Regel ſey die Bibel, Unſer Dollmetſch ſey der Wille, unſre Kraft ſeins Lebens Saft. Huͤter des Vollendungs-Saals, wo ſo viele Braut-Gemaͤcher, Drinnen ſich die Seelen ſchmuͤcken, nimm dich meiner Schwe- ſter an: Jch

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/229>, abgerufen am 24.11.2024.