Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1729. Hier liegen wir in unserm Staube; Jedoch ergreift dich unser Glaube, (Den wir nicht sehn, als sehn wir dich,) An deiner Treu erhält er sich. Ach JEsu! einger Mensch in Gnaden, Der du uns auf den Hals geladen, Und unsre Sünden-Bürde trugst, Biß du der Sünden Schloß zerschlugst, Ach! neige deines Hertzens Güte Zu unserm schmachtenden Gemüthe, Und hilf uns aus der Bangigkeit, Darinnen unser Jnners schreyt. Wir können dir nicht Worte machen Geschickt genung zu unsern Sachen, Das aber, HErr! verstehest du, Theils haben, andre suchen Ruh. Die zu der Ruhe eingegangen, Die brennen alle vor Verlangen, Und diß Verlangen wird zur Quaal, Erfüllt zu sehn der Brüder Zahl. Die aber nach der Ruhe ringen, Und zu der engen Pforte dringen, (Der Eingang aber ist noch zu,) Derselben Elend siehest du. O Liebe! laß dichs hertzlich jammern. Dein Hauß hat ja so manche Kammern, Jst ihnen diese noch zu gut, Wer weiß, obs nicht die andre thut. Nur halte Niemand an der Pforte, Gib deinem Vater gute Worte, Die Züge zu beschleunigen, Zum guten Theil, zum Einigen. Der du die Todes-Thore sprengtest, Und dich durch Sünd und Hölle drängtest, Ertrotze durch dein Siegs-Gericht Die Seelen von dem Bösewicht. Laß
1729. Hier liegen wir in unſerm Staube; Jedoch ergreift dich unſer Glaube, (Den wir nicht ſehn, als ſehn wir dich,) An deiner Treu erhaͤlt er ſich. Ach JEſu! einger Menſch in Gnaden, Der du uns auf den Hals geladen, Und unſre Suͤnden-Buͤrde trugſt, Biß du der Suͤnden Schloß zerſchlugſt, Ach! neige deines Hertzens Guͤte Zu unſerm ſchmachtenden Gemuͤthe, Und hilf uns aus der Bangigkeit, Darinnen unſer Jnners ſchreyt. Wir koͤnnen dir nicht Worte machen Geſchickt genung zu unſern Sachen, Das aber, HErr! verſteheſt du, Theils haben, andre ſuchen Ruh. Die zu der Ruhe eingegangen, Die brennen alle vor Verlangen, Und diß Verlangen wird zur Quaal, Erfuͤllt zu ſehn der Bruͤder Zahl. Die aber nach der Ruhe ringen, Und zu der engen Pforte dringen, (Der Eingang aber iſt noch zu,) Derſelben Elend ſieheſt du. O Liebe! laß dichs hertzlich jammern. Dein Hauß hat ja ſo manche Kammern, Jſt ihnen dieſe noch zu gut, Wer weiß, obs nicht die andre thut. Nur halte Niemand an der Pforte, Gib deinem Vater gute Worte, Die Zuͤge zu beſchleunigen, Zum guten Theil, zum Einigen. Der du die Todes-Thore ſprengteſt, Und dich durch Suͤnd und Hoͤlle draͤngteſt, Ertrotze durch dein Siegs-Gericht Die Seelen von dem Boͤſewicht. Laß
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1729.
Hier liegen wir in unſerm Staube;
Jedoch ergreift dich unſer Glaube,
(Den wir nicht ſehn, als ſehn wir dich,)
An deiner Treu erhaͤlt er ſich.
Ach JEſu! einger Menſch in Gnaden,
Der du uns auf den Hals geladen,
Und unſre Suͤnden-Buͤrde trugſt,
Biß du der Suͤnden Schloß zerſchlugſt,
Ach! neige deines Hertzens Guͤte
Zu unſerm ſchmachtenden Gemuͤthe,
Und hilf uns aus der Bangigkeit,
Darinnen unſer Jnners ſchreyt.
Wir koͤnnen dir nicht Worte machen
Geſchickt genung zu unſern Sachen,
Das aber, HErr! verſteheſt du,
Theils haben, andre ſuchen Ruh.
Die zu der Ruhe eingegangen,
Die brennen alle vor Verlangen,
Und diß Verlangen wird zur Quaal,
Erfuͤllt zu ſehn der Bruͤder Zahl.
Die aber nach der Ruhe ringen,
Und zu der engen Pforte dringen,
(Der Eingang aber iſt noch zu,)
Derſelben Elend ſieheſt du.
O Liebe! laß dichs hertzlich jammern.
Dein Hauß hat ja ſo manche Kammern,
Jſt ihnen dieſe noch zu gut,
Wer weiß, obs nicht die andre thut.
Nur halte Niemand an der Pforte,
Gib deinem Vater gute Worte,
Die Zuͤge zu beſchleunigen,
Zum guten Theil, zum Einigen.
Der du die Todes-Thore ſprengteſt,
Und dich durch Suͤnd und Hoͤlle draͤngteſt,
Ertrotze durch dein Siegs-Gericht
Die Seelen von dem Boͤſewicht.
Laß
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