Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Dem die Tugend nicht genug, Der ein neues Hertze fodert, Das da lodert Von den Flammen seiner Glut, Nimm den Muth, Jmmer mehr und mehr gefangen, Der bey redlichem Verlangen Noch so manchen Fehl-Tritt thut. Ach! was ist doch nur ein Mensch, Wenn sein Anfang noch so kräftig, Der nicht heftig Seinen Willen niederdrückt, Und erstickt. HErr! gedencke an ein Hertze, Das sich noch nicht ohne Schmertze Unter deine Tödtung bückt. JEsu! rette deine Kraft, Längst an einer Seel erwiesen, Die vor diesem Unsre grosse Hofnung war, Und nun gar, Obwol nicht dahin gegeben, Doch gar schwächlich scheint zu leben, Fällt doch ohne dich kein Haar. Der du Wunder-Wege gehst, Und aus Gifte Honig machest, Denn du wachest Uber aller Seelen Heyl, Die sich feil. Und bereit sind mit zu gehen, Wenn
Dem die Tugend nicht genug, Der ein neues Hertze fodert, Das da lodert Von den Flammen ſeiner Glut, Nimm den Muth, Jmmer mehr und mehr gefangen, Der bey redlichem Verlangen Noch ſo manchen Fehl-Tritt thut. Ach! was iſt doch nur ein Menſch, Wenn ſein Anfang noch ſo kraͤftig, Der nicht heftig Seinen Willen niederdruͤckt, Und erſtickt. HErr! gedencke an ein Hertze, Das ſich noch nicht ohne Schmertze Unter deine Toͤdtung buͤckt. JEſu! rette deine Kraft, Laͤngſt an einer Seel erwieſen, Die vor dieſem Unſre groſſe Hofnung war, Und nun gar, Obwol nicht dahin gegeben, Doch gar ſchwaͤchlich ſcheint zu leben, Faͤllt doch ohne dich kein Haar. Der du Wunder-Wege gehſt, Und aus Gifte Honig macheſt, Denn du wacheſt Uber aller Seelen Heyl, Die ſich feil. Und bereit ſind mit zu gehen, Wenn
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1728.
Oder heitzeſt
Deinen Elends-Ofen, ſo,
Daß man froh,
Wenn man dir zu Fuſſe fallen,
Und bereit ſeyn kan zu allen:
Bring dein Feur zur lichten Loh!
Dem die Tugend nicht genug,
Der ein neues Hertze fodert,
Das da lodert
Von den Flammen ſeiner Glut,
Nimm den Muth,
Jmmer mehr und mehr gefangen,
Der bey redlichem Verlangen
Noch ſo manchen Fehl-Tritt thut.
Ach! was iſt doch nur ein Menſch,
Wenn ſein Anfang noch ſo kraͤftig,
Der nicht heftig
Seinen Willen niederdruͤckt,
Und erſtickt.
HErr! gedencke an ein Hertze,
Das ſich noch nicht ohne Schmertze
Unter deine Toͤdtung buͤckt.
JEſu! rette deine Kraft,
Laͤngſt an einer Seel erwieſen,
Die vor dieſem
Unſre groſſe Hofnung war,
Und nun gar,
Obwol nicht dahin gegeben,
Doch gar ſchwaͤchlich ſcheint zu leben,
Faͤllt doch ohne dich kein Haar.
Der du Wunder-Wege gehſt,
Und aus Gifte Honig macheſt,
Denn du wacheſt
Uber aller Seelen Heyl,
Die ſich feil.
Und bereit ſind mit zu gehen,
Wenn
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