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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1728.
Der Hirte, deß die Schafe sind,
Der will sie auf die Achseln nehmen:
Doch, daß sich da kein Zwang befindt,
Es muß sich alles selbst bequemen.
Auch hat der Seelen-Feind noch Macht
Die Ungegründten zu verwirren:
Da werden Meynungen gebracht;
Daran sich theure Seelen irren.
Hier spricht ein treuer Knecht:
Mit Beten ringst du recht,
Der Heyland muß sich dein erbarmen.
Dort heists: Beweise dich.
Die Seele mühet sich,Hos. 13, 5.
Und rückt sich aus den Gnaden-Armen.
Damit ist Christi Schaar gezweyt:
Ein iedes Theil will JEsum haben.
Der spricht: Er ist Gerechtigkeit,
Jch werde mich zu tode traben,
Wenn ich mir selber helffen will,
Er muß mir erst die Kräfte geben,
Und eh' ich sein Gebot erfüll,
Muß ich vor allen Dingen leben.
Da spricht der andre nun:
Jch will das Gute thun,

So wird er mir den Lohn nicht rauben,
Die Welt hat keinen Streit;
Denn sie ist gleich so weit
Von guten Wercken, als vom Glauben.
Den Schafen, die des Hirten Hand
Selbst auf die Weide hingeführet,
Jst sie gesund und wohl bekannt:
Die andern werden matt gespühret.
Sie mercken, daß es so nicht geht,
Der HErr muß ihnen Weißheit werden.
Wo etwan ein Erkänntniß steht
Vom neuen Himmel oder Erden,
Da greiffen sie bald zu,
Da suchen sie sich Ruh!
Jhr
1728.
Der Hirte, deß die Schafe ſind,
Der will ſie auf die Achſeln nehmen:
Doch, daß ſich da kein Zwang befindt,
Es muß ſich alles ſelbſt bequemen.
Auch hat der Seelen-Feind noch Macht
Die Ungegruͤndten zu verwirren:
Da werden Meynungen gebracht;
Daran ſich theure Seelen irren.
Hier ſpricht ein treuer Knecht:
Mit Beten ringſt du recht,
Der Heyland muß ſich dein erbarmen.
Dort heiſts: Beweiſe dich.
Die Seele muͤhet ſich,Hoſ. 13, 5.
Und ruͤckt ſich aus den Gnaden-Armen.
Damit iſt Chriſti Schaar gezweyt:
Ein iedes Theil will JEſum haben.
Der ſpricht: Er iſt Gerechtigkeit,
Jch werde mich zu tode traben,
Wenn ich mir ſelber helffen will,
Er muß mir erſt die Kraͤfte geben,
Und eh’ ich ſein Gebot erfuͤll,
Muß ich vor allen Dingen leben.
Da ſpricht der andre nun:
Jch will das Gute thun,

So wird er mir den Lohn nicht rauben,
Die Welt hat keinen Streit;
Denn ſie iſt gleich ſo weit
Von guten Wercken, als vom Glauben.
Den Schafen, die des Hirten Hand
Selbſt auf die Weide hingefuͤhret,
Jſt ſie geſund und wohl bekannt:
Die andern werden matt geſpuͤhret.
Sie mercken, daß es ſo nicht geht,
Der HErr muß ihnen Weißheit werden.
Wo etwan ein Erkaͤnntniß ſteht
Vom neuen Himmel oder Erden,
Da greiffen ſie bald zu,
Da ſuchen ſie ſich Ruh!
Jhr
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[152/0162] 1728. Der Hirte, deß die Schafe ſind, Der will ſie auf die Achſeln nehmen: Doch, daß ſich da kein Zwang befindt, Es muß ſich alles ſelbſt bequemen. Auch hat der Seelen-Feind noch Macht Die Ungegruͤndten zu verwirren: Da werden Meynungen gebracht; Daran ſich theure Seelen irren. Hier ſpricht ein treuer Knecht: Mit Beten ringſt du recht, Der Heyland muß ſich dein erbarmen. Dort heiſts: Beweiſe dich. Die Seele muͤhet ſich, Und ruͤckt ſich aus den Gnaden-Armen. Damit iſt Chriſti Schaar gezweyt: Ein iedes Theil will JEſum haben. Der ſpricht: Er iſt Gerechtigkeit, Jch werde mich zu tode traben, Wenn ich mir ſelber helffen will, Er muß mir erſt die Kraͤfte geben, Und eh’ ich ſein Gebot erfuͤll, Muß ich vor allen Dingen leben. Da ſpricht der andre nun: Jch will das Gute thun, So wird er mir den Lohn nicht rauben, Die Welt hat keinen Streit; Denn ſie iſt gleich ſo weit Von guten Wercken, als vom Glauben. Den Schafen, die des Hirten Hand Selbſt auf die Weide hingefuͤhret, Jſt ſie geſund und wohl bekannt: Die andern werden matt geſpuͤhret. Sie mercken, daß es ſo nicht geht, Der HErr muß ihnen Weißheit werden. Wo etwan ein Erkaͤnntniß ſteht Vom neuen Himmel oder Erden, Da greiffen ſie bald zu, Da ſuchen ſie ſich Ruh! Jhr

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/162>, abgerufen am 27.11.2024.