Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Jch thats. Und du gedachtest deiner Worte, Du sandtest mir die Weißheit deines Throns. Du zeigtest mir den Pfad zur engen Pforte, Die Hertz-Bewegungs-Kraft des Menschen Sohns. Die falsch-berühmten Weiden lernt man nicht besser meiden, Als auf der Gnaden-Au. Du öfnetest die hohe Schul der Leiden, Das war der Grund zu einem Wunder-Bau. Da ward ich nun in deinem Hause Sprecher, Jch predigte, was Wort und Geist gebot. Er sagts ins Ohr, ich bracht es auf die Dächer. Jnsonderheit erhub ich deinen Tod, Der alle Seelen ziehe, ich gab mir wenig Mühe Um die Philosophie. Jch zeigte nur, wie unser Hertz erglühe, Wenns deine Lieb aus dem Verderben zieh. Das Wort vom Creutz must' alles niederbohren, Jn Leipzig schon, in Erfurt und in Glauch', Es bändigte die frechesten Halloren, Der Pfäfferey zerriß es ihren Bauch. Es ward ein Gift der Sünden, ein Staar-Stich vor die Blinden, Der Welt ein Donner-Strahl, Den Kämpfenden ein Schwerdt zum Uberwinden, Den Weinenden ein Seelen-Abendmahl. Die Friedrichs-Schul ward aufgeklährt und heiter, Ein Wäysen-Hauß stieg über die Natur. Das Wort vom Creutz drang alle Tage weiter. Man half dem Volck durch Schriften auf die Spur. Die Wahrheits-Zeugen schritten hinüber zu den Britten, Jn Scandinavien, Auch rissen sie ins Reich der Moscowitten, Und endlich fuhren sie in Jndien. Das J 2
Jch thats. Und du gedachteſt deiner Worte, Du ſandteſt mir die Weißheit deines Throns. Du zeigteſt mir den Pfad zur engen Pforte, Die Hertz-Bewegungs-Kraft des Menſchen Sohns. Die falſch-beruͤhmten Weiden lernt man nicht beſſer meiden, Als auf der Gnaden-Au. Du oͤfneteſt die hohe Schul der Leiden, Das war der Grund zu einem Wunder-Bau. Da ward ich nun in deinem Hauſe Sprecher, Jch predigte, was Wort und Geiſt gebot. Er ſagts ins Ohr, ich bracht es auf die Daͤcher. Jnſonderheit erhub ich deinen Tod, Der alle Seelen ziehe, ich gab mir wenig Muͤhe Um die Philoſophie. Jch zeigte nur, wie unſer Hertz ergluͤhe, Wenns deine Lieb aus dem Verderben zieh. Das Wort vom Creutz muſt’ alles niederbohren, Jn Leipzig ſchon, in Erfurt und in Glauch’, Es baͤndigte die frecheſten Halloren, Der Pfaͤfferey zerriß es ihren Bauch. Es ward ein Gift der Suͤnden, ein Staar-Stich vor die Blinden, Der Welt ein Donner-Strahl, Den Kaͤmpfenden ein Schwerdt zum Uberwinden, Den Weinenden ein Seelen-Abendmahl. Die Friedrichs-Schul ward aufgeklaͤhrt und heiter, Ein Waͤyſen-Hauß ſtieg uͤber die Natur. Das Wort vom Creutz drang alle Tage weiter. Man half dem Volck durch Schriften auf die Spur. Die Wahrheits-Zeugen ſchritten hinuͤber zu den Britten, Jn Scandinavien, Auch riſſen ſie ins Reich der Moſcowitten, Und endlich fuhren ſie in Jndien. Das J 2
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="126"> <l> <pb facs="#f0141" n="131"/> <fw place="top" type="header">1726.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">So will ich dich erhoͤhn.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jch offenbahre mich dir, ich die Wahrheit,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Und lehre deinen Fuß auf Felſen ſtehn.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="127"> <l><hi rendition="#fr">Jch thats.</hi> Und du gedachteſt deiner Worte,</l><lb/> <l>Du ſandteſt mir <hi rendition="#fr">die Weißheit deines Throns.</hi></l><lb/> <l>Du zeigteſt mir <hi rendition="#fr">den Pfad zur engen Pforte,</hi></l><lb/> <l>Die Hertz-Bewegungs-Kraft des Menſchen Sohns.<lb/><hi rendition="#fr">Die falſch-beruͤhmten Weiden lernt man nicht beſſer<lb/><hi rendition="#et">meiden,</hi></hi></l><lb/> <l>Als auf der <hi rendition="#fr">Gnaden-Au.</hi></l><lb/> <l>Du oͤfneteſt die <hi rendition="#fr">hohe Schul der Leiden,</hi></l><lb/> <l>Das war der Grund zu einem Wunder-Bau.</l> </lg><lb/> <lg n="128"> <l>Da ward ich nun in deinem Hauſe <hi rendition="#fr">Sprecher,</hi></l><lb/> <l>Jch predigte, was Wort und Geiſt gebot.</l><lb/> <l>Er ſagts ins Ohr, <hi rendition="#fr">ich bracht es auf die Daͤcher.</hi></l><lb/> <l>Jnſonderheit erhub ich deinen Tod,</l><lb/> <l>Der alle Seelen ziehe, ich gab mir wenig Muͤhe</l><lb/> <l>Um die Philoſophie.</l><lb/> <l>Jch zeigte nur, <hi rendition="#fr">wie unſer Hertz ergluͤhe,</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Wenns deine Lieb aus dem Verderben zieh.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="129"> <l>Das <hi rendition="#fr">Wort vom Creutz</hi> muſt’ alles <hi rendition="#fr">niederbohren,</hi></l><lb/> <l>Jn <hi rendition="#fr">Leipzig</hi> ſchon, in <hi rendition="#fr">Erfurt</hi> und in <hi rendition="#fr">Glauch’,</hi></l><lb/> <l>Es baͤndigte die frecheſten <hi rendition="#fr">Halloren,</hi></l><lb/> <l>Der <hi rendition="#fr">Pfaͤfferey</hi> zerriß es ihren <hi rendition="#fr">Bauch.</hi></l><lb/> <l>Es ward ein <hi rendition="#fr">Gift</hi> der Suͤnden, ein <hi rendition="#fr">Staar-Stich</hi> vor die<lb/><hi rendition="#et">Blinden,</hi></l><lb/> <l>Der Welt ein <hi rendition="#fr">Donner-Strahl,</hi></l><lb/> <l>Den <hi rendition="#fr">Kaͤmpfenden</hi> ein Schwerdt zum Uberwinden,</l><lb/> <l>Den <hi rendition="#fr">Weinenden</hi> ein Seelen-Abendmahl.</l> </lg><lb/> <lg n="130"> <l>Die <hi rendition="#fr">Friedrichs-Schul</hi> ward aufgeklaͤhrt und heiter,</l><lb/> <l>Ein <hi rendition="#fr">Waͤyſen-Hauß</hi> ſtieg uͤber die <hi rendition="#fr">Natur.</hi></l><lb/> <l>Das <hi rendition="#fr">Wort</hi> vom Creutz <hi rendition="#fr">drang alle Tage weiter.</hi></l><lb/> <l>Man half dem Volck durch <hi rendition="#fr">Schriften</hi> auf die Spur.</l><lb/> <l>Die Wahrheits-Zeugen ſchritten hinuͤber zu den <hi rendition="#fr">Britten,</hi></l><lb/> <l>Jn <hi rendition="#fr">Scandinavien,</hi></l><lb/> <l>Auch riſſen ſie ins Reich der <hi rendition="#fr">Moſcowitten,</hi></l><lb/> <l>Und endlich fuhren ſie in <hi rendition="#fr">Jndien.</hi></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [131/0141]
1726.
So will ich dich erhoͤhn.
Jch offenbahre mich dir, ich die Wahrheit,
Und lehre deinen Fuß auf Felſen ſtehn.
Jch thats. Und du gedachteſt deiner Worte,
Du ſandteſt mir die Weißheit deines Throns.
Du zeigteſt mir den Pfad zur engen Pforte,
Die Hertz-Bewegungs-Kraft des Menſchen Sohns.
Die falſch-beruͤhmten Weiden lernt man nicht beſſer
meiden,
Als auf der Gnaden-Au.
Du oͤfneteſt die hohe Schul der Leiden,
Das war der Grund zu einem Wunder-Bau.
Da ward ich nun in deinem Hauſe Sprecher,
Jch predigte, was Wort und Geiſt gebot.
Er ſagts ins Ohr, ich bracht es auf die Daͤcher.
Jnſonderheit erhub ich deinen Tod,
Der alle Seelen ziehe, ich gab mir wenig Muͤhe
Um die Philoſophie.
Jch zeigte nur, wie unſer Hertz ergluͤhe,
Wenns deine Lieb aus dem Verderben zieh.
Das Wort vom Creutz muſt’ alles niederbohren,
Jn Leipzig ſchon, in Erfurt und in Glauch’,
Es baͤndigte die frecheſten Halloren,
Der Pfaͤfferey zerriß es ihren Bauch.
Es ward ein Gift der Suͤnden, ein Staar-Stich vor die
Blinden,
Der Welt ein Donner-Strahl,
Den Kaͤmpfenden ein Schwerdt zum Uberwinden,
Den Weinenden ein Seelen-Abendmahl.
Die Friedrichs-Schul ward aufgeklaͤhrt und heiter,
Ein Waͤyſen-Hauß ſtieg uͤber die Natur.
Das Wort vom Creutz drang alle Tage weiter.
Man half dem Volck durch Schriften auf die Spur.
Die Wahrheits-Zeugen ſchritten hinuͤber zu den Britten,
Jn Scandinavien,
Auch riſſen ſie ins Reich der Moſcowitten,
Und endlich fuhren ſie in Jndien.
Das
J 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |