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Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Alle Leiden werden bald ein Ende nehmen, erwiderte der Müller. --

Wie denn, wo denn, bester Freund? --

Ohne ein Wort zu sagen, ging der Müller ins Bruch vor, während der Justizrath ihm ängstlich nachsah.

Mit trauriger Miene kehrte Ersterer zurück. Es ist richtig, der Regen hat das Seinige gethan; aber der allein kann's nicht thun, die Rabenhorster müssen die Schleusen gezogen haben, an eine Rückkehr ist ohne eine Hülfe von außen sobald nicht zu denken, wir müssen uns also --

Allmächtiger Gott! dann müßten wir ja Hungers sterben! Laßt uns rufen!

Rufen? Niemand kann uns hören; denn wir sind über eine Meile entfernt von jedem Ort, wo Menschen sein können.

Ha! das habt Ihr gewußt, schrie der Justizrath dem Müller zu; Ihr wollt mich ermorden! --

Der Müller sah ihn halb mitleidig, halb verächtlich an.

Wer sein eigenes Leben nicht achtet, ist Herr des Lebens von Jedermann auf der Welt, erwiderte er ruhig. Ich muß mit Ihnen verhungern, ich hätte es also kürzer haben, Sie auf den Kopf schlagen und dann bequemer sterben können. --

Ein einziges Stück Brod theilte er mit dem Verzweifelnden, und den Durst löschten sie mit dem faulen Bruchwasser.

Alle Leiden werden bald ein Ende nehmen, erwiderte der Müller.

Wie denn, wo denn, bester Freund? —

Ohne ein Wort zu sagen, ging der Müller ins Bruch vor, während der Justizrath ihm ängstlich nachsah.

Mit trauriger Miene kehrte Ersterer zurück. Es ist richtig, der Regen hat das Seinige gethan; aber der allein kann's nicht thun, die Rabenhorster müssen die Schleusen gezogen haben, an eine Rückkehr ist ohne eine Hülfe von außen sobald nicht zu denken, wir müssen uns also —

Allmächtiger Gott! dann müßten wir ja Hungers sterben! Laßt uns rufen!

Rufen? Niemand kann uns hören; denn wir sind über eine Meile entfernt von jedem Ort, wo Menschen sein können.

Ha! das habt Ihr gewußt, schrie der Justizrath dem Müller zu; Ihr wollt mich ermorden! —

Der Müller sah ihn halb mitleidig, halb verächtlich an.

Wer sein eigenes Leben nicht achtet, ist Herr des Lebens von Jedermann auf der Welt, erwiderte er ruhig. Ich muß mit Ihnen verhungern, ich hätte es also kürzer haben, Sie auf den Kopf schlagen und dann bequemer sterben können. —

Ein einziges Stück Brod theilte er mit dem Verzweifelnden, und den Durst löschten sie mit dem faulen Bruchwasser.

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[0062] Alle Leiden werden bald ein Ende nehmen, erwiderte der Müller. — Wie denn, wo denn, bester Freund? — Ohne ein Wort zu sagen, ging der Müller ins Bruch vor, während der Justizrath ihm ängstlich nachsah. Mit trauriger Miene kehrte Ersterer zurück. Es ist richtig, der Regen hat das Seinige gethan; aber der allein kann's nicht thun, die Rabenhorster müssen die Schleusen gezogen haben, an eine Rückkehr ist ohne eine Hülfe von außen sobald nicht zu denken, wir müssen uns also — Allmächtiger Gott! dann müßten wir ja Hungers sterben! Laßt uns rufen! Rufen? Niemand kann uns hören; denn wir sind über eine Meile entfernt von jedem Ort, wo Menschen sein können. Ha! das habt Ihr gewußt, schrie der Justizrath dem Müller zu; Ihr wollt mich ermorden! — Der Müller sah ihn halb mitleidig, halb verächtlich an. Wer sein eigenes Leben nicht achtet, ist Herr des Lebens von Jedermann auf der Welt, erwiderte er ruhig. Ich muß mit Ihnen verhungern, ich hätte es also kürzer haben, Sie auf den Kopf schlagen und dann bequemer sterben können. — Ein einziges Stück Brod theilte er mit dem Verzweifelnden, und den Durst löschten sie mit dem faulen Bruchwasser.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:10:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:10:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/62>, abgerufen am 24.11.2024.