Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.läufer! -- Das war hübsch von ihm; denn er kann doch sonst den Kerl nicht leiden. Ja, rief ein Anderer, der Schmied ist ein kluger Mann; er ist gewiß dem Verräther auf der Spur, und dann mag ich mit dem die Suppe nicht theilen. -- Die Männer gingen vorüber. Der Knabe zitterte. Du bist ein braver Junge, sagte der Justizrath und drückte ihm Geld in die Tasche. Ich habe es immer gut mit dir gemeint, und du vergiltst es. Habe nur Muth! -- Hast du die Kerle nicht gekannt? fragte der Actuarius; es könnte doch gut sein, sie sich zu merken. -- Der Knabe verneinte dies und ging vorsichtig horchend voran. Um etwa zwei Uhr trafen die Drei bei der Mühle ein. Sie hatten sich am Schilfrand des Sees gehalten und so die Schmiede umgangen. Auf ein leises Klopfen öffnete Marie und führte die Männer in ein reinliches Hinterstübchen, wo frische Betten aufgeschlagen und Kaffee und Butterbrod bereit waren. Der Justizrath sah das Mädchen zärtlich an: Gottes Wege sind wunderbar, sagte er, wie hätte ich denken können, gerade bei dir Zuflucht suchen zu müssen! Der Aktuar war zum ersten Male etwas verlegen. Wo ist denn der Vater? fragte er. -- Er ist schon Nachmittag fortgegangen und noch nicht daheim, wenn er nicht ungesehen zur Mühle gegangen ist. Wenn Sie ruhig zu Bette gehen, bemerkt läufer! — Das war hübsch von ihm; denn er kann doch sonst den Kerl nicht leiden. Ja, rief ein Anderer, der Schmied ist ein kluger Mann; er ist gewiß dem Verräther auf der Spur, und dann mag ich mit dem die Suppe nicht theilen. — Die Männer gingen vorüber. Der Knabe zitterte. Du bist ein braver Junge, sagte der Justizrath und drückte ihm Geld in die Tasche. Ich habe es immer gut mit dir gemeint, und du vergiltst es. Habe nur Muth! — Hast du die Kerle nicht gekannt? fragte der Actuarius; es könnte doch gut sein, sie sich zu merken. — Der Knabe verneinte dies und ging vorsichtig horchend voran. Um etwa zwei Uhr trafen die Drei bei der Mühle ein. Sie hatten sich am Schilfrand des Sees gehalten und so die Schmiede umgangen. Auf ein leises Klopfen öffnete Marie und führte die Männer in ein reinliches Hinterstübchen, wo frische Betten aufgeschlagen und Kaffee und Butterbrod bereit waren. Der Justizrath sah das Mädchen zärtlich an: Gottes Wege sind wunderbar, sagte er, wie hätte ich denken können, gerade bei dir Zuflucht suchen zu müssen! Der Aktuar war zum ersten Male etwas verlegen. Wo ist denn der Vater? fragte er. — Er ist schon Nachmittag fortgegangen und noch nicht daheim, wenn er nicht ungesehen zur Mühle gegangen ist. Wenn Sie ruhig zu Bette gehen, bemerkt <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0048"/> läufer! — Das war hübsch von ihm; denn er kann doch sonst den Kerl nicht leiden.</p><lb/> <p>Ja, rief ein Anderer, der Schmied ist ein kluger Mann; er ist gewiß dem Verräther auf der Spur, und dann mag ich mit dem die Suppe nicht theilen. —</p><lb/> <p>Die Männer gingen vorüber. Der Knabe zitterte.</p><lb/> <p>Du bist ein braver Junge, sagte der Justizrath und drückte ihm Geld in die Tasche. Ich habe es immer gut mit dir gemeint, und du vergiltst es. Habe nur Muth! —</p><lb/> <p>Hast du die Kerle nicht gekannt? fragte der Actuarius; es könnte doch gut sein, sie sich zu merken. —</p><lb/> <p>Der Knabe verneinte dies und ging vorsichtig horchend voran.</p><lb/> <p>Um etwa zwei Uhr trafen die Drei bei der Mühle ein. Sie hatten sich am Schilfrand des Sees gehalten und so die Schmiede umgangen. Auf ein leises Klopfen öffnete Marie und führte die Männer in ein reinliches Hinterstübchen, wo frische Betten aufgeschlagen und Kaffee und Butterbrod bereit waren.</p><lb/> <p>Der Justizrath sah das Mädchen zärtlich an: Gottes Wege sind wunderbar, sagte er, wie hätte ich denken können, gerade bei dir Zuflucht suchen zu müssen!</p><lb/> <p>Der Aktuar war zum ersten Male etwas verlegen. Wo ist denn der Vater? fragte er. —</p><lb/> <p>Er ist schon Nachmittag fortgegangen und noch nicht daheim, wenn er nicht ungesehen zur Mühle gegangen ist. Wenn Sie ruhig zu Bette gehen, bemerkt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0048]
läufer! — Das war hübsch von ihm; denn er kann doch sonst den Kerl nicht leiden.
Ja, rief ein Anderer, der Schmied ist ein kluger Mann; er ist gewiß dem Verräther auf der Spur, und dann mag ich mit dem die Suppe nicht theilen. —
Die Männer gingen vorüber. Der Knabe zitterte.
Du bist ein braver Junge, sagte der Justizrath und drückte ihm Geld in die Tasche. Ich habe es immer gut mit dir gemeint, und du vergiltst es. Habe nur Muth! —
Hast du die Kerle nicht gekannt? fragte der Actuarius; es könnte doch gut sein, sie sich zu merken. —
Der Knabe verneinte dies und ging vorsichtig horchend voran.
Um etwa zwei Uhr trafen die Drei bei der Mühle ein. Sie hatten sich am Schilfrand des Sees gehalten und so die Schmiede umgangen. Auf ein leises Klopfen öffnete Marie und führte die Männer in ein reinliches Hinterstübchen, wo frische Betten aufgeschlagen und Kaffee und Butterbrod bereit waren.
Der Justizrath sah das Mädchen zärtlich an: Gottes Wege sind wunderbar, sagte er, wie hätte ich denken können, gerade bei dir Zuflucht suchen zu müssen!
Der Aktuar war zum ersten Male etwas verlegen. Wo ist denn der Vater? fragte er. —
Er ist schon Nachmittag fortgegangen und noch nicht daheim, wenn er nicht ungesehen zur Mühle gegangen ist. Wenn Sie ruhig zu Bette gehen, bemerkt
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Zitationshilfe: | Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/48>, abgerufen am 16.02.2025. |