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Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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als der Knabe zur Mühle ging, wo eben der Müller arbeitete, sagte er ihr im Vorbeigehen:

Seid um zehn Uhr hinter dem Stall, ich habe Euch etwas zu sagen.

Der Knabe fand sich pünktlich ein und eröffnete dem Mädchen, daß es in der Welt bald bunt kommen werde, und er habe etwas munkeln hören, daß der Justizrath und Actuar in Gefahr seien; die Stiftsbauern würden zur Stadt ziehen, und dann thue es nicht gut. Ihm sei gesagt, daß der Actuar, als er damals wegen des Gerichtsdieners und Gensdarmen Strafe bekommen sollen, für ihn vorgebeten habe, und nun könne er es nicht über das Herz bringen, er wolle ihm gern helfen, er wisse aber nicht, wie er es anfangen solle. Der Zug gehe von Glowitz aus, und so bliebe dem Justizrath und Actuar, die vor dem Heuthor wohnten, nur ein Ausweg, und zwar nach dieser Seite her. Da aber den Bauern, die etwa hier zurückblieben, eben so wenig zu trauen sei, als denen, die sich den Glowitzern anschlössen, so sei die einzige Rettung noch hierher zur Mühle; denn der Vater so wenig wie der Schmied würden zu Hause sein. Man könne von der Mühle Alles übersehen, und wenn ihre Spur ermittelt würde, so wisse er auch noch Rath.

Was meint Ihr dazu, Jungfer Marie, thue ich wohl recht, und werdet Ihr mich nicht verrathen? --

Dein Plan, Jörge, gefällt mir nicht; denn hierher laufen ja die Leute geradezu in den Sack, und wenn

als der Knabe zur Mühle ging, wo eben der Müller arbeitete, sagte er ihr im Vorbeigehen:

Seid um zehn Uhr hinter dem Stall, ich habe Euch etwas zu sagen.

Der Knabe fand sich pünktlich ein und eröffnete dem Mädchen, daß es in der Welt bald bunt kommen werde, und er habe etwas munkeln hören, daß der Justizrath und Actuar in Gefahr seien; die Stiftsbauern würden zur Stadt ziehen, und dann thue es nicht gut. Ihm sei gesagt, daß der Actuar, als er damals wegen des Gerichtsdieners und Gensdarmen Strafe bekommen sollen, für ihn vorgebeten habe, und nun könne er es nicht über das Herz bringen, er wolle ihm gern helfen, er wisse aber nicht, wie er es anfangen solle. Der Zug gehe von Glowitz aus, und so bliebe dem Justizrath und Actuar, die vor dem Heuthor wohnten, nur ein Ausweg, und zwar nach dieser Seite her. Da aber den Bauern, die etwa hier zurückblieben, eben so wenig zu trauen sei, als denen, die sich den Glowitzern anschlössen, so sei die einzige Rettung noch hierher zur Mühle; denn der Vater so wenig wie der Schmied würden zu Hause sein. Man könne von der Mühle Alles übersehen, und wenn ihre Spur ermittelt würde, so wisse er auch noch Rath.

Was meint Ihr dazu, Jungfer Marie, thue ich wohl recht, und werdet Ihr mich nicht verrathen? —

Dein Plan, Jörge, gefällt mir nicht; denn hierher laufen ja die Leute geradezu in den Sack, und wenn

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[0037] als der Knabe zur Mühle ging, wo eben der Müller arbeitete, sagte er ihr im Vorbeigehen: Seid um zehn Uhr hinter dem Stall, ich habe Euch etwas zu sagen. Der Knabe fand sich pünktlich ein und eröffnete dem Mädchen, daß es in der Welt bald bunt kommen werde, und er habe etwas munkeln hören, daß der Justizrath und Actuar in Gefahr seien; die Stiftsbauern würden zur Stadt ziehen, und dann thue es nicht gut. Ihm sei gesagt, daß der Actuar, als er damals wegen des Gerichtsdieners und Gensdarmen Strafe bekommen sollen, für ihn vorgebeten habe, und nun könne er es nicht über das Herz bringen, er wolle ihm gern helfen, er wisse aber nicht, wie er es anfangen solle. Der Zug gehe von Glowitz aus, und so bliebe dem Justizrath und Actuar, die vor dem Heuthor wohnten, nur ein Ausweg, und zwar nach dieser Seite her. Da aber den Bauern, die etwa hier zurückblieben, eben so wenig zu trauen sei, als denen, die sich den Glowitzern anschlössen, so sei die einzige Rettung noch hierher zur Mühle; denn der Vater so wenig wie der Schmied würden zu Hause sein. Man könne von der Mühle Alles übersehen, und wenn ihre Spur ermittelt würde, so wisse er auch noch Rath. Was meint Ihr dazu, Jungfer Marie, thue ich wohl recht, und werdet Ihr mich nicht verrathen? — Dein Plan, Jörge, gefällt mir nicht; denn hierher laufen ja die Leute geradezu in den Sack, und wenn

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:10:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:10:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/37>, abgerufen am 23.11.2024.