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Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wer kann etwas gegen uns, wenn wir uns still und friedlich halten? Wir haben, Gott sei Dank, eine väterliche Regierung, und wenn man auch viel zu bezahlen hat, ohne zu wissen wofür, so lebt doch Recht und Gerechtigkeit.

Mit aller Gerechtigkeit, erwiderte der Müller, ist es nichts, wenn sie vom guten Willen abhängt. So sagte oft der verrückte Lehrer. Wen ich nicht zwingen kann, gerecht zu sein, den will ich zum Richter. Der Fürst ist kein Vater, und soll es nicht sein. Das Gesetz soll mich schützen, die feste Ordnung, nicht der gute Wille des Einzelnen. So ungefähr meinte der Lehrer, und, lieber Nachbar, wenn ich den Kammerherrn da drüben auf Bukerode ansehe, der lauter Liebe und Güte, lauter Gerechtigkeit und Väterlichkeit ist und damit seine Bauern dahin bringt, daß sie ein Recht nach dem andern aufgeben und Alles vertrauensvoll ihm in die Hände legen, so kommt es mir oft vor, als habe der verrückte Lehrer doch Recht. Sie haben ihr Recht, soweit sie es verstehen, und verlieren jede Lust, selbst zu denken und zu handeln, aus Bequemlichkeit.

Was kümmert uns das? meinte der Schmied; wir kleinen Leute müssen es Andern überlassen, Alles zum Besten zu ordnen; wer nicht selbst essen kann, muß sich füttern lassen, und -- Nachbar, wenn man dem Affen das Barbiermesser in die Hand giebt, schneidet er sich.

Beide Männer lachten, gingen ihren Geschäften

Wer kann etwas gegen uns, wenn wir uns still und friedlich halten? Wir haben, Gott sei Dank, eine väterliche Regierung, und wenn man auch viel zu bezahlen hat, ohne zu wissen wofür, so lebt doch Recht und Gerechtigkeit.

Mit aller Gerechtigkeit, erwiderte der Müller, ist es nichts, wenn sie vom guten Willen abhängt. So sagte oft der verrückte Lehrer. Wen ich nicht zwingen kann, gerecht zu sein, den will ich zum Richter. Der Fürst ist kein Vater, und soll es nicht sein. Das Gesetz soll mich schützen, die feste Ordnung, nicht der gute Wille des Einzelnen. So ungefähr meinte der Lehrer, und, lieber Nachbar, wenn ich den Kammerherrn da drüben auf Bukerode ansehe, der lauter Liebe und Güte, lauter Gerechtigkeit und Väterlichkeit ist und damit seine Bauern dahin bringt, daß sie ein Recht nach dem andern aufgeben und Alles vertrauensvoll ihm in die Hände legen, so kommt es mir oft vor, als habe der verrückte Lehrer doch Recht. Sie haben ihr Recht, soweit sie es verstehen, und verlieren jede Lust, selbst zu denken und zu handeln, aus Bequemlichkeit.

Was kümmert uns das? meinte der Schmied; wir kleinen Leute müssen es Andern überlassen, Alles zum Besten zu ordnen; wer nicht selbst essen kann, muß sich füttern lassen, und — Nachbar, wenn man dem Affen das Barbiermesser in die Hand giebt, schneidet er sich.

Beide Männer lachten, gingen ihren Geschäften

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:10:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:10:09Z)

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Zitationshilfe: Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/24>, abgerufen am 24.11.2024.