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Zetkin, Clara: Das Frauenstimmrecht [Begründung zur Resolution: Das Frauenstimmrecht], in: Internationaler Sozialisten-Kongreß zu Stuttgart 18. bis 24. August 1907. Berlin, 1907, S. 40–48.

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vorwärts in den Kampf für das Frauenwahlrecht. Er dient der Erweckung des
weiblichen Proletariats zum klassenbewußten politischen Leben. Und das ist
von der höchsten Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft des Proletariats
und seines Befreiungskampfes. Nicht die geduldige Kreuzesträgerin, die stumpf¬
sinnige Sklavin, die zielbewußte Kämpferin wird ein Geschlecht von starken
Kämpfern und Kämpferinnen erziehen. Mit höchstem Recht kann gerade die
Frau von sich sagen, daß ihr aus ihren Gebeinen Rächer erstehen, Kinder, die
sie nicht bloß mit den Säften ihres Schoßes, die sie mit den kühnen Gedanken
ihres Hirns, mit den leidenschaftlichen Wünschen ihres Herzens genährt hat,
Kämpfer und Kämpferinnen, die sie nicht nur eines Tages ersetzen, nein, die
sie an Kampfestugenden übertreffen. (Stürmischer Beifall.)

Jn der Diskussion erhielt das Wort

Genossin Pelletier-Paris: Bis in die neueste Zeit hinein hat die Frau
außerhalb der Sexualität und der Materialität überhaupt nicht existiert. Sie
hatte ihre Lebensgrundlage im Mann, und ohne ihn war sie einfach nichts.
Wir Frauen der modernen Zeit sind dieser Bevormundung überdrüssig und
verlangen unsere volle Gleichberechtigung. Die Naturgesetze sind keine un¬
überschreitbare Barriere. Wenn man sagt, wir seien minderwertige Wesen,
so vergißt man einen Jahrtausende alten Druck der Knechtschaft, unter dem
wir gelitten haben. Jedenfalls sind wir sozial nicht minderwertig, und so
fordern wir das Frauenstimmrecht als Mittel im proletarischen Befreiungs¬
kampfe. (Beifall.)

Genossin Murby-England (Fabian Society): Auch wir sind für das
Frauenwahlrecht, sind aber bereit, das beschränkte Frauenwahlrecht als Ab¬
schlagszahlung anzunehmen und stimmen in diesem Punkte der Resolution
der Kommission nicht zu. Wir können auch sehr gut mit der bürgerlichen
Frauenstimmrechtsgesellschaft auskommen. Die sozialistische Partei hat seit
25 Jahren das Frauenwahlrecht im Programm, hat aber wenig dafür getan.
Die bürgerlichen Frauenstimmrechtsgesellschaften haben viel mehr erreicht. Von
den 690 Abgeordneten des Unterhauses sind nicht weniger als 423 für das
beschränkte Frauenwahlrecht. Was darum auch dieser Kongreß beschließen
möge, wir werden kraft der Autonomie der Nationen mit den bürgerlichen
Frauenrechtlerinnen zusammengehen. (Beifall bei einem Teil der Engländer.)

Adelheid Popp-Wien (mit lebhaftem Händeklatschen empfangen): Als
die österreichischen sozialistischen Frauen beim Jnternationalen Bureau den
Antrag einreichten, das Frauenwahlrecht auf die Tagesordnung dieses Kon¬
gresses zu setzen, haben wir es getan, weil wir in den vielfachen Wahlrechts¬
kämpfen der österreichischen Sozialdemokratie, die leider zur Eroberung des
Frauenwahlrechts noch nicht geführt haben, die Wahrnehmung gemacht haben,
daß die Frauen, wenn sie heute dank der Agitation der Sozialdemokratie das
Wahlrecht bekämen, nicht mehr eine leichte Beute der klerikalen reaktionären
Parteien sein würden, sondern in großen Scharen frei und selbstbewußt da
ihren Platz einnehmen würden, wo die Männer kämpfen, in der sozialdemokra¬
tischen Arbeiterpartei. (Bravo!) Wir wünschen daher, daß dieser Kongreß
nicht nur das theoretische Bekenntnis aller Sozialdemokraten für das Frauen¬
wahlrecht zum Ausdruck bringt, sondern daß auch alle Sozialdemokraten diese
Forderung praktisch propagieren, trotz mancher Schwierigkeiten, die die poli¬
tische Frauenbewegung natürlich für die Familie erzeugt. Der Kampf um das
Frauenwahlrecht muß getragen sein von der Unterstützung der sozialistischen
Parteien aller Länder. (Beifall.) Fordern wir doch das Frauenwahlrecht
nicht in erster Linie aus frauenrechtlerischen Erwägungen, obwohl wir es als
eine Schmach betrachten, daß arbeitenden Frauen und Müttern das einfachste
natürlichste Staatsbürgerrecht vorenthalten wird, sondern weil es nach
unserer heiligsten und festesten Ueberzeugung dazu dienen muß, die Kraft
des Proletariats zu stärken und eine wirtschaftliche Besserstellung zu er¬


vorwärts in den Kampf für das Frauenwahlrecht. Er dient der Erweckung des
weiblichen Proletariats zum klassenbewußten politischen Leben. Und das ist
von der höchsten Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft des Proletariats
und seines Befreiungskampfes. Nicht die geduldige Kreuzesträgerin, die stumpf¬
sinnige Sklavin, die zielbewußte Kämpferin wird ein Geschlecht von starken
Kämpfern und Kämpferinnen erziehen. Mit höchstem Recht kann gerade die
Frau von sich sagen, daß ihr aus ihren Gebeinen Rächer erstehen, Kinder, die
sie nicht bloß mit den Säften ihres Schoßes, die sie mit den kühnen Gedanken
ihres Hirns, mit den leidenschaftlichen Wünschen ihres Herzens genährt hat,
Kämpfer und Kämpferinnen, die sie nicht nur eines Tages ersetzen, nein, die
sie an Kampfestugenden übertreffen. (Stürmischer Beifall.)

Jn der Diskussion erhielt das Wort

Genossin Pelletier-Paris: Bis in die neueste Zeit hinein hat die Frau
außerhalb der Sexualität und der Materialität überhaupt nicht existiert. Sie
hatte ihre Lebensgrundlage im Mann, und ohne ihn war sie einfach nichts.
Wir Frauen der modernen Zeit sind dieser Bevormundung überdrüssig und
verlangen unsere volle Gleichberechtigung. Die Naturgesetze sind keine un¬
überschreitbare Barriere. Wenn man sagt, wir seien minderwertige Wesen,
so vergißt man einen Jahrtausende alten Druck der Knechtschaft, unter dem
wir gelitten haben. Jedenfalls sind wir sozial nicht minderwertig, und so
fordern wir das Frauenstimmrecht als Mittel im proletarischen Befreiungs¬
kampfe. (Beifall.)

Genossin Murby-England (Fabian Society): Auch wir sind für das
Frauenwahlrecht, sind aber bereit, das beschränkte Frauenwahlrecht als Ab¬
schlagszahlung anzunehmen und stimmen in diesem Punkte der Resolution
der Kommission nicht zu. Wir können auch sehr gut mit der bürgerlichen
Frauenstimmrechtsgesellschaft auskommen. Die sozialistische Partei hat seit
25 Jahren das Frauenwahlrecht im Programm, hat aber wenig dafür getan.
Die bürgerlichen Frauenstimmrechtsgesellschaften haben viel mehr erreicht. Von
den 690 Abgeordneten des Unterhauses sind nicht weniger als 423 für das
beschränkte Frauenwahlrecht. Was darum auch dieser Kongreß beschließen
möge, wir werden kraft der Autonomie der Nationen mit den bürgerlichen
Frauenrechtlerinnen zusammengehen. (Beifall bei einem Teil der Engländer.)

Adelheid Popp-Wien (mit lebhaftem Händeklatschen empfangen): Als
die österreichischen sozialistischen Frauen beim Jnternationalen Bureau den
Antrag einreichten, das Frauenwahlrecht auf die Tagesordnung dieses Kon¬
gresses zu setzen, haben wir es getan, weil wir in den vielfachen Wahlrechts¬
kämpfen der österreichischen Sozialdemokratie, die leider zur Eroberung des
Frauenwahlrechts noch nicht geführt haben, die Wahrnehmung gemacht haben,
daß die Frauen, wenn sie heute dank der Agitation der Sozialdemokratie das
Wahlrecht bekämen, nicht mehr eine leichte Beute der klerikalen reaktionären
Parteien sein würden, sondern in großen Scharen frei und selbstbewußt da
ihren Platz einnehmen würden, wo die Männer kämpfen, in der sozialdemokra¬
tischen Arbeiterpartei. (Bravo!) Wir wünschen daher, daß dieser Kongreß
nicht nur das theoretische Bekenntnis aller Sozialdemokraten für das Frauen¬
wahlrecht zum Ausdruck bringt, sondern daß auch alle Sozialdemokraten diese
Forderung praktisch propagieren, trotz mancher Schwierigkeiten, die die poli¬
tische Frauenbewegung natürlich für die Familie erzeugt. Der Kampf um das
Frauenwahlrecht muß getragen sein von der Unterstützung der sozialistischen
Parteien aller Länder. (Beifall.) Fordern wir doch das Frauenwahlrecht
nicht in erster Linie aus frauenrechtlerischen Erwägungen, obwohl wir es als
eine Schmach betrachten, daß arbeitenden Frauen und Müttern das einfachste
natürlichste Staatsbürgerrecht vorenthalten wird, sondern weil es nach
unserer heiligsten und festesten Ueberzeugung dazu dienen muß, die Kraft
des Proletariats zu stärken und eine wirtschaftliche Besserstellung zu er¬

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[47/0009] vorwärts in den Kampf für das Frauenwahlrecht. Er dient der Erweckung des weiblichen Proletariats zum klassenbewußten politischen Leben. Und das ist von der höchsten Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft des Proletariats und seines Befreiungskampfes. Nicht die geduldige Kreuzesträgerin, die stumpf¬ sinnige Sklavin, die zielbewußte Kämpferin wird ein Geschlecht von starken Kämpfern und Kämpferinnen erziehen. Mit höchstem Recht kann gerade die Frau von sich sagen, daß ihr aus ihren Gebeinen Rächer erstehen, Kinder, die sie nicht bloß mit den Säften ihres Schoßes, die sie mit den kühnen Gedanken ihres Hirns, mit den leidenschaftlichen Wünschen ihres Herzens genährt hat, Kämpfer und Kämpferinnen, die sie nicht nur eines Tages ersetzen, nein, die sie an Kampfestugenden übertreffen. (Stürmischer Beifall.) Jn der Diskussion erhielt das Wort Genossin Pelletier-Paris: Bis in die neueste Zeit hinein hat die Frau außerhalb der Sexualität und der Materialität überhaupt nicht existiert. Sie hatte ihre Lebensgrundlage im Mann, und ohne ihn war sie einfach nichts. Wir Frauen der modernen Zeit sind dieser Bevormundung überdrüssig und verlangen unsere volle Gleichberechtigung. Die Naturgesetze sind keine un¬ überschreitbare Barriere. Wenn man sagt, wir seien minderwertige Wesen, so vergißt man einen Jahrtausende alten Druck der Knechtschaft, unter dem wir gelitten haben. Jedenfalls sind wir sozial nicht minderwertig, und so fordern wir das Frauenstimmrecht als Mittel im proletarischen Befreiungs¬ kampfe. (Beifall.) Genossin Murby-England (Fabian Society): Auch wir sind für das Frauenwahlrecht, sind aber bereit, das beschränkte Frauenwahlrecht als Ab¬ schlagszahlung anzunehmen und stimmen in diesem Punkte der Resolution der Kommission nicht zu. Wir können auch sehr gut mit der bürgerlichen Frauenstimmrechtsgesellschaft auskommen. Die sozialistische Partei hat seit 25 Jahren das Frauenwahlrecht im Programm, hat aber wenig dafür getan. Die bürgerlichen Frauenstimmrechtsgesellschaften haben viel mehr erreicht. Von den 690 Abgeordneten des Unterhauses sind nicht weniger als 423 für das beschränkte Frauenwahlrecht. Was darum auch dieser Kongreß beschließen möge, wir werden kraft der Autonomie der Nationen mit den bürgerlichen Frauenrechtlerinnen zusammengehen. (Beifall bei einem Teil der Engländer.) Adelheid Popp-Wien (mit lebhaftem Händeklatschen empfangen): Als die österreichischen sozialistischen Frauen beim Jnternationalen Bureau den Antrag einreichten, das Frauenwahlrecht auf die Tagesordnung dieses Kon¬ gresses zu setzen, haben wir es getan, weil wir in den vielfachen Wahlrechts¬ kämpfen der österreichischen Sozialdemokratie, die leider zur Eroberung des Frauenwahlrechts noch nicht geführt haben, die Wahrnehmung gemacht haben, daß die Frauen, wenn sie heute dank der Agitation der Sozialdemokratie das Wahlrecht bekämen, nicht mehr eine leichte Beute der klerikalen reaktionären Parteien sein würden, sondern in großen Scharen frei und selbstbewußt da ihren Platz einnehmen würden, wo die Männer kämpfen, in der sozialdemokra¬ tischen Arbeiterpartei. (Bravo!) Wir wünschen daher, daß dieser Kongreß nicht nur das theoretische Bekenntnis aller Sozialdemokraten für das Frauen¬ wahlrecht zum Ausdruck bringt, sondern daß auch alle Sozialdemokraten diese Forderung praktisch propagieren, trotz mancher Schwierigkeiten, die die poli¬ tische Frauenbewegung natürlich für die Familie erzeugt. Der Kampf um das Frauenwahlrecht muß getragen sein von der Unterstützung der sozialistischen Parteien aller Länder. (Beifall.) Fordern wir doch das Frauenwahlrecht nicht in erster Linie aus frauenrechtlerischen Erwägungen, obwohl wir es als eine Schmach betrachten, daß arbeitenden Frauen und Müttern das einfachste natürlichste Staatsbürgerrecht vorenthalten wird, sondern weil es nach unserer heiligsten und festesten Ueberzeugung dazu dienen muß, die Kraft des Proletariats zu stärken und eine wirtschaftliche Besserstellung zu er¬

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Zitationshilfe: Zetkin, Clara: Das Frauenstimmrecht [Begründung zur Resolution: Das Frauenstimmrecht], in: Internationaler Sozialisten-Kongreß zu Stuttgart 18. bis 24. August 1907. Berlin, 1907, S. 40–48, hier S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zetkin_frauenstimmrecht_1907/9>, abgerufen am 29.03.2024.